LIVEBERICHT

ACHERONTIC ARTS FESTIVAL II :: Kehre heim

283-Urfaust
u.a. DREAD SOVEREIGN, WEDERGANGER, (DOLCH), KING DUDE, URFAUST, OUR SURVIVAL DEPENDS ON US, MOURNING BELOVETH…
Live in Oberhausen in der Turbinenhalle am 06.05. und 07.05.2016
Text & Fotos © Chris
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Brückentage sind ’ne Bitch, wenn man keinen Urlaub hat…aber dank meines tapferen Kollegen darf ich überpünktlich die Minen verlassen und mit meiner Yoko Ono Richtung Oberhausen fahren. Im Vorfeld ist klar, dass es schwierig wird, die ersten Bands zu sehen, denn die Fahrt dauert gute 3 Stunden und es kommt, wie es kommen muss: MORAST und leider auch THE SPIRIT CABINET [Veröffentlichungen bei Ván Records: „Hystero Epileptic Possessed“, 2015, Ván 163], auf die ich mich so unglaublich gefreut habe, weil die Chance, sie mal live zu sehen, gefühlt sehr gering sind, spielen tatsächlich ohne uns… Fuck und Frechheit!

FREITAG, 06.05.2016

008-Almyrkvi
Es ist auch nicht ganz so einfach, sich auf Knopfdruck in die richtige Stimmung zu bringen, um sich der musikalischen Dunkelheit aus dem Hause Ván hinzugeben, aber die erste Band, die wir heute Abend sehen, hilft ungemein dabei. Bei ALMYRKVI aus Island geht es, wie so häufig, nicht um den Song, sondern die Atmosphäre und das Gefühl. Ganz besonders beachtenswert bei diesem Auftritt ist, dass es tatsächlich klappt, die Atmosphäre des Raumes vom ersten Ton an zu verändern und dich von dem Malstrom hinabziehen zu lassen. Die Band tritt mit Tüchern vermummt auf und verleiht dem Auftritt damit noch etwas mysteriöses, obwohl sich im Laufe des Wochenendes herausstellen wird, dass Anonymität die neue Selbstbeweihräucherung ist. Schade, denn so kann man nach solchen Auftritten niemandem auf die Schulter klopfen oder mal ein Bier spendieren.
015-Almyrkvi
[Veröffentlichungen bei Ván Records: “Pupil of the Searing Maelstrom”, 2016, Ván 185]

Die Halle ist jetzt bereits richtig gut gefüllt und die Fans nehmen die Show sehr dankbar auf und bereits jetzt wird klar, dass man alle positiven Tugenden des letzten Jahres beibehalten und Schwachstellen ausgemerzt hat: die Lichtshow ist bombastisch. Wenn man sich vor Augen führt, dass wir hier auf einem echten Untergrund-Festival sind, ist die Technik einfach erstligatauglich! Jede Band hat das volle Licht, wenn sie es denn will und die Musik wird durch die Lichtmischer mitunter perfekt untermalt. Der Sound, im letzten Jahr am ersten Tag manchmal suboptimal für meine Ohren, klingt bei allen Bands verdammt gut, auch wenn es im Laufe des Abends aufgrund der harschen Musik manchmal etwas undurchdringlich klingen wird.

