LIVEBERICHT

ROME :: Klangmagie in höchster Vollendung


Livebericht vom 11.02.2017 in der Soho Stage in Augsburg
Text & Bilder von Stefan

Seit 2006 hat ROME eine hohe Anzahl faszinierender Alben veröffentlicht. Zu verdanken hat man dies vor allem Jerome Reuter, denn er agiert als Sänger, Gitarrist und kreativer Kopf von ROME. Zu den vielen Stärken von ROME gehört, dass das Projekt auch live überzeugt. Bei seinen Auftritten scheint Reuter die Abwechslung zu lieben: Manchmal kann man ihn als Solist erleben. Gelegentlich hat er seine Band dabei. Und mitunter tritt er zusammen mit einem weiteren Gitarristen als Duo auf. Das Erstaunliche dabei: Egal in welcher Form die dunklen Folksongs von ROME präsentiert werden – sie begeistern immer.

Heute Abend ist es die Soho Stage in Augsburg, die Reuter ein Podium zur Präsentation seines neuen Albums „The Hyperion Machine“ bietet (Album-Review hier lesen). Die Soho Stage ist eine kleine, heimelige Location in der Innenstadt – die Karten sind auf 99 Stück limitiert! Verständlich, dass ROME hier nicht als Band, sondern als Duo auftritt. Als Jerome Reuter und Eric Becker um 22 Uhr die Bühne betreten, ist der Raum gut gefüllt, aber ausverkauft ist die Veranstaltung wohl eher nicht.

Das Duo startet mit „Celine In Jerusalem“. Direkt im Anschluss folgt „The Secret Germany (For Paul Celan)“. Das Publikum bekommt also gleich zu Beginn zwei besonders starke und dynamische Stücke des neuen Albums zu hören. Dabei zeigt sich, dass beide Lieder auch als Liveversion absolut packend sind – trotz der im Vergleich zur Studioversion eher dezenten Instrumentierung. Es ist einfach klasse, wie es dem Duo gelingt, die beiden Klangperlen auf äußerst ergreifende Weise durch den Raum gleiten zu lassen. Tatsächlich entwickelt sich das Konzert von Anfang an so, wie man es sich erträumt hat: Die beiden Gitarristen harmonieren bestens, die Lautstärke ist angenehm, die Soundqualität lässt keine Wünsche offen, die Liedauswahl gestaltet sich famos und Reuters tiefe und sonore Stimme fasziniert bei jedem Song aufs Neue.

Nach den beiden Eröffnungsstücken wird bald „One Fire“ gespielt. Ohne Zweifel einer der besten und druckvollsten Songs des Albums „A Passage To Rhodesia“. Die Liveversion überzeugt mich sehr, denn die kämpferische Stimmung wird auch hier perfekt durch die treibende Gitarrenrhythmik zum Ausdruck gebracht. Bald darauf wird ein besonderes Klangjuwel des neuen Albums offenbart: „Stillwell“ – ein ruhiges Lied, das sehr feierlich klingt. Es berührt den Hörer im Innersten. In der Studioversion singt Reuter dieses Kleinod zusammen mit Joakim Thåström. Jetzt singt Reuter es allein – und er macht das so gut, dass es ungemein fasziniert. Bewegend wird es auch, als Reuter „The Torture Detachment“ vom Album „Confessions D’Un Voleur D’Ames“ vorträgt. Bei dieser tragisch klingenden Ballade singt er so hingebungsvoll, dass eine äußerst ergreifende Stimmung entsteht. Keine Frage: Das ist Klangmagie in höchster Vollendung!

Das Publikum ist von alledem sehr angetan. Die feierliche Atmosphäre der Musik scheint sich unmittelbar auf die Anwesenden zu übertragen. Alle lauschen gebannt dem präsentierten Klangzauber. Nach jedem Song gibt es reichlich Applaus für die grandiose Leistung des Duos. Schade, dass das reguläre Set bereits nach 50 Minuten endet. Aber natürlich gibt es noch eine Zugabe: Gestartet wird mit „L’Assassin“ vom Album „Nos Chants Perdus“. Der Höhepunkt der Zugabe ist für mich „Querkraft“. Auch ohne die prägnanten Sprachsamples der Studioversion überzeugt mich der Song absolut. Es zeigt sich erneut: Die Musik von ROME besitzt eine grundsätzliche Magie, die sich in allen möglichen Präsentationsformen offenbart.

Mit dem dramatischen „Swords To Rust – Hearts To Dust“ endet das wundervolle Konzert um 23.10 Uhr. Als die beiden Klangvirtuosen die Bühne verlassen, wirken sie zu Recht sehr zufrieden mit ihrem Auftritt. Das Publikum spendet nochmal viel Applaus und jubelt lautstark. Tatsächlich war es wieder ein genialer Abend mit ROME. Schön, dass Jerome Reuter regelmäßig in Augsburg gastiert. Und: Ich bin gespannt, welche Auftrittsform er das nächste Mal wählen wird. (Wer mehr über Jerome Reuters faszinierendes Werk erfahren möchte, kann auch noch meinen ROME-Artikel auf Publikative.org lesen.) (stefan)