LACRIMOSA
„Testimonium“
(Gothic)
Wertung: Sehr gut
VÖ: 25.08.17
Label: Hall Of Sermon
Ja ja, LACRIMOSA. Auch wenn die Zeiten schon sehr lange zurück liegen denke ich immer wieder gerne an die frühen 90er zurück als für mich die Gothic Szene neu war und gerade die ersten drei Alben von LACRIMOSA zu den markantesten und intensivsten Hörlektüren der Szene gehörten. Dies ist lange her und nicht jede musikalische Entwicklung hinter diesem Namen war positiv für mein Empfinden. Nach langer Zeit habe ich LACRIMOSA mehr oder weniger durch Zufall wieder Live erleben dürfen und war überraschend sehr positiv angetan von der ungebrochenen Präsenz von Tilo Wolff und dem Wirken der kraftvollen und tiefgründigen Musik des Schweizers. Entsprechend freue ich mich sehr wieder einmal einen neuen Longplayer in den Händen zu halten.
Das Album ist in Vier Akten den großen Künstlern gewidmet, die uns in der letzten Zeit verlassen haben. Genannt sind hier Schauspieler Götz George, Musiker David Bowie,…aber es könnten leider noch weitaus mehr sein. Mit diesem Thema liegt eine gewisse Schwermut und Dunkelheit über diesem Album, also ein Faktor, den ich bei den letzten Album vermisst habe oder einfach nicht spüren und greifen konnte.
So beginnt das Album und der entsprechende erste Akt mit dem Stück „Wenn unsere Helden sterben“ mit einem sehr ergreifenden Stück, das vom typischen orchestralen Gothic Metal Sound geleitet wird und durch die von Tilo perfekt vorgetragenen wehmütigen Worte veredelt wird. So habe ich LACRIMOSA schon lange nicht mehr gehört und verstanden und erfreue mich sehr über diese Empfindung.
Abgeschlossen wird dieser einführende Akt durch das Stück „Durch den Sturm“ zu dem das eingebundene Video gehört. Irgendwie schafft es das dunkle Thema die einstigen Attribute von LACRIMOSA wieder auferstehen zu lassen. Gefällt mir!
Mit „Zwischen allen Stühlen“ beginnt der zweite Akt mit wie in einer Aufbruchstimmung mit einem Stück das sich in Tempo und Intensität sehr wechselbar zeigt und somit recht spannend klingt. „Weltenbrand“ dagegen überrascht mit einer sehr massiven Gitarrenwand und einer sehr überraschenden Metallastigkeit in einigen Passagen. Das kontrastreiche Gegenteil hierzu ist das filigrane und sich sehr zögerlich steigende „Lass die Nacht“ bei dem man sehr gespannt den bildlichen Worten lauschen kann.
„Herz und Verstand“ im dritten Akt wirkt sehr poppig und leichtfüssig und passt nicht recht zu dem zuvor gehörten. Dieser dritte Teil des Albums wird dann noch mit zwei englisch-sprachigen Titeln fortgeführt von dem „My Pain“ von Anne Nurmi besungen wird, und durch die weibliche Stimme einen starken Symphonic Metal Touch hat.
Akt vier schließt das Album so ab wie es begonnen wurde. Wir sind zurück in der Dunkelheit, der Schwermut, beim Ende. „Der leise Tod“ ist ein typisches LACRIMOSA Stück in dem viel Sehnsucht und getragenes Leid steckt. Den Abschluss macht das 10 minütige Titelstück, zäh und düster wird der Prozess des Sterbens selbst miterlebt…
Das Album ist wirklich gut und wird auch so manchem älteren Freund wieder gefallen. Jedenfalls geht es mir so. Vor allem der einführende und abschließende Akt passt genau in das Schema wie ich einst LACRIMOSA kennengelernt habe. Zumindest im Ansatz! Sehr hörenswert!! (michi)