REVIEW

PAAR „Hone“ (Cold Wave/ Atmospheric Noise)

PAAR

„Hone“
(Cold Wave/ Atmospheric Noise)

Wertung: Gut+

VÖ: 02.04.2019

Label: Eigenproduktion/ GRZEGORZKI RECORDS

Webseite: Bandcamp / Facebook

Vor über 5 Jahren überzeugte mich ein Album auf ganz besondere Weise. THE AMOUNT OF LIGHT WE GIVE OFF hieß die Band, dahinter stand ein gewisser Rico Sperl, dieser schrieb mir nun, mit Hinweis auf das damalige Review, dass er nun eine Band namens PAAR hätte. Aufgrund von (Facebook-)Empfehlungen verschiedenster „Freunde“ war mir die Band seit einiger Zeit ein Begriff.

PAAR ist in München beheimatet und besteht aus Ly Nguyen (Gesang), Rico Sperl (Bass, Drum Machine, Synthesizer), Matthias Zimmermann (Gitarre).

Insgesamt ist die Band musikalisch schwer einzuordnen. Da sind die schweren Tracks voller elektronischer Finessen. Da ist dieser weibliche Gesang, der zu dunkel für den sanften Cold Wave ist, dennoch prägnant und in bestimmten Phasen fragil. Da ist die noisige Komponente, die das Schnittermesser schmiedet, welches wie durch Butter durch die Melodien schneidet.

Der Opener „Crack“ ist ebenso abwechslungsreich, wie die gesamte EP. Auf der einer Seite die treibende Rhythmik durch E-Drums, auf der anderen ein verführerisches Keyboard. Das Ganze wird mit einer kühlen Ästhetik dargeboten, die sich lächelnd um das dunkle Herz schmiegt.

Druckvoller und in Phasen straighter (von den Saiten her) ist „Vane“ inszeniert, wobei die Rohheit und der noisige Effekt geschickt durch den eindringlichen Gesang konterkariert wird.

„Syn“ erinnert mich ein wenig an IDEAL. Der gedrungene Minimalismus, welcher doch immer etwas Erhabenes hat. Aufgrund verschiedenster elektronischer Gimmicks dürfte man diesen Song auch als YPS-Heft des Cold Waves bezeichnen. Die Soundtrack-artigen Variationen zu Beginn und als sphärischer Underground könnten frühe Kubricks Filme vertonen, auch wenn dann (gefühlt) manches Raumgefährt etwas schneller fliegt. Die Stimme (das Timbre) schmiegt sich perfekt an den Sound.

Das Schlussstück „pure“ lässt einen dramatisch-bedrohlichen Soundwall herrichten, der von lieblichen Saiten umrahmt wird. Und aus der hintersten lukt ein Ennio Morricone.

Fazit: PAAR zelebriert dunkle Musik als Kunstform. Manchmal erinnern sie an eine Melange aus neuen Neubauten und Minuit Machine, manchmal wirken sie entfremdet jeglicher Konventionen. Soundtüftler meets Hitmaschine meets Ästhetik. Ein spannungsvoller Kurzkontakt voller überraschender Wendungen. Die eisige Atmosphäre und die hingebungsvolle Dramatik betören das Schwarzherz und liefern trotz Negation jeglichen Strophe/Refrain Aufbaus ein eingängiges Machwerk, dessen verführerische Eleganz ein ganz besonderes Balzritual beherbergt. (andreas)