Live in der Turbinenhalle in Oberhausen am 12. und 13.05.2017
u.a. mit THE RUINS OF BEVERAST, DREAD SOVEREIGN, SLÆGT, CONCATENATUS, GGU:LL, ANTLERS, URFAUST…
Text & Fotos © Chris
Fotogalerie: a-Face-in-the-Crowd
Zum dritten Mal öffnet das ACHERONTIC ARTS FESTIVAL seine Pforten, während sich das Dumm-Europa vom Eurovision Song Contest mit Plastikabfall überschütten lässt. Gerne würde ich die Zuschauerzahlen dieser beiden Events tauschen, denn was an diesem Wochenende in der Oberhausener Turbinenhalle zelebriert wird, ist das Leben und der Tod und zwar mit Leidenschaft und Ehrlichkeit. Auch gelten hier heute keine europäischen Grenzen, denn auch Bands aus den USA und Israel haben ihren Weg nach Oberhausen gefunden.
Wie immer hat Sven und sein Team interessante Bands nach Oberhausen gelockt, die man in unseren Breitengraden nicht alle Tage zu sehen bekommt und dabei auch auf einige Bands des Bruderlabels TOTENMUSIK zurückgegriffen. Hätte man noch SEHER mit auf das Billing genommen, wär‘ ich komplett ausgerastet, aber die Qualität der auftretenden Bands überzeugt im Vorfeld dennoch, auch wenn meines Erachtens viel zu wenig Fans sich an diesem Wochenende einfinden werden. Grob geschätzt denke ich, dass das Besucherniveau auf dem des ersten ACHERONTIC ARTS FESTIVAL liegen dürfte; die von mir erwartete erneute Besucherzahlsteigerung scheint sich in diesem Jahr leider nicht bestätigt zu haben. Aber es ist, was es ist: ein Familientreffen für Fans guter Musik und des VÁN-Labels. Ich finde es jedenfalls spannend, alte Bekannte und neue Freunde zu treffen, was dem Festival einen warmen, freundschaftlichen Rahmen gibt.
Die Rahmenbedingungen stimmen, wie auch in den Jahren zuvor: leckere Getränke, eine kleine Snackauswahl, großer Merchandise-Bereich und eine freundliche Crew; die Klo-Crew verdient, ebenfalls wie immer, ein großes Lob, kümmert sie sich doch darum, dass die Toiletten auch nachts um Eins noch gefahrlos zu betreten sind. Vielleicht liegt es an meinem fortgeschrittenen Alter, aber das weiß ich wirklich zu schätzen und ich weiß auch, dass es nicht selbstverständlich ist.
Freitag, 12.05.2017
Der Freitag beginnt leider etwas chaotisch, denn der erste Festival-Tag beginnt bereits um 15 Uhr und das ist für viele Fans und potentielle Gäste oftmals nur schwer zu schaffen; ich selbst habe mir einen Tag frei nehmen können und schaffe es aufgrund der Anreise auch nicht pünktlich zu den ersten Bands.
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Die deutsche Band wird also das erste Opfer der Anreise und diverser Staus; schade, denn da die Band jetzt ihre EP über Ván Records wiederveröffentlicht. Sorry, Jungs.
[Veröffentlichung bei Ván Records: „Omnivorous Void“, 2017, Ván 216]
ŠKAN
Tja, und auch von ŠKAN bekomme ich ausschließlich den Schlussakkord mit und da ich mich sehr auf die amerikanische Band gefreut habe, ist das schon der erste Downer.
[Veröffentlichungen bei Ván Records: „Part I EP Series“, 2016, Ván 181a † „Part II EP Series“, 2016, Ván 181b † coming soon: „Part III EP Series“, Ván 181c † „Part IV EP Series“, Ván 181d † 7“, Ván 190]
Anschließend ergibt sich eine längere Pause, die wir mit tollen Leuten auf dem Dach verbringen, etwas trinken und viel schwatzen. Warum die Pause? DARIO MARS & THE GUILLOTINES schaffen es nicht, pünktlich zum Gig zu erscheinen und irgendwie dauert es ewig, bis dann schließlich
WOLVENNEST
alle 40 Kerzen angezündet haben und sich in Stimmung bringen. Die Bühne gleicht einem Tempel und kaum darf ich die erste Band in Gänze erleben, bin ich hingerissen. Theoretisch müssten die Musiker die entspanntesten Menschen des Planeten sein, denn wer seiner Musik so viel Zeit zur Entfaltung lässt, hat mit Eile nichts am Hut. Was ich beim Review der CD an (DOLCH)-Vergleichen herangezogen habe, scheint live nicht zu stimmen, denn da fehlen mir die Assoziationen, auch wenn „Unreal“ durchaus von beiden Bands gespielt werden könnte. Der psychedelische Sound der Band wird wahrlich meisterhaft zelebriert und ich kann wunderbar in die Klangwelten eintauchen, zumal hier auch der Sound absolut passt. Ich liebe die Band und den Auftritt.
