LIVEBERICHT

HAMMER OF DOOM 2015 :: Doom on!

391-My Dying Bride

(u.a. mit CANDLEMASS, MY DYING BRIDE, PENTAGRAM, PATH OF SAMSARA…)
Live in Würzburg in der Posthalle am 20. und 21.11.2015
Text und Fotos © Chris

Auch bei dem 10. HAMMER OF DOOM ist es, als würdest du an Weihnachten nach Hause kommen… alles ist kuschelig, familiär, freundlich und so wie immer. Also genau so, wie man es sich wünscht! Allein der Weg zur Posthalle fühlt sich einfach gut an. Ich glaube, dass das HAMMER OF DOOM noch nie so gut besucht war, oder?! Bereits am Freitag ist eine stattliche Anzahl an Fans da und der Samstag ist so richtig schön voll mit Maniacs. Leider verpasse ich am Freitag die Gelegenheit, mir eine HAMMER OF DOOM-Kapuzenjacke zu sichern… wer also einen in Größe L oder XL abzugeben hat, darf sich gerne melden!

Der Freitag ist ein besonderer Tag für mich, denn es ist das erste Konzert nach meinem Trip mit GRIFTEGÅRD durch die Lande und dem plötzlichen Ende dieser begnadeten Band und bereits auf Tour habe ich mit vielen Leuten gesprochen, die ebenfalls heute oder morgen aufschlagen wollen. Daher freue ich mich tatsächlich, dass ich Eugen, Jürgen und Christian treffen kann und auch die Jungs von PATH OF SAMSARA treiben sich in der Menge herum, was mich wirklich freut. Natürlich gibt es fast nur ein Thema und alle bedauern (aber respektieren notgedrungen) die Entscheidung, dass die Band am 17.11.2015 zu Grabe getragen wurde. Auch von Fremden werde ich angesprochen, als sie meine Lederjacke mit dem geairbrushten GRIFTEGÅRD-Cover entdecken und besonders geil ist der junge Mann, der aus Griechenland stammt, in Norwegen wohnt und nun extra zum HAMMER OF DOOM nach Würzburg gereist ist! Das ist wahre Hingabe!
Auch denke ich, dass mehr Verkaufsstände da sind und besonders freue ich mich, dass BLOOD ROCK Records aus Italien angereist sind, denn wo außerhalb von Italien kann man sich mit JACULA und ANTONIUS REX-Vinyl eindecken!? Diese Chance wird auch ausgiebig von mir genutzt und nur für den Fall, dass ihr mein megaaufwändiges ANTONIUS REX / JACULA-Special verpasst habt, schaut mal beim Amboss-Mag vorbei!

Am Freitag spielen vier Bands und die Qualität hat es aber generell in sich.

CROSS VAULT

012-Cross Vault

Den Anfang machen CROSS VAULT, die 2014 das starke Album „Spectres of revocalble loss“ und kürzlich „The All-Consuming“ nachgelegt haben. Es handelt sich um den ersten Liveauftritt der Band, aber davon ist nichts zu merken, denn die Band gibt sich extrem professionell. Sänger N. ist ein Mann der großen Gesten und unterstreicht seinen starken Gesang und die tiefgehenden Texte mit reichlich Pathos, während Bassist und Drummer ordentlich Druck aufbauen und den beiden Gitarren sich fett und filigran zugleich in Szene zu setzen vermögen. Ihre Musik ist der von WARNING nicht unähnlich und da ich WARNING sehr liebe, freue ich mich natürlich über Bands, die diesen Stil weiterführen. Leider habe ich das neue Album noch nicht gehört, aber das wird zügig nachgeholt. Bereits bei der ersten Band stimmt das Licht und der Sound und ich denke, wir haben gleich zu Beginn eine verdammt starke Band gesehen.

