INTERVIEW

FVNERAL FVKK :: Das Lachen soll euch im Halse stecken bleiben

Beim ersten Auftritt von FVNERAL FVKK in Bremen beim Arkham Advertiser Fest (Bericht hier) habe ich mich mit 3/4 der Band in ihrem Bulli zusammengesetzt um ihnen ein paar Fragen zu stellen.

AMBOSS: Moin Moin! Vielen Dank für die Möglichkeit eines Interviews! Wie fandet ihr euren ersten Gig?

FRATER FLAGELLUM: Für den ersten Auftritt war ich zufrieden. Da ist noch Luft nach oben, aber für eine erste Show war das ok, hätte viel schlechter laufen können.
DECANUS OBSCANEUS: Das sehen glaube ich alle in der Band so. War eine solide Nummer mit einigen Dingern, aber ich glaube nichts dramatisches.
FRATER FLAGELLUM: Ein paar Sachen müssen sich noch einschleifen. Wir haben ein paar Songs auf Video aufgenommen um zu sehen wie es von außen wirkt, denn auf der Bühne fühlt es sich doch anders an. Da kann man da eventuell noch was ändern. Waren jetzt aber keine derben Fucker drin!
DECANUS OBSCANEUS: Wir mussten erstmal rausfinden wie wir live dastehen wollen. Da gab es verschiedene Pläne. Ich bin aber ganz glücklich mit der Entscheidung „nur“ diese Roben zu tragen. Wir hatten auch noch viele Ideen, was zum Beispiel auch die Ansagen betrifft.
CANTOR CINAEDICUS: Ja, das ist alles noch in der Entwicklung.
DECANUS OBSCANEUS: Dieses Thema biete ja auch total viel.
FRATER FLAGELLUM: Wir hatten erst noch überlegt was mit einem Weihrauchschwenker zu machen oder uns an der Kette auf die Bühne zerren zu lassen. Das war dann aber auch irgendwie „over the top“.
CANTOR CINAEDICUS: Es sollte halt auch nicht zu komödiantisch werden, das war uns wichtig.
FRATER FLAGELLUM: Lieber erst mit wenig anfangen, dann kann man sich bei Bedarf ja noch steigern, anstatt gleich „over the top“ einzusteigen. Dann kann natürlich auch viel mehr schief gehen. Uns waren die Songs erstmal wichtiger.
DECANUS OBSCANEUS: Das musikalische stand schon im Vordergrund.
FRATER FLAGELLUM: Wir sind ja auch nicht Gwar oder Slipknot! Also die Show soll nicht im Vordergrund stehen.

AMBOSS: Wir seid ihr überhaupt auf euer Thema der Kirche gekommen? Gab es da einen bestimmten Auslöser oder war es eher die generelle Abneigung?

FRATER FLAGELLUM: Ganz am Anfang sollte FVNERAL FVKK ja gar keine Doomband sein, sondern eigentlich Black/Thrash im Stile von alten Mayhem oder auch Impaled Nazarene. Und aus der Zeit sind auch noch der Bandname und das Konzept. Dann sind wir aber irgendwann auf Doom umgeschwenkt, das Konzept fanden wir aber trotzdem geil. Deswegen kann die Kombi auch am Anfang eher etwas seltsam anmuten.
DO: Auch mit dem Bandnamen der natürlich immer mal wieder aneckt. Da werden wir schon öfter drauf angesprochen, da der Bandname ja erstmal eher an räudigen Kram denken lässt. Die Leute denken dann eher an Rumgeballer, aber dann kommt recht epische Musik mit Klargesang.
FRATER FLAGELLUM: Es gab auch Doom-Hipster die gesagt haben, dass höre ich mir nicht an, der Name ist mir zu pubertär prollig, zu thrashig. Da gab es wirklich einige, die den Bandnamen so scheiße fanden, dass sie deswegen nicht zugehört haben. Mir halt egal, ne?
DECANUS OBSCANEUS: Wir fanden den Bandnamen gut und er eckt an, was manchmal auch nicht das Schlechteste ist.
FRATER FLAGELLUM: Wir machen das jetzt nicht als Showeffekt, aber wenn es jemanden stört, haben wir damit natürlich auch kein Problem. Metal war ja mal anecken, auch wenn das heutzutage fast gar nicht mehr geht. Aber durch das Thema der Pädophilie, was immer so im Raum steht, ist das für viele schon heftig.
CANTOR CINAEDICUS: Wir finden es auch deshalb gut, weil es keine stumpfe Provokation sein soll sondern innerhalb dieses Themas auf etwas aufmerksam machen soll. Es ist keine pubertäres Gekicher sondern schon der Hintergrund sehr krass auf etwas aufmerksam zu machen.
FRATER FLAGELLUM: Ändern werden wir damit sicherlich nichts, aber wir wollen nochmal darauf hinweisen wie krank die Kirche eigentlich ist. Auf der einen Seite die Fürsorgegeschichte und auf der anderen Seiten dann die pädophilen Auswüchse. Die ersten Texte waren noch fiktiv, die neuen basieren aber mehrheitlich auf realen Tatsachen. Kann man ja mal betonen, finde ich. Grade im Moment wo dann immer gefragt wird, was denn mit dem Islam sei. Bedrohung oder nicht? Da wird halt gerne vergessen, dass unsere Stammreligion kein Deut besser ist als bombenschmeißende Muslime. Auch wenn es länger her ist, ist es auf keinen Fall so, dass jetzt alles in Ordnung ist.

