INTERVIEW

BURDEN :: Internet macht unglücklich


Neben tollen Veröffentlichungen überzeugen die fünf Stoner-Burschen auch auf den Bühnen dieser Welt und die Hauptacts müssen sich danach richtig ins Zeug legen. Dennoch ziehen sie eine attraktive Support-Aufgabe nach der anderen Land und demnächst gehen die Jungs mit KYUSS LIVES auf Tour, was dann im Klartext die Vollbedienung in Sachen Wüstensounds bedeuten wird. Wer sich für die Tour interessiert, sollte sich schleunigst Karten besorgen, denn einige Hallen müssen jetzt schon das „Ausverkauft“-Schild an die Tür pinnen. Trotz der durchgehend positiven Resonanzen bleiben die Jungs um Thorsten auf dem Boden der Tatsachen, wie der sympathische Frontmann Thorsten in unserem Interview beweist. (chris)
www.myspace.com/listentoburden
Review „A Hole in the Shell“ (Stoner Rock)

 

Gratulation zu eurem Album „A Hole in the Shell“! Ich glaube, ich habe kein schlechtes Review dazu gelesen und finde das Album selber bärenstark. Wie bleibt ihr geerdet bei so Bauchpinselei?
Ich glaube, wir waren schon immer unsere größten Kritiker und wenn wir uns auch über so viel positive Resonanzen freuen, sind wir unentwegt daran, die Idee von BURDEN weiter auszufeilen und zu festigen, sowohl auf der Bühne als auch im Proberaum. Zumal wir auch nicht jede positive Kritik auch positiv werten. Wer soviel Arbeit in ein Album steckt, fühlt sich manchmal missverstanden, selbst wenn die Kritiken das Album über den grünen Klee loben. Insgesamt sehen wir die Rezensionen über uns sehr nüchtern und vertrauen da lieber unserer eigenen Einschätzung, wo wir mit unserer Musik hinwollen.

 

Ich selbst höre bei eurer Musik eine starke Nähe zu DOWN oder COC heraus. Welche Einflüsse muss man deiner Meinung nach sonst noch nennen?
Ich selbst habe Schwierigkeiten, unsere Musik zu kategorisieren. Ich kann die Vergleiche zu Down bedingt nachvollziehen, das ist eine fantastische Band mit sehr eigenem Stil und weit und breit auch die Einzigen, mit denen wir ansatzweise verglichen werden können. Wer genau hinhört, wird merken: Songwriting und Sound unterscheiden sich bedeutend. Vergleiche mit COC oder Crowbar konnte ich noch nie nachvollziehen. Diese Bands werden schnell in einem Atemzug genannt, aber wo da die Parallelen zu unserer Musik sein sollen ist mir persönlich schleierhaft.
Jeder Einzelne von uns hat seine ganz eigenen Einflüsse. Ich persönlich habe meine Wurzeln in Bands wie Soundgarden, Alice in Chains und natürlich wahre Größen wie Pink Floyd, Deep Purple und Led Zeppelin. Metal macht für mich nur einen sehr kleinen Teil aus, da spreche ich aber für mich und nicht für die anderen Jungs.

 

Auf mich machen eure Texte einen dunklen Eindruck, wenn auch genug Raum für Spekulationen gegeben zu sein scheint. Was gibt es zu den Texten zu sagen?
Kein Autor spricht gern über sein Werk. Wenn ein Songtext nicht für sich selbst spricht, ist er nicht gut. Wenn er nicht gut ist, ist er es nicht wert darüber zu reden. Meine Vorliebe für dunkle Themen und melancholische Bilder ist offensichtlich, man kann mit Zorn, Trauer und inneren Zerwürfnissen einfach die intensivsten Bilder zeichnen, und es waren bisher immer die dunklen Texte, die mich ganz besonders berührt haben. Der Gedanke vom Blues hat sich stark in meinen Texten manifestiert, düstere Songs können mindestens genauso elektrisierend und animierend wirken wie Songs, die vor Lebensfreude nur so sprühen. Diese Mischung aus Stärke und Zerbrechlichkeit hat etwas unglaublich Mitreißendes, Kräftiges.

 

Wie seid ihr an den Plattenvertrag mit Van Records gekommen? Schließlich hat sich das Label eher mit schwarzmetallischen Veröffentlichungen einen Namen gemacht.
Aus diesem Grund hatten wir zu Beginn auch auf eine Bewerbung bei Ván Records verzichtet. Wir hatten so ziemlich jedem ein Demo geschickt, bei Ván haben wir jedoch kein Interesse erwartet.
Es war Sven persönlich, der uns angerufen hat. Irgendwie hat er von uns Wind bekommen und tatsächlich unsere CD im Media Markt gesucht und – logischerweise – nicht gefunden. An dem Zustand wollte er was ändern. Es gab ein Treffen, das wurde fleißig begossen und plötzlich hatten wir einen Plattendeal in der Tasche. So lange man auf diesen Moment wartet, so schnell kann er plötzlich da sein.

