EMPFEHLUNG, REVIEW

ANGELS OF LIBERTY „Angels of Liberty“ (Gothic Rock)

ANGELS OF LIBERTY

„Angels of Liberty“
(Gothic Rock)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 2013

Label: Gothic Music/ Strobelight

Webseite: www.angelsofliberty.com

Das Duo um Voe Saint-Claire (Vocals, Synths) und Scarlet Powers (Backing Vocals, Synths) von der britischen Insel begeistert seit 2 Jahren die traditionellen Gothic Fans mit ihrem treibenden Sound voller Mystik, Eleganz und dunklem Timbre. Es ist die perfekte Symbiose aus der unterkühlten „Reptile House“ und der dunkel-energischen „First and last…“ Phase von Sisters of Mercy. Im Bereich der mystischen Eruptionen dürfte ein Vergleich mit „Garden of Delight“ nicht komplett falsch sein. Auf dieser Doppel CD gibt es die EP’s „The black Madonna“ und „mother in me“ in einem wunderschönen DigiPack mit dicken Booklet.

Die Band versteht es ihre dunklen Kreationen mit Vehemenz und elektronischen Finessen druckvoll in die Gehörgänge zu transportieren. Der Opener „Mars in Minerva“ glänzt mit einer feinen, dramatischen Finsternis. Hier schleicht die Melodie mit eiskalter Anmut durch die Gehörknöchelchen. Wenn sich dann der sonore Gesang von Sänger Voe über die sphärischen Arrangements legt und dezent den Druck erhöht, versetzt man sich tanzend in alte Gothic Novellen und dem akustischen Auswanderer „Nosferatu“.

Bereits hier wird deutlich, dass die Briten das Gothic Genre trotz ihrer Wurzeln im Old School Bereich ziemlich frei und modern interpretieren. Hier gibt es Versatzstücke des Dark Elektro, 80er cold Wave, verführerischen Wave, psychedelische Ansätze und hymnengleiche Melodielinien. Eingängige und nebelverhangene Pirouetten gibt es auch im druckvollen Titelsong der EP, welcher klingt, als wollte man „Black Planet“ Teil 2 aufführen. Eine wenig verschnörkelter treibt man die Energie in „Weaving Spiders come not here“ in eine melancholische Nische. Auch hier erkennt man die Melange aus Rhythmus, Atmosphäre und Hooklines, welches sich aus der Dunkelheit heraus auch in „one step closer“ offenbart. Darin eingebettet ein Chorus, der sich in die Gedanken frisst.

Der zweite Silberling beherbergt dann die Debüt EP der beiden Gothics. Diese wurde 2011 veröffentlicht und war auf 666 Exemplare (mit Echtheitszertifikat) limitiert. Nach einem instrumentalen Cabaret-Oeuvre begeistert der synthetische Goth Rock mit einer druckvollen Komponente. Sänger Voe’s Stimmbänder sind hier nicht ganz so sonor und erinnern ein wenig an einen entrückten Bowie. Die düsteren Kapriolen besitzen einen sphärischen Untergrund, dessen blutroter Teppich führt direkt in die Niederungen des Gothics. Hall, Nebel, synthetische Saiten, verquere Soundstrukturen und diese gelebte Symbiose aus Tradition, Evolution und Moderne, welche direkt Erinnerungen wach werden lassen, als man sich die Nächte in kleinen Düster-Discos um die Ohren schlug. Die einzelnen Songs werden durch dezentes Batcave-Feeling, kühnen Drumcomputer und aufreizenden Hooks auf der Sänfte der mondänen Atmosphäre direkt in die Gefühlswelt des schwarzen Geistes transportiert.

Die freiheitsliebenden Engel verkörpern eine dritte Generation von Goth Rock, welche tief verwurzelt in der Szene ist, die ihr Leben als Nur-Fans genossen hat, ihren Helden hinterher gereist ist und nun erkennt, dass dieses für die eigene Persönlichkeit nicht mehr ausreichend ist. Was liegt also näher, als selber Musik zu machen und die dunklen Pflanzen weiter zu bewässern und den Finger auf den Knopf der Nebelmaschine zu drücken. Hier machen Fans für Fans Musik, hier koaliert auf-der-Bühne mit vor-der-Bühne und wird zur großartigen Gothic Party. (andreas)