AMBOSS: Jetzt hatte ich hier noch die Frage stehen, warum ihr eine andere Doomband neben Ophis macht, aber das hat sich dann ja erledigt.

FRATER FLAGELLUM: Ja, warte. Als Decanus Obscaneus mit den ersten Doomparts kam, hab ich gesagt ich steige aus, darin sehe ich keinen Sinn. Wenn ich schon eine Nebenband habe, die auch viel Zeit kostet, dann muss ich schon irgendetwas anderes machen. Aber dann hat es doch sehr viel Spaß gemacht.
CANTOR CINAEDICUS: Vor allem ist es ja schon deutlich anders. Nochmal einen Ophis-Clon zu machen, wäre nicht sinnvoll gewesen. Wir finden, dass es sich schon deutlich genug abhebt, um eine andere Sparte abzudecken.
FRATER FLAGELLUM: Im Gegensatz zu Ophis ist FVNERAL FVKK ja eher „Easy Listening“. Bei Ophis mit den 14-minütigen Songs, in denen sich kein Part wiederholt, ist das schon eine ganz andere Geschichte.

AMBOSS: War FVNERAL FVKK anfangs eher als Studioprojekt gedacht, da die Ankündingung des ersten Gigs gefühlt recht lang auf sich hat warten lassen? Oder war das aufgrund Zeitkonflikten mit den Hauptbands?

FRATER FLAGELLUM: Wir hatten schon relativ früh Anfragen für Auftritte, aber wir hatten „nur“ die 3 Songs der EP bühnenfertig und der Rest war quasi noch im Embryonalstadium. Und mit 3 Songs wollten wir nicht auftreten, da haben wir gesagt, dass es schon mindestens 5 sein sollen. Und da mit den aktuellen Ophis und Fäulnis-Platten auch erstmal zu tun war, haben wir dem Vorrang gegeben. Und uns danach dann an FVNERAL FVKK gemacht. Deswegen hat es sich so gezogen, da es in solchen Phasen hintenan stehen muss. Dafür, dass es nur ein Nebenprojekt sein sollte, ist es schon recht groß und auch mehr geworden, aber die anderen Platten sollten erst fertiggemacht werden.
DECANUS OBSCANEUS: Als das Ganze anfing war mein Ziel auf jeden Fall eine 7“ zu machen. War zwar schwierig aber hat im Endeffekt dann doch geklappt. Da haben wir noch nicht über live spielen geredet. Das hat sich dann erst durch die vielen Anfragen und die hohe positive Resonanz herauskristallisiert, dass das auch Sinn macht. Wenn jetzt nichts dabei rumgekommen wäre, hätten wir es nach der 7“ eventuell auch sein lassen, aber durch die positive Resonanz, wollen wir mal sehen wie es weitergeht. Das Album ist in Arbeit.
FRATER FLAGELLUM: Ja, das Album machen wir auf jeden Fall und dann sehen wir eigentlich genauso weiter wie vorher. Im Idealfall passiert da was und wenn nicht war es auch so gut! Platte, EP, n paar schöne Gigs. Mal sehen was draus wird!
DECANUS OBSCANEUS: Wir hatten am Anfang auch n bisschen das Gefühl, hier können wir aus dem Bauch heraus entscheiden. Wir reden schon viel darüber, aber die Entscheidungen mit dem Bandnamen und den Roben, das machen wir einfach mal so. Das hat sich auch als ganz wichtiger Punkt erwiesen. Wir reden jetzt schon wieder mehr drüber, aber wir entscheiden auf jeden Fall mehr aus dem Bauch heraus als in unseren anderen Bands.
FRATER FLAGELLUM: Bei Ophis überlegen wir viel, wenn wir etwas Neues machen, ob wir das überhaupt so machen können. Präsentiert das die Band noch oder ist das vielleicht auch schon zu abgelutscht? Bei FVNERAL FVKK machen wir nur das, worauf wir Bock haben und wenn jemand sagt, dass das Riff jetzt aber wie bei Procession klingt, dann ist uns das egal. Es besteht schon ein Anspruch auf Eigenständigkeit, aber es ist alles spontaner. Das war bei Ophis am Anfang auch so, aber wenn du deine 4. Platte gemacht hast, dann musst du schon sehen, was du machst. Bei FVNERAL FVKK ist das egal, da kommt es mehr darauf an, dass es Spaß macht.
AMBOSS: Naja, so sollte es ja eigentlich sein, oder?
FRATER FLAGELLUM: Ja, aber man sollte schon einen gewissen Qualitätsfilter anwenden und überlegen, ob das wirklich gut oder einfach nur dahingerotzt ist.

