FILM+HÖRSPIEL

FILM „Die Killermafia“ (Polizieschi)

Originaltitel: La Polizia accusa: Il Servizio Segreto uccide

Herstellungsland: Italien

Produktionsjahr: 1975

Wertung: gut

Regie: Sergio Martino

Darsteller: Luc Merenda, Tomas Milian, Mel Ferrer…

FSK: ab 18 Jahren

Studio: filmArt

Genre: Polizieschi

Inhalt:
Italien wird durch eine Serie rätselhafter Mordanschläge schockiert. Ein riesiges Polizeiaufgebot mit ganzen Hubschrauberstaffeln wird eingesetzt, um den Tätern auf die Spur zu kommen. Kommissar Solmi, Spezialist in der Bekämpfung des organisierten Verbrechens im inneren des Landes, wird aus Mailand eingeflogen um in der Sache zu ermitteln. Neben korrupten Beamten und geschmierten Polizisten stößt Solmi schließlich im Keller eines Mordopfers auf dubiose Tonbänder, die auf einen großen, zeitnahen Waffendeal hindeuten. Solmi wittert eine Verschwörung, die weit über die Grenzen der Polizei hinausreicht, und gerät selbst ins Visier der Killer.
Wie viel Wahrheit steckt hinter den Tonbändern und wem kann Solmi bei seinen Ermittlungen noch vertrauen?

Jawoll. Der zweite Teil der „filmArt Polizieschi Edition“ ist da! Sergio Martinos „Die Killermafia“ hat man ausgewählt und dabei ein sicheres Händchen bewiesen. Der Film ist aufgrund der Story sehr interessant gemacht…

 ***ACHTUNG! MÄCHTIGER SPOILER-ALARM!!!***
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
Anders als in vielen anderen Polizeifilmen geht es hier nicht um eine kleine Verbrecherbande, die auf der Flucht vor der Polizei ist, nein, was man hier erlebt, ist der gewünschte Umsturz eines ganzen Landes durch eine linke Guerilla, die von ganz oben gesteuert wird! Nicht umsonst heißt der Film im Original: „Die Polizei klagt an – Der Geheimdienst tötet“…Diese Tatsache bleibt aber lange im Dunkeln und darin liegt die erzählerische Schönheit des Filmes…worum geht es? Warum und vor allem wer meuchelt die ganzen hochrangigen Politiker? Die Geschichte ist straff erzählt und der schnelle Ablauf von neuen Spuren sorgt für Kurzweil. Die Charaktere wissen den Zuschauer gefangenzunehmen. Luc Merenda als Kommissar Solmi ist eindeutig einer der guten, aber was ist mit seinem Chef Mannino, gespielt von Mel Ferrer? Auf wessen Seite steht er und was sind das überhaupt für Seiten? Und dann ist da noch der grandiose Tomas Milian als Geheimdienstchef Sperli…ach…Tomas Milian. Egal, welche Filme ich bereits mit ihm gesehen habe, immer wieder spielt er so völlig anders, dass man in Jubelstürme ausbrechen darf, wenn er die Leinwand betritt. Der Höhepunkt ist sicher „Die Kröte“, wo er in der Doppelrolle brilliert, aber auch in „Die Killermafia“ ist es sein schauspielerisches Können, welches dich hindert, ihn zu durchschauen. Grandios!

Der Film selbst punktet am Beginn mit einer Serie von Morden, von denen vor allem der Mord auf den Gleisen im Gedächtnis bleibt! Überhaupt liegt der Anfang des Filmes in zwei Varianten vor: der gekürzte und die deutsche Version mit den Hinrichtungen. Das Bildformat ist dann im längeren Fall an anderes (Windowboxed). Wieder sind es die grandiosen Verfolgungsjagden, die für Adrenalin sorgen und bei denen ein BMW ordentlich in Mitleidenschaft gezogen wird. Die Italiener hatten seit jeher ein gutes Händchen für adrenalingeschwängerte Verfolgungen! Aber auch die letzte Verfolgungsjagd per pedes sorgt für Spannung, es kommt also nicht auf die PS-starken Vehikel an.

Wer denkt, der „Deutsche Herbst 1977“ sei ein deutsches Phänomen, lernt durch diese Filme viel dazu. Die Mitte der Siebziger war vielerorts eine heiße Zeit des linksradikalen Umbruchs bzw. des Versuches eines Umbruches.

Sergio Martino (u.a. „Der Schwanz des Skorpions“ oder „Der Killer von Wien“) nutzt dieses Klima um einen spannenden Film zu inszenieren, der den Zuschauer mit seinem dramatischen Ende auf den Boden der blutigen Tatsachen zurückholt. Gibt es eigentlich auch deutsche Filme, die diese Themen zeitnah verarbeitet haben?!

filmArt ist eines der Labels, die es schaffen, dass man ihnen blind vertrauen kann, denn was sie auswählen, hat immer Format. Egal in welchem Genre, egal welcher Film…es lohnt sich immer zuzuschlagen! Natürlich auch wieder dabei: die einheitliche Aufmachung der „Polizieschi Edition“ und ein schmuckes Booklet mit viel Hintergrundinformationen. (chris)