REVIEW

TWO MOONS „Cognitive Dissonance“ (Dark Electro)

TWO MOONS

„Cognitive Dissonance“
(Dark Electro)

Wertung: Gut

VÖ: 04.02.2017

Label: Atmosphere Records

Webseite: Facebook / Bandcamp

Auf ihrem viertem Full Length Werk gibt sich die italienische Formation sehr experimentell. Ästhetische Elektronik voller kühler Effekte, psychedelische Musiktrips, Cold Wave und verworrene Klangkosmen, welche aus dem Kellerlaboratorium des Industrials stammen könnten, sind die Zutaten zu einem Werk, welches durch ihre vielen Gesichter sowohl die Wave Fraktion, wie auch die Dark-Electro Fetischisten ansprechen dürfte.

Der Opener „murders“ zeigt gleich die ganze Bandbreite des Quartetts. Hier gibt es sphärische Klangcollagen, bedrückende Stimmung, durchdringende Rhythmik, aber auch dissonante Geräuschkulissen. Hinzu kommt eine verwirrende Stimme aus dem Äther, welche uns alptraumhafte Geschichten anvertraut, die durchaus einen größeren Inspirationsspielraum lassen. Auch die Temposteigerung zum Ende hin trägt zum Gelingen des Tracks bei.

„Silent“ arbeitet mit einer dezenten Verzerrung bei den Vocals, während die Elektronik zwischen krachig und minimalistisch dunkel variiert. Soundtrackartige Strukturen mit knarzendem Untergrund erklingen beim druckvolleren „across the Sky“, wobei sich der Refrain fast unbemerkt in die Szenerie schleicht. Ein schnellerer, im Mark tanzbarer Song. Gelungen auch, dass man nicht versucht, die Ecken und Kanten glatt zu schleifen, sondern dem Grundgerüst seine Rohheit belässt. „Destruction“ beherrscht ebenso das Spiel mit unterschiedlichen, elektronischen Klangvariationen. Eingestreute Breaks mit Passagen voller hypnotischer Wirkung erhöhen den Spannungsbogen und sorgen im folgenden „Strange day“ für sphärische flächen. Die Saiten, welche dem kühlen Gebaren immer wieder ein wenig Dark Wave unterjubeln, verleihen auch hier, dem Gesamtkontext eine zusätzliche Klangebene. Wenn man mal die Geräuschkulissen etwas detaillierter betrachtet, kommen Erinnerungen an die Einstürzenden Neubauten in den Sinn. Ein anderer Vergleich, auch wenn der Gesang etwas anders geartet ist, dürfte The Fair Sex sein.

„It’s not my fault“ ist ein eruptiver Moloch voller krachiger Extravaganzen, wobei es gelingt, die unterschiedlichen Facetten in einen druckvoll dahin gleitenden Song zu verwandeln, der zwischen sphärischer Experimentalität, tiefer Dunkelheit und tanzbarem Electro Wave pendelt.

Fazit: Den Italiener ist erneut ein gutes Album gelungen, welches aber nicht immer leicht zu konsumieren ist. Dafür sind die Songs zu atonal inszeniert, obwohl es des Öfteren eingängige Melodielinien zu entdecken gibt, so könnten die Synths bei „I Live lies“ auch auf alten Cure-Alben zu finden sein. Two Moons machen eben keinen eingängigen Wavepop, sondern fordern vom Hörer Aufmerksamkeit. Insgesamt ein depressives Werk, welches auch textlich auf jeglichen Hoffnungsschimmer verzichtet. (andreas)