AMBOSS: Ihr habt die EP als 7“, als digitale Ausgabe und als Tape rausgehauen. Absichtlich keine CD´s gemacht? Kein Bock drauf? Zu teuer?

DECANUS OBSCANEUS: Wäre jetzt cool zu sagen wir seien zu TRVE für eine CD, aber so war es nicht!
FRATER FLAGELLUM: Ja schreib mal wir wären zu TRVE für eine CD (lautes Gelächter im Bulli), aber tatsächlich war es so, dass wir kein Label dafür gefunden haben. Alle meinten EP auf CD geht nicht, lohnt sich finanziell nicht. Am liebsten wollten wir natürlich alles unter einem Dach haben, aber wir mussten dann tatsächlich für 3 Formate auf 3 Labels zurückgreifen. Deswegen hat es auch so lange gedauert das Ding raus zu bringen. Wir haben die EP ja schon 2016 aufgenommen. Also deutlich vor Release. Alle Labels haben gesagt, CD ja, wenn ihr ein Album macht, aber EP eben nicht.
DECANUS OBSCANEUS: Also für mich persönlich war es wichtig eine 7“ zu haben, das habe ich mir bei Bandgründung in den Kopf gesetzt, das war mein erstes Ziel und das hat auch geklappt. Dann kamen aber die „Schwierigkeiten“ mit den Labels hinzu und dadurch hat sich dann der Dreierdeal herausgestellt, mit dem wir jetzt aber eigentlich ganz happy sind. Ist schon ein bisschen seltsam und war auch eine Koordinationsgeschichte, aber im Endeffekt finde ich es so schon ganz geil, da die Streuweite größer ist.
FRATER FLAGELLUM: Das Tape war eher ein Bonus, da der Ophisdrummer (Steffen) ein eigenes Label hat (Lycanthropic Chants) auf dem nur Tapes erscheinen. Solitude haben wir gefragt ob sie es komplett machen wollen, wie gesagt keine CD und Vinyl machen die gar nicht, deswegen haben sie dann den digitalen Part übernommen.

AMBOSS: Jetzt habt ihr ja schon 2 andere bestätigte Gigs. Was hat sich jetzt geändert, dass das livespielen auf jeden Fall mehr wird?

DECANUS OBSCANEUS: Anfragen. Auf jeden Fall.
FRATER FLAGELLUM: Aktiv haben wir uns eigentlich nicht um Auftritte gekümmert, haben eher abgewartet ob da was kommt. Und das war jetzt der Fall. Wir haben bei den Festivals, wo wir Ophis angeboten haben, teilweise auch FVNERAL FVKK mit angeboten, aber da kam nur eine Doppelbuchung zurück.
DECANUS OBSCANEUS: Da zehren wir natürlich auch von unseren ganzen Kontakten, die wir durch die anderen Bands schon haben.
FRATER FLAGELLUM: Ich denke auf jeden Fall, dass wir unsere Anfragen ohne unsere anderen Bands wahrscheinlich nicht bekommen hätten.

AMBOSS: So, jetzt! Eure Identitäten… (Allgemeines Lachen und Schmunzeln) Bis heute abned waren die ja relativ geheim gehalten. Aber mit dem Auftritt heute wird sich das doch wohl so gut wie erledigt haben, oder?