PATH OF SAMSARA

035-Path of Samsara

Dann kommen nach einer kurzen Pause PATH OF SAMSARA, die ich kurz zuvor 2x live erleben durfte und sehr gespannt war, wie die HAMMER OF DOOM-Crowd auf die Musik reagiert. Was soll ich sagen? Im Verlaufe des Gigs fressen die Fans der Band aus der Hand und irgendwie bin ich arg entzückt, dass die Band so gut ankommt. Generell ist alles, wie bei den Gigs in Kassel und Weikersheim: die Band reißt sich den Arsch auf, rockt wie Sau, vergisst aber nicht, genügend ruhige und rhythmische Parts einzubauen, um ihrem eigenen Anspruch in Bezug auf das Dunkle und Okkulte gerecht zu werden. Ganz sachlich betrachtet denke ich, dass die Attitüde und Musik der Band sich durch diesen Gig durchaus für die größeren Bühnen dieser Welt empfohlen hat! Persönlich betrachtet, freue ich mich sehr über diesen tollen Auftritt, denn die Jungs sind definitiv mit Herzblut bei der Sache und verdienen sich den Applaus völlig zu recht.

SORCERER

Vor einigen Jahren waren SORCERER bereits beim HAMMER OF DOOM zu Gast, zwischenzeitlich wurden die Demos als Compilation und das full-length Album „In the Shadow oft he Inverted Cross“ veröffentlicht und ich kann mit der Band einfach nicht warm werden. Ihr epischer Doom löst bei mir einfach nichts aus und auch heute Abend passiert nichts; wenn man mal davon absieht, dass ich mir einen oder zwei Jacky Cola während des Gigs genehmige. Sorry, aber nichts für mich.

PENTAGRAM

061-Setlist Pentagramm

Ich habe PENTAGRAM vor einigen Jahren zusammen mit TROUBLE in Hannover gesehen und da hat mit Bobby Liebling und seine Truppe einfach weggeblasen und daher freue ich mich sehr auf den heutigen Gig… und werde definitiv nicht enttäuscht! Zusammen mit Victor Griffin und dem extrem bewegungsfreudigen Bassisten, der post wie Hölle, und Schlagzeiger Pete Campbell hat Bobby Liebling eine verdammt starke Band um sich geschart und kann mich heute Abend voll überzeugen. Der Doom Rock hat einfach das gewisse Etwas und Victor Griffin spielt heute sehr engagiert, während es gruselig und unterhaltsam zugleich ist, Bobby Liebling auf der Bühne zu beobachten. Der Herr ist der Meister der Grimassen und Gesten, auch wenn ich denke, dass er zur Zeit noch abgemagerter und älter aussieht, als er klingt. Das letzte Album „Curious Volume“ hatte nicht mur Licht zu bieten, aber heute Abend spielt er sich durch eine feine Auswahl an Songs. Wer bereits zu Beginn „All your sins“ auf der Pfanne haben kann und danach nicht schlechter wird, hat alles richtig gemacht. Ca. 80 Minuten lang gibt es die volle Dröhnung und das Publikum ist wieder völlig zu Recht begeistert. Ich auch und müde, aber glücklich machen wir uns auf den Weg ins Hotel. 101-Pentagramm

SAMSTAG

BLACK OATH

123-Setlist Black Oath

Wirklich anwesend, nicht nur körperlich, sondern auch geistig, bin ich ab dem Auftritt von BLACK OATH und verpasse so LORD VIGO und DOOMSHINE. Das aktuelle Album von BLACK OATH „To below and beyond“ kenne ich leider nicht, aber „Ov Qliphoth and Darkness“ ist mir noch ein Begriff. Richtig geil kommen bei dem Doom Metal die geilen Soli, die abgefeuert werden und ansonsten kann man sich an leicht angeschwärzten Doom Metal erfreuen, der gut unterhält, aber mich nicht komplett aus den Schuhen haut…

141-Black Oath

CARONTE

163-Caronte

… aber CARONTE können das heute sehr gut! Nach zwei mehr oder weniger verpassten Chancen auf dem 2015er HELL OVER HAMMABURG und ACHERONTIC ARTS gönne ich mir endlich mal einen ganzen Gig der italienischen Band, die schön fetten Stoner Doom zockt und bin begeistert. Vor allem Sänger Dorian begeistert mich mit seiner ganz eigenen Stimme und neben einigen großartigen Songs vom „Church of Shamanic Goetia“ lässt man auch den besten Track des „Ascension“-Albums „Navajo Calling“ auf die Menge los. Die Performance ist sehr dicht und der druckvolle Sound sorgt dafür, dass man auch die feinen Soli super heraushören kann; die 45 Minuten machen absolut Spaß und ich würde mich wünschen, die Band mal in einem Club erleben zu dürfen.