043-Dread Sovereign
Eigentlich darf man etwas irritiert sein, dass DREAD SOVEREIGN bereits jetzt schon auf die Bühne kommen, denn ich habe sie mal in Hamburg erlebt und sie waren genial. Alan Averill ist ja nun auch kein Unbekannter und die beiden Veröffentlichungen waren bisher extrem stark. Aber sei’s drum… Ich habe schon viele Musiker auf der Bühne gesehen, aber ein Nemtheanga (Averills Pseudonym) hat ein Charisma, welches seinesgleichen sucht. Manche Menschen haben halt eine gewisse Ausstrahlung, der man sich nur schwer entziehen kann… sehr beeindruckend! Gitarrist Sol Dubh passt perfekt dazu, denn er ist eine Rampensau ersten Ranges und auch wenn man es nicht glauben möchte, aber zu Songs wie „Thirteen clergy to the flames“, „We wield the spear of Longinus“ und „Cathars to their doom“ kann man tatsächlich posen wie Hölle und die spielerische Qualität bei den Soli war einfach unglaublich. Dazu kommt noch ein Song, den man Lemmy (R.I.P.) widmet und der den Rock’n’Roll-Faktor noch einmal verhundertfacht hat. Auch wenn ich mir stattdessen vielleicht noch eine lupenreine Doom-Nummer gewünscht hätte, ist das ein unglaublicher Auftritt! Mehr davon!
036-Dread Sovereign
[Veröffentlichungen bei Ván Records: „Pray to the Devil in Man“, 2013, Ván 102; „All Hell’s Martyrs“, 2014, Ván 104]

054-Kermania
Sehr gespannt bin ich dann auf KERMANIA, die mit „Kehre heim“ ein tolles Album am Start haben und live mit 3 Gitarristen aufwarten kann; u.a. ist Alexander von Meilenwald an der Gitarre zu hören. Weigand kann mit seinem epischen Gesang Akzente setzen und mitunter entfacht die Band ein so brutales Feuerwerk, dass der Sound extrem brachial und leider etwas undifferenziert aus den Boxen kommt. Bei den gemäßigten Parts allerdings trifft dich die volle Wucht des Pathos, der den Songs von KERMANIA innewohnt und ich empfehle jedem, mal auf der Show die Augen zu schließen, denn die bombastische Lichtshow und das Gewusel der Gäste lenkt mitunter stark von der Musik ab. Als ich meine Augen schließe, habe ich das Gefühl, die Harmonien besser zu hören und die Musik dringt ungefiltert in mich hinein. Das hat zur Folge, dass Yoko Ono ein paar Minuten vor mir steht, um mich mit einem Bierchen zu versorgen, bis ich die Augen wieder öffne… Passt bei der Meditation also auf Taschendiebe auf… Leider kommt mein Lieblingssong vom aktuellen Album nicht („Begleite mich fort“), aber mit „Für die Heimat“ werde ich großzügig von der Band entschädigt.
062-Kermania
[Veröffentlichungen bei Ván Records: „Ahnenwerk“, 2006, Ván 06; „Kehre heim“, 2014, Ván 130]

075-Wederganger
WEDERGANGER
haben mit „Halfvergaan Ontwaakt“ ein starkes Album am Start und waren KERMANIA eben schon großartig, legen die Holländer noch eine Schippe drauf! Unglaublich, was die Band für eine intensive Show bietet! Botmuyl ist für die brutalen Vocals zuständig, während Alfschijn den klaren, epischen Gesang übernimmt… und wenn er gerade nicht singt, tanzt er wie ein Derwisch über die Bühne, schwingt den Mikrofonständer, bewegt sich ständig zur Musik, während die Band ein wahres Feuerwerk an genialem Black Metal abfeuert, der mit seinen geilen VERDUNKELN-Gitarrensounds voll ins Schwarze trifft! Hier passt einfach alles: Sound, Licht (auch wenn den Fotografen nur das unbeliebte Gegenlicht mit Nebel serviert wird), Songs, Attitüde. Meine Herren, das ist ein unglaublicher Auftritt einer unglaublich guten Liveband. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde die Band morgen gleich noch mal spielen!
Die Songs des Abends, laut Setlist: „Walmend Graf“, „Dwaallichtbezwering“, „Dodendans“, „Gelderse Drek“, „De Galgenberg“, „Wera-Wulfa“, „Vlammenvonnis“, „Zwarte Gedachten“.
088-Wederganger
[Veröffentlichungen bei Ván Records: „Halfvergaan Ontwaakt“, 2015, Ván 156]