CANTOR CINAEDICUS: Für mich ist es so, dass die Identitäten auch das Gesamtkonzept unterstützen. Ich meine selbst auf den Bandfotos mit den geschwärzten Augen, konnte man uns ja mehr oder weniger erkennen. Durch die Kunstfiguren wird das Konzept auch ein wenig entschärft. Mir persönlich ist es auch wichtig, dass man erkennt, dass es sich um eine Kunstfigur handelt, die einen bestimmten Zweck hat und etwas Bestimmtes vermitteln soll und nicht 1 zu 1 mit mir als Privatperson und meinen Ansichten ist.
FRATER FLAGELLUM: Das ist halt ein Gesamtkonzept und wir wollten jetzt auch kein Namedropping betreiben, sondern FVNERAL FVKK sollte für sich stehen. Aber wenn die Leute jetzt herausfinden wer wir sind, ist das auch kein Problem, wir sind nicht auf mystische Geheimhaltung aus.
DECANUS OBSCANEUS: Dann hätten wir heute ja mit Masken spielen müssen.
CANTOR CINAEDICUS: Der Sinn der Identitäten ist nicht Geheimhaltung sondern Trennung von Privatperson und Bühnenfigur. Und weil es eigentlich ganz cool ist. (Alles grölt!)
FRATER FLAGELLUM: Bei der Geschichte der „Church Of Holy Fuck“ in der wir die Priester sind, welche Pädophilie und Nekrophilie predigen, kannst du dann auch nicht mit unseren Privatnamen dastehen. Ein bisschen Image ist es dann ja doch schon wieder.

AMBOSS: Bei eurem Post zum zweiten Gitarristen, wie war das jetzt? Ist er fest dabei? Oder nur für live?

FRATER FLAGELLUM: Ja, beides, für live ist er fest dabei. Er wollte nicht als Vollzeitmitglied dabei sein, sondern nur live spielen, und so machen wir das auch. Er macht live bei uns mit, möchte aber nicht die Verpflichtung haben sich um Shirt-Designs oder was anderes kümmern zu müssen. Und da wir auf Platte 2 Gitarren haben, müssen wir die auch live vorweisen. Beim Songwriting ist er nicht mit dabei, sondern spielt was wir möchten und genauso gefällt ihm das auch. Das war sein Wunsch. Erstmal ist das so, aber eventuell kann sich das ja noch ändern.
DECANUS OBSCANEUS: Auch da schauen wir einfach mal wie sich das entwickelt. Vielleicht wird er festes Mitglied, vielleicht auch nicht.

AMBOSS: So, Cantor Cinaedicus, wo bleibt live deine 2. Stimme? Ich habe sie vermisst.

CANTOR CINAEDICUS: Das ist ein Thema über das wir uns auch Gedanken gemacht haben, da es auf Platte natürlich ein relativ prominentes Element ist. Wir hatten halt gar keinen Bock darauf, das Ganze vom Band laufen zu lassen und fanden das es live gut genug mit einer Stimme ist, dass man es machen kann.
AMBOSS: Das auf jeden Fall. Es war jetzt auch nicht so, dass man gedacht hat, es klingt ohne die 2. Stimme schlechter. Aber ich habe mir auf der Hinfahrt überlegt, wer die wohl machen wird!
FRATER FLAGELLUM: Es gibt noch die Option, dass ich das irgendwann mal mache. Das ist dann aber viel Arbeit für mich. Gesang ist prinzipiell ok bei mir, aber backing Vocals auf Harmonie zu singen ist natürlich schon was anderes. Und dann kommt ja noch dazu, dass wir nicht regelmäßig proben. Wenn also ein halbes Jahr nichts ansteht, dann proben wir auch ein halbes Jahr nicht. Und für diese Shows die jetzt anstehen, war nicht genügend Zeit um das auch noch gut genug zu machen. Deswegen lassen wir das erst weg. Wenn wir mehr Routine haben, wird das vielleicht noch. Aber du siehst ja, bei uns ist nicht alles durchgeplant.

AMBOSS: So, mit den Fragen wären wir dann eigentlich durch. Wollt ihr noch was loswerden?

FRATER FLAGELLUM: Uns ist wichtig nochmal klarzustellen, dass FVNERAL FVKK eine humorvolle Seite hat, aber eben keine Funband ist. Wir sind nicht Gwar, aber man muss es jetzt auch nicht zu bitterernst sehen. Es ist eine ernsthafte Band mit einem Augenzwinkern oder eben auch ein witzige Band, bei der einem das Lachen aber im Hals stecken bleiben soll. Das ist natürlich ein ernstes Thema und auch ernst gemeint und das ist halt der schmale Grat. Das verstehen nicht immer alle Leute und das können wir auch nachvollziehen, aber wir versuchen das immer rüber zu bringen. Es wäre halt Quatsch wenn man das für total voll nimmt, es ist aber auch Quatsch FVNERAL FVKK als Jokeband zu sehen, das stimmt halt nicht.
CANTOR CINAEDICUS: Musikalisch nehmen wir das Ganze schon ernst.