Originaltitel: Autumn Blood
Herstellungsland: Österreich / USA 2014
VÖ: 19.06.2015
Wertung: Empfehlung
Regie: Markus Blunder
Darsteller: Sophie Lowe, Peter Stormare, Gustaf Skarsgard
FSK: 18
Label: DONAU FILM
Genre: Survival Horror / Rape n Revenge
Inhaltsangabe:
Die 16-jährige Maria lebt mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder Peter auf einem abgelegenen Hof in den Tiroler Bergen. Peter spricht nicht mehr, seitdem er miterleben musste, wie der Dorfbürgermeister ungesühnt seinen Vater erschoss. Dann stirbt auch die Mutter der beiden Kinder. Maria wird von den Männern im Dorf als Freiwild angesehen, sie wird überfallen und vergewaltigt. Als eine Sozialarbeiterin vor der Tür steht und ermittelt, beschließen der Sohn des Bürgermeisters und seine Freunde die Opfer endgültig zum Schweigen zu bringen. Eine grausame Jagd durch die Tiroler Bergwelt beginnt…
Kontrastreich
„Autumn Blood“ ist das Spielfilm Debüt des aus Österreich stammenden Regisseurs Markus Blunder. Thematisch hat er sich dem „Rape n Revenge“ Genre angenommen und hat dieses sehr umstrittene Filmthema in eine sehr ungewöhnliche Umgebung platziert. Wir befinden uns in dieser Geschichte voller Grauen, Gewalt und Geschwisterführsorge inmitten der Alpen und man ist beim Betrachten der Bilder immer wieder hin und her gerissen. Dort wo so viele Menschen ihren Urlaub verbringen, in dieser wunderschönen ländlichen Idylle kann es doch gar nicht so etwas Schreckliches geben.
Doch weit gefehlt, denn dort wo man sich oft unbeobachtet fühlt, neigt man vielleicht eher zum Verbotenen als anderswo. Genau dieses Leid erfahren Maria und ihr kleiner Bruder schmerzlich. Ihr Vater ist bei einem „Unfall“ früh erschossen worden, woraufhin die Mutter unter Depressionen leidet und Sohn Peter seither die Sprache verweigert. Doch gerade Tochter Maria lernt die Führungsrolle zu übernehmen und lebt das Leben auf der Alm mit vorbildlicher Leidenschaft. Doch als die Mutter ebenfalls stirbt sehen die frustrierten Dorfbewohner die hübsche Maria als leichtes Opfer und erniedrigen sie mit Gewalt und Vergewaltigung. Es beginnt ein Kampf um Leben und Tod in der wunderschönen Landschaft der Alpen als man sich ertappt fühlt und die Spuren beseitigen möchte…
Das besondere an dem Film ist, dass dieser fast als Stummfilm fungiert. Dort, wo viele ähnliche Genrebeiträge mit viel zu vielen sinnfreien Konversationen nerven, überzeugt und verwundert „Autumn Blood“ fast ohne Worte. Dafür stechen die grandiosen Darsteller mit authentischer und leidenschaftlicher Schauspielkunst in jeder Gemütslage. Sehr intensiv ist zudem die Natur, die als eigener Charakter interpretiert werden kann. Wunderschön ist diese in Szenen des Glückes und der Zufriedenheit, doch mit dem menschlichen Grauen wird sie dunkel, schroff und erbarmungslos.
Trotz der dramatischen und grauenhaften Taten im Film, verzichtet der Regisseur fast komplett auf die Darstellung graphischer Gewalt. Er vertraut hier ganz und gar auf die stark aufspielende Sophie Lowe, die absolut zu überzeugen weiß.
Es gibt so viele optisch starke Szenen im Film, die mehr sprechen als die Worte mit denen dieses Werk sehr sparsam umgeht. Die Bestattungsszene der Mutter vor dem wundervoll spiegelnden Bergsee, die spannenden Wasserfall oder Klamm Szenen mit dem tosenden Wassergewalten, die wundersame Szene in der die nackte Marie dem letzten verbliebenen Jäger gegenübersteht oder aber das heuchlerische Dorfgesindel, dass trotz der Bösartigkeiten schön brav Sonntags in die Kirche zieht…. Diese Szenen sind allesamt nur einige Auserwählte der vielen optisch atemberaubenden Szenen. Sicherlich ist der Film nicht für Jedermann zu genießen. Man muss sich schon voll und ganz auf dieses Bildwerk konzentrieren. Wer dies schafft, wird einen Film sehen, den er so schnell nicht wieder vergisst.
Der europäische Film wird immer stärker. Dafür gibt es inzwischen sehr viele Belege aus der letzten Zeit. So nun auch mit diesem „Rape n Revenge“ Film, der es anders als die viel gefeierten Genre Vorreiter wie „I Spit On Your Grave“ oder „The Last House On The Left“ gar nicht nötig hat direkte qualvolle Vergewaltigungsszenen endlos darzustellen. Auch die Szenerie in die Alpen zu platzieren ist ein optischer Geniestreich, der bisher seinesgleichen sucht. Für mich eine uneingeschränkte Empfehlung, einige der Gründe habe ich oben aufgeführt. Aber schaut euch den Film selber einmal an. Es lohnt sich! (michi)