110-Dolch
Letztes Jahr noch absoluter Geheimtipp, dieses Jahr vielleicht sogar der heimliche Headliner? Ich würde die Frage aus verschiedenen Gründen mit „ja“ beantworten. (DOLCH) haben letztes Jahr noch auf dem ACHERONTIC ARTS gespielt, mit nicht weiter, als einem Demo in der Tasche, welches dann von Ván Records neu veröffentlicht wurde und mit der Split mit KING DUDE hat man dann noch den überragenden Song „Riding with the King“ nachgelegt. Jetzt tritt man als drittletzte Band auf und zieht die meisten Menschen vor der Bühne in ihrem Bann und ich würde den Auftritt mal als Triumph bezeichnen wollen. Die introvertierte Musik der Band, das mit Kapuzen vermummte Auftreten, das Gegenlicht geben dem Auftritt die Aura, die man verdient und die Band spielt heute Abend einfach grandios! „Bahrelicht“, „Das Auge“, „Licht“, und „Riding with the King“ sind mein persönlichen Highlights, aber audiovisuelle Maßstäbe setzen die Lichtmischer bei dem Instrumental, bei denen der Herzschlag mit weißem Licht untermalt wird. Die Fans sind völlig hingerissen und honorieren den Auftritt mit viel Applaus. Das war ein ganz großer Auftritt, der sämtliche Jubelarien der Metalgazetten rechtfertigt.
100-Dolch
[Veröffentlichungen bei Ván Records: „I & II“, 2015, Ván 152; „Split w/ KING DUDE“, 2016, Ván 178]

132-Chapel of Disease
CHAPEL OF DISEASE
haben dann mit einer deutlich kleineren Fanschar zu feiern und ich muss leider zugeben, dass der Tag seinen Tribut fordert und ich extrem müde bin und mich nach einer Viertelstunde erst einmal an die frische Luft begeben muss und somit nicht wirklich viel zum Auftritt sagen kann, außer, dass die Band extrem tight spielt und die Soli bis dahin verdammt geil klangen!
119-Chapel of Disease
Die Songs des Abends laut Setlist: „Lord of all death“, „The dreaming of the flame“, „Masquerade in Red“, „Symbolic Realms“, „Summoning Black Gods“, „Of repetitive art“.

149-The Ruins of Beverast
Den Titel der ersten Veröffentlichung auf Ván Records dürfen THE RUINS OF BEVERAST für sich beanspruchen und den Ruf als unglaubliche Liveband gleich noch dazu. Interessanter Weise habe ich noch keinen Gig der Band gesehen, der wirklich pünktlich losgeht, da sich der Soundcheck immer etwas hinzieht und so ist es auch heute, aber die Verzögerungen halten sich stark in Grenzen und um 0:20h öffnen sich die Tore zur Hölle, musikalisch, sowie visuell. Anfangs ist der Sound einfach nur brutal und bewegt sich jenseits meiner Aufnahmefähigkeit, aber bereits mit dem zweiten Song, der nicht nur auf Brutalität setzt, nehmen sie mich gefangen. Die Atmosphäre ist eines Soundtracks zu Dantes Inferno mehr als würdig und die Songauswahl ist (wie immer) geil. „Between Bronze Walls“, „The Clockhand’s groaning circles“, „Daemon“, „I raised this stone as a ghastly memorial“, „The Mine“, „Malefica“ und noch ein oder zwei…

Optisch ist der Moment ein Highlight, als die ganze Bühne in einem tiefroten Licht erstrahlt und die Musiker sich wie magisch von dieser Wand abheben. In den Moment bin ich sicher, dass genau so das Fegefeuer aussehen muss. Sehr beeindruckend.