THE ORDER OF ISRAFEL

177-Order of Israfel

Über THE ORDER OF ISRAFEL konnte man viel lesen und es gab sicherlich einen kleinen Hype um die Band… und wenn es den nicht gab, möchte ich gerne einen lostreten. Der Auftritt der Band ist absolut geil und das Beste, was ich bisher an diesem Wochenende erleben durfte. Tom Sutton ist ein so begnadeter Frontmann und gemeinsam mit Staffan bringt er nicht nur die geilsten Doppelleads, sondern auch grandiose zweistimmige Refrains, die man so sicherlich nicht häufig hören darf. Die Songs des ersten Albums „Wisdom“ knallen und sie spendieren uns sogar einen neuen Song, der auf dem im nächsten Jahr erscheinenden Album stehen wird. Dieser Song ist so mächtig doomig, dass es mir immer noch eiskalt den Rücken runterläuft. Das ist ein absolut starker Auftritt und ich bin schwersten begeistert.

SKEPTICISM

205-Setlist Skepticism

Aber die Begeisterung geht weiter. War bisher alles sehr episch und clean, kommen nun SKEPTICISM auf die Bühne, um mit uns den Funeral Doom zu zelebrieren. Das Outfit von Frontmann Matti könnte kaum besser zur heutigen Hauptband passen, denn sein verschlissener Hochzeitsfrack und die offene Fliege nebst Rose zeigt uns einen leidenden Mann, der sich seiner Trauer kompromisslos hingibt. Seine Bewegungen sind langsam, bedächtig und er wirkt, trotz seiner beeindruckenden Ausstrahlung, oftmals verloren auf der Bühne. Seine feuchten Augen setzen der Performance eigentlich noch die Krone auf. Daneben erklingt auch noch der geilste Kirchenorgelsound, den ich jemals außerhalb einer Kirche hören durfte und der typische SKEPTICISM-Sound ist einfach nur unglaublich intensiv. Warum Eero sich einen Rückspiegel an der Orgel aufstellt, weiß ich nicht, aber ich denke, es dient der Kommunikation innerhalb der Band auf der Bühne, da er mit dem Rücken zu seinen Kollegen sitzt. Leider kommt die Orgel nicht immer durch die brachiale Soundwand hindurch, was ich ein wenig schade finde. Die Setlist besteht aus lediglich 4 Songs, mit denen man die komplette Spielzeit zu füllen vermag. Das ist ein verdammt intensives Erlebnis und gleichzeitig ein weiteres Highlight.

237-Skepticism

40 WATT SUN

252-40 Watt Sun

Nun folgt ein kompletter Stilbruch, aber die Fans werden gleich von Mr. Patrick Walker begeistert sein. Nachdem er seine Band WARNING zu Grabe getragen hat, widmet er sich mit 40 WATT SUN einer anderen Herangehensweise, um seine Botschaften und Lieder zu vertonen. Die Bühne erscheint für das Trio viel zu groß, der zarte Klang seiner Band verliert sich im Äther und gleichzeitig hüllt sie die Zuhörer warm ein und man kann sich dem charismatischen Frontmann einfach nicht entziehen. Sehr reduziert ist der Sound von 40 WATT SUN und vielleicht war es ein Wagnis, die Band zu buchen, aber gemessen an der großartigen Reaktion der Fans, war es eine tolle Entscheidung und trägt auch maßgeblich zur Abwechslung an diesem Wochenende bei.