[Veröffentlichung bei Ván Records: „Wolvennest“, 2016, Ván 208]
DARIO MARS & THE GUILLOTINES
Dann ist es doch noch Zeit für die belgische Band, die sich zwischen die Bands mogelt und dennoch nur einen kurzen Set spielen kann. Immerhin ist man bereits eine gute Dreiviertelstunde im Rückstand und da ist eigentlich kein Platz für Extrawürstchen. Ich hätte es besser gefunden, die Band durch die Verspätung ans Ende des Line ups zu setzen, aber da es eh eine der genreuntypischen Bands auf dem Label ist, wären sicher nicht viele Menschen vor der Bühne gewesen. Aber auch mitten am Festivaltag interessieren sich nicht übermäßig viele Fans für die Band.
Schade, denn zu sehen, wie Mr. Mars und seine Band steil geht, kann man sich gut anschauen. Blickfang ist Sängerin Bineta Saware, die eine Wahnsinnsstimme hat, permanent abtanzt und auch das Publikum mit einbezieht. Live klingt die Band deutlich weniger soullastig, sondern viel mehr nach Garage und Rotz, was ich persönlich sehr begrüße, denn auch wenn die Seele ein wichtiger Punkt bei der Musik ist, ist Soul nicht meine Musik. Kurzum: dumme Begleitumstände, starker Auftritt.
[Veröffentlichungen bei Ván Records: „The day I died“, 2013, Ván 088a † „The Jailer“, 2013, Ván 088b †“Banned from Ever“, 2013, Ván 088c † „Black Soul“, 2014, Ván 103 † coming soon: „The Last Soap Bubble Crash“, Ván 213]
SONNE ADAM
SONNE ADAM aus Israel haben schon lange nichts neues mehr veröffentlicht, wenn ich meiner Recherche Glauben schenken darf und dennoch sammeln sich eine Menge Menschen vor der Bühne, um dem Death Metal zu lauschen. Ohne Frage: die Band hat eine mordsmäßige Ausstrahlung und die Musik funktioniert als Vorschlaghammer ganz hervorragend und dennoch will der Funke, trotz Exotenbonus und Standing in der Szene bei mir nicht überspringen. Nachdem ich die Frühneunziger Death Metal-Welle ausgiebigst zelebriert habe, ist das Interesse an der Musikrichting zum Großteil (aber nicht gänzlich) erloschen und vielleicht packt es mich daher nicht so richtig. Sorry, aber damit muss ich wohl leben, hargh hargh. Allerdings ist meine Frau vom Auftritt sehr begeistert und das will wirklich etwas bedeuten, denn sonst scheut sie den Death Metal, wie der Teufel das Weihwasser.
[Label: Century Media]
THE RUINS OF BEVERAST
Das letzte Album von THE RUINS OF BEVERAST „Exuvia“ ist ein verdammt starkes Album geworden, vor allem, weil nicht permanent Riff an Riff abgefeuert wird, sondern Raum gelassen wird für Entfaltung und Atmosphäre. Dementsprechend bin ich aufgeregt, ob und wie die Band diese Tugenden Live umsetzt. Wieder ist es der Sound (ob nun subjektiv empfunden oder objektiv), der besonders bei den schnellen Parts die Feinheiten schluckt und eine Klangwand über die Fans vor der Bühne rollen lässt. Genuss klingt für mich anders, aber die langsameren Parts klingen dafür hervorragend. Alexander von Meilenwald und seine Band sind einfach viel zu professionell, um einen Gig unterhalb der Bewertung „gut“ abzuliefern und somit darf man den Gig als Erfolg verbuchen, auch wenn ich denke, dass es mit einen transparenteren Sound noch geiler gewesen wäre.