Leider haben sich viele Fans bereits auf den Heimweg gemacht und erleben nicht mehr dieses tongewordene Inferno und ich muss zu meiner Schande zugeben, dass wir uns auch schon vor dem letzten Ton auf den Weg ins Hotel machen. Das sollte die Band aber nicht persönlich nehmen, aber ich schreibe lieber, wie es war, anstatt irgendwelchen erfundenen Dummsinn in die Tastatur zu klimpern; ich bin halt schon Ü40 und da darf man auch mal schwächeln… was aber nichts gegen Yoko Ono ist, die das Kunstwerk fertig bringt und während des Gig einnickt. Sie garantiert uns, dass es nicht mit dem Auftritt an sich, sondern lediglich an der fortgeschrittenen Stunde in Verbindung mit dem einen oder anderen hochgeistigen Getränk liegt; dennoch Rekordleistung, bei solch einem intensiven Inferno einfach wegzunicken.
146-The Ruins of Beverast
[Veröffentlichungen bei Ván Records: “Unlock the Shrine”, 2004, Ván 001; “Rain upon the impure”, 2006, Ván 009; “The foulest semen of a sheltered elite”, 2009, Ván 030; “Enchanted by Gravemould”, 2011, Ván 059; “Blood Vaults”, 2013, Ván 090]

SAMSTAG, 07.05.2016

160-Funeral Procession
Wie Karo ganz treffend bemerkt, ist FUNERAL PROCESSION eigentlich zu schade für den Opener, aber die Band ist ganz spontan eingesprungen, als PATH OF SAMSARA absagen mussten; dafür unseren Respekt und Dank an die Band, die einen hervorragenden Gig spielt, bei dem sich vor allem der letzte Song ins Hirn brennt. Ihr Black Metal ist schön variabel und wird verdammt stark dargeboten. Gute Performance und starke Band… vielleicht kommt bald mal wieder ein neuer Tonträger? Heute Mittag gibt es aber erstmal folgende Songs: „Heavenlie aeons grimlie torne apart“, „Doom“, „Bloode of the Elder“, „The Death Empire Part 1“, „Under a funeral moon“ und „As all adorable dieth“.
155-Funeral Procession
[Veröffentlichungen bei Ván Records: „Funeral Procession“, 2006, Ván 005; „The Red Vine Litanies“, 2008, Ván 017; „Split w/ ABUSUS“, 2010, Ván 031]

174-Komokrator
KOSMOKRATOR
finde ich etwas anstrengend auf Dauer… ohne Frage ist es eine starke Band, aber der abgrundtiefe Sound überfordert mich nach einer Zeit etwas. Die Demo-Veröffentlichung ist stark und live wirkt die Band noch um einiges dynamischer, als auf CD, aber der Blick in die Kristallkugel (aka Setlist) zeigt, dass die Fans nicht mit jedem Titel vertraut sein können („KSMKRTS I“, „Initiate Decimation“, „Adoration of he who is upon the blackest of thrones“, „KSMKRTS II“, „Myriad“), was sicherlich auch ein Grund sein dürfte, dass es nicht so gut reinläuft, wie erhofft. Vielleicht ist meine Seele noch nicht auf die totale Dunkelheit eingestellt. Das soll erst noch kommen…
173-Komokrator
[Veröffentlichungen bei Ván Records: „To the svmmit“, 2016, Ván 158]

186-Kalmen
KALMEN
konnten mit „Course Hex“ sicherlich einige Punkte sammeln und leider kommt der psychedelische Anteil an den Songs heute nicht so schön zur Geltung, wie auf der CD, aber der Gig ist sehr erdig und die Lichtshow untermalt die Stimmung wie gehabt, ganz wunderbar.
Das muss ich dann auch mal den beiden Lichtmischern erzählen, die sich sichtlich freuen, dass sich jemand über ihren großartigen Job freut… Leider, und daher bin ich während des Gigs auch geistig etwas abwesend, bekommt der SVW es in Köln nicht geschissen, den Klassenerhalt zu festigen, was mir doch tatsächlich kurzzeitig die Stimmung versaut… würden JETZT KOSMOKRATOR spielen, bin ich mir sicher, dass ich mich vollends in der Dunkelheit/Verzweiflung/Wut wiederfinden würde. Aber wir entscheiden uns für Frustfressen und suchen einen ekligen Burgertempel auf…
188-Kalmen
[Veröffentlichungen bei Ván Records: „Course Hex“, 2015, Ván 153]

