EMPFEHLUNG, REVIEW

ROME IN MONOCHROME „AbyssUs“ (Dark Doom Metal)

ROME IN MONOCHROME

„AbyssUs“
(Dark Doom Metal)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 01.12.2023

Label: Art Gates Records

Webseite: Homepage / Facebook

Die Italiener zelebrieren auf ihrem Zweitwerk eine gelungene Mischung aus Dark, Doom, Goth Metal und puristischem Dark Wave und liegen irgendwo in der Schnittmenge zwischen My Dying Bride (Musik) sowie Vintersorg und The Wounded (Gesang). Ihre dunklen Hymnen sind gekennzeichnet von tiefmelancholischen, latent verträumten und durchdringenden, elegischen Klängen. „AbyssUs“ taucht in das Scheitern des Lebens ein und ist damit der zweite Teil einer Trilogie, welche mit „Away from Light“ begann.

Mit einem gewissen Liebreiz und einer bekannten Melodielinie eröffnet „To mourn the shade of your love“ dieses wundervolle Werk. Ein lavaartiger Moloch voller gediegener Hoffnungslosigkeit ergießt sich in das trauernde Ohr des geneigten Hörers. Das Fließen der „schwarzen Galle“ ist formvollendet und berührt. Man, also diejenigen, die nicht tagtäglich ihre Fröhlichkeit zur Schau stellen müssen, werden diese fesselnde Musik dazu benutzen, sich des Abends damit zuzudecken. Verführerische Goth-Rock Saiten stehen zu Beginn von „Stains“, welches fortan druckvoll, dennoch mit einer sphärischen Note versehen, welche die Dunkelheit facettenreich thronen lässt. Die weibliche Ergänzung hinterm Mikro kommt von Yasmin Kalach. Ihre weiche Stimme gibt dem dunklen Gesamtbild eine durchdringende Zerbrechlichkeit. Dieses Spiel mit Liebreiz, Energie und einer in sich zerfallenen düsteren Eleganz macht dieses betörende Kleinod zu einem wahren Earcatcher.

„Post you“ ist wesentlich getragener und beherbergt in jeder Faser die Träne. Insgesamt eine berührende Ballade, dessen Trauerflor in jeder Zeile des Textes zum Mahnmal eines gescheiterten Lebens gereicht. Das ruhige, in tiefer Trauer watende „Anatomical machine“ begeistert mit einer gefühlvollen Darbietung der Tragik. Die Instrumentierung ist dezent, in Phasen fragil und genau dieses Elixier der Schwermut ist das berührende Element, welches gänsehautartig durch die Gefäßwindungen des Körpers schleicht. Das Leiden der Stimme von Valerio Granieri ist mit jeder Faser spürbar. Wunderschön, wie sich eine weibliche Stimme der dunklen Umarmung hingibt. Die Saiten schreien dazu mit einer unglaublichen Bewunderung. Das folgende „Sedatives“ nimmt die Stimmung auf, wobei die Saiten etwas schneidender in des Harmonie versunkenen Wehklangs eindringen. Das in seiner bedrückenden Eleganz ausufernde „A Tomb Beyond the Furthest Star“ wird durch die Stimme von Alexander Högbom (October Tide) unterstützt, der mit seinen Growls eine ganz eigene Facette in die phobischen Klänge einfügt. Als perfekter, kongenialer Partner liefern sich die beiden Protagonisten hinterm Mikro eine Zweisamkeit, dessen Zerrissenheit mal galant, mal verspielt und mal exzessiv auf den Punkt gebracht daherkommt. Der übermächtige, 9minütige Rausschmeißer „The dissonant“ wird mit einer balladesken Klaviersonate intoniert. Der Gesang hingebungsvoll, leicht unterdrückt aber mit einer Vehemenz der Traurigkeit dargeboten, die nicht nur berührt, sondern messerscharf unter die linke Brusthälfte schneidet.

Fazit: Ein wundervolles Werk, welches sowohl in seiner Schönheit, als auch in seiner düsteren Eleganz thront. Herrliche, doomige Melodielinien, leidende Gesänge, betörende Eleganz. Perfekt zusammengefügt und in seiner Ganzheit glänzend wie ein frisch gewaschener Leichenwagen. (andreas)