LIVEBERICHT

KNOCK OUT FESTIVAL :: “Süßer die E-Gitarren nie klingen”


Festivalbericht
von Karlsruhe, Europahalle am 15.12.2012
u.a. In Extremo, Helloween, Krokus, Powerwolf, Bonfire und Brainstorm
Fotos und Text by Stefan Thiel (www.stefan-thiel.info)

Bereits zum fünften Mal hieß es kurz vor Weihnachten “Süßer die E-Gitarren nie klingen” als In Extremo, Helloween, Krokus, Powerwolf, Bonfire und Brainstorm zum kollektiven abrocken auf dem Knock Out Festival in der Europahalle Karlsruhe luden.

 


Den Schwermetall Reigen eröffneten die Schwaben von Brainstorm die, trotz der undankbaren Position als Opener, gleich die Vollbedienung in Sachen Power Metal unter den Weihnachtsbaum legten. Nicht zuletzt auch durch die Bühnenpräsenz von Fronter Andy B. Franck war das Publikum nach kürzester Zeit voll dabei und feierten die, der kurzen Spielzeit geschuldeten, wenigen Songs begeistert ab.

 


Obwohl Moderator Bernhard Weiß (Axxis) die nun folgenden Bonfire mit einen verletzungsbedingt beinträchtigen Sänger Claus Lessmann angekündigt hatte, zeigte sich dieser in bester Kondition. Es wurde auf der Bühne herumgetobt und schwadroniert, als wären die zugezogenen Rippenbrüche nicht verhanden. Zwischen all den Ansagen und aktuellen Ergebnissen des KSC, fand sich dennoch genügend Zeit, um die Perlen aus der Anfangsphase von Bonfire zum Besten zu geben. “Never mind”, “You make me feel”, “Hot to rock” sorgte dafür, dass sich manche der in die Jahre gekommenen Metaller im Publikum seufzend über den zurück gegangenen Haaransatz strichen und eine stille Träne in Gedanken an die wilden Achtziger verdrückten. Abgeschlossen wurde der Auftritt durch das geniale “Sweet Obsession”, eine der Hymnen aus der Zeit, als blassblaue Halstücher mit Lamettastreifen und schwarzweiß gestreifte Stretchjeans noch zur üblichen Ausgehuniform gehörten.

 


Die nun aufspielenden Powerwolf sind in der Blütezeit von Bonfire zwar noch mit der Trommel um den Weihnachtsbaum geflitzt, machten die fehlenden Bühnenjahre aber locker wett. Nach dem zünftigen Einzug mit Weihrauchfass ließen unter anderem “We drink your blood”, “Resurrection by erection”, “All we need is blood” und “Lupus Dei”  keinen mehr ruhig an seinem Bier nippen. Voller Einsatz der Truppe, inklusive eines Ausfluges von Sänger Attila ins Publikum, sorgten für einen kurzweiligen Auftritt der mit Sicherheit einige neue Fans zurückließ. Man darf gespannt sein, wie sich das Rudel um die Brüder Matthew und Charles Greywolf, wobei Ersterer krankheitsbedingt in Karlsruhe ausfiel und durch Markus Pohl (Mystic Prophecy) vertreten wurde, weiter entwickeln wird. Die Zeichen stehen gut, dass es mit den Wölfen nur noch steil nach oben gehen kann.

 


Mit den Eidgenossen von Krokus kam es zu einem kleinen Bruch in der Stimmungskurve. Die Alte Herren Riege aus der Schweiz spulte Ihr Programm zwar gekonnt ab und erreichten mit ihrem Hard Rock der Marke AC DC sicher den ein oder anderen Fan, wirkten aber nach den ganzen Power Metal Kombos des Abends etwas deplaziert. Daran konnte auch de letzte Nummer, eine – durchaus gekonnte – Coverversion von Manfred Manns ‚Mighty Quinn‘ nichts ändern.