198-Freitod
…nur um wieder pünktlich bei FREITOD vor der Bühne zu stehen. Da ich mich sehr über Abwechslung auf Festivals freue und vor allem das letzte Album „Regenjahre“ verdammt gut finde, zieht mich die Band auch gleich in ihren Bann. Die Songauswahl ist gut gelungen und vor allem „Neue Wege“ vom „Regenjahre“-Album ist ein Knüller und bisher vielleicht sogar einer meiner Lieblingssongs von FREITOD. Mit „Unter schwarzen Wolken“, „Die falsche Krankheit“, „Der unsichtbare Begleiter“ stellt man auch neue Songs vor und ergänzt die Auswahl noch mit „Ein Ende“. FREITOD ist schon etwas Besonderes: vielleicht kann man die Musik der Band als Post Black Metal beschreiben, mit viel Post Rock / Shoegaze-Elementen und als Bonus mit dem Wechselgesang, der einmal aus fiesem Black Metal-Gesang besteht und mit den klaren, leidenden Vocals angereichert wird. Durch die eingängigen, beinahe poppigen Strophen und Refrains habe ich immer das diffuse Gefühl, eine schwarzmetallische Version von WOLFSHEIM (als sie noch geil waren, so zwischen 1992 und 1996) zu hören… also nicht negativ gemeint…
Ohne Firlefanz rockt sich die Band durch ihren Set und kann große Emotionen hervorrufen. Bei mir ist es Melancholie und Freude gleichzeitig…
Das neue Album „Der unsichtbare Begleiter“ ist heute erstmalig beim ACHERONTIC ARTS erhältlich und wird umgehend verhaftet.
207-Freitod
[Veröffentlichungen bei Ván Records: „Nebel der Erinnerungen“, 2010, Ván 036; „Regenjahre“, 2012, Ván 074; „Der unsichtbare Begleiter“, 2016, Ván 195]

218-Gold
Mit GOLD verbindet mich eine kleine Hassliebe… obwohl, das ist eindeutig zu krass formuliert, aber mir fällt kein besseres Wort ein. Manchmal, wenn Milena zu viel Soul in die Stimme packt, bin ich raus und das erste Album hat mich nur bedingt gepackt, was sich aber beim zweiten Album „No Image“ zu Gunsten des Gefallens verändert hat, da die Band sich auf dem neuen Album deutlich düsterer und erdiger gibt. Live spielt die Band richtig schön energisch, aggressiv mitunter virtuos in den Soli und der Gesang und Milenas Performance gefällt mir so richtig gut. Man darf der Band für diesen Auftritt auf die Schulter klopfen.
211-Gold
[Veröffentlichungen bei Ván Records: „Medicine Man / Going under“, 2012, Ván 072; „Interbellum“, 2012, Ván 081; „No Image“, 2015, Ván 166]

232-Fyrnask
FYRNASK
war mir bis dato nicht bekannt, hat jetzt aber ganz frisch ihr Album „Forn“ auf Ván Records veröffentlicht… die Liveshow macht schon einmal neugierig, wie die Band auf Platte klingt. Optisch regiert der Mummenschanz deluxe: der Sänger trägt eine Maske, mit der er ein wenig wie ein Ent aussieht, aber eine sehr bizarre Atmosphäre dadurch kreiert und der Rest der Band ist in Mönchskutten inkl. Gesichtsschleier gewandet; die Musik ist herrlich fieser Black Metal, nur leider ist mir der Gesang über die gesamte Dauer zu laut, prägnant und zu wenig abwechslungsreich. Wenn man sich schon reichlich Black Metal Bands reingezogen hat, braucht man auch etwas Abwechslung… aber für diese Abwechslung wird von nun an für den Rest des Abends gesorgt sein…
240-Fyrnask
[Veröffentlichungen bei Ván Records: „Forn“, 2016, Ván 169]

Der Tag war bisher nicht arm an tollen Auftritten, aber ich gebe sehr gerne zu, dass KING DUDE einer der Gründe ist, warum ich ganz aufgeregt bin… seine Alben sind Geschenke für die Seele und ich hatte noch nie die Chance, ihn live zu sehen.

