LIVEBERICHT

AFDREIHT UN BUTEN :: Ein kleines, sehr gut organisiertes Festival mit viel Abwechslung feiert 5. Geburtstag

Das AFDREIHT UN BUTEN feierte dieses Jahr seinen 5. Geburtstag.
Außer dem bunten musikalischen Angebot gab es auch viele andere Sachen um sich die Zeit zu vertreiben. Vor allem hatte ich so etwas nicht auf einem jungen Festival dieser Größenordnung erwartet. Es gab „Hau den Lukas“, eine Station wo man sich in Manier der „American Gladiators“ mit dicken Wattebalken vom weichen Podest stoßen musste. Für Interessierte gab es Infostände von „Sea Shepherd“, „Peta 2“, „Viva Con Agua“ und „Black Mountain Heritage“. Zudem konnte man sich bei einem Stand von „Rock Hair“ aus Dinklage die Haare schneiden lassen. Mahlzeiten gab es und omnivor und vegan. Ein kleiner Stand mit Kaffee und Süßem war auch bereit. Wer vor dem Nachhauseweg nicht sicher war, wie viel er denn wohl so getrunken hat, konnte sich kostenlos einem Alkoholatemtest unterziehen.
Die Organisation und die Musikvielfalt dieses Festivals haben mich begeistert.
Zudem war der vorgesehene Besucherrekord anscheinend eingetroffen, da man Nachmittags bereits einen weiteren Camping- und Parkplatz öffnen musste.

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Der Freitagabend des Festivals mit A Way Away, Stone Age Is Over, 3m Feldweg, Damniam, Arktis und dem anschließenden VPS-Crew DJ-Team war für mich arbeitstechnisch leider nicht machbar.

Auch NO PROBLEMS als erste Band am Haupttag war für mich nicht drin.

Aber direkt zur zweiten Band, die ich auch unbedingt sehen wollte, war ich in der ersten Reihe. AEON OF DISEASE aus Visbek zeigten mit ihrem schnörkellosen Death Metal wo der Hammer hängt. Das Publikum war schon zu kräftigem headbangen aufgelegt. Die erste ¼-Stunde des Sets war im Midtempobereich angesiedelt, ab da wurde es dann abwechslungsreicher und es war alles von langsamen Parts bis hin zum Blastbeat vertreten. Die Gitarren waren die ganze Zeit schön melodisch und Sänger Stephan gab alles. So verging die halbe Stunde wie im Flug und man kam richtig in Festivalstimmung.

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Danach rüber zur Hauptbühne. Dort warteten  TAUSEND LÖWEN UNTER FEINDEN auf ihren Einsatz. Die Münchener Hardcoretruppe hatte auch direkt ihre Anhänger vor der Bühne versammelt. Beatdowngeballer und deutsche Texte ließen den einen oder anderen Ausrasten aber wirklich positiv zu bemerken war die Textsicherheit der Leute vor der Bühne. Der Sänger hielt sein Mikrofon regelmäßig in die ersten Reihen und es wurde immer freudig entgegen genommen und textsicher benutzt. Das hat schon Laune gemacht!

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Auf der Nebenbühne standen dann THE AWAKE parat. Ihre Mischung aus Skatepunk und Highschoolpunk machte Laune und verleitete viele Leute zum punkigen Tanzen. Auch hier gab es etwas Besonderes zu vermelden. Einer der beiden Gitarristen konnte nicht dabei sein und dafür hat ein Kumpel der Band sich eben die Songs drauf getan und mit gemacht. Fiel überhaupt nicht auf, bis der Sänger es verkündet hat.

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Dann gab es wieder Hardcore auf der Hauptbühne. LIONHEART hatten das Festival schon zugesagt und später dann verkündet, dass sie sich auflösen werden und somit einer der letzten Auftritte in Goldenstedt stattfinden wird. Großes Glück für das Festival, wenn man es so ausdrücken darf. Es waren viele Leute in LIONHEART-Merch an diesem Tag zu sehen. Stagediving war natürlich leider nicht drin, das wäre sonst sicherlich ausgiebig genutzt worden. Im Publikum war nämlich mächtig was los. Der derbe Hardcore der Marke Hatebreed oder auch solcher Konsorten wie Terror schlug kräftig am See ein. Auf der Bühne war nicht ganz so viel los, dafür gab es szenetypisch viel Publikum auf dem Bühnenrand. Auch hier gab es wieder viele Momente mit Mikrofon im Publikum, welches wieder freudig angenommen wurde. Nicht ganz meine Musik, aber ich wurde vom stampfenden Rhythmus immer wieder zum Kopfnicken gezwungen.

