FILM+HÖRSPIEL

FILM „Opera“ (Giallo)

OPERAOriginaltitel: Opera

Produktion: Italien, 1987

Blu-Ray-Veröffentlichung: 26.11.2015

Wertung: gut

Regie: Dario Argento

FSK: 16

Darsteller: u.a. Cristina Marsillach, Ian Charleson, Daria Nicolodi…

Genre: Giallo

Studio: Koch Media

Inhalt:
Nachdem der weibliche Star seiner Operninszenierung von Verdis „Macbeth“ in einen schweren Unfall verwickelt wurde, ist der Horrorregisseur Marco auf der Suche nach einem Ersatz. In der jungen Betty findet er schnell die perfekte Neubesetzung. Doch auf der Oper scheint ein Fluch zu lasten. Ein unheimlicher Killer macht Jagd auf die Beteiligten und zieht mit bestialischen Morden seine Kreise immer enger um das Objekt seiner Begierde: die neue Diva der La Scala.

Zu Anfang komme ich nicht umhin, den Fokus auf Koch Media zu lenken: die Firma nimmt sich des Werkes des Meisters Argento an und verwöhnt uns immer wieder mit wunderbaren Veröffentlichungen; zuletzt gab es den Erstling „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“ von Argento endlich offiziell zu kaufen. Natürlich muss man bei Koch Media gute Nerven haben, denn Genie und Wahnsinn liegen bei Argento sehr dicht beieinander und zwischen Meilensteinen der Filmgeschichte und totalem Käse liegt oftmals nur ein Wimpernschlag. Umso lobenswerter ist die Tatsache, dass man sich dem Meister widmet und seine treue Anhängerschaft nicht im Regen stehen lässt.

Ich bin ein glühender Verehrer Argentos, aber leider auch Realist. Um die negativen Aspekte gleich hinter mich zu bringen, fange ich mal mit der Kritik an. „Opera“ ist ein Paradebeispiel an Logiklöchern. Ich bin wahrlich niemand, der sofort aufschreit, wenn etwas nicht ganz logisch ist, aber hier wurde sogar mir schwindelig, wenn ich sehe, wie hanebüchen sich die Protagonisten zum Teil verhalten! Neben einigen Ungereimtheiten sticht mir diese Aktion besonders ins Auge: Um den Mörder zu finden, benutzt der Regisseur seine Oper und lässt die Raben den Täter identifizieren. Geniale Idee, die mit einer atemberaubenden Kamerafahrt unglaublich grandios in Szene gesetzt wurde! So weit, so gut… aber warum informiert man im Vorfeld nicht die Polizei, sondern sitzt in der Garderobe und freut sich, dass man weiß, wer der Täter ist?! Da ist es kaum verwunderlich, dass dieser kurze Zeit später auftaucht und Action in den Backstage bringt.

Ebenso sind die Action-Sequenzen eher dilettantisch gespielt wurden und der Schnitt hätte manchmal ein wenig geschickter gesetzt sein können und von der Story, die diesmal extrem dünn rüberkommt, mal ganz zu schweigen. Vielleicht liegt es auch an der Synchronisation, die sicherlich nicht zum Besten zählt, was man jemals gehört hat…

OPERA_still

Warum ich mich trotzdem freue, dass der Film endlich auf Blu-Ray herauskommt?
Weil Dario Argento, auch wenn er und seine Crew in manchen Teilen ihres Schaffens deutliche Defizite aufweisen, oftmals seinem Ruf als Visionär gerecht wird.
Wenn er zu seinen legendären Kamerafahrten ansetzt, die er bei „Profondo Rosso“ bereits zur Perfektion gebracht hat, bekomme ich eine Gänsehaut. Diese Fahrten erzeugen eine innere Ruhe beim Zuschauer und Spannung zugleich. Ich staune regelmäßig über die Details die er dabei einfängt, nur um im großen Ganzen zu landen. Davon gibt es bei „Opera“ wirklich einige bemerkenswerte Einstellungen! Genauso ist es mit dem Farbenspiel. In Sachen Farbenspiel ist sicherlich „Suspiria“ sein Meisterwerk, aber in einigen, viel zu seltenen, Einstellungen spielt er einfach meisterhaft mit dem Licht und anderen optischen Tricks.

Die Filmmusik ist in Argentos Filmen sicherlich genauso wichtig, wie der Rest, denn wer jemals die Filmmusik zu „Profondo Rosso“ oder „Suspiria“ gehört hat, wird diese auf ewig mit den imposanten Bildern verknüpft haben. Bei „Opera“ ist natürlich die Oper die vorherrschende Musikform, was gleichzeitig auch eine Gefahr für den opernhassenden Horrorfilmfan darstellen kann, denn der Oper „Macbeth“ wird ausreichend Spielzeit eingeräumt, aber auch Claudio Simonetti (GOBLIN) steuert einige bemerkenswerte Songs bei und grandios finde ich die Heavy Metal-Songs der Band STEEL GRAVE! Mitachtziger Heavy Metal in Reinkultur, der absolut geil kommt! STEEL GRAVE gab es so eigentlich gar nicht, denn die italienische Band GOW hat sich diesen Namen gegeben, um die beiden Tracks „Steel Grave“ und „Knights of the Night“ für den Soundtrack zu komponieren. Falls es euch interessiert: die Musik der „Hauptband“ GOW klingt lange nicht so geil und räudig, wie der Heavy / Speed Metal, den man mit STEEL GRAVE gespielt hat.

Leider liegt mir nur die DVD-Version ohne Verpackung und Bonus vor, so dass ich mich bei den Extras und dem Booklet bedeckt halten muss. Koch Media veröffentlicht „Opera“ als 3-Disc-Mediabook, das den Film auf Blu-Ray und DVD enthält, sowie eine separate Bonusdisc. Die Bildqualität (2.34:1; 16:9) der DVD ist gut, aber ich denke und hoffe, dass die Blu-Ray noch einiges an Schärfe und Farbenpracht herausholt. Der Sound (DVD: Dolby Digital 2.0 / Blu-Ray: DTS-HD Master Audio 2.0 ) ist durchwachsen, teilweise nimmt man verschiedene deutsche Tonspuren und fügt sie zusammen und manche Szenen sind in der Originalsprache enthalten, werden allerdings deutsch untertitelt; das ist allerdings alles völlig ok und angemessen.
Die Extras beinhalten einige Originaltrailer (deutsch, englisch, italienisch); die Exportfassung in HD; neue exklusiv produzierte Interviews mit Dario Argento, Claudio Simonetti, Franco Ferrini, Sergio Stivaletti; Q&A mit Argento, Ferrini und Lamberto Bava; Audiokommentar mit Markus Stiglegger und Kai Naumann; Musikvideos; 16-seitiges Booklet von Oliver Nöding.

Der Argento-Fan darf sich freuen, dass er diesen Film erstmals als komplett ungeschnittene Blu-Ray (FSK 16!) sein Eigen nennen darf und die Zeit vorbei ist, wo man für semioffizielle Veröffentlichungen ein nettes Sümmchen bei den Filmbörsen lassen musste. (chris)

Bitte beachtet, dass die Qualität des Trailers nichts mit der Koch Media-Veröffentlichung zu tun hat!