 

Van Records besticht ja durch seine liebevolle Präsentation seiner Veröffentlichungen, wie gefällt euch die Aufmachung eures Digipaks? Wurdet ihr in die künstlerische Gestaltung mit eingebunden?
Die Aufmachung gefällt uns sehr gut, die hat Saint von vorne bis hinten gestaltet. Uns war es wichtig, dass wir der Musik, die wir schreiben, auch selbst ein Gesicht geben können und da ist Saint einfach der richtige Mann dafür. Natürlich braucht es einen gesunden Optimismus, einer Debütband ein Digipack mit aufwendigem Druck und Booklet zu ermöglichen, genauso wie die im Frühjahr 2011 erscheinende Vinylausgabe von „A Hole in the Shell“ und da haben wir bei Ván offene Türen eingerannt.

 

Wie lief die Tour mit ST. VITUS und THE GRAVIATORS? Seid ihr zufrieden mit den Publikumsreaktionen?
Die Tour war für uns als Band eine tolle Erfahrung, wir sind alle auch menschlich noch näher zusammengerückt und genießen die Zeit auf Tour in vollen Zügen. Und wir hatten das Glück mit Saint Vitus eine wirklich unkomplizierte und coole Band zu supporten. Die Jungs sind völlig unaufgeregt und freundlich, 30 Jahre Tourerfahrung machen sich da absolut bemerkbar. Für die Graviators war das die erste große Tour, bei denen saß die Schnapsflasche etwas lockerer. Verrückte Typen, die Schweden!

 

Glückwunsch zur KYUSS LIVES-Tour!
Wie kommt ihr immer auf die geilen Touren (nach SOULFLY, ST. VITUS und jetzt KYUSS LIVES)?
Wir haben so viel Unterstützung von unserem Management, unserem Label, unserer Booking Agentur erhalten, anders wäre das gar nicht möglich gewesen. Und wenn auch sehr viel Glück zu diesem Umstand beigetragen hat, glaube ich, dass es nur wenige Bands in Deutschland gibt, die so viel Zeit und Herzblut hergegeben haben wie wir und das bekommt man letzten Endes dann auch zurück. Was nicht heißen soll, dass wir still stehen. Wir arbeiten mit Hochdruck an neuem Material und sind öfter im Proberaum als zu Hause.

 

Mit KUYSS LIVES geht es ja auch ins Ausland, geht damit ein lang gehegter Traum in Erfüllung?
Oh ja! Mir war mit 15 schon klar, dass ich so einen Roadtrip machen muss. Allerdings hab ich damals alles viel realistischer gesehen. Mit nem kleinen Bully durch die Ostblockländer und wieder zurück, keine Kröten in der Tasche und jeden Abend vor ’ner Hand voll Menschen durchdrehen und selbstgebrannten Schnaps aus Plastikflaschen trinken.
Dass wir mit Kyuss Lives! jede Nacht riesige Clubs bespielen werden, das habe ich mir so nie zu Träumen gewagt. Es ist schon irre, wenn man bedenkt, wie so eine Tour mit Soulfly, Saint Vitus oder Kyuss Lives! plötzlich in dein Leben tritt und du am Tag der Abreise darüber nachdenkst, wie viele Paar Socken du denn mitnehmen musst. Was mir letztes Jahr noch als völlig surreal erschienen wäre, ist jetzt Fakt. Das ist schon ziemlich abgefahren.Aber wir versuchen, deswegen nicht den Kopf zu verlieren, das wird eine große Herausforderung, die wir meistern wollen. Vor allem wollen wir uns nicht ewig mit fremden Federn schmücken sondern unsere eigene Tour machen können.

 

Wie bekommt ihr das bürgerliche Leben und die häufigen Touraktivitäten unter einen Hut?
Ich möchte nichts schönreden, für uns alle bedeutet die Band eben auch eine große Bürde, man muss sehen wie man seine Wohnung bezahlt, im Studium vorankommt und eben all diese Dinge, um die man nicht so ganz herumkommt. Aber für niemanden von uns stellt sich auch nur einen Moment die Frage, ob wir das denn überhaupt alles so wollen. Das ist der Weg, den wir gehen und das sind die Einschränkungen, die wir in Kauf nehmen müssen. Und Scheiße, wir lieben das!!! Dann wird eben der Jahresurlaub für ne Tour auf den Kopf gehauen und das geliebte Motorrad verscherbelt wenn die Kohle fehlt, das gehört nun mal dazu. Was wir nicht beeinflussen können, sind die Menschen um uns herum, die sich mit unserer Lebensweise irgendwie arrangieren müssen. Da sind wir auf viel Unterstützung und Nachsicht angewiesen.

 

Gibt es noch einen Wunschpartner, von dem ihr auf eine Tour eingeladen werden möchtet?
Träume sind Schäume, aber wenn Alice in Chains anklopfen sollten, fress ich nen Besen.

 

Wen würdet ihr wiederum als Supportband mitnehmen, wenn ihr eine Headlinertour durchziehen würdet?
An dem Tag, an dem wir die Clubs füllen und aussuchen können, wen wir nehmen? Ich würde WIGHT mitnehmen. Freunde aus meiner Nachbarschaft und eine wirklich geile Band. Die schaffen es aber auch ohne uns, da bin ich mir sehr sicher.

 

Welche Grüße möchtet ihr unseren Lesern und euren (zukünftigen) Fans mit auf dem Weg geben?
Erstmal ein fettes Danke an alle, die 2010 ein ganz besonderes Jahr für BURDEN haben werden lassen! Euch allen ein glückliches neues Jahr. Meine Botschaft an dieser Stelle:
Zieht öfter mal den Stecker aus dem Router und nehmt eine Gitarre in die Hand! Internet macht unglücklich!.