 


Auf der Running Order stand als nächster Punkt ein kurzes Zwischenspiel mit Lady’s Voice (www.ladysvoice.de) an. Manch einer erinnerte sich mit Grausen an den letztjährigen Auftritt des Radiocomedian Boris Meinzer, alias “Der Dummfrager”, der vor den Headlinern für Belustigung sorgen sollte und befürchtete bereits Schlimmes.  Als aber die zehn Mädels von Lady’s Voice mit enganliegenden Tops die Bühne stürmten und unterstützt von David Readman (Pink Cream 69) eine Handvoll A cappella Songs zum Besten gaben, entspannten sich einige Gesichtszüge doch merklich.

Mit Lady’s Voice haben sich Musikerinnen aus dem Großraum Karlsruhe zusammengetan, um Geld für die deutsche Krebshilfe zu sammeln. Mit den Spenden von Publikum, VIP- und Pressegästen sowie einer großzügigen Aufstockung durch den Veranstalters Bottom Row kamen so an diesem Abend 4337,20 Euro für den guten Zweck zusammen.

 


Nach dem Abbau der unzähligen Mikrophone für Lady’s Voice wurde es nun Zeit für den Co-Headliner Helloween, deren Sänger Andi Deris übrigens auch den Song “EnAmoria” für dass vorgenannte Krebshilfeprojekt beigesteuert hat. Für Andi war es ein Heimspiel, stammt er doch aus Karlsruhe, wo er in der Anfangszeit seiner Sängerkarriere bei den Lokalmatadoren von Pink Cream 69 tätig war. Die anfängliche Nervosität, da neben zahlreichen Freunden auch seine Eltern anwesend waren, legte sich bei ihm recht schnell und so lief die Kürbismaschine bald so gut wie gewohnt. Vom kommenden, vierzehnten Studioalbum “Straight Out Of Hell” der Kürbisköpfe gab es mit dem Song “Burning sun” eine kleine Kostprobe. Aber auch die dargebotenen Evergreens wie “Future world”, “I want out”, “I’m alive” und “Dr. Stein” als Zugabe ließen auch nicht wirklich Wünsche offen.

 


Beim Headliner In Extremo wurde es dann richtig eng vor der Bühne. Der extra abgesperrte Bereich für die VIP Gäste und Presse wurde wegen der Pyrotechnik der Mittelalterrocker komplett aufgelöst, um den nötigen Sicherheitsabstand zu gewährleisten. In Extremo ließen dann auch in der Tat nichts anbrennen, weder die Zuschauer, noch bei den dargebrachten Stücken. “Palästinalied”, “Spielmannsfluch”, “Herr Mannelig” und “Vollmond” sind nur einige Beispiele mit denen die Mannen von In Extremo noch einmal Wallung ins Publikum brachten.

Alles in Allem haben die Veranstalter wieder ein hervorragendes Festival abgeliefert und zudem mit In Extremo auch genug Mut bewiesen, indem Sie die bisherigen Hard Rock und Power Metal Line Ups der vergangenen Jahre aufgebrochen haben. Die üblichen neuralgischen Punkte wie Eingang, Essen und sanitäre Einrichtungen liefen wieder hervorragend, man hat aus den Vorjahren gelernt und viele Anregungen umgesetzt. Das Einzige was dieses Jahr nicht so wirklich glücklich lief, war die Zusammenlegung von Foto- und VIP Graben, um die Pyrotechnik von In Extremo zu schützen. Den Fotografen fuchtelte während der ersten drei Songs immer irgend jemand im Bild herum und die (extra zahlenden) VIP-Gäste litten zu Beginn jedes Sets immer ein bisschen unter Platzangst. Nicht gerade die glücklichste Lösung – für beide Seiten.

Der Termin für das Knock Out Festival  2013 wurde mit dem 14.12 bereits bekannt gegeben, inklusive des ersten Topacts, der Rockröhre Doro die 2013 ihr dreißigjähriges Bühnenjubiläum feiern wird.