LIVEBERICHT

PADDY′S FUNERAL :: Happy St. Paddy′s Day

Live im Exil in Göttingen am 16.03.2013

Der Tag wird anstrengend. Monatelang passiert nichts Spannendes und dann kommt dieses Wochenende: erst geht′s morgens mit dem Auto nach Bremen, um Werder wieder mal eine unglaublich unterirdische Leistung bestätigen zu können, geht der Ritt im Schweinsgalopp zurück und gleich weiter nach Göttingen. Aber der Grund ist gut:

PADDY′S FUNERAL zelebrieren ihren St. Patrick′s Day. Genaugenommen feiert man rein, denn der Feiertag ist ja erst am 17.03.2013.

Erschwerend kommt hinzu, dass es ein schöner Abschluss der Amboss-Mag & PADDY′S FUNERAL-Trilogie ist, die nach dem Studiobericht, dem CD-Review und jetzt dem Livebericht seinen vorläufigen Abschluss findet. Der moderne Online-Berichterstattungs-Dreikampf. Es hatte uns sehr gefreut, die Möglichkeit zu bekommen, den Jungs bei der Aufnahme über die Schulter blicken zu dürfen und ihnen im Rahmen unserer limitierten Stimmgewalt helfen zu können. Was liegt da näher, als dass man sich mächtig gewaltig auf den Release-Gig freut? Richtig, nichts und da macht es auch nichts aus, wenn man quer durch die Republik reist, um dabeizusein.

Einen modernen Stil-Dreikampf bekommen wir heute auch im EXIL in Göttingen geboten!

Den Anfang machen die Jungs von SIX BEERS & A BITCH. Wer mit einer fetten Version von „Die, Die, my Darling“ startet hat sowieso schon einen Stein im Brett. Was dann folgt, ist stilistisch nur schwer zu kategorisieren, denn Kathi und ich haben unabhängig voneinander erkannt, dass man die Doublebass von MOTÖRHEAD adaptiert, zwischendrin wie AGNOSTIC FRONT klingt, nebenbei mal zweistimmige Gitarrenparts der Heavy Metal-Schule einstreut und zum Schluss des Gigs deutliche SYSTEM OF A DOWN-Anleihen an den Tag legt, mit dem wahrscheinlich stärksten Song des Abends, dessen Titel ich leider nicht kenne. Klingt zerfahren? Ist es aber nicht, denn der Gig versprüht eine coole Energie und als Anheizer hat die Band einen sehr guten Job abgeliefert. Man hat den Eindruck, dass die Band das nicht erst seit gestern macht. Weiter so!

Witzig ist, dass ich mitten im Gig gedacht habe, dass eine krasse Coverversion noch fehlt, um die Leute noch etwas mehr aus der Reserve zu locken, „vielleicht von SLAYER“, war so mein Gedanke. Und ratet, was die Zugabe ist? „Raining Blood“ von SLAYER. Sind wir Brüder im Geiste, oder was?!

Dann kommt eine Band, von der Grischa von PADDY′S FUNERAL im Vorfeld behauptet, dass es die heimlichen Headliner sind und die Show uns begeistern wird. Auch als ich Jan treffe, ist er aus dem Häuschen und freut sich sichtlich über HEARTBURN BILLY & HIS BURNING HARZ. Billy betritt zuerst allein die Bühne und verkündet, dass man Harzer Hillbilly spielt. Was das genau ist, kann man vielleicht mit einer Mischung aus frühem JOHNNY CASH und HANK WILLIAMS beschreiben. Die Entertainerqualitäten von Billy liegen aber weit über dem Normalen und so macht es wirklich großen Spaß, seinen Ansagen zu lauschen. Nur dass er seine Frau in Amerika kennengelernt hat, wird schnell von seinem Bandkollegen als Lüge aufgedeckt, denn über den näheren Umkreis von Goslar ist der Chef wohl nie hinausgekommen. Am Bass findet man Tom, den Besitzer der Out-o-Space-Tonstudios, der sichtlich Spaß an dem Gig hat und mit seinem alten Kontrabass für einen schönen Rockabilly-Sound sorgt. Am Banjo und der Mundharmonika agiert ein junger Mann, der neben seinem tollen Harmonika-Spiel auch mit seinem Patronengürtel…äh…Mundharmonikagürtel begeistern kann, sehr geile Idee. Die sympathische Band punktet dann mit wirklich guten Geschichten über den Harz und alles, was es da so gibt (Brockenbahn, die Köhlerliesel oder Bergbau) und die Texte erinnern mich etwas an TOM TOXIC & DIE HOLSTEIN ROCKETS, erzählen sie doch auch gute Geschichten. Unsere Mädels nehmen Reißaus, aber Michi und mir hat′s gefallen. Sehr unterhaltsame Sache, vor allem, wenn man eine Country/Honky Tonk/Rockabilly-Affinität und das eine oder andere hochprozentige Getränk in der Blutbahn hat! Leider kann ich euch keinen Link anbieten, da im Harz offensichtlich das Internet noch nicht so verbreitet ist.

