EMPFEHLUNG, REVIEW

BLACK SPACE RIDERS „Amoretum Vol. 2“ (Space Rock)

BLACK SPACE RIDERS

„Amoretum Vol. 2“
(Space Rock)

Wertung: ratet mal … Empfehlung!

: 27.07.2018

Label: Black Space Records

Webseite: Homepage, Facebook

Zwei Alben innerhalb eines halben Jahres … ach Gottchen, was hab‘ ich mich davor gefürchtet. Ich leide immer noch unter dem Wir-haben-so-viele-Songs-aufgenommen-die-hauen-wir-als-zwei-separate-Alben-raus-Syndrom. Erinnern wir uns (wenn ihr denn schon geboren ward):

GUNS ‚N‘ ROSES 1991 „Use your Illusion I“ und (wer kommt drauf?) „Use your Illusion II“. Hätte man das Songmaterial von kompetenten Menschen (wie mir) zusammenkürzen lassen, hätten wir einen Meilenstein des Hard Rocks und nicht lediglich zwei ganz gute Alben.

2005 .. SYSTEM OF A DOWN … Zuerst knüppelt die Band eines meiner Lieblingsalben aller Zeiten raus: „Mezmerize“. Niemals wurden Pop und Blastbeats so perfekt verwoben, wie hier. Dann, sechs Monate später, „Hypnotize“. Nix. Die sechsmonatige Euphorie, in der ich „Mezmerize“ JEDEN TAG gehört habe, wurde erstickt.

(Übrigens: Musikreviews sind immer subjektiv … wer es anders sieht als ich, hat halt ’ne Meinung!)

So und nun „meine“ BLACK SPACE RIDERS. Durch meine Prägung lief der erste Durchgang voll ins Leere. Mein Unterbewusstsein hatte sich bereits darauf verlassen, dass das Album kacke werden muss, wie es halt immer so ist. Die Durchgänge zwei bis zehn allerdings bewiesen recht eindrucksvoll, dass mein Unterbewusstsein einfach keine Ahnung von Musik hat.

Ich habe wirklich keinen Plan, was die BLACK SPACE RIDERS sich in den Tabak krümeln oder trinken, aber der Stoff ist gut, so viel steht fest. Ich könnte nun aus reiner Gewohn- und Faulheit hier die Höchstnote zücken, aber das Songmaterial zwingt mich einfach dazu. Gefühlt klingt die Band tatsächlich ein wenig anders, als auf dem direkten Vorgänger, aber was sie machen, hat einfach Hand und Fuß. An vielen Stellen klingt das Album direkter und härter als auf „Amoretum Vol. 1“, an anderen wiederum verspielter. Ohne Zweifel kann man sagen, dass die Band die Grenzen ihres Universums verschoben hat, ohne den Kern zu verleugnen.

Before my eyes“ ist der Opener und ein schnörkelloser Heavy Stoner Rocker, der keine Gefangenen, aber Bock auf mehr macht.

Das folgende „LoveLoveLoveLoveLoveLoveLoveLoveLove! (Break the pattern of fear)“ schlägt in die gleiche Kerbe, rockt so fett nach vorne, dass es eine Freude ist und wenn ich in der Einleitung bereits den Namen SYSTEM OF A DOWN habe fallen lassen, ist diese Assoziation hier eindeutig angebracht. Nur sind die Gitarrenleads hier deutlich metallischer und grandios. Der Text sollte für jeden geistig verirrten zur Pflichtlektüre werden, damit er eine Chance bekommt zu verstehen, warum er voller Hass ist. Und vielleicht durchbricht er ja wirklich das Muster der Angst.

Nach zwei Mal Dampframme deluxe packt die Band jetzt wieder den typischen BSR-Wave aus und liefert uns „Walls away„. Ein starker Song mit großartigen Melodien und einem tollen Gesang.

Etwas entspannter und losgelöster klingt da schon „Slainte“ und wenn man weiß, dass es den einen oder anderen Whisky-Liebhaber in der Band gibt, macht dieser kleine folkige Ausflug durchaus Sinn und Durst.

Assimilating Love“ durchbricht die Entspannung und ballert dem Hörer fetten Stoner Punk um die Moppen und erhöht das Aggressionslevel wieder merklich.

Eigentlich wollte ich jetzt aufhören, jeden Song einzeln zu skizzieren, aber ich kann nicht! „In our garden“ ist ein so grandioses Stück entspannt-atmosphärischer Musik (und direkter Gegenpol zu „Assimilating Love“), dass man es so von der Band noch nicht gehört hat. Hört den Song mit geschlossenen Augen und vielleicht seht ihr ebenfalls einen Garten vor euch … Kopfkino!

Zu „Leaves of Life (Falling down)“ sag ich jetzt mal nichts … hört ihn euch einfach an:

Geil, oder?!

Bei „Ch Ch Ch Ch (Part 1)“ regiert (endlich) der psychedelische Faktor voll durch und wenn man denkt, dass diese Schiene mit „Ch Ch Ch Ch (Part 2)“ weitergefahren wird, wird sich mit einem fetten Riff konfrontiert sehen, welches in keinster Weise psychedelisch, sondern komplett real und in-die-Fresse ist. Sagt bitte nicht, dass dieses Album nicht voller Überraschungen steckt!

No Way“ ist mein persönliches Gegenstück zu „Fellow Peacemaker“: Ein Song, der mit kleinen Änderungen im Radio hoch und runter laufen müsste. Aber weil die Band den Song (hoffentlich) so geschaffen ist, wie er sein muss, wird nichts geändert und er wird halt nicht im Radio gespielt. Wieder ein Hit, der keiner ist, aber einer sein könnte.

Den Abschluss stellt „The wait is never over“ dar; ein gedubbter, gechillter Song, der es schafft sich permanent zu entwickeln und ab ca. achteinhalb Minuten richtig fett explodiert. Der Großteil des Songs erinnert mich an die experimentelle „Beyond Refugeeum“-EP, welche von mir mal nicht die Höchstnote bekam, aber dank des überzeugenden Endes, kann ich mich ohne Reue diesem Song hingeben.

Leck mich fett. Alles bleibt anders. Modifizierung. Bewusste Energieerhöhung. Phaser eher auf „Töten“, als auf „Betäuben“gestellt. Und trotzdem oder gerade deswegen sind es 101% BLACK SPACE RIDERS und … ich kann mich versuchen dagegen zu wehren, aber ich liebe die Art der Band. Die Songs. Den Sound.

Ach ja, ich möchte mich bei meinem Unterbewusstsein entschuldigen. Zwar hat es immer noch keine Ahnung von Musik, aber von „kacke“ (was es mir ja einreden wollte) ist dieses Album so weit entfernt, wie ich von einem sexy Muthafucka; aber den direkten Vergleich der beiden Volumen gewinnt „Amoretum Vol. 1“ mit einer Nasenlänge das Rennen und somit ist es (mal wieder) das „Vol. 1“, welches mir besser gefällt. Ist das schon pathologisch?!

Das neue Album (oder besser die neuen Alben) könnt ihr bequem als CD oder Vinyl (inklusive CD!) im Shop der Black Space Riders für einen fairen Kurs ordern (und packt euch gleich noch die anderen Alben dazu, für die es einen Rabatt im Shop gibt!). Meinen Segen habt ihr. Live long and prosper, spaceheads. (chris)