THE HALO TREES
„Antennas To The Sky“
(Melancholic Wave)
Wertung: Empfehlung!
VÖ: 21.06.2019
Label: Winter Solitude Productions
Die vierköpfige Band aus der Hauptstadt besteht aus Sascha Blach (Vocals, Gitarre Synths, Kathrin Bierhalter (Gitarre, Vocals, Violin) Serdar Uludag (Bass) und Stefan Helwig (Drums). Die musikalische Ausrichtung der Band verführt den Hörer mit melancholischen Klangspektren, welche irgendwo zwischen poppigem Wave und rockigen Melodien beheimatet ist. So gelingt es dem Opener „King of frowns“, ohne Umschweife mit harmonischer Hookline und verspielter Strophe den geneigten Hörer zu bezirzen und sogleich in eine Herbststimmung zu versetzen. Galante, verspielte Klangeinsprengsel, durchdringender Gesang, dessen latent inszenierte Rauheit in den Stimmbänder perfekt zur homogenen, mit seichter Schwermut behafteten Melodie passt. Ein perfekter Einstieg, welcher durch ein gelungenes Video, welches zahlreiche Anspielungen an die bekannte TV-Serie „Californication“ beherbergt, ergänzt wird.
Das folgende „Bullet for Peace“ ist musikalisch etwas roher inszeniert, wobei das Duett der beiden Protagonisten mit Liebreiz nicht geizt und gar ein wenig an Boa erinnert. Ein tragischer Song, der sich wehmütig öffnet, folgt mit „Don’t belong“. Die Ruhe zu Beginn und das langsame Schwung holen, nebst den verführerischen Backings, lassen ein Stück erklingen, welches mit den 80ern kokettiert, ohne angestaubt zu wirken. Wunderschönen Gitarren-Wave mit leichten Britpop Anleihen offeriert „The Violent Words“. „Mystery girl“ erinnert mich an das großartige Despairation-Album von 2000. Dieser Song könnte perfekt auf einer Bonus CD dieses Werkes einen Platz finden. Wobei heuer der Bombast eher orchestral in die Szenerie schleicht.
„Wide wide world“ glänzt mit einer wehmütigen Country-Stimmung, wie schon im Song zuvor überzeugt das sonore Timbre, welches zwischen Eindringlichkeit und rauen Flüstern pendelt. „Hipsters & Whores“ ist ein Berlin-Song und auch ein Kurzfilm, der in Berlin-Kreuzberg gedreht wurde. Hauptdarsteller ist der Buchautor Dirk Bernemann („Ich hab die Unschuld kotzen sehen“). Insgesamt eine audiovisuelle Tragikomödie.
Fazit: Ein hervorragendes Werk, welches in tiefer Melancholie badet und dabei verführerische Melodielinien sanft in die Gehörgänge fließen lässt. Saschas ausdrucksstarker Gesang, perfekte Integration der Instrumente (besonders die Violine lädt zum Tagträumen ein), spannungsgeladenes Songwriting und ein feines Gespür für stimmungsvolle Musikwelten samt visueller Umsetzung. Sowohl als Konvolut, als auch in spezifischen Einzelspielereien gelungenes Album. Vergleiche sollten nur als grobe Richtung dienen und mein aus-dem-Fenster-lehnen geht in Richtung Lorries meets Nick Cave. Das Album gibt es als Vinyl, digital und CD, wobei die limitierte Digipack Version zwei Bonus-Songs beherbergt. (andreas)