LIVEBERICHT

NECROS CHRISTOS + VENENUM :: Das letzte Kapitel


Live im Bi Nuu in Berlin am 09.06.2018

Text & Fotos (c) Chris

Im Mai 2018 haben NECROS CHRISTOS ihr Magnum Opus namens „Domedon Doxomedon“ veröffentlicht und neben den unglaublich guten Songs, ist es das konsequent durchgezogene Konzept mit den „Gates“ und „Temples“, welches mich noch mehr begeistern konnte, als es die vorangegangenen Veröffentlichungen bereits taten. Als dann schließlich eine Release-Show bekanntgegeben wurde, bei der man das gesamte Album spielen wollte, war klar, dass wir mal endlich wieder nach Berlin reisen müssen.

Das Bi Nuu ist ein schöner Club direkt an der U-Bahnhaltestelle „Schlesisches Tor“ und die Wartezeit, da sich der Einlass und Beginn verzögert, wird im Späti gegenüber verbracht, um den dezenten Alkoholpegel aufrecht zu erhalten, damit ich nicht Gefahr laufe, mitten im Konzert auszunüchtern. Sowas will ja niemand.

Als Special Guest haben sich NECROS CHRISTOS ihre Label-Kollegen von VENENUM eingeladen und ich darf gestehen, dass ich mich sehr auf den Auftritt gefreut habe, denn „Trance of Death“ ist eines der coolsten Alben der letzten Zeit, was sicherlich an der „Trance of Death“-Trilogie liegt.

Die Band legt recht pünktlich los und ich bin absolut begeistert! Sie wirken gut eingespielt und professionell und ballern ihren Death Metal mehr als eindrucksvoll in das Bi Nuu und die zahlreich erschienenen Fans danken es ihnen mit guter Stimmung. Natürlich bin ich auf die „Trance of Death“-Trilogie gespannt und oh, meine Brüder und Schwestern, ich werde nicht enttäuscht! Niemand wird enttäuscht, denn absolut sicher, professionell, verspielt und souverän bekommen wir das ganze Meisterwerk dargeboten. Ich liebe dieses Stück und bin von der Performance vollkommen hingerissen. Die anspruchsvollen Parts sitzen, man verschleppt hier und da den Beat, was einem das Bangen deutlich erschwert, und die Mischung der verschiedenen Stile ist mehr als beeindruckend. Der Epos lebt ganz eindeutig von der Variabilität und ohne den Death Metal-lastigen ersten Part „Reflections“ würde der psychedelische Part „Metanola Journey“ nur halb so gut funktionieren, denn es ist der Gegensatz und die Progressivität, die den Song so genial machen.

Untermalt von einer tollen Lichtshow und einem sehr guten Sound ist der Auftritt definitiv als grandios zu bewerten. Songs und Attitüde stimmen perfekt und VENENUM beweisen, dass sie nicht nur im Studio, sondern auch auf der Bühne eine großartige Band sind. Hut ab!

Dann schlägt eine weitere große Stunde von NECROS CHRISTOS … Nach dem Intro steigt die Band mit „I am Christ“ in den Gig ein und … Stromausfall. Alles düster und still. Aber anstatt nervös zu werden, zumindest kann man das als Fan vor der Bühne nicht erkennen, lacht man die Panne einfach weg, steigt wieder ein und … Stromausfall. Die Fans vor der Bühne sind genau so entspannt, wie die Band den Anschein macht, und diesmal sind wir es, die die Panne einfach wegjubeln. Mors Dalos Raa bedankt sich herzlich für den Support und um eine lange Geschichte abzukürzen, auch die nächsten Stromausfälle (!!!) scheinen weder Publikum, noch Band aus dem Konzept zu bringen. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es in den Musikern ausgesehen haben mag, denn wenn man einen solch wichtigen Gig vor sich hat und die ersten dreißig Minuten durch zahlreiche Abbrüche zerrissen werden, brauchst du schon dicke Eier und Nerven wie Drahtseile, damit du den Rest nicht auch automatisch verhaust.

„He doth mourn in hell“ ist dann der erste Song, den man ohne Unterbrechung spielen kann und von dem Moment an nimmt die Maschine Fahrt auf. Bevor man mit „Seven Altars burn in Sin“ weitermacht, schiebt man den Klassiker „Va Koram do Rex Satan“ ein und im Laufe der insgesamt mehr als zwei Stunden (!!!) kommt nicht zu einer Sekunde Beliebigkeit auf, was ganz eindeutig für die Qualität der Songs, aber auch das Können der Band spricht.

Ohne Firlefanz zockt die Band die Songs des neuen Albums und legt als Zugabe auch noch u.a. „Black Bone Crucifix“ nach. Firlefanz hat die Band auch gar nicht nötig, auch wenn ich mir im Vorfeld erhofft hatte, dass das Album mit allen Gates und Temples dargeboten wird. Natürlich wäre das recht anspruchsvoll umzusetzen gewesen, aber Einspielungen hätte ich in diesem Falle auch gelten lassen. Vielleicht wäre das ja eine Option, wenn die Band irgendwann ihre letzte Show spielt … in einer entsprechenden Location würde eine solche Aufführung wahrscheinlich extrem gut wirken und dem ambitionierten Werk einen noch würdigeren Rahmen geben.

Spannend bei NECROS CHRISTOS ist, dass sie als Death Metal-Band hervorragend funktioniert, aber sowohl durch die Musikalität der Zwischenstücke, als auch durch den textlichen Ansatz einfach viel mehr ist als das. Musik für Hirn und Bauch, sozusagen.

Ich denke, ich war noch nie auf einem Death Metal-Gig, bei dem die Hauptband zwei Stunden lang gespielt hat und jede Sekunde war überdurchschnittlich … aber es gibt immer ein erstes Mal. Spielerisch ist die Band absolut auf der Höhe und ob sie den typischen Groove aufleben lassen oder bei technisch anspruchsvollen Passagen glänzen, es macht einfach Spaß der Band zuzusehen.

Alles in Allem war das ein mehr als gelungener Abend und auch wenn die Zeiten neuer NECROS CHRISTOS-Alben vorbei ist, hoffe ich, dass sie uns auf der Bühne nach lange (oder auch immer wieder) erhalten bleiben. (chris)