KLAMMER
„The Day before Yesterday“
(Goth Rock / Post Punk)
Wertung: Gut+
VÖ: 25.02.2022
Label: Heavy Metal Records
Die Band aus dem englischen Leeds hat sich 2014 um den Produzenten Steve Whitfield (u.a Cure, The Mission) herum formiert und kredenzt uns mit „The Day before Yesterday“ bereits ihr viertes Album. Da ihr Debüt „Aslane“ bereits im März 2013 erschien, ist das Geburtsdatum der Briten etwas zweifelhaft.
Zu hören bekommt der geneigte Schwarzkittel eine galante Melange aus Post Punk, Goth Rock und kantigem Dark Wave. Besonders der Opener „Pass The Test“ erinnert von der Energie und auch vom Gesang her ein wenig an The Cult. In anderen Songs werden aufgrund der Saitenarbeit und der melodischen Eleganz Vergleiche mit The Mission aufkommen. Wobei in anderen Stücken die mit Ecken und Kanten ausgerichtete Dunkelheit aufgrund ihrer leicht dreckigen Saitensounds auch ein wenig in Richtung Killing Joke tendiert. Eine Cure-like, March Violets-Banshee-artige Gitarre scheint überall vorherrschend, wobei man geschickt zwischen treibenden Songs und hingebungsvollen, sphärischen Klängen („While you sleep“) herpendelt.
„Broken Dreams In A Crashing Car“ wurde vorab als Single und Video veröffentlicht. Ein Stück, welches direkt in die 80er führt und dort mitten im Sound von Red Lorry Yellow Lorry landet. Dazu gesellt sich eine Herangehensweise, welche die Strophe eher langsam darbietet, während der Refrain die schnelle, energische Reise eindrucksvoll auf den Punkt bringt. Auch lyrisch überzeugt der Track, wobei anscheinend auch der britische Humor mitschwingt.
Ähnlich geartet ist „Progress (or the lack of)“, wo die Vocals sehr variabel agieren (flüsternde Backings, mehrstimmige Eruptionen). Die flirrenden Saiten und der schwelgerische Bass werfen das Ohr ein wenig in Richtung des „Kiss me“ Albums von The Cure, wobei das druckvolle Arrangement mit Vehemenz auch die dreckig-düstere Seite offenbart. Das Schräge „The Blind Leading The Blind“ variiert zwischen erzählerischem Stil und druckvoller Parole. Der musikalische Untergrund ist verschnörkelt bis schräg. Die Atmosphäre bleibt kühl, die Melodielinie beschäftigt sich des Öfteren mit harmonisierenden Dissonanzen. Wild und ungezügelt steigt „The Insider“ als schwarzglänzender Moloch aus dem nebulösen Dickicht. Im Mittelteil wird richtig Krach gemacht und der Verzerrer liefert sich Duelle mit der eindringlichen Hookline. Das balladeske und sehnsuchtsvolle „Alone“ beendet ein gelungenes Werk.
Fazit: KLAMMER gelingt es, die Balance zwischen nostalgischen und modernen Tönen zu halten und die verschiedensten Facetten der düsteren Musik perfekt in homogene Klangspektren zu formieren. Die flirrenden Saiten sind ein markantes Merkmal, welches in typischer Manier den Wave Rock alter britischer Schule prägt. Hinzu kommen eindringliche Vocals, welche von der Stimmfarbe und dem Stil her ein wenig an eine Mischung aus Ian Robert Astbury und Jaz Coleman erinnern. (andreas)