FILM+HÖRSPIEL

FILM „Liebe und Tod im Garten der Götter“ (Giallo)

 Originaltitel: Amore e morte nel giardino degli dei

Produktion: Italien, 1972

DVD-Veröffentlichung: Oktober 2014

Wertung: gut

Regie: Sauro Scavolini

FSK: 18

Darsteller: u.a. Peter Lee Lawrence, Erika Blanc, Ezio Marano…

Genre: Giallo

Studio: filmArt

Inhalt:
Ein Professor der Ornithologie mietet eine abgelegene Villa in der Nähe von Spoleto. Abseits vom Lärm der Stadt möchte er in Ruhe an einer neuen Vogelstudie arbeiten. Bei einem Spaziergang im Wald, nahe des Anwesens, findet er eine Reihe alter Magnetbänder. Fasziniert durch die Entdeckung reinigt er sie und beginnt sie Stück für Stück zu hören. Die Bänder handeln von psychoanalytischen Sitzungen einer Frau, Riviera, und ihrem Bruder Manfredi, welcher seit Kindestagen von einer krankhaften Hassliebe zu seiner Schwester geplagt wird.

Nach Rivieras Heirat mit dem Musiker Timothy kennt die Eifersucht ihres Bruders keine Grenzen mehr. Er gibt vor nach Indien zu fliegen und versteckt sich stattdessen in einer Stadtwohnung. Die nachfolgenden Ereignisse handeln von Liebe, Tod, Qual und unterdrückten Emotionen. Ab hier enden die Bänder.

Eines Tages kehrt der Professor von einem seiner Spaziergänge zurück – aber irgendetwas stimmt nicht. Eine weitere Magnetspule ist während seiner Abwesenheit aufgetaucht! Ein geheimnisvoller Unbekannter hat den letzten Teil der mysteriösen Geschichte hinterlassen… und der Schock kommt schnell: Selbst der Professor ist in das tragische Ende der Geschichte involviert!

ACHTUNG! SPOILER-ALARM!!! AUF KEINEN FALL LESEN, WENN IHR DEN FILM NOCH NICHT GESEHEN HABT! VERSPRECHT ES MIR! KOMMT EINFACH IN 86 MINUTEN WIEDER!

 

Die Giallo-Edition von filmArt geht in die fünfte Runde… diesmal ist die Wahl auf „Liebe und Tod im Garten der Götter“ gefallen und dieser Film von Regisseur Sauro Scavolini ist kein Giallo für die Freunde von schwarzen Handschuhen und Rasiermessern, sondern der Giallo-Bezug entsteht durch die psychologische Komponente, die den Film trägt und zu einem wirklich spannenden Genuss macht.

Der neugierige Ornithologe findet auf beinahe magische Weise die Tonbänder und taucht auf voyeuristische Art und Weise in das Seelenleben von Azzurra (auf dem Cover „Riviera“ genannt) ein. Es entspinnt sich ein, für den Zuschauer äußerst spannender Plot, der (ganz Giallo-typisch) den einen oder anderen Twist bereit hält…

Azzurra ist ein Biest, welches die Männer gerne für ihre Zwecke benutzt und vor Lügen und seelischer Misshandlung nicht halt macht, im Gegenteil scheint ihr die Dominanz einen Kick zu geben und so leiden ihr Bruder und Ehemann unter den Psychospielchen, die sie mit ihnen treibt, was ihren Höhepunkt darin findet, dass sie Manfredi, mit dem sie Liebesbeziehung unterhält (ja, richtig, Manfredi ist bis zu diesem Punkt im Film ihr Bruder), damit demütigt, dass sie ihm erzählt, er wäre gar nicht ihr Bruder, sondern man hätte ihn einem armen Bauern abgekauft… ich wäre an seiner Stelle zwar nun einigermaßen beruhigt, dass ich nicht mit meiner Schwester Inszest getrieben habe, aber die Art und Weise ist so verletzend, dass der arme Kerl endgültig zerbricht und ganz frei von perversen Neigungen bzw. ganz normal ist er ja nun auch nicht.

Scavolini erzählt den Film sehr geschickt durch das Abhören des Tonbandes in der Gegenwart mit dem Ornithologen, mit Rückblicken in die Vergangenheit, nur um zum großen Finale wieder im Hier und Jetzt zu landen. Besonders die Einbeziehung des Professors in das Finale lässt eine reale Bedrohung aufkommen; hat man sich bis dato doch lediglich eine Geschichte aus der Vergangenheit erzählen lassen. Wenigstens über das verzweifelte Ende hülle ich mich in Schweigen, um wenigstens noch etwas Spannung übrig zu lassen, falls doch jemand von euch das Review gelesen, bevor er den Film gesehen hat…

Die Geschichte bildlich sehr dynamisch umgesetzt, wenn z.B. Azzurra durch dunkle Gänge und Gassen läuft und die Handkamera ihr immer dicht auf dem Fersen ist; aber auch sorgsam durchdachte Bildeinstellungen und schön fotografierte Räume gehören zum Handwerkszeug von Scavolini und seinem Kameramann.
Das Bild der DVD ist auch ganz hervorragend aufbereitet worden und ein wahrer Augenschmaus.

Die musikalische Untermalung des Filmes trägt ebenfalls zum Filmgenuss bei, denn der klassische Score ist großartig und dramatisch, während zum Beispiel eine Liebeszene zwischen Timothy und Azzurra in beinahe vollständiger Stille gezeigt wird, was vielleicht einen Einblick in das Seelenleben der Protagonisten gewährt.
Der Film liegt übrigens nur im italienischen Originalton mit deutschen Untertiteln vor, dafür erscheint er erstmalig in Deutschland auf DVD!

Als Extras findet ihr: Audiokommentar von Dr. Marcus Stiglegger & Kai Neumann; Booklet von Christoph Draxtra, Intro und Interview mit Erika Blanc, italienischer Kinotrailer auf der Scheibe, die wie immer auf 1000 Stück limitiert ist und stilecht im gelben Keepcase daherkommt.

Vielen Dank an die Jungs von filmArt, dass sie uns dieses Kleinod und spannenden Psycho-Giallo-Thriller nicht länger vorenthalten haben! (chris)