REVIEW

ENGELSSTAUB „Seelengeleiter“ (Dark Romantic Folk/Wave/Neoklassik)

ENGELSSTAUB

„Seelengeleiter“
(Dark Romantic Folk/Wave/Neoklassik)

Wertung: Gut+

VÖ: 29.11.2024

Label: Apollyon

Webseite: Homepage / Facebook / Bandcamp

Die Dark-Wave-Band ENGELSSTAUB veröffentlicht, passend im Herbst, ihr neustes Werk „Seelengeleiter“ und kehrt damit zu ihren Anfängen, die bis ins Jahr 1992 reichen, zurück. Damals gründete Mark Hofmann (Gitarre, Gesang, Programmierung) ENGELSSTAUB als Soloprojekt. Auf 9 Tracks zeigen ENGELSSTAUB ihre Fähigkeit, emotionale und spirituelle Themen in eine eindringliche Klanglandschaft aus Dark Wave, Romantik und Neofolk mit neoklassischen Elementen zu verweben. Dabei verbinden sie ihre unverkennbaren Wurzeln mit einer modernen klanglichen Tiefe. Die Band selbst bezeichnet das aktuelle Werk als offiziellen Nachfolger des 99er Albums „Anderswelt“, welches soeben in einer speziellen limitierten Vinyl-Edition erschienen ist.

Mit „Asphodelila“ ist der Band ein perfekter Opener gelungen. Galant variiert man zwischen IN THE NURSERY (Trommeln) und DEAD CAN DANCE (Gesang). Im Gesamtkonstrukt und vor allem zum Finale hin regiert eine sakrale Atmosphäre, die sich samten um die Gehörgänge legt. Das folgende „Fading in the Dark“ wird hauptsächlich von der neofolkigen Akustikgitarre begleitet und bietet den Untergrund für den erzählenden, leicht verzerrten, männlichen Gesang. Diesmal sind die weiblichen Elfengesänge eher begleitend und dringen aus dem Hintergrund in die Szenerie. Insgesamt ein perfekter Begleitsong für Tagträumereien.

„The Lament of Rusalka“ beginnt als schleppender Song, voller düsterer Facetten, aus dem Nichts kommt ein leicht veränderter, männlich-nasaler Gesang, der eher erzählend und auch leicht verstörend das Zepter übernimmt, bevor die Helligkeit aus samtweichen, weiblichen Vocals kommt. Es herrscht meist eine betörende Ruhe und eine galante Atmosphäre, die folgend mit „Lux et Veritas“ in ein bedrohliches Intermezzo transportiert wird, welche mich ein wenig an ROSA CRUX erinnert. Auch ein wenig minimierter Dark Industrial dringt ins Ohr. Der durchdringende weibliche Gesang und der dezent eingestreute Wagnersche Bombast vervollständigen dieses besondere Klangerlebnis. „Sternenlicht“ liefert graduierte Elektronik und diese ganz besondere Atmosphäre, die eine galante Melange zwischen Phobie, Romantik und Melancholie bietet und erneut durch die besondere Stimme von Gastsängerin Clara Sorace glänzt. Das folgende „The sick muse“ ist (ebenso wie „Fading in the Dark“) inspiriert vom französischen Schriftsteller Charles Baudelaire. In Facetten und in der leichtgängigen Hook gibt es durchaus mal poppige Versatzstücke im sphärischen Treiben. Wunderschöner Neofolk mit typischer Saitenbegleitung liefert das folgende „The Truth lies beyond“. Zum Schluss gibt es noch ein in polnisch gesungenes Gedicht über die Toteninsel mit der bitteren Erkenntnis: „Back in the womb of Mother Earth, Redeemed from birth“.

Fazit: ENGELSSTAUB gelingt es perfekt, das aktuelle Album als designierten Nachfolger von „Anderswelt“ erscheinen zu lassen. Alles ist perfekt durchdacht (Musik, Cover, Titel, Texte). Die einzelnen Stücke glänzen mit einem gelungenen Songaufbau und bieten durch die sphärische Dichte und diese, mit reichlich Finesse integrierten Soundkreationen, sowie kraftvollen Percussions, akustischen Gitarren, einem Kinderchor und exotischen Flöten ein ganz besonderes Hörerlebnis. Zu guter Letzt hat man mit Clyra Sorace und Elena Borroni von Ethera Atlantis zwei wirklich hervorragende Gastsängerinnen. Das Album erscheint (neben den digitalen Varianten) ausschließlich als Vinyl mit unterschiedlichen Farbkreationen. (andreas)