[Veröffentlichungen bei Ván Records: „Unlock the Shrine“, 2004, Ván 001 † „Rain upon the impure“, 2006, Ván 009 † „The foulest semen of a sheltered elite“, 2009, Ván 030 † „Enchanted by Gravemould“, 2011, Ván 059 † „Blood Vaults“, 2013, Ván 090 † „Takitum Tootem! (Wardance)“ † 2016, Ván 198 † „Exuvia“, 2017, Ván 212]
DREAD SOVEREIGN
Im Vergleich zum letztjährigen Gig, bei dem man die Rocksau hat raushängen lassen, regiert hier heute der Doom und das steht der Band am besten zu Gesicht. Frontmann Alan Averill spricht heute nicht viel, viel mehr ist er damit beschäftigt, das Publikum aufzuputschen und auch wenn ich davon überzeugt bin, dass er einer der charismatischsten Frontmänner unserer Zeit ist, geht ihm das heute ein wenig ab. Dafür überzeugt die Songauswahl und die Umsetzung… „13 clergy to the flmes“, „This world is doomed“, „The spines of Saturn“, „We wield the spear of Longinus“ sind großartig. Der Einsatz eines Keyboarder erhöht noch ein wenig dem epischen Faktor und Gitarrist Bones ist und bleibt eine Rocksau. Dank der Songauswahl, war das ein richtig starker Auftritt, auch wenn das Charisma heute nicht so zum Tragen kam, wie sonst.
[Veröffentlichungen bei Ván Records: „Pray to the Devil in Man“, 2013, Ván 102 † „All Hell’s Martyrs“, 2014, Ván 104 † „For Doom The Bell Tolls“, 2017, Ván 209]
SVARTIDAUðI
Die Band aus Island zieht am Freitag die meisten Zuschauer, wenn ich das richtig geblickt habe, aber da ich mich noch nie mit der Band ausgiebig befasst habe, ist es dank des Sounds eher schwierig, mich in die Band reinzufinden und auch das Ohrstöpsel ziehen brachte kaum Verbesserung. Ich habe den Sound nun schon mehrfach kritisiert und ich denke, dass es einfach zu viele Tiefen gibt, die die höheren Töne einfach verschlucken. Ja, ihr merkt schon, dass ich kein Techniker bin, aber so habe ich es nun einmal empfunden…
Allerdings (und das kann ich ruhigen Gewissens so sagen) hat die Band eine unglaubliche und beinahe feindselige Ausstrahlung die sich mit der Musik deckt; kalter Black Metal, für den der Sound beinahe schon zu fett ist (tiefe Frequenzen und so) und kein Licht am Horizont. Die Bande würde ich mir gerne mal in einem kleinen Club anschauen.
[Label: Terratur Possessions]
SLÆGT
Wenn man ein Album liebt, ist es immer eine Gratwanderung, wenn man die Band zum ersten Mal live erleben darf; entweder werden alle Erwartungen erfüllt und man wird enttäuscht. Bei den dänischen Jungspunden ist es eindeutig ersteres, denn was die Band auf der Bühne abzieht ist einfach erstligatauglich. Bassist Olle rockt nach dem Intro so dermaßen ab, dass ich befürchte, er hätte einen Stromschlag bekommen, aber wenn dem so war, war er zum Glück nicht tödlich. Auch Leadgitarrist Anders hat das Handbuch eines korrekten Rockstars studiert, spielt seine Gitarre hinter dem Kopf und ist permanent in Action, während die Riffs und Soli genial aus den Boxen klingen. Die Band ist nicht nur auf Platte der Hammer, sie ist vielmehr für die Bühnen dieser Welt geschaffen; kurz wünsche ich mir, auch noch mal jung zu sein und mit so viel Energie und Leidenschaft durch das Leben zu rocken. Zum Glück ist der Sound nicht so breiig, auch wenn die Band ordentlich Gas gibt. Mein Lieblingssong „Egovore“ kommt als zweiter Song und ich verlasse fluchtartig den Fotograben, um dieses Sahnestück in aller Ruhe zu genießen. Der Übersong wird genial rübergebracht und die schnellen Parts sind noch viel schneller, als auf Platte, was den Song aber nicht zerstört, denn die Melodien sitzen trotzdem. „Remember it’s a nightmare“, „Beautiful and Damned“, „The Tower“, „Domus Mysterium“ und „Move in Chaos“ runden den Gig ab und ich bin begeistert: Energie, Musik und Attitüde sind einfach großartig und mit dem richtigen Support sehe ich die Band jetzt schon auf den Billings der großen Festivals. Es tut gut, eine solche Euphorie auf der Bühne zu sehen. Ein sensationeller Abschluss eines guten Konzerttages.