CANDLEMASS

262-Setlist Candlemass

Tja, im Vorfeld hatte ich eigentlich gar keine Lust auf CANDLEMASS, auch wenn sie musikhistorisch eine enorme Bedeutung für mich haben: als 1990 das Livealbum erschien gab es noch kein Internet, aber dafür die eine oder andere Radiosendung, die sich mit Metal beschäftigt hat und so wurde ich aufmerksam auf diese große Band, deren Vermächtnis auf ewig leben wird. Ruck-zuck habe ich mir den Backkatalog via Katalog und Mailorder bestellt und bin seitdem der Musik verfallen. Die letzten Jahre, vor allem mit Robert Lowe, haben meiner Liebe allerdings nicht wirklich gut getan und daher war unsere einseitige Liebesbeziehung leicht abgekühlt. Auch die Tatsache, dass Leif Edling nicht dabei sein wird, hat mich nicht zwingend für Freude jauchzen lassen. ABER… der Auftritt heute Abend ist so genial, dass ich mich glatt neu verliebt habe. Mats Leven ist ein Frontmann der Sonderklasse! Er hat mehr Energie, als so mancher Fronter einer Thrash Metal-Combo und singt die Songs so unglaublich gut, dass ich schon wieder eine Gänsehaut bekomme. Mit Mats Björkmann (g), Lars Johansson (g) und Jan Lindh (d) hat man einige alte Recken am Start, die an einigen der Meilensteine der Doom-Geschichte beteiligt sind und waren und ergänzt wird die Band durch Bassist Per Wiberg, der Leif Edling ersetzt. Die 75 Minuten vergehen wie im Flug und die Setlist ist einfach geil gelungen und auch ein „neuer“ Song wie „Emperor“ passt sich perfekt in das Gesamtbild der Show ein und knallt wie Sau. Natürlich freuen sich die Fans wie blöde über die alten Songs und singen diese aus voller Kehle mit und das ist ein verdammt geiles Erlebnis, zumal die Posthalle extrem gut gefüllt ist und Songs wie „At the Gallows End“ oder „Solitude“ mächtig abfeiern. Wahnsinns-Auftritt!

295-Candlemass

MY DYING BRIDE

312-Setlist My Dying Bride

Die Hauptband wird es nach diesem Auftritt aus mehreren Gründen etwas schwer haben: einerseits war das 10. HAMMER OF DOOM bisher sehr episch und Doom Metal-lastig, dann haben sich viele Fans auf CANDLEMASS gefreut und die Schnittmenge ist nicht unbedingt als riesig zu bezeichnen. Mein Musikgeschmack liegt allerdings komplett in eben dieser Schnittmenge und ich freue mich riesig auf MY DYING BRIDE. Ihre Musik begleitet mich auch seit Anfang der 90er Jahre und ich liebe die Stimmung, die die Band regelmäßig verbreitet. Auch heute werde ich nicht enttäuscht… Aaron Stainthorpe sieht zwar schrecklich aus, sehr abgemagert und dürr, aber seine Stimme ist immer noch einzigartig und eindringlich wie eh und je und seine Band entfacht ein wahres Fegefeuer des Schmerzes und des Leids.

415-My Dying Bride

Die Performance der Songs ist sehr introvertiert, wie zu erwarten war und Aaron zieht alle Blicke auf sich und Calvin Robertshaw bekommt als verlorener Sohn eine Runde Sonderapplaus. Auch der überraschende Opener des neuen Scheibe „Feel the Misery“, „And my father left forever“, der auf Platte für mich sehr gewöhnungsbedürftig klingt, passt hervorragend in den Set und auch wenn solche Göttergaben wie „Your River“ und „From Darkest Skies“ oder „Cry of Mankind“ mir noch näher stehen, ist es eine großartige Show, die sich auch eine stattliche Anzahl an Fans nicht entgehen lassen möchte die Stimmung aufsaugt.

Wieder einmal war das HAMMER OF DOOM ein tolles Wochenende und auch wenn ich merke, dass ich langsam zu alt für so lange Konzerttage werde, haben wir den Besuch sehr genossen, vor allem, weil man so coole Menschen (wieder) getroffen hat! Auf die Nummer 11! (chris)