L’AME IMMORTELLE
„Drahtseilakt“
(Gothic Electro)
Wertung: Gut
VÖ: 28.11.2014
Label: Trisol Music Group
Webseite: www.lameimmortelle.com
Als 1997 das erste Album „Lieder die wie Wunden bluten“ herauskam, kannte diese Band noch kaum einer. Für mich war diese CD damals ein Spontankauf, allein schon wegen des sensationellen Album Namens. Highlight war „Life will never be the same again“,…
Nun sind viele Jahre vergangen und „Drahtseilakt“ ist das zehnte offizielle Album, nicht eingerechnet sind die vielen Remix Werke, Best Of usw. Auch der Bekanntheitsgrad hat sich stark gewandelt und längst ist diese Band kein Geheimtipp mehr. Und so kann man es sich auch leisten, nach all den Erfolgen ein klein wenig den Weg zurück zu den eigenen Wurzeln anzustreben, so jedenfalls erklingt es aus dem österreichischem Musikhaus von L’ÂME IMMORTELLE. Doch ist da was dran?
Thomas Rainer und Sonja Kraushofer haben ihrem neuen Album ein sehr schönes Booklet mit allen Texten und vielen hübschen Zeichnungen beigelegt. Somit ist dem akustischen auch noch ein kleines Stück Kunst zum Lesen und anschauen zugefügt worden.
Musikalisch beginnt das Album mit einem sehr filigran anmutenden Intro namens „Erste Schritte“. Der erste besungene Titel ist „Sag mir wann“ der mit dem bekannten Duett Gesang besticht bei dem Sonja und Thomas viele spannende Kontraste liefern kann. Sehr gut und auch ausgesprochen geeignet für die Clubs ist der energische Refrain der kraftvoll und melodiös zugleich ist. Diese Album Eröffnung ist richtig gut gelungen und zeigt welch Erfahrungsschatz und musikalisches Feingefühl hinter den Schöpfern steckt.
Allerdings habe ich mir bei den Worten „zurück zu den Wurzeln“ doch ein bisschen mehr von den ursprünglichen eiskalten elektronischen Elementen gewünscht. Wenn man die einst etwas blechernen aber dadurch auch düster und kalt wirkenden Beats in Erinnerung ruft, und diese mit den fetten und modernen vom Stück „Eye Of The Storm“ vergleicht, redet man doch eindeutig von einer ganz unterschiedlichen Herangehensweise. Trotzdem ist gerade auch dieses Stück perfekt inszeniert und bietet Potential für jede Electro Party und eine gute Live Stimmung.
Sehr anmutend und viel Melancholie versehen ist folgend „My Memory“, bei dem sich wieder beide Stimmen perfekt ineinander winden und viel Emotion zu transportieren vermögen. Man muss schon sagen, dass gerade die deutschen Texte ganz schön kitschig erscheinen können, wenn man nicht unbedingt einen Draht zu dieser Musik hat. Doch es besteht doch durchaus noch ein gewaltiger Unterschied zu dem Schaffen mancher „Dunkelschlager Interpreten“, die ja in der letzten Zeit mächtig Zuspruch bekommen haben. Hier ist dann doch weitaus mehr musikalischer Anspruch zu vermelden. „Komm zu mir“ ist so ein Titel, der musikalisch viel Kraft und Dynamik hat, textlich aber schon voller Sehnsucht und Gefühle steckt ohne dabei allerdings zu sehr aus den Bahnen zu gleiten.
Also für mich persönlich bleibt nach wie vor das Erstlingswerk das beste dieser Band. Doch dieses persönliche Empfinden interessiert ja wohl niemanden. L’ÂME IMMORTELLE stehen auch 2014 für sehr wandelbare elektronisch basierende Gothic Musik, die sehr viel Emotion und Melancholie versprühen kann. Musikalisch einwandfrei und textlich auch mal für den nachdenklichen Moment geeignet. Ich hätte mir weniger deutsche Titel gewünscht, da diese immer etwas weniger kitschig wirken. Aber dieser Weg ist definitiv der Richtige zum verdienten Erfolg in der heutigen Zeit. (michi)
Info vom Hersteller zum Album:
Was wäre, wenn unser aller Schicksal gar nicht in unseren Händen läge? Was wäre, wenn wir gar nicht Herr unserer Entscheidungen wären? Was wäre, wenn jemand anderes, eine fremde, ferne Macht, die Fäden unseres Lebens in den Händen hielte? Was würdest du tun? Was würden wir alle tun?
Das Leben ist ein Drahtseilakt. Das weiß niemand besser als L’ÂME IMMORTELLE, die oft kopierten Vorreiter der elektronischen Gothic-Kunst. Eine Band, die mehr Berge erklommen und Täler durchschritten hat als die meisten anderen, die ein Genre maßgeblich geprägt, zahllose Epigonen herangezüchtet hat, mit ehrlicher Kunst hoch in den Mainstream getragen wurde und doch wieder aus freiem Willen dorthin zurückgekehrt ist, wo alles begann: In die Gothic-Szene. In die Reiche des düsteren, sinfonischen, tragischen Electro. Aus freiem Willen? Oder war es wieder das Schicksal, das seine Hände im Spiel hatte?
Ebenjenes Schicksal dominiert auch das brandneue L’ÂME IMMORTELLE-Studioalbum. Auf „Drahtseilakt“ fügt sich all das, was diese Band jemals ausmachte, zu einem Werk zusammen, dessen atmosphärische Dichte, ausladende Tragik und meisterliche Dramaturgie nur mit einer griechischen Tragödie verglichen werden kann. Nach Jahren der Bühnenabstinenz, nach Stille und unausgesprochenen Befürchtungen, dass dieses Projekt seiner eigenen Götterdämmerung gegenübersteht, nun also ein Befreiungsschlag der monumental-elektronischen Art, ein Werk, das jedweden Zufall ausschließt. Das Schicksal war es, das Thomas Rainer und Sonja Kraushofer wieder zusammengeführt hat. Das Schicksal war es, das „Drahtseilakt“ zu einem Electro-Opus werden ließ, das in Sachen wegweisender Kreativität und Ideenreichtum nur mit dem unsterblichen „In einer Zukunft aus Tränen und Stahl“ gleichgesetzt werden kann.
Hinter dem symbolischen Titel warten Geschichten von Trauer und Einsamkeit, aber auch von Stärke und Mut, eingefasst von den Moiren, den Schicksalsgöttinnen der griechischen Mythologie. Verborgen vor den Augen der Welt weben sie das Schicksal in die Welt, bestimmen den Lebensweg eines jeden einzelnen von uns. Im Falle von L’ÂME IMMORTELLE haben sie ganze Arbeit geleistet: „Drahtseilakt“ ist der uneingeschränkte Höhepunkt einer bald 20-jährigen Karriere und der beispiellose Beweis, dass es manchmal nötig ist, den Dingen seinen Lauf zu lassen. Episch, elektronisch, ewig – diese Band war nie besser.