[Veröffentlichung bei Ván Records: „Domus Mysterium“, 2017, Ván 219]
Samstag, 13.05.2017
Der Samstag beginnt mit etwas Panik… Im Rahmen des ACHERONTIC ARTS gibt es eine Liveschallplatte von URFAUST mit der Aufnahme des letztjährigen ACHERONTIC ARTS FESTIVALS und am Freitag kam ich zu spät und die erste Hälfte war bereits ausverkauft. So kommt es, dass sich schon pünktlich zur Hallenöffnung eine stattliche Anzahl von Fans vor der Tür versammelt, obwohl 14 Uhr ja wahrlich früh am Tage ist… egal, wen man fragt, alle sind da, um sich ein Exemplar zu sichern, was letztendlich auch funktioniert. Puh, so muss das in der DDR gewesen sein, wenn Bananen angekündigt waren…
RA AL DEE EXPERIENCE
Ben Ya Min Al Dee und M. Dalos Ra eröffnen den Samstag und viel besser hätte das wirklich nicht funktionieren können. Die RA AL DEE EXPERIENCE ist ein ganz besonderes musikalisches Projekt für mich, denn im Laufe des (gefühlt viel zu kurzen) Gigs, bei dem die beiden auf dem Boden sitzend spielen, kann ich nicht greifen, was die Musik in mir auslöst. Die Instrumentierung mit Akustikgitarre und Percussion verspricht auf dem Papier Entspannung, aber tatsächlich ist die Aufführung packend und aufregend. Es macht Spaß zu sehen, wie die beiden sich mit Blickkontakt verständigen und ihre Einsätze finden; besonders bei „Diatessaron“, bei dem die zweistimmigen Einsätze perfekt abgepasst sind. Das ist ein extrem guter Einstieg in den Tag und in einem anderen Rahmen mit intimerer Atmosphäre wird dieses Erlebnis sicher noch viel mitreißender, als es heute schon ist.
[Veröffentlichung bei Ván Records: „Ra Al Dee Experience“, 2014, Ván 133 † „Diatessaron“, 2016, Ván 206]
VENOMOUS SKELETON
Nach dem ruhigen Gig von RA AL DEE EXPERIENCE fällt es mir schwer, spontan in den Death Metal Modus zu schalten und auch wenn SONNE ADAM-Musiker beteiligt sind, kümmer‘ ich mich erst mal um das zweite Frühstück; ihr versteht schon.
[Veröffentlichung bei Ván Records: coming soon „Arcane Chants of Death“, 2017, Ván 217]
CONCATENATUS
Was die Band aus Chile auf der Bühne abliefert, ist absolut beeindruckend: Zwei Mann, ein Inferno! Die Atmosphäre verdunkelt sich vom ersten Ton an und der Sound ist, anders als befürchtet, heute bei fast allen Bands gut, was den mächtigen Kataklysmen, die die Band zum besten gibt, wirklich von Vorteil ist, denn so kann man Balrogs Gitarre klar raushören und der Wechselgesang kommt stark rüber. Auch wenn es sich bei CONCATENATUS um schwerverdauliche Kost handelt, salbt die Musik die Zeugen und wäscht dunkle Gedanken fort. Extrem geil finde ich „Echoing Cacophony“, aber das ist bereits auf CD einer meiner Lieblingssongs. Wie bei fast allen Bands gibt es nichts über die Performance an sich zu berichten, denn wenn man keine Partymucke spielt, muss man on stage auch keine Party machen. Geil war es trotzdem. Oder gerade deswegen.
[Label: Totenmusik; „Aeonic Dissonances beyond light’s consumption“, 2016]
GGU:LL
So richtig geil geht es dann aber auch weiter, denn GGU:LL sind live noch viel besser, als auf ihrer CD. Ihr doomiger Sludge, wenn auch gemäßigt, ist der Hammer. Der Hammer ist aber auch, dass der Lichtmischer endlich richtig arbeiten darf. Bei den vorangegangenen Bands hatte er nicht sehr viel zu tun und auf der Bühne regierte oftmals während der ersten Songs eine spartanische Beleuchtung und Nebel, was das Fotografieren nicht wirklich zum Genuss gemacht hat, aber bei GGU:LL zieht er sämtliche Register und verpasst der intensiven Liveshow einen absolut erstklassigen Rahmen, der dafür sorgen wird, dass ich den Gig so schnell nicht vergessen werde. Perfekt stimmt er das Licht auf den harten Sound ab, der von minutenlangen Wiederholungen lebt, was aber niemals ermüdend wirkt, sondern eine kathartische Wirkung erzielt. Dreckige Hypnose in seiner schönsten Form. Ich beobachte das Spektakel aus einiger Entfernung, damit ich Licht und Klang in Harmonie erleben kann und habe jetzt eine so große Lust, die Band wieder auf der Bühne zu sehen, dass ich an Entzugserscheinungen zu leiden scheine.
