REVIEW

LUNA RISE „Dark Days & Bright Nights“ (Dark Rock/Wave)

luna-riseLUNA RISE

„Dark Days & Bright Nights“
(Dark Rock/Wave)

Wertung: Gut+

VÖ: 16.06.2015

Label: NRT-Records

Webseite: Facebook / Homepage

Manchmal muss man sich einfach Zeit nehmen und ein Album wirken lassen. Ich war hin und hergerissen, wie ich das Werk der Oberösterreicher bewerten sollte. Von Empfehlung bis geht so war alles möglich. Schließlich legte das Debütalbum (neben der im März veröffentlichten EP) eine Punktlandung bei gut+ hin.

Das Quintett verschmelzt auf „Dark Days & Bright Nights“ 80er Wave Pop und finnischen Dark Rock (HIM, 69 Eyes/ erste Band von Chris Divine hieß bezeichnender Weise „Hellsinki“) der 90er Jahre. Druckvolle Sounds wechseln mit melancholischen Passagen, so überzeugt der Opener „Demons Inside“ mit dieser Verschmelzung, während „RZRKT“ (die Hieroglyphen stehen für rezorcut) von einer verspielten Elektronik getragen wird, welche sich dezente Duelle mit der Saitenfraktion liefert. Keys unterstützter straighter Hardrock, so etwa klingt es. Sänger Chris Lindner (alias Chris Divine) pendelt zwischen harmonischen Stimmbändern und galanten aggressiven Ausbrüchen und passend zum Titel darf auch die zischende Messerklinge als Gimmick nicht fehlen. „Valentine“ vermengt verschiedene Facetten der dunklen Musik. Die Saiten agieren modern gothrockig. Die Keys tragen eine durchdringende Melodielinie und die Vocals werden mit dem nötigen Pathos dargeboten.

Etwas minimalistischer geht es bei „The Secret in you“ zu, welcher den Abschluss des ersten Albumteils (Dark Days) setzt. Die Piano Untermalung und die hier fragile Klangfarbe des Gesangs besitzen etwas Zerbrechliches. Zum Finale steigert sich das Tempo aber und die Felle werden stärker bearbeitet und die Saiten härter gerifft.

Mit „silent screams“ wird der zweite Teil des Albums eingeleitet („Bright Nights“ ,die Unterteilung erschließt sich mir übrigens nicht). Ein druckvoller Song, der von wütenden Riffs in härtere Gefilde geleitet wird und mit einer betörenden Hookline ausgestattet ist, in der sich Chris mit tiefen Vocals beweisen kann. Das Feeling für eindringliche Melodielinien beweisen die Jungs auch bei „Worshippin‘ Shadows“, wobei hier die Saiten auch mal ein gefrickeltes Solo auffahren und auch das Gesamtkonstrukt reichlich Ecken und Kanten besitzt.

Nebenbei gibt es noch zwei besondere Schmankerl, so covert man mit „Dancing with Tears in my Eyes“ einen alten Ultravox Song. Wenn man sich die musikalische Ausrichtung der Band anschaut, eine passende Hommage. Die Umsetzung ist gelungen, auch durch den sakralen Beginn. Für „Until The Stars Have Come“ gibt es mit Melanie Hirner (von der inzwischen aufgelösten Band Dreieck) weibliche Unterstützung hinterm Mikro. Ein wirklich fesselndes Duett von zwei perfekt aufeinander eingehenden Stimmen. Während in dieser verführerischen Ballade der feminine Part auch mal die Lead Vocals übernimmt, gibt es in anderen Stücken diese Variante als Backing Vocals unterschiedlicher SängerInnen.

Fazit: Zwar vergleichen sich mit LUNA RISE mit Depeche Mode, was wohl an den synthpoppigen Keylinien liegt, ansonsten dürften eher Fans von HIM hier eine lohnenswerte Alternative finden. Wunderschöne Melodiebögen, ein gehöriger Schuß Härte und ein gefühlvoller, dunkler Gesang verschmelzen zu einer gelungen Einheit. Geschickt auch das Spiel mit Bombast, ruhigen Passagen, Melancholie und druckvollen Komposition, welche direkt auf die zwölf zielen. Bleibt zu hoffen, dass man den Stil behält und nicht wie teilweise HIM in zu seichte Gewässer fährt. Zudem begeistern die Frische und eine Art von Unbekümmertheit, die sich auch in kleinen Experimenten beim Songwriting oder der synthetischen Komponente wiederfindet. (andreas)