OCTOBER BURNS BLACK
„Reflections“
(Gothrock)
Wertung: Empfehlung!
VÖ: 25.10.2019
Label: Eigenproduktion
Webseite: Homepage / Facebook / Bandcamp
Der „große“ Malibu Katalog hätte in den 80ern nur eine Beschreibung parat gehabt: Watch out Sisters and Mission Fans. Was damals unter der ersten Fields Veröffentlichung stand, dürfte auch hier als Beschreibung reichen.
Die Band besteht aus James Tramel (The Wake) – Bass, Tommy Olsson (Long Night, Elusive, Morendoes, Theatre of Tragedy) – Guitar, Lars Kappeler (Sweet Ermengarde) – Guitar, Simon Rippin (FoTN (live), The Nefilim, NFD etc) – Drums und Rod Hanna (Return to Khaf’ji), der es sich hinterm Mikro wohlergehen lässt. Zur Vervollständigung sei hier erwähnt, dass für das Cover-Artwork Peer Lebrecht von Golden Apes verantwortlich ist. Eine Quasi Goth-Rock Supergroup, wobei ich gestehen muss, dass mir Rod Hanna erst nach einer Google Session wieder in das Langzeitgedächtnis überging. Seine Band hatte 1995 eine CD und eine EP bei Ressurrection Records (u.a. Vendemmian, Inkubus Sukkubus) veröffentlicht.
Kann sich noch jemand an die Szene erinnern, als man beim heimischen Plattendealer das erste Mission Album erstand, sanft über das Cover strich und hernach das schwarze Vinyl auf den Teller legte? „I still believe in good, and…“ drang in die Gehörgänge und dann… kam genau so etwas geniales wie „The Predator“, welches diese 4-Track-EP perfekt einleitet. Grandios verwaschene Saiten, treibende Rhythmik, verspielte Melodielinie und dunkle Vocals.
Das folgende „Dark Times“ geht es sachter mit dem Genre um, geht mehr in Richtung Wave, wobei im Intro leichte Soundtrack Klänge erkennbar sind. Eine romantische Ferne leuchtet im Staubwind. Das Feuer erwacht langsam, wobei das intensive Intermezzo die Romantik streichelt. Die Stimme wird zum Erzähler, die Hookline drängt sich nur selten in den Vordergrund. „Cast inside“ schwelgt in verführerischer Dunkelheit dahin. Ungehorsam wie ein Ohrwurm schleicht er sich in die Gehirnwindungen. Dazwischen verspielte Saiten, ein fast versteckter Wall of Sound, der sich in Refrain zeigt und später nackt den Refrain zu unterlegen. Verführerisch, wie Bass und Gitarre sich die Hand reichen und umarmen, als hätte es Corona nie gegeben.
Der Titelsong an vierter Stelle ist leider auch der letzte Song dieser EP. Ein Song über Zeit, über (verpasste) Chancen. Im Mark traurig, zerbrechlich wie die Melodie, welche erst im Nachhinein, auch durch die Effektivität der Drums zum perfekten Goth Rock Song evolutioniert.
Fazit: Keine Rebellen sind hier am Werk. Es sind Liebhaber einer Kunst, welche sich im Museum des Gothics treffen, ein Wein, ein Bier in der Hand und Gemälde betrachten, welche schon lange Meilensteine des dunklen Rocks geworden sind. Es ist eine wundervolle Reise in die Vergangenheit. (andreas)