268-King Dude

So habe ich mir einen KING DUDE-Auftritt vorgestellt: der Dude in schwarz, mit ernstem Gesicht und Gitarre bewaffnet spielt er uns seine Geschichten und Klagen vor, verbeugt sich und Schluss. Was wir aber heute Abend bekommen ist verdammt strange und geil: KING DUDE ist ein Entertainer reinsten Wassers und unterhält uns mit unglaublich witzigen Geschichten und zieht beinahe eine Stand-up-Comedy-Nummer ab… ich habe wirklich selten so viel gelacht, wie bei diesem Auftritt… klingt seltsam? Ist es irgendwie auch, denn seine Lieder erzählen von so viel Traurigkeit und Schmerz, dass es etwas verstörend wirkt, diesen gut aufgelegten King zu beobachten. Musikalisch ist er ja eher ungewöhnlich für dieses Festival und er erklärt auch, wie es dazu kam: Sven, der laut TJ Cowgill das Label mit eiserner Faust regiert, hat ihn gezwungen heute Abend aufzutreten, denn sonst würde er KING DUDE wieder mit URFAUST auf Tour schicken und da die URFAUST-Jungs Tiere sind, hat er lieber den heutigen Gig gewählt…

Ich hätte gerne die Setlist für euch fotografiert, um detailliert Auskunft zu geben, was his Dudeness spielt, aber… es gibt keine Setlist! El Duderino spielt heute mal ganz ungezwungen auf Zuruf aus dem Publikum! Was für ein geiler Scheiß! Da ich aber fleißig mitgeschrieben habe, darf ich euch die Setlist verraten (ohne Gewähr): „Deal with the Devil“, „Desolate Hours“, „Rivers of Gold“, „Spiders in her hair“, „Jesus in the courtyard“ (inklusive Mitsingteil), „Barbara Ann“, „A little bit of baby gonna make me wanna live again…“, ein Bruce Springsteen-Cover „State Trooper“, und zum Schluss meine beiden absoluten Lieblingsnummern: „Silver Crucifix“ und am Klavier „You know my lord“. Wie großartig! Natürlich sind die Arrangements anders, reduzierter, als auf den CDs, aber das macht nichts, im Gegenteil: allein seine Stimme zu hören und ihn auf der Bühne zu sehen, wie er seine Songs mit Leidenschaft singt, ist mehr als beeindruckend und er hat ein Charisma, dem man sich nicht entziehen kann. Das sehen übrigens auch seine Fans so, die so richtig zahlreich vor der Bühne stehen und ihn mit viel Applaus beschenken, während er immer wieder große Schlucke aus seiner Jim Beam-Flasche nimmt. Dieser Auftritt war in vielerlei Hinsicht wichtig: zum einen hat er Abwechslung in das Billing gebracht und zum anderen weiß ich jetzt, dass er auch live einfach großartig ist…
282-King Dude
[Veröffentlichungen bei Ván Records: „My beloved Ghost“, 2012, Ván 079; „Love“, 2012, Ván 080; „Burning Daylight“, 2012, Ván 085; „Holy Trinity“, 2013, Ván 087; „Split w/ URFAUST“, 2013, Ván 099; „Fear“, 2014, Ván 111; „Deal with the Devil“, 2015, Ván 151; „Songs of Flesh & Blood – In the Key of Light“, 2015, Ván 155; „Split w/ (DOLCH)“, 2016, Ván 178]