[Veröffentlichung bei Ván Records: „Dwaling“, 2016, Ván180]
ASTROSONIQ
Um die musikalische Abwechslung war man beim ACHERONTIC ARTS FESTIVAL schon immer bemüht und heute sorgt ASTROSONIQ dafür, dass man den schwarzen Reigen auflockert. Für Drummer Marcel, der im Rollstuhl auf die Bühne kommt, hat man ein besonderes Drumkit zusammengestellt, welches seinen Bedürfnissen entspricht und er haut ordentlich rein, um zusammen mit dem Bassisten einen ordentlichen Stonergroove zu spielen, auf dem sich Keyboarder und Gitarrist austoben können. Sänger Fred kommt mit Atzensonnenbrille auf die Bühne und belegt, dass er eine kleine Frontsau ist, der permanent groovt und ziemlich stark singt. Insgesamt habe ich schon packendere Stonerbands gesehen und der psychedelische Anteil fehlt mir auf der Bühne etwas, aber dennoch kann ich den Gig genießen, als das, was es ist: Eine coole Rockshow. Nachdem ich gestern scheinbar meine Tage hatte und der Sound mich etwas abgetörnt hat, bin ich heute (den Jim Beam-Cola-Fingerhüten sei Dank) extrem entspannt und genieße, was ich sehe und höre.
[Veröffentlichungen bei Ván Records: „Son Of A.P. Lady“, 2016, Ván 183 † „A.P. Lady“, 2016, Ván 184]
ANTLERS
Wow. Im Vorfeld zum ACHERONTIC ARTS FESTIVAL habe ich mich mal in die Bands reingelauscht, die mir bis dahin noch unbekannt waren und auf ANTLERS habe ich mich richtig gefreut und werde auch nicht enttäuscht. Der Black Metal der Leipziger ist genial und die Mischung aus Aggression und Atmosphäre kommt heute hervorragend rüber, da der Sound mitspielt und die Band souverän agiert; die langsamen Parts („Hundreds“) hauen mich um, aber auch das schnelle „To the Throats“ ist ein echter Killer; so wie ANTLERS den Black Metal interpretieren, höre ich ihn am liebsten… durchdacht, aber nicht verkopft. Großartiger Auftritt, der allerdings ein abruptes Ende findet: mitten im (letzten?) Song ist auf einmal Schluss… vermutlich ist eine Sicherung durchgeknallt…
Ich freu mich jetzt schon auf die kommende Veröffentlichung via Totenmusik.
[Label: Totenmusik; neue CD / LP kommt demnächst]
URFAUST
Die Könige des Lo-Fi Black Magick & Synthesizer Ultra Doom sind Stammgäste beim ACHERONTIC ARTS FESTIVAL und ich wäre zu Tode betrübt, wenn sich das mal ändern sollte, denn die Liveauftritte der Bands sind rar. Zur Feier des dritten Auftrittes spendieren uns IX und VRDRBR einen speziellen Gig, wie sie es bereits im Vorfeld angedeutet haben. Als Besucher, Fan und Schreiber in Personalunion habe ich nun die Qual der Wahl: will ich alles mitschreiben und professionell sein oder will ich den Gig genießen? Ich entscheide mich für Letzteres, was dazu führt, dass ich die gespielten Stücke nicht mitschreibe… schließlich heißt es bei URFAUST nicht umsonst „Praise Intoxication“ anstatt „Praise professional Journalism“… Der Gig ist großartig, denn der Sound ist gut und die Band hervorragend auf dem Posten. Drummer VRDRBR ist immer eine Augenweide und ich kenne keinen Drummer, der allein mit Schlägen auf der Snare eine Spannung erzeugen kann… er kann. Zum Ende des Gigs spielen sie zwei Songs, bei denen dem Synthesizer Ultra Doom gehuldigt wird… nur Synthesizer und Drums. So ein Experiment kann auch gerne mal nach hinten losgehen, aber ich habe das Gefühl, dass URFAUST auf der Bühne unangreifbar sind. Ich gebe zu, dass ich mir „Meditatum II“ sehr gewünscht habe, aber ein URFAUST-Gig ist ja nun mal kein Wunschkonzert, hehe.
