REVIEW

THE DAMNED „Darkadelic“ (Dark Psychedelic Punk)

THE DAMNED

„Darkadelic“
(Dark Psychedelic Punk)

Wertung: Gut+

VÖ: 28.04.2023

Label: Earmusic (Edel)

Webseite: Homepage / Facebook / Wikipedia

Seit ihrer Gründung 1976 gelten THE DAMNED als eine der bahnbrechendsten Punk-Bands der 1970er Jahre. Mit 11 Studioalben und zahlreichen UK-Single-Hits erspielten sich die Punk-Pioniere aus London eine ständig wachsende Fangemeinde. Ihre düster-ironischen Texte und Dave Vanians (dem einzigen Bandmitglied, das durchgehend dabei war) voller Baritongesang katapultierte sie auch an die Spitze des Goth-Rock, letzteres vor allem mit ihrem ’85er Album „Phantsmorgana“.

Schwungvoll, hart, kompromisslos startet das Werk mit „Invisible men“. Treibender Punk Rock mit eingängiger Hook und durchdringendem Refrain. Kleine cineastische Einsprengsel aus der Prärie sorgen im Mittelteil für kleine Verwirrungen, welche sich auch im Saitensoli wiederfinden, bevor der gradlinige 77er Punk nach einer galanten Geschwindigkeitsorgie wieder die Oberhand übernimmt. Das folgende „Bad Weather girl“ erinnert ein wenig an Bad Religion. Feiner, solider Punk Rock mit rotziger Attitüde und kleinen, dramatischen Gimmicks, wie (logischerweise) Wettergeräusche.

„Beware of the clown“ befasst sich mit der aktuellen britischen Geschichte und dem Struwwelpeter, der sich zwischen Guck-Kasper und Leckermäulchen als wilder Ferdinand darstellt. Wo Realsatire regiert, hat es die Ironie bekanntlich schwer. Trotzdem gelingt es hier quasi eine Punk Comedy zu kredenzen, welche das Nachdenken in den Vordergrund rückt und trotzdem das Grinsen zum LOL werden lässt.

Überraschender Weise besitzt das Werk reichlich hochmelodische und auch verführerisch-melancholische Songs. So liebäugelt „Western Promise“ mit Brit pop und kredenzt einen wunderschönen Song, der im Refrain mit galanten Hohoho-Backings glänzt. Die Harmonie in den Strophen ist bestechend. In anderen durchdringenden Melodielinien schleicht sich eine gewisse Schräge ein, welche mit Blasinstrumenten den typischen Rock-Instrumenten trotzen. Am Ende hat man mit „Roderick“ eine Hymne an die Melancholie in Petto, welche sich derart tragend in die Gänsehautatmosphäre schleicht, dass man sprachlos zurückbleibt. Die Klavier-Ballade überzeugt zudem mit einer betörenden Düsternis, welche das Klangbild gefühlvoll veredelt.

Fazit: THE DAMNED haben hier eine hervorragende Dark-Punk-Platte, welche neben den 77er Wurzeln auch latent in die 60er lugt und durch die, der Rhythmik entgegenstehende Orgel gar ein wenig Doors-Feeling verbreitet. (andreas)