DEAMON’S CHILD
„Angstparade“
(Stoner Noise)
Wertung: verdammt gut
VÖ: 18.05.2018
Label: Zygmatron Music
Webseite: Facebook
Es ist kein großes Geheimnis, dass ich in DEAMON’S CHILD schwer verliebt bin und in wunderbarer Regelmäßigkeit liefert mir des Dämonen Kind Gründe unseren Liebesschwur zu erneuern.
Der neuste Grund heißt „Angstparade“ und liefert so viele verschiedene Motive, dass ich mich vor dem Schreiben des Reviews erst einmal sammeln musste. Es gibt Alben, die begeistern musikalisch und es ist egal, worüber gesungen wird. Es gibt Alben, da sind die Texte inspirierend und die Musik erträgt man nebenbei. Und es gibt „Angstparade„: musikalisch absolut überzeugend und textlich einfach inspirierend.
Die Musik als „typisch“ DEAMON’S CHILD zu bezeichnen trifft es auf den ersten Blick ganz gut, ist aber dennoch viel zu kurz gegriffen. Das Trio scheint sich seit dem ersten Demo auf einer Entwicklungsautobahn zu befinden und an jedem Rastplatz neue Inspirationen aufzulesen und zu verarbeiten.
Drummer Tim , ja ich wiederhole mich, wenn ich einen Blick auf meine alten Reviews werfe, ist so ziemlich der beste Drummer, den ich hören je durfte und es ist schlichtweg eine Rarität, dass ein Drummer den Bandsound so prägt, wie hier.
Die Riffs von Sven klingen auf „Angstparade“ mitunter düsterer, was aber wiederum mit den Texten hervorragend harmoniert. Auf der anderen Seite haben wir ein schönes AC/DC-Gedächtnisriff („Garten Eden“) (und ich freu mich schon drauf, wenn er bei den nächsten Shows den Duckwalk zelebriert) bzw. spielt bei „Knochenmann“ eine grandiose Gitarre; wäre ich ein Clubgänger, würde ich zu „Konfetti“ immer auf der Tanzfläche zu finden sein und „Krone der Schöpfung“ ist mein persönliches Äquivalent zu „Nichts“ vom letzten Album; weniger wegen des unwiderstehlichen Grooves, sondern vielmehr wegen der Epik, mit der dieser Song zelebriert wird. Wir haben ein tolles Gitarrenintro und einen so bisher noch nicht gehörten Solopart, der mich an die guten, alten 60er Jahre erinnert und das ganze Stück ist progressiv, abwechslungsreich, fordernd, musikalisch wunderschön und textlich extrem krass zugleich.
Und last but not least führt mich das zur vielleicht größten Überraschung des Albums: Ana. Ihre bisher meist zierliche Stimme ist jährlich gewachsen, aber von 2016 bis heute ist sie schier explodiert. Ich bin begeistert, wenn sie wütend schreit, im nächsten Moment lieblich flüstert, der Aggression und Zärtlichkeit, aber auch dem bitteren Sarkasmus allein durch ihre Stimme eine Gestalt gibt. Dadurch werden die Texte, die typisch DEAMON’S CHILD, mal mehr und mal weniger kryptisch geschrieben sind, erst so richtig zum Leben erweckt. Dabei spielt sie einfach mit ihrer Stimme, wie auf einem Instrument und ich finde das Ergebnis einfach mehr als großartig und wäre ich nicht schon seit Jahren verliebt, gäbe es spätestens jetzt kein Halten mehr.
Textlich ist auch diesmal wieder so viel drin, dass jeder von uns etwas findet, auf das er anspringen wird. Meine Highlights sind „Kalte Hände“ („Entschuldigen Sie, ich bin die Pharmaindustrie und ich wollte nur mal wissen, geht’s dir denn schon beschissen?“), „Knochenmann“ („Teil den Kuchen, Knochenmann. Denn so isst Mensch von Rang“) oder der Text zu „Krone der Schöpfung“ in Gänze, der sich der Ausbeutung der Tiere auf eine sehr direkte, schonungslose und radikale Weise widmet, ohne allerdings in irgendeiner Form belehrend mit dem erhobenen Zeigefinger zu agieren, worin zweifellos die Kunst liegt! Die Art, wie der Text geschrieben ist, ist grandios und ich denke, als Videoclip würden sich genug Ideen finden, um die Message auch visuell beeindruckend rüberbringen zu können.
Zu guter Letzt ist die Produktion wirklich fett geraten und drückt ganz ordentlich untenrum und der tiefenlastige Sound passt perfekt zu den neuen Songs.
Von mir gibt’s eine klare Empfehlung, denn DEAMON’S CHILD beweisen, dass alternative Musik aus Deutschland auch extrem anspruchsvoll und ohne Plattitüden oder Jammereien umgesetzt werden kann. (chris)