Live im Heimathafen in Göttingen am 05.10.2014
Text & Fotos: © Chris
Alle Jahre wieder treibt es die Hamburger Jungs von CHÄIRWALK in die Studentenstadt Göttingen und diesmal haben sie die AVERAGE ENGINE, ebenfalls aus Hamburg im Gepäck. War die „Weihnachtsfeier“ im Dezember 2012 schon spärlich besucht, glänzt die Göttinger Bildungselite heute mit kollektiver Abwesenheit. Ja, ich weiß: persönlicher Geschmack lässt sich nicht auf die Allgemeinheit übertragen, aber wenn man als Student schon freien Eintritt hat, zwei ambitionierte Bands sich auf die Socken machen, um den Keller zu rocken und trotzdem keiner da ist, finde ich das schon echt befremdlich.
Bei einer öffentlichen Zählung der Anwesenden ergibt sich die Zahl „fünf“. F.Ü.N.F. So viele Zuschauer, wie der HSV nach 7 Spieltagen Punkte hat… macht dann ja doch wieder Sinn! Nennt man wohl Karma… Allerdings setzt sich die Besucherschar aus 2 Hamburgern (!), einem Frankfurter (!!) und zwei Einbeckern zusammen. Mittendrin ist zwar noch eine Fluktuation zu beobachten und zwischen- und kurzzeitig erreicht man wohl die Höchstmarke von acht Leuten… ob Göttinger anwesend waren, lässt sich allerdings nicht feststellen.
Treibt euch ruhig bei irgendwelchen Oktoberfesten rum und spielt am iPhone… hier spielt jedenfalls die Musik der AVERAGE ENGINES. Sie spielen laut eigener Aussage „hässliche Muisk für schöne Menschen“, aber das verbuche ich mal unter „fishing for compliments“… Hässlich ist die Musik nämlich gar nicht, sondern feine Indie / Alternative-Mucke mit fettem Wumms untenrum, schönen Melodien und dem ein oder anderen Groovepart, der doch tatsächlich in die Beine gehen will. Ich bin in dem Genre zwar nicht wirklich zu Hause, aber mir gefallen die Songs, die den ein oder anderen Schlenker aufweisen und manchmal so krumme Beats im Programm haben, wie die Jungs von CHÄIRWALK. Diese sympathischen Jungs solltet ihr mal anchecken, wenn sie bei euch in der Gegend zocken!
Erik von CHÄIRWALK gibt nach seinem Gig zu Protokoll, dass man nicht zufrieden ist, denn man ist ungeprobt auf die Bühne gekommen und hat sich zu viele Fehler erlaubt. Jaja, diese Musiker. Den Fans geht es um eine gute Zeit mit guter Musik und die bekommt man hier und heute geliefert. Neben ihren „Top 10“-Hits „Attacke!“, „Schmied“, „Nicht ich“, „Splitter“, „Du fehlst“ und dem grandiosen Abschlusssong „6 Richtungen“ und älteren Songs wie „Elke“ liefern die drei heute auch gleich drei neue Stücke: „Hack“, „99“ und… Scheiße, den dritten Titel habe ich vergessen… egal. Die Marschrichtung ist klar und es wird richtig derbe gerockt und die neuen Song weisen beim ersten Hören durchaus Qualitäten auf, die einen würdigen „Top 10“-Nachfolger erwarten lassen dürfen, wobei man mit solchen Meinungen nach einem einzigen Livedurchgang eher vorsichtig sein sollte, aber ich vertrau auf CHÄIRWALK. Auch wenn es tatsächlich den einen oder anderen kleinen „Fehler“ zu bemerken gibt, ist die Show extrem unterhaltsam und kleine Ungenauigkeiten sind menschlich… wir haben es hier immerhin nicht mit einem seelenlosen Rockunternehmen zu tun, sondern einer echten Band.
Die Ansagen übernimmt Bassist Janny und mir scheint, dass Tim (d) und Erik erst auf Zuruf von den Songs erfahren, die jetzt kommen. Solche Spontaneität ist der Grund, warum man den Arsch von Sofa hochbekommen muss und mal die Shows der Untergrundbands besuchen sollte. Der (Aushilfs-)Bassist von den AVERAGE ENGINES sorgt für eine feine Lightshow und lässt die vier Scheinwerfer glühen.
Musik, Licht, Sound… alles ist heute Abend im grünen Bereich und der Heimathafen (ehemals Das Pools) begeistert mich erneut mit einer tollen Crew und viel Enthusiasmus. Jetzt müssen nur noch mehr Leute merken, dass dort regelmäßig Gigs stattfinden und den Hafen anrudern.
Wir haben den Abend genossen und uns sehr gefreut, die CHÄIRWALKer mal wiedergetroffen zu haben! Danke für den schönen Abend! (chris)