REVIEW

THE AMOUNT OF LIGHT WE GIVE OFF „List“ (Industrial/Coldwave/Shoegaze)

THE AMOUNT OF LIGHT WE GIVE OFF

„List“
(Industrial/Coldwave/Shoegaze)

Wertung: Gut

VÖ: 22.01.2014

Label: Eigenproduktion

Webseite: Bandcamp / Facebook

Stellt euch vor, Joy Division verpflichtet als neuen Sänger John Lydon und die Gebrüder Reid laden zur Jam Session auf einem alten Industriegelände, während nebenan im Autokino die Doku „unter der Autobahnbrücke“ von Blixa Bargeld läuft. Was für Mainstream Ohren ein Hören mit Schmerzen ist, dürfte für den geneigten Avantgardisten die Entdeckung des surrealen Akustikgemälde sein.

Das Duo zelebriert einen Hybrid aus Cold Wave und Industrial, dessen unterkühlte Atmosphäre sich mit sezierenden Punk Varianzen zum ungeschliffen und rohen Intermezzo des Noise assimiliert. Kraftvolle Attitüden des dunklen Waves werden dem Altar des Ambient-Verworrenen offenbart.

„Together Apart“ vermengt in bester Manier die unterschiedlichen Facetten von Jesus and the Mary Chain (Psycho Candy meets just like Honey). Den latent melodischen Part konterkariert man geschickt mit Rückkopplungsarien. Shoegaze eingebettet in krachiger Harmonie. Düster und mit latent eingängiger Melodie versehen schleicht sich „at the vertex of nothing“ heran, welches durch die leicht verzerrte Stimme in Verbindung mit reichlich Hall eine verschmitzten darkwavigen Touch besitzt, der sich an die 80er anlehnt. Natürlich gibt es auch hier einen Überraschungseffekt, es ist die krachig punkige Eruption im Chorus. „Relationsship“ bietet Dark Industrial mit dunkel sonorem Gesang, darin eingebettet eine ambientartige Ruhephase mit Curesken Leidgesang. Im weiteren Verlauf kombiniert man Beides zu einem Gemisch aus lärmenden Strukturen, dessen Roheit wie Ministry auf Zeitlupe daherkommt. Ein wenig Swans oder The Fall verbreitet „Another Place“. Erneut gelingt es, Noise in einheitliche Rhythmik zu verfrachten, eine düstere Atmosphäre zu erzeugen und zudem eine frische Energie zu integrieren, die in diesem Genre (welches Genre auch immer gemeint ist/ sein sollte) eher selten ist. Ein wenig erinnert man an das erste „melodische“ Album der Neubauten („Haus der Lüge“). So scheint auch bei „Bone on Bone“ kurz eine Bohrmaschine aufzublitzen. Wobei ansonsten eher treibender Dark Rock die Grundsubstanz bietet. Hier reichen sich Harmonie und Getöse die Hand zum Tanze.

Fazit: Ein abgedrehtes Werk, wild, frisch und ungezügelt. Eine Vermengung verschiedenster dunkler Genres und verschiedenster Dekaden, welche sich fast überraschender Weise als Einheit präsentiert. Experimentierfreudig, verspielt und doch mit einer existenziellen Note versehen. Sehr interessant und….. wirklich gelungen. (andreas)