REVIEW

FEU FOLLET „Lost Locust“ (SynthPopRock/Experimentell)

FEU FOLLET

„Lost Locust“
(SynthPopRock/Experimentell)

Wertung: Gut+

VÖ: 06.10.2023

Label: blackjackilluministrecord

Webseite: Facebook / Bandcamp

Es gibt ja diese Bands, da steht man vor der Mauer der Melange aus Schönheit, schon gehört oder nicht beschreibbar. FEU FOLLET ist eine Ein-Mann-Band aus Lothringen, Frankreich, die von Alban Blaising gegründet wurde, um Einflüsse aus dem Wave-Bereich mit denen des Indie-Sektors zu vermischen. Ansonsten gibt es recht wenig Infos im Netz zu finden. Alexander Donat (Vlimmer) scheint sie irgendwie für sein Label entdeckt zu haben und leiht einzelnen Stücken auch seine Stimme.

Im weitesten Sinne Synth Pop mit harmonischen Linien, aber gleichwohl ein Sammelsurium verschiedenster schräger Tonagen. Dazu ein nicht zu beschreibendes Intermezzo aus Gefühl und Energie mit latent unterdrückter Dynamik. „Ghosts In The Machine“ klingt wie ein nie fertig gewordener Kraftwerk-Song. Die hingebungsvolle Gesangsdarbietung von Vlimmer gibt diesen, etwas wirr erscheinenden Klängen ein Gesicht. Hernach erklingt mit „Lazy Ass“ ein wundervoller Poprock-Song mit Dreampop Anleihen. Der gefühlvolle Gesang thront über einem zwischenzeitlich komischen Klangspektrum, der sich wie eine von Dali gemalte Traumsequenz anfühlt. Überhaupt scheint die musikalische Komponente einer verwirrenden Reihenfolge zu huldigen. Das folgende, stark an die 80er erinnernde „Living without“ wird sehr ruhig dargeboten und erinnert an eine reduzierte Version von Eurythmics. „Lost Locust“ hat dann wieder diesen wehklagenden, tief betörenden Gesang von Vlimmer als Mittelpunkt. Das folgende, einer Fahrstuhlmelodie gleichende „A Dream“ besitzt dieses galante Momentum, welches durchaus gesangstechnisch an die Solo-Projekte von Boa erinnern könnte. Danach regiert mal wieder das Chaos. Undurchdringliche Tonagen, verwirrende Klangkosmen, welche man durchaus als expressionistisch bezeichnen könnte, und mittendrin das Duett/Duell zwischen Vlimmer und dem Hauptgesang. Unerklärlich, wie die Zusammenfügung passt und überraschend, wie folgend eine weibliche Stimme dem Reigen den Stempel aufsetzt. „Road To Glory“ beherbergt einen feinen Refrain, aber diese Science Fiction-Loops scheinen nicht nur Kanten in die Harmonie zu setzen. Der letzte Song ist wieder geprägt von der weiblichen Gesangsstimme, die sich durch das Dickicht der Töne kämpft. Im Endeffekt bringt sie eine wundervolle Harmonie in ein verwunschenes, euphemistischen Klanggebilde, dessen schräge Darbietung den Genuss in Phasen zu schmälern scheint.

Fazit: Ein sehr gewöhnungsbedürftiges Werk, welches wunderschöne Momente des 80er Pop-Waves beherbergt, gleichwohl die Schräge und die Farbenfröhlichkeit (logischerweise mit schwarzer Tusche gezeichnet) des Jahrzehnts besitzt und nebenbei die Töne der Mondlandungsphase aus dem NASA-Kontrollzentrum in verwirrender Weise integriert. Verwirrend schön! (andreas)