EMPFEHLUNG, REVIEW

DIARY OF DREAMS „hell in Eden“ (E-Melancholic Wave)

DIARY OF DREAMS

„hell in Eden“
(E-Melancholic Wave)

Wertung: Sehr gut

VÖ: 06.10.2017

Label: Accession (Indigo)

Webseite: Homepage / Facebook / Wikipedia

Mittlerweile das 13te Album der Band um Mastermind Adrian Hates. Entstanden ist eine Melange aus kühler Ästhetik und der typisch betörenden Komponente, welche vor allem den warm-dunklen Stimmbändern Adrians zu verdanken ist.

Sehr dunkel und voller frostiger Atmosphäre glänzt der Opener „made in Shame“. Der Titel ist auch bestimmende Textzeile, welche zum Ende hin immer verzweifelter intoniert wird, wobei der Gipfelpunkt in einem sakralen Endpunkt erreicht wird. Die Maschinen bestimmen auch das folgende „Epicon“, welches aber wesentlich betörender in die Gehörgänge dringt, im Mark eine durchdringende Fragilität besitzt, im Mittelteil bekommen die elektronische Facetten eine verführende Orchestralität zur Seite gestellt (Der erste Teil des Textes lautet nicht „meine Reise“, hört mal aufmerksam hin, vielleicht findet ihr den Grund meiner Bemerkung). Ebenso arrangiert ist, das einzig rein in Deutsch getextete und gesungene Titellied. Hier scheint Adrian auch erneut die Liebe zum Wortspiel zu integrieren. Hell ist nicht, wie man in Verbindung mit Eden denken könnte, das englische Worte für Hölle, sondern eher ein LUXuriöser Symbolismus.

Nach diesem galanten Earcatcher geht es mit „perfect halo“ in die melancholische Schwere. Die Stimmbänder behaftet mit schwarzen Samt. Das Leid der Verzweiflung kolportiert mit der Harmonie der Melodie. Zwischendrin hatte ich Tanzflächenfüller „decipher me“ glatt überhört. Überhaupt ist die Bewertung der einzelnen Songs schwierig, da wieder einmal das Gesamtkonstrukt stimmt. Im Fundus von DOD befinden sich mittlerweile über 150 Songs und die Neuen stehen da und warten auf einen Vergleich. Das geht natürlich nicht. Gelungen auch, das überraschend ruhig inszenierte, fast minimalistische „Bird of Passage„.

Fazit: Der Genuss beginnt bereits beim Auspacken. Haptisch und visuell ist dieses limitierte Panorama DigiPack ein sinnfreudiges Erlebnis. Musikalisch bietet dieses Album natürlich ebenfalls einen Hochgenuss, mit der Diary of Dreams-typischen hohen Qualität. War kulturgeschichtlich die Romantik eher als Abwendung der Industrialisierung konzipiert, vermengt Adrian beide Komponenten zu einer Einheit. Die Maschine wird in die Objektliebe transferiert. Im dunklen Kellergewölbe entsteht so ein Laboratorium, welches jenseits von Schwarz und Weiß genügend Türen offen hält, in denen sich Band und Hörer an einer ganz besonderen Schwermut laben können. Immer erhaben, nie kitschig. Garniert mit rhetorischen Pathos schleicht der Reigen der Songs, biete Knalleffekte in dezenten Dissonanzen, bietet aber immer diese verwegenen Pop Attitüde, welche in Songs wie „listen and scream“ dem Krach huldigend ein Inferno bereithält. Verzweiflung braucht auch mal Aggressivität. (andreas)