Es ist Zeit für ein irisches Begräbnis im Stile von PADDY′S FUNERAL und die Reaktion auf die Aussage „Paddy′s Dead!“ erschallt aus vielen Kehlen. „HOORAY!“. Die Lautstärke lässt schon mal keinen Zweifel, wegen welcher Band die Leute das EXIL ganz beachtlich füllen. Die Show ist mit kleineren Verzögerungen gespickt, aber dank der wahrlich großangelegten Setlist kommt heute jeder auf seine Kosten. Den Anfang macht die „Kernband“ mit Jan, Grischa und Levent mit einem wunderschönen akustischen Set von drei Songs, bei dem Drummer Levent die Akustikklampfe bedient und es sich nicht nehmen lässt, auch eine Strophe zu singen. Da es sich um den Vorabend vom St. Patrick′s Day handelt, hätte dieser Part auch sehr gerne noch zig weitere Songs beinhalten können. Sehr schöner Einstieg.

Als man dann die Stromgitarren aufdreht, kommt auch ein Gastbassist auf die Bühne, da man „mit Bassisten wenig Glück hat“. Auf die Frage aus dem Publikum, was man gegen Bassisten hätte, kontern sie locker mit „Wir haben nichts gegen Bassisten, Bassisten haben was gegen uns“. Der Gast am Bass macht seine Sache aber wirklich gut und hat wirklich Spaß an dem Gig. Den folgenden Teil bestreiten sie mit der kompletten „Celtic Voodoo“-EP in Originalreihenfolge und da die CD aus einem gelungenen Mix aus Schweinerock und Irish-Folk-Punk-Perlen besteht, ist Abwechslung garantiert. Geiger Lenny ist wieder mit von der Partie und nur einer von vielen Gastmusikern, die diesen Abend zu einer schönen Jamsession werden lassen. Bei der Polka erklimmt Jan wieder die Theke und sorgt damit für Stimmung, die bereits wirklich prächtig ist, was auch der Moshpit beweist.

Bei „Whiskey“ kommen dann sowohl der Gitarrist und die Bassistin auf die Bühne, die der Band bereits früher Schützenhilfe geleistet haben und spätestens jetzt ist die Band richtig heiß und die Bühnenaction wird immer geiler. „Whiskey in the Jar“ wird mit weiblichem Gesang veredelt und mit „Raise your Glasses“ hat man ein wunderschönes Stück im Aufgebot, welches wieder von einem phänomenalen Gastgeiger zu einem absolut Highlight wird. Irgendwie denkt man, dass es nicht mehr geiler geht, aber zum Ende des Gigs holt man HEARTBURN BILLY & HIS BURNING HARZ zurück auf die Bühne, addiert mal eben Gastsänger Tiffy und zockt eine absolut grandiose Version von „Achy Breaky Heart“. Wer jetzt noch nicht verstanden hat, dass die Band heute den maximalen Spaß hat, ist wohl schon tot. So eine lockere Stimmung auf der Bühne wirkt einfach ansteckend und der „Alle meine Entchen“-Part und die deutschen Zeilen von Billy zeigen, was bei einer Jamsession alles passieren kann. That′s what Rock′n′Roll is all about!

Auch wenn ich zu meiner Schande gestehen muss, dass wir zu den Klängen vom „Drunken Sailor“ das EXIL verlassen müssen und somit die höchstwahrscheinlich feucht-fröhliche Party im Anschluss verpassen (wahrscheinlich hat Jan aka Mr. Sexy Legs dann alle aus seinem Bauchnabel Whiskey schlürfen lassen), darf ich sagen, dass sich der Gig im Laufe des Abends kontinuierlich gesteigert hat und die Stimmungskurve immer mehr Richtung Explosion gestiegen ist. Das war wirklich ein geiles Konzert, mit vielen Überraschungen und macht deutlich, dass PADDY′S FUNERAL in dieser Form bei Supportgigs nicht ihr volles Potential zünden können.

Ich danke ganz besonders PADDY′S FUNERAL (Jan, Grischa, Levent) und dem EXIL, dass sie uns diesen geilen Abend ermöglicht haben und ich schließe den Bericht mit einem inbrünstig gebrüllten PADDY′S DEAD! HOORAY! (chris)

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