FILM+HÖRSPIEL

FILM „Der heilige Berg“ (Surrealismus)

Originaltitel: The Holy Mountain; Montana Sacra

Herstellungsland: Mexico / USA 1973

Verkaufsdatum: 27.06.14

Wertung: Gut

Regie: Alejandro Jodorowsky

Darsteller: Horácio Salinas, Ramona Saunders, Juan Ferrera, Adriana Page

FSK: ab 18

Studio: Bildstörung

Genre: Surrealismus

 

Inhaltsangabe:

Der Dieb irrt ziellos durch eine verkommene, verdorbene Stadt. Auf der Spitze eines Turms trifft er den Alchimisten. Der Erleuchtete versammelt gerade eine Gruppe mystischer Wesen um sich. Gemeinsam mit ihnen will er sich auf die Suche nach dem sagenumwobenen Heiligen Berg machen, denn auf dessen Gipfel sollen neun Unsterbliche das Geheimnis des ewigen Lebens hüten. Neun mächtige Herausforderer sind vonnöten, um es mit den Hütern aufzunehmen und ihnen das Geheimnis zu entreißen. Mit dem Dieb ist die Gruppe endlich komplett…

Meinung / Fazit: nicht in Worte zu fassen

Ich muss zugeben, ich habe mich bei diesem Film an etwas heran gewagt, was ich nur schlecht in Worte zu fassen vermag. Aber ich bin da nicht allein, denn der große kommerzielle Erfolg blieb aus. Ist wohl auch kein Wunder, denn was der chilenische Regisseur Alejandro Jodorowsky hier in seinem Film zeigt ist wohl nicht für Jedermanns Geschmack.

Ein Dieb trifft auf der Suche nach dem Geheimnis des ewigen Lebens auf einen Alchemisten der ihm bei seinem Weg behilflich ist. Hier kommen wir Dinge zu sehen, die wir wohl so noch nicht gesehen haben. So wird die Eroberung Mexikos in einem Echsen & Kröten Zirkus äußerst blutig  mit den Tierchen inszeniert, wir wandern durch einen Sodom ähnlichen Moloch aus Sünde und Pädophile, der Dieb wird mit seinen eigenen brennenden Exkrementen beweihräuchert, später wird aus Exkrementen Gold. Dies sind nur wenige Beispiele an skurrilen Dingen mit denen man in den ersten Minuten konfrontiert wird.

Die Vorstellung der Gefährten vom Dieb, die ihm vom Alchemisten beigestellt werden ist ebenfalls von ganz besonderem schwarzen Humor angereichert. Hier wird die Kirche, die Industrie, das Militär und die gesamte Macht habende Gesellschaft mal so richtig obskur dargestellt. Man weiß gar nicht ob man sich schämen, amüsieren oder sich doch schockiert abwenden soll.

Auch werden wir in diesem Film mit viel nackter Haut konfrontiert. Dabei ist nicht immer alles schön anzuschauen denn hier wird kein Halt gemacht vor Alter oder gar einem BMI. Nun und in den 70ern wo der Film gedreht wurde war das teils auch eine ziemlich haarige Angelegenheit… Alejandro Jodorowsky hatte mit den Mitgliedern der Beatles auch sehr prominente Fans. So wurde der Film von ihnen mitfinanziert und  George Harrison sollte ursprünglich sogar die Rolle des Diebes übernehmen. Das scheiterte allerdings an den vielen kompletten Nacktszenen die er hätte spielen müssen.

Die stärkste Komponente ist die unglaubliche Bildsprache. So kommen zum Beispiel aus Einschusswunden kleine junge Vögel, auch die schon angesprochene Szene mit dem Kröten & Echsentheater ist eine wahre Pracht. Das man es dann noch wagt die Religion derart zu verunglimpfen hat zu der Zeit sicherlich für viel Ärger gesorgt.

Bildstörung hat kürzlich eine Filmbox mit Alejandro Jodorowskys Titeln herausgebracht. Nun sind aber „Der heilige Berg“ und „El Topo“ als Einzelveröffentlichungen erschienen. Als Bonus gibt es noch eine ausführliche Spezial DVD und ein sehr ausführliches Booklet mit allerhand Text und Bildinformationen. Für Freunde des skurrilen Films mit sehr viel Surrealismus ist dieses Kunstwerk, so muss man es letztlich beschreiben, eine interessante Erweiterung des Horizontes. Ich habe zugegebener Weise einige Anläufe gebraucht um den Film durchzustehen, weil dieses Werk alles ist, aber kein Film zum Entspannen nach Feierabend. Ich kann auch nicht behaupten alles verstanden zu haben aber doch war ich irgendwie gebannt in der Bildgewalt, dem Zynismus und der Kreativität. Daher ist der Film hier auch als „gut“ bewertet, denn alles andere wäre eine Anmaßung meinerseits. (michi)