am 06.05.2011 Postbahnhof in Berlin
Respekt erstmal für Neuwerk. Sich gleich zwei Bands von der anderen Seite des Atlantiks zu holen, die beide lange Zeit eher durch Abwesenheit geglänzt haben, und zusammen auf Tour zu schicken, bedeutet sicherlich ein finanzielles Risiko. Aber das Konzept scheint auch auf aufgegangen zu sein. Jedenfalls war letzten Freitag in Berlin nicht wirklich was davon zu sehen. Abgesehen davon, dass das anwesende Publikum tendenziell eher 30-40 Jahre alt war und weniger 15-20. Dass der Support dann auch etwas frischen Wind in die Halle am Postbahnhof brachte, war daher auch sehr angenehm. Was nicht heißt, dass die mittlerweile in die Jahre gekommenen Bands nicht auch das Publikum gefesselt haben.
Zunächst startete die mir noch eher unbekannte Formation aus Schweden AUTODAFEH. Obwohl die Band schon drei Alben veröffentlicht hat, habe ich selbst bis dato nichts von Ihnen vernommen. Was die Musik nicht schlechter machte. Also eigentlich waren Sie nicht schlecht und haben den Leuten, die gegen 20:15 schon im Postbahnhof waren, schon mal eine halbe Stunde lang guten, will sagen, klassischen EBM präsentiert. Das kam natürlich sehr gut an. Sind doch gerade Nitzer Ebb durch eben diesen Stil richtig bekannt geworden. Die 30Min. wurden jedenfalls im Bereich Eigenpromotion gut genutzt. Mir selbst gefiel die recht frische Art und den Anwesenden ebenso.
Doch die Umbaupause hat der Stimmung keinen Abbruch getan und endlich kam die erste der beiden eigentlich gewünschten Bands auf die Bühne. Anders als in Dortmund waren in Berlin DIE KRUPPS als erstes auf der Bühne. Und schon die ersten Klänge machten klar, Berlin will DIE KRUPPS mit vollem Programm und gut einer Stunde Musik machten „Jürgen Engler“ und Freunde das, was wir alle wollten. Es gab richtig gute Musik auf die Ohren. Jürgen hatte jedenfalls sichtlich viel Spaß und war auf der Bühne kaum zu halten. Mal warf er dem Publikum das Mikro zu und ein wohl nicht ganz so textsicherer Fan versuchte sich in „Metal Machine Music“ bis er ein Einsehen hatte und dem Fan das Mirko wieder wegnahm. Aber es war spassig. Ebenso war Jürgen so mutig, sich zu einem Bad in die Menge zu werfen. Ein wenig Stage-Diving, gesichert von einem etwas überraschten Security-Mann, hatte auch dem Publikum gefallen. Zu dem Zeitpunkt war Fotografieren leider nicht mehr erlaubt, so dass ich es euch vorenthalten muss. Abgesehen von dem bereits erwähnten Song haben DIE KRUPPS einen guten Mix aus alten Hits und relativ neuem Material gespielt. Natürlich waren das auch Songs wie „Isolation“, „To The Hilt“ oder „Fatherland“, in dem Jürgen schon ein wenig „wehmütig“ aussah. Vielleicht an die vielen guten Erinnerungen auch an seine eigene Heimat?
Die Umbaupause war dann jedoch wirklich lang. So ca. 45min. und eine gefühlte Ewigkeit später, waren dann Nitzer Ebb dran zu zeigen, was noch an Energie in ihnen steckt. Zunächst waren Bon Harris und Douglas McCarthy gleich gemeinsam in Front und haben erst mal natürlich ein wenig ihre Hits gespielt. Doch nach kurzem Intermezzo hat sich nur noch Douglas allein dem Publikum stellen müssen. Die anderen beiden haben nur noch im Hintergrund mitgewirkt. Dadurch wurde die Bühnenshow doch etwas langweilig. Klar, war man doch auch wegen der Musik dort. Doch will man auf einem Konzert ja auch etwas sehen. Mit zweiteiligem Anzug und Sonnenbrille hatte Douglas dem ganzen einen völlig anderen Eindruck vermitteln wollen, als es der immer etwas leger gekleidete Bon getan hat. Nachdem das Publikum jedoch der ganzen Show ebenso mehr als nur die Musik abnehmen wollte, wurde die Stimmung dann auch etwas flacher. Obwohl die Songs wie „Let Your Body Beat“ durchaus zum Tanzen aufforderten. Außerdem hatte ich zumindest den Eindruck, dass der eine oder andere Gast das genutzt hat, um gemütlich noch mal eine Rauchen gehen zu können. Aber zum Ende war dann wieder alles gut. Die aktuellen Songs, vom derzeitigen Album der NE „Industrial Complex“ wie z.B. „Payroll“ waren schön zu hören, aber zum eigentlichen Finale hatte dann doch auch Jürgen Engler wieder was mit zu sagen. Gemeinsam mit Douglas McCarthy wurde die letzte Melodie des Abends gespielt.
Das Fazit für mich war, dass „die Krupps“ definitiv besser das Haus rocken können. Auch sind Nitzer Ebb für mich doch eher was für das gute alte Album oder eben CD. Jedenfalls solange sich bei mir der Eindruck ändert, dass die eigentlich nicht 100% Lust hatten an dem Abend zu spielen. Ein wenig Show oder wenigstens mehr Bühnenpräsenz wäre auch nicht schlecht. Die Lichtshow war indes prima. Doch reicht das um ein Konzert zu rechtfertigen? Sieger klar durch KO heute Abend? DIE KRUPPS!.