VAINERZ
„Patient“
(Synth Wave Pop)
Wertung: Empfehlung
VÖ: 03.11.2017
Label: RGK
Das Duo Rico F. Piller (P24) und Mario Förster (Never Endless) liefern mit „Patient“ ein perfektes Electropop Album ab. Geschickt lassen die Beiden die 80er mit der Moderne verschmelzen. Durchdringende Tanzbarkeit, verführerische Melodielinien und das Unterbringen von melancholischer Eleganz mit galant geschmückten Trauerflor sind nur einige Zutaten zu einem Werk, das keine Wünsche offen lässt. Gelungen auch die experimentelle Komponente, welche man unbeschwert in die Eingängigkeit einflechtet.
Gleich der Opener „Volcano“ begeistert mit einem Refrain, der betörend die Ohrmuscheln umschmeichelt. Das Gesamtkonstrukt ist enorm tanzbar und dürfte die DJ’s der einschlägigen Dicos begeistern. Wesentlich schräger und knarzender kommt „Let our Love shine“ daher… und dann diese Hookline, wie Erasure Mitte der 80er. Ein Synthpop Bad mit reichlich elektronischer Finessen. Stampfend und beatlastig kommt „follow the Sound“ daher, hier dürfte man durchaus an die gute alte EBM denken, leicht in den Sinn kommt Invincible Spirit. „Come down“ schlägt in die gleiche Kerbe, lässt aber ein wenig mehr die Melodie in der Vordergrund rücken.
Stimme und Programming ergänzen sich perfekt, wobei man sagen muss, dass Mario selbst aus puren Krach noch ein romantisches Kleinod formen könnte. Besonders gelingt dieses warme Merkmal der Stimme in melancholisch, getragenen Stücken wie „rooftop“. Wunderschön anzuhören und dann dieses leicht Verträumte in den Stimmbändern. Dieses umhüllt den Hörer mit einer wohligen Gänsehaut. Dazu garniert man eine sphärische Eleganz, welche auch im Titelsong wiederkehrt, obwohl er ganz anders strukturiert ist. Die Hookline ist voller Sanftheit, während die synthetischen Eskapaden zwischen Filmmusik und Science Fiction Loops pendeln. Als Rausschmeißer gibt es mit es mit „Oblivion“ erneut einen Angriff auf die Tanzflächen.
Fazit: Ein Werk, welches für Nostalgiker ebenso geeignet ist, wie für detailverliebte Electro-Freaks und im heimischen Wohnzimmer mit einer Flasche Wein ebenso funktioniert wie auf der Tanzfläche diverser Düsterschuppen. Eine verführerische Lieblichkeit trifft auf durchdringende Ohrwurm-Variationen, teils elegische Soundkreationen wandern geschickt zwischen Bombast und minimalistischer Elektronik. (andreas)