UNDILUTED
„The Withering Path“
(Melancholic Doom)
Wertung: Empfehlung!
VÖ: 30.10.2015
Label: STF Records
Eine melancholische Doom-Granate, hier könnte die Review mit dem Beisatz „Empfehlung“ enden, aber lasst mir kurz Zeit, dieses Meisterwerk annähernd zu beschreiben. Sechs Songs beherbergt dieses wundervolle Kleinod. Fast jeder Song knackt die 9 Minuten Grenze. Dieses Werk erscheint wie die Doom Version von Pink Floyd in den 70ern. Hanzi Herrmann zeichnete sich auf dem Demo 2011 „Fading Silhouettes Of The Sun“ für den Gesang, die Gitarren, Bass sowie die Keyboards und das Programmieren der Drums verantwortlich – jedoch wurde im November 2010 mit Rico Skerra ein Drummer gefunden, der nach intensivem Proben als festes Bandmitglied bei UNDILUTED eingestiegen ist und nun zusammen mit Hanzi Herrmann das Line-up des bis dahin Doom Metal-Duos komplettierte. Im Mai 2014 wurde mit Maxim Walter, der bis dahin als Session Bassist fungierende Musiker, fest ins Line-up von UNDILUTED aufgenommen.
„World’s end“ setzt gleich zu Beginn Maßstäbe. Apokalyptische kurze Geräuschkulissen vergehen in einen Wall of Sound, der sich sphärisch und dennoch doomig schleppend dahingießt. Schwere Gitarrenriffs, extrem tiefgestimmt, treffen auf Keyboardflächen und dann holt Sänger Hanzi Herrmann den Tom Waits aus seinen Stimmbändern und erschafft so eine bedrückende Atmosphäre, deren Grundsubstanz eher melancholisch als depressiv daherkommt. Aufgelockert durch einen leicht temporalen Break mit Spoken Words. Gesamtergebnis des Songs ist eine gefühlte Energie, deren Strahlung unterschwellig in betörende Elegie mündet. „Descending“ begeistert hier mit getragener Stimmung und wohlig warmer Gesangsleistung, wobei aus dem Background ein flüsterndes Gekreisch für bedrohliche Atmosphäre sorgt. Die Harmoniebögen erinnern ein wenig an Empyrium („Melancholy“). Überraschend, das verführerische Piano Outro. Das Piano ist auch in „Drifting“ nicht ganz unschuldig am Ausrollen des melancholisch dunklen Teppichs. Auch hier gibt es wieder eingewobene Breaks, deren Intensität sich durch den Erzählgesang Hanzis in Paarung mit sphärischen Soundkreationen immer weiter steigert.
Die kantige Seite der Band offenbart sich in „The (final) Dawn of the Centuries„, wobei hier Dissonanzen auf eine Gänsehautatmosphäre in den Hooklines trifft. Die epische Breite besitzt hier im Mark eine schräge Komponente. Eine energetische Form der destruktiven Harmonie liefert das wunderschöne, abwechslungsreiche Schlussepos „Yearning“, wobei die Eleganz auch durch die weibliche Komplettierung hinterm Mikro eine ganz besondere Eleganz heraufbeschwört.
Fazit: Zunächst einmal ist es bemerkenswert, dass bei den ausladenden Spiellängen der Songs niemals Langeweile aufkommt. Und das, obwohl auch diese Band es versteht, die Düsternis in seinem phobischen Gewand zu präsentieren und dabei auch die monotone Vehemenz nicht außer acht lässt. Für Fans von My Dying Bride klar, aber auch für Anhänger von Anathema und überraschend dürften auch Fields Fans eine nicht geringe Freude an dem Werk finden. (andreas)