310-Urfaust
Zu URFAUST habe ich in meinem Büchlein keinerlei Noizen gemacht… warum auch? URFAUST sind live so geil, dass Worte nicht ausreichen, um das Geschehen zu beschreiben. Wobei es sich da auch nur um die musikalische Darbietung handeln kann, denn Showelemente sind eher rar gesät… von man mal vom Drummer VRDRBR absieht, der mit so viel Hingabe und Drumfiguren sein Drumkit verdrischt, dass es eine Wonne ist, ihm zuzuschauen… ich wende aber dann bald meinen eigenen Rat von gestern an: Augen zu und die Musik ungefiltert durch dich durch strömen lassen! Leider hat die Band mit einer technischen Panne zu kämpfen, als vermutlich der Gitarrenverstärker abraucht… aber nach wenigen Minuten ist alles behoben und die Band bringt ihren Gig zu Ende, als sei nichts geschehen. Ich kann verstehen, wenn Nicht-Clochards bei dieser Musik nicht wissen, ob das Kunst ist oder weg kann, aber für mich ist URFAUST eine verdammt große und geniale Band, was der heutige Auftritt mal wieder eindeutig beweist.
313-Urfaust
[Veröffentlichungen bei Ván Records: “Einsiedler”, 2009, Ván 023; “Split w/ JOYLESS”, 2009, Ván 026; “Der freiwillige Bettler”, 2010, Ván 050; “Ritual Music for the true Clochard”, 2012, Ván 066; “Drei Rituale jenseits des Kosmos”, 2012, Ván 067;, “Geist ist Teufel”, 2013, Ván 096; “Die erste Levitation”, 2013, Ván 097; “Trúbadóirí Ólta an Diabhail”, 2013, Ván 098; “Split w/ KING DUDE”, 2013, Ván 099; “Apparitions”, 2015, Ván 139; „Split w/ LUGUBRUM“, 2015, Ván 149]

353-Our Survival depends on us
OUR SURVIVAL DEPENDS ON US
laden uns anschließend zu ihrem Ritual ein. Ich verehre die Band und ihr Album „Painful stories told with a passion for life“ aus persönlichen Gründen sehr und finde mit dem neuen Album „Scouts on the borderline between the physical and spiritual world“ hat man sich so grandios weiterentwickelt, dass es atemberaubend ist. Kleine Anekdote: Als ich mit GRIFTEGÅRD auf Tour war, lief das „Painful stories…-Album auf Vinyl (!) in der Halle in Weikersheim, während wir ankamen und ich klagte Joona (Bassist) mein Leid, dass ich nicht verstehen kann, dass in meinem Umfeld niemand diese Musik zu schätzen weiß. Joona schaute mich nur an und sagte so selbstverständlich, als ob er mir erklären würde, dass der Himmel blau ist: „It’s beautiful“, als „Last act of bravery“ seinen Höhepunkt findet. Mehr mussten wir beide nicht sagen und es standen zwei Menschen im Einklang nebeneinander und genossen einen Moment, der völlig losgelöst von dem Geschehen drumherum war.

Als Ritual darf der Auftritt ruhigen Gewissens bezeichnet werden, denn die Band ist sehr naturverbunden, zelebriert Leben und Tod mit ihren Mikrofonständern, die mit Tierköpfen verziert sind und während des langen Anfangs-Jams grooven sie sich ein und ich hab‘ den Eindruck, als bringe sie sich damit in eine gewisse Stimmung und öffnet die Seele, um die Musik fließen zu lassen.

