am 02.05.2011 in Suzhou (Shanghai)
Die Volksrepublik China, Shanghai, Suzhou. Das ist ein Ort, an dem die Gegensätze kaum größer sein könnten zwischen Arm und Reich. Das ist ein Ort, an dem die Alten keinen Platz im Stadtbild haben und nur in der Nacht zu sehen sind. Das ist ein Ort, an dem immer mehr altes, kulturelles und natürliches dem ungebremsten Boom und Größenwahn weichen muss und doch gibt es tatsächlich noch einige wenige Plätze für ein bisschen Rockmusik.
So treibt es mich also eines Abends mit meinen Arbeitskollegen in „Harrys Forbiddenbar“, die ein herrlich verruchtes und versifftes Ambiente haben soll. Leider hat selbst in China seit dem ersten Mai der Nichtraucherschutz zugeschlagen, sodass die Lokation so gar nicht verqualmt ist, wie ich es mir eigentlich gewünscht habe, denn das hätte das Ambiente noch intensiviert. Aber egal, ein bisschen muffig riecht es stattdessen und die Mischung an Menschen, die sich an diesem etwas finster wirkenden Ort zusammengefunden hat, hätte kaum seltsamer gemischt sein können. Von den typischen chinesischen Jugendlichen, über europäischen Gäste wie uns, bis hin zu den Polizisten, die drauf achten, dass niemand über die Stränge schlägt, hat sich dort alles versammelt, um nach dem täglichen Trouble ein bisschen zu cooler Musik zu entspannen.
Die Bühne wird heute von der Phillipino Band TOO MATCH geentert, aber was heißt hier heute, nach eigener Aussage spielen die Jungs dort seit 5 Jahren an 6 Tagen in der Woche, und trotzdem füllt sich kurz vor dem Set der Laden recht ordentlich, und das innerhalb der Woche.
Die Musik, die die 4 Musiker den Gästen vorspielen, reicht vom Cash inspirierten Country, über mittelmäßige 80er Jahre Popschnulzen bis hin zum guten alten Klassik-Rock. Nach kurzem zögerlichen Beginn werden richtig coole Kracher ausgepackt. Deep Purple´s „Smoke On The Water“ ist der Beginn einer richtig coolen Rocksession, die uns und den von Song zu Song mehr hemmungslosen Gästen beste Unterhaltung bietet, die allerdings auch durch das hervorragend schmeckende und ordentlich in den Kopf steigende Tiger Bier supportet wird. „Hotel California“, „Rockstar“, „Jump“ oder „Paint It Black“ sind nur einige bekannte Smasher aus der Rockgeschichte, die uns geboten werden. Hervorragende Gitarrenarbeit, tolle raue Stimme und jeder Song sitzt eigentlich perfekt. Zum kollektiven Ausrasten an der heute Abend oft verwendeten Luftgitarre im Publikum sorgt „Thunderstruck“ und nach diesem Song hat nun endlich auch der letzte notgeile alte europäische Knacker ein hübsches chinesisches Mädchen mit einem viel zu kurzen Rock abgeschleppt.
Ein paar letzte Lieder, an die ich mich nicht mehr erinnern kann, nachdem jeder von uns etwa 2l Tiger vernichtet hat, und dann geht der Abend für uns insgesamt äußerst genial zu Ende. Mein Dank geht an diesem Abend an Robert und TOO MATCH, dessen Band mir ausgesprochen gut gefallen hat! Dem Taxifahrer, der uns heile ohne Brille nach Hause gebracht hat, obwohl er die Zieladresse auf unserer Karte nur mit Lupe lesen konnte, sei auch für seine Fahrkünste gedankt, und an dieser Stelle auch Grüße an Paul und Mariusz für einen gelungenen Abschiedsabend für mich aus dem Land, in dem nichts unmöglich erscheint. Ich denke fürs nächste Konzert werde ich nicht so weit reisen, aber dieser Trip war es wirklich wert! (michi).