Da es mich gewurmt hat, dass ich keine Titel liefern kann, habe ich die Band angeschrieben (auch auf die Gefahr hin, dass ich mich damit als hochgradig unwürdig erweise) und gefragt, ob sie mir die Setlist zur Verfügung stellen würden, damit dieser besondere Gig entsprechend besprochen und die Neugier befriedigt werden kann und das habe ich von ihnen bekommen:
Praise URFAUST!
[Veröffentlichungen bei Ván Records: „Einsiedler“, 2009, Ván 023 † „Split w/ JOYLESS“, 2009, Ván 026 † „Der freiwillige Bettler“, 2010, Ván 050 † „Ritual Music for the true Clochard“, 2012, Ván 066 † „Drei Rituale jenseits des Kosmos“, 2012, Ván 067 † „Geist ist Teufel“, 2013, Ván 096 † „Die erste Levitation“, 2013, Ván 097 † „Trúbadóirí Ólta an Diabhail“, 2013, Ván 098 † „Split w/ KING DUDE“, 2013, Ván 099 † „Apparitions“, 2015, Ván 139 † „Split w/ LUGUBRUM“, 2015, Ván 149 † „Voodoo Dust“, 2016, Ván 200 † „Empty Space Meditation“, 2016, Ván 201 † „Split w/ WEDERGANGER“, 2017, Ván221]
Jaaa, manchmal kommt es anders, als man denkt. Nachdem wir heute nur gefrühstückt hatten, bekommen wir nach dem URFAUST-Gig mächtigen Kohldampf. Vorher wollte ich nicht weg, weil mich die Bands alle interessierten, aber jetzt ist die Zeit reif. Wer mich kennt, kann wohl kaum glauben, dass ich nur mit Frühstück so lange ohne feste Nahrung überleben kann, aber das bisschen, was ich esse, habe ich heute getrunken. Das hat aber zur Folge, dass wir versacken und ich…
SULPHUR AEON
wieder verpasse, wie bereits schon zwei Jahre zuvor. Das tut mir echt leid, denn die Band ist ziemlich geil, aber irgendwie soll es wohl mit uns beiden nichts werden.
[Veröffentlichungen bei Ván Records: „Gateway to the Antisphere“, 2015, Ván 150 † „Swallowed By The Ocean’s Tide“, 2015, Ván 160]
SINMARA
SINMARA sind dann das letzte Opfer und eine Band, die noch auf meiner „zu sehen“-Liste steht und wohl auch noch einige Zeit stehen wird. Schade und sorry.
[Label: Terratur Possessions]
Das Fazit des Festivals ist nicht schwer zu ziehen: Die Organisation war wie immer erstklassig, die Bands handverlesen und alle völlig zu Recht auf diesem Familientreffen anwesend. Es gab wieder keine Band, die mit angezogener Handbremse gespielt hat, aber das ist selbstverständlich, wenn man vor dem Labelchef Sven bestehen will, der das Label mit eiserner Faust regiert, wie KING DUDE letztes Jahr ausgeplaudert hat. Besonders positiv habe ich die Fans erlebt, denn egal ob Freund, Bekannter, Musiker oder Szene-Ikone, alles begegnen sich auf Augenhöhe und das ist, was zählt. Es soll wohl einen unschönen, vermutlich handgreiflichen Zwischenfall Freitag Nacht gegeben haben, aber darüber weiß ich nichts genaues, auch wenn es mich traurig stimmt, dass bei diesem Festival und in unserer Szene Leute herumkriechen, die auf Teufel-komm-raus Stunk machen müssen. Auf diese Pisser können wir getrost verzichten.
Die einzigen negativen Punkte sind die Tatsache, dass sich viel zu wenig Fans eingefunden haben und dass der Sound besonders am Freitag nicht immer befriedigend war. Am Samstag habe ich mit anderen Besuchern gesprochen und weiß, dass nicht nur ich den Sound als Manko empfunden habe. Das Problem der wenigen Menschen könnte das Soundproblem im nächsten Jahr lösen, denn wenn mehr Menschen in der Halle sind, klingt es automatisch etwas besser. Also: Jeder, der dieses Jahr anwesend war, bringt nächstes Jahr einfach noch einen guten, trinkfesten Freund mit und schon wäre alles in Butter.
Vielen Dank an Sven und seine Bande, jede Band, die uns das Wochenende verschönert hat und die Fans, Freunde und Bekannte, die entspannt das Leben und den Tod zelebriert haben. (chris)