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Im Anschluss gab es auf der Nebenbühne dann Metalcore von UNTIL THE MOMENT COMES aus Aurich. Von typischem Metalcore bis hin zu Geschwindigkeitsattacken war es hier recht abwechslungsreich. Auch Sänger Bryan konnte mit Abwechslung glänzen. Grunzen, brüllen, kreischen. Alles war dabei. Sehr angenehm zwischendurch wieder Metal auf die Ohren zu bekommen.

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Auf der Hauptbühne ging es dann mit Hip-Hop von NEONSCHWARZ weiter. Die Hamburger konnten mit linken Texten und ihrer Sängerin Marie Curry überzeugen. Vor der Bühne war gut was los und auch wenn ich mit der Musik ja wenig zu tun habe, muss ich zugeben gut unterhalten worden zu sein. Wenn dann noch Textpassagen von „Ton Steine Scherben“ mit eingebaut werden, bin ich glücklich. Sehr schöne Abwechslung!

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Auf der Nebenbühne ging es dann mit den MAD MONKS weiter. Und es gab noch mehr Abwechslung. Skapunk stand auf dem Programm. Für mich als Festivalhintergrundmusik ganz annehmbar, wird es vom Publikum ja immer ganz freudig aufgenommen, da recht tanzbar, so also auch hier. Die Bremer hatten ihr Publikum im Griff und die Stimmung war gut.

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Dann gab es auf der Hauptbühne wieder Hip-Hop. Diesmal aus Berlin von ZUGEZOGEN MASKULIN. Die Persiflage auf Gangsterrap und Machoscheiß. Derbe Beats und kluge linke Texte mit Klischeeüberspitzungen machten dem Publikum, das zahlreich vor der Bühne vertreten, war viel Spaß. Auch der kurze Regenschauer störte niemanden. Außerdem überraschte der DJ noch mit einem Liveauftritt an der Geige!

Danach blieb man dann auf der Hauptbühne. MASSENDEFEKT brachten ihr Publikum mit Punkrock in Stimmung. Die Band aus der Gegend um Düsseldorf wusste genau wie sie die Leute in Bewegung bringt und so war vor der Bühne einiges los. Ständige Aufmunterungen zu mitmachen ließen das Publikum auch nicht zur Ruhe kommen.

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Weiter ging es mit der italienischen Skaband TALCO. Die Bläserabteilung und der hibbelige italienische Sprechgesang machten einen Genuss für mich schwer, aber die Band wurde vom Publikum gefeiert und es wurde viel getanzt. Wir vertrieben uns die Wartezeit auf Ignite an der Kaffeetheke!

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Dann kamen wir zum Headliner des Festivals. IGNITE! Orange County Melodic Hardcore stand auf dem Plan! Vor 10 Jahren war “Our Darkest Days” meine absolute Sommerscheibe und auch “A War Against You“ kam gut an. Also fragte ich mich, ob der Gig auf dem With Full Force 2006 noch zu toppen sei. Der hat alles weggehauen. Ich hoffte auf eine Steigerung durch mehr gute Songs. Als erstes war ich überrascht, dass die Truppe nur zu viert auf die Bühne kam. Auf allen offiziellen Fotos sind die Jungs allerdings zu fünft. Und genau diese fehlende Gitarre sollte heute einen großen Teil ausmachen. Warum sie heute nur zu viert auf die Bühne kamen, konnte ich nicht klären. Die Songauswahl war gut und es wurden auch ältere Sachen als von den beiden oben genannten Alben gespielt. Auch die ruhigeren Songs wie z.B. „Live For Better Days“ wurde gespielt. Was allerdings wie ein Schatten über dem Auftritt lag, war wirklich die fehlende Gitarre. An entsprechenden Teilen fehlten die Harmonien, im Ganzen der Druck. Es wirkte flach und zurückhaltend. Hinzu kam, dass viele Songs gefühlt etwas langsamer gespielt wurden. Sänger Zoltán machte hingegen einen echt guten Job am Mikro. Alles war sehr sauber und auf den Punkt gesungen. Den meisten Applaus bekam er für die Ansage, dass sie Band Deutschland liebe, weil es das einzige Land sei, bei dem noch nie eine Show wegen Aggressionen im Publikum abgebrochen werden musste. Zudem sei das Amphitheater in Goldenstedt einer der geilsten Plätze, den sie seit langem gespielt hätten. Das Publikum war begeistert vom Auftritt der Band, feierte jeden Song und sang kräftig mit. Auch wenn das oben angesprochene, den Genuss etwas schmälerte, war es eine Freude den Jungs zuzusehen. 2006 konnte aber leider nicht getoppt werden, schade!

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Als Überraschung gab ein spontan noch eine Zusatzband. WATCH OUT STAMPEDE spielten nach Ignite noch auf der Nebenbühne noch einen Gig, der erst im Laufe des Tages organisiert wurde. Da befand ich mich arbeitsbedingt allerdings schon auf dem Heimweg. (hendrik)

Bildergalerie:

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