GODEX
„Chamber Doom“
(Melancholic/Emotional Wave)
Wertung: Empfehlung!
VÖ: 01.04.2014
Label: Eigenproduktion
Kein komplett neues Werk der Band um Tommy Tom, dafür aber ein wunderschönes Kleinod erhabener dunkler Musik. Zudem gehört diese VÖ wohl zu den persönlichsten und intimsten Alben, welche in den letzten Jahren im melancholischen Wave Genre das Licht der Welt erblickten.
Der Opener „for eternity“ schlägt eine Brücke zwischen Tommys erster Band (THORA) und GODEX. Ein ruhiges Klangerlebnis, deren Rhythmik auf sanften Saiten und dezenten Schlagzeug aufgebaut ist. Die Melodie legt sich dann unter die harmonischen Stimmbänder, die sich gefühlvoll und mit latenter Tragik in die wohlig-warme Harmonie legen. Wesentlich druckvoller und von betörenden Keys unterstützt kommt „Scars“ daher, der Titeltrack des gleichnamigen THORA Albums. Textlich behandelt es die Suche nach dem richtigen Weg und den damit verbundenen Selbstzweifeln. Musikalisch gelingt Tommy der Spagat zwischen Tanzbarkeit und Melancholie. Das folgende „Gone away“ ist dann wieder ein komplett neuer Song. Die Melodie lanciert hier zwischen Lieblichkeit und betörenden Facetten, während die Stimme über Vergänglichkeit, den Tod und was Bestand hat sinniert. Tommy’s warmer und gefühlvoller Gesang besitzt eine dunkle Akzentuierung, deren leidvolle Intonation von unterschwellig rauen Stimmbändern etwas fragiles offenbaren. Das wunderschöne „Miss you“ stammt vom Lovesick Album und entfaltet hier als tieftraurige Piano Ballade seinen zerbrechlichen Charme. Sehr getragen zerstauben klassische Klaviersonaten mit weichgezeichnetem Wave und die Vocals unterstützen die atmosphärische Dichte mit verträumter Elegie. Ebenfalls vom „Scars“ Album ist „Gothic Doom“, hier wurden die Vocals komplett neu aufgenommen. Der Song bewegt sich mit seiner kühlen Ästhetik im Bereich des Cold Waves und besitzt erneut einen betörenden Chorus, der hier sehr kraftvoll intoniert wird. „Carry you home“ (2010 auf You tube veröffentlicht) gehört zu den beschwingteren Stücken und erinnert durch seine leichtgängige Melodielinie ein wenig an THE MISSION.
Tief berührend, das von epischer Breite getragene Endstück „The End of the world“. Langsam fliessend, dezent mit Piano unterlegt und mit einer zerbrechlichen Melancholie behaftet. Es könnte ein perfektes Abschiedslied sein, da es sich hier um eine sehr persönliche Vision über das Ende des Lebens handelt. Jede psychosomatische Klinik würde hier schnellstens ein Anti-Suizid-Bündnis schließen. Auf der anderen Seite sind die depressiven Facetten von „Chamber doom“ nie von Bitterkeit getragen, sondern von einer in sich vergehenden Traurigkeit, deren Pfade nicht ins Leere führen, sondern immer auch abzweigende Wege der Hoffnung anbieten.
Fazit: Tommy inszeniert ein in tiefer Romantik behaftetes Kleinod, dessen intimer Charme sich nicht nur in den, von getragener Atmosphäre bestimmten Songs offenbart, sondern auch textlich sehr persönlich daher kommt. Es scheint zudem ein wenig in Richtung Selbsttherapie zu gehen, sofern man diese Diagnose angesichts der Erklärung im Booklet stellen kann. Ein in sich geschlossenes Werk, dessen gefühlvolle Melodien die textliche Botschaft unverschnörkelt und sanftmütig untermalen. Großartiges Kopfkino. (andreas)