Die Setlist ist großartig und beinhaltet viele instrumentale Parts und sogar ein Stück wie „Animals with bloodstained teeth“ lässt man durchlaufen. Währenddessen ruht die Band in sich selbst und man spürt, dass es für die Band nur genau so Sinn macht, dieses Konzert zu spielen. Songs wie „Kramatach“, „Children of the dawn“, „Sons and Daughters“ oder das abschließende „Let my people go“ beweisen, was für ein großartiges Album „Scouts on the borderline…“ geworden ist und man bemerkt, dass die Songs sich live doch stark unterscheiden, was den Härtegrad angeht, aber heute Abend klingen sie für mich perfekt. Perfekt ist auch, dass sie „Angel Ranger“ in einer unglaublich ausufernden Version spielen… ein Song der mir persönlich sehr viel bedeutet und mich sehr traurig und glücklich zugleich macht. Danke OUR SURVIVAL DEPENDS ON US!
336-Our Survival depends on us
[Veröffentlichungen bei Ván Records: „Scouts on the borderline between the physical and the spiritual world“, 2015, Ván 162]

366-Mourning Beloveth
Und wenn du denkst es kann nur noch bergab gehen, kommen als letzte Band MOURNING BELOVETH auf die Bühne und versohlen dir mit ihrem Death Doom englischer Prägung so richtig den Arsch! Gott, was habe ich eine solche Band auf dem Billing bisher vermisst, ohne es zu wissen. Die EP „Rust & Bone“ ist verdammt genial und auch das ältere Material ist mächtig, erhaben, episch und einfach nur gut! Die Band ist extrem gut eingespielt und anstatt ermattet von dannen zu pilgern, werden meine Lebensgeister und der Bierdurst reaktiviert… Doom is my obsession, das wird mir während des Auftritts mehr als deutlich. Klar ich bin müde, aber genieße den Auftritt der Band in vollen Zügen und freue mich, dass der Doom es noch auf das Festival geschafft hat, wenn man mal von der genialen Pausenmusik absieht: GRIFTEGÅRDs „Solemn. Sacred. Severe.“-Album!
371-Mourning Beloveth
[Veröffentlichungen bei Ván Records: „Rust & Bone“, 2016, Ván 177]

Was soll man abschließend zum 2. ACHERONTIC ARTS FESTIVAL sagen, ohne in stundenlange Jubelarien auszubrechen? Da fällt mir nichts ein, daher jubel ich mal frei von der Leber weg… das ACHERONTIC ARTS gehört zu den am besten organisierten Festivals, die ich je besucht habe!

Die Getränke sind preislich ok, man muss niemals lange warten und je später der Abend, umso besser die Mischungen.
Die Klomänner verdienen meines Erachtens einen Orden, denn auch am Samstagabend um Mitternacht sind die Toiletten blitzblank… wo gibt es denn sowas? Ganz großes Dankeschön für diesen Service!
Die Security hat ein absolut entspanntes Wochenende, ist immer zu Scherzen aufgelegt und freundlich, so dass der Einlass immer zum Vergnügen wird.
Über die Technik, sprich Ton und Licht habe ich schon genug gejubelt, das war einfach nur saugut!
Die Fans sind alle dermaßen durchgechillt, dass ich nicht glaube, dass es auch nur einmal so was ähnliches wie Stress gegeben haben wird.

Das alles zusammen sorgt für einen Rahmen, in dem man sich so richtig wohl fühlen kann…

Last but not least… Ván Records aka Sven. Sein Idealismus ist schier grenzenlos und wir haben ihm alle nicht nur die großartigen Veröffentlichungen zu verdanken, nein, auch das ganze Wochenende mit starken Bands und einer genialen Atmosphäre. Zusammen mit Thomas, Caro, Arne und weiß der Schinder wie vielen Helfern im Hintergrund, die ich leider nicht alle namentlich huldigen kann, haben sie ein absolut denkwürdiges Wochenende für uns auf die Beine gestellt. Man kann gar nicht so oft und laut Danke sagen, wie die gesamte Crew von Kapitän Sven das verdient hätte… daher hier einmal schriftlich und laut und aus tiefstem Herzen: DANKE!

Natürlich hoffen wir alle, dass das ACHERONTIC ARTS 2017 in die dritte Runde geht… aber vom Feeling her, habe ich ein gutes Gefühl. (chris)