LIVEBERICHT

DxBxSx :: Auf Wiedersehen!


Live im Café Glocksee in Hannover am 12.11.2013

Wer keine Lust auf die ultimative Lobhudelei und eine Liebeserklärung hat, sollte am besten weiterlesen…alle anderen erfahren nun vom DxBxSx-Konzert in Hannover.

Es ist ja kein allzu großes Geheimnis, dass ich durchaus als Fanboy der drei Berliner Strolche zu bezeichnen bin, denn ihre Musik ist der perfekte Mix aus Stoner und Punk… Stonerpunk, halt. Sowohl auf MC, CD und Vinyl, aber ganz besonders Live haut mich die Band regelmäßig aus den Socken. Daher war auch klar, dass wir uns am Dienstag nach Hannover aufmachen und das Café Glocksee besuchen, die jeden Dienstag den „Ruby Tuesday“ feiern. „Ruby Tuesday“ bedeutet, dass eine Band spielt und der Eintritt ist frei! Jawoll. Dass dieses Konzept aufgeht, sehen wir heute Abend, denn für einen vernieselten Dienstag Abend ist das Café sehr gut gefüllt und alle freuen sich auf DxBxSx. Es ist geil zu sehen, dass die Band, die schon öfter in Hannover gezockt hat, viele Freunde und Bekannte hat, die sich zum Gig aufmachen (Grüße nach Bremen und an Zygmatron!) und nicht nur das „Ruby Tuesday“-Stammpublikum den Raum mit Leben füllt.

Allerdings gibt es auch einen kleinen Grund, melancholisch an den Abend heranzugehen: DxBxSx machen 2014 eine Pause. Pfui Deibel! Aber mit entwaffnender Ehrlichkeit schreibt Angel auf ihrer Homepage, dass der Rock’n’Roll seinen Tribut einfordert und die Pause daher nötig ist. Lieber Angel, Timo und Stevie…egal, was ihr im nächsten Jahr alles durchmachen müsst / könnt / wollt: wir wünschen euch dabei nur das Beste! Und kommt wieder, sonst treten wir euch in den Arsch!

Wie bereits erwähnt, liebe ich die Band, ihren Stonerpunk, der direkt ins Blut geht und die Jungs höchstselbst, denn es sind wirklich feine Kerle. Und diese feinen Kerle starten um 22.30h zum (ganz subjektiv) besten Gig, den ich je von ihnen gesehen habe! Ich wage einmal den Vergleich mit OVERKILL…nee, nicht wegen der Mucke, sondern wegen der Art, wie sie ein pulsierendes Inferno auf der Bühne entfachen. Wenn die Maschine rollt, ist sie schlichtweg nicht mehr zu stoppen, der monstermäßige Groove ist der Hammer und DxBxSx ist eine der wenigen Livebands, die tatsächlich eine Energie transportieren, die sich auf das Publikum ausbreitet und regelrecht greifbar wird. Wo ich gerade vom Publikum spreche… auch Hammer! Der Erfolg dieses Gigs und mein andauerndes Grinsen liegt auch daran, dass es das bisher beste DxBxSx-Publikum ist, die auch die Texte mitgröhlen und tatsächlich Frontsau Angel einmal den Text abnehmen. Rockstarfeeling pur, meine Herren.

Wie gewohnt rockt die Band sich durch einen Strauß bunter Melodien der letzten beiden Alben (u.a. „Zugriff“, „Liebesgrüße aus / nach Neukölln“, „Action Monika“, „Wachschutzsau“, „Rauchwehr“, „It’s so Berghain“, „Fressen, schlafen, Glotze an“ etc. pp.) und auch wenn ich mir „120 Ruhepuls“ oder „Ich brenne“ gewünscht hätte, ist die Songauswahl wie immer gelungen. Vor allem „Ist es nicht geil“…die eingedeutschte Version des DEAD BOYS-Song „Ain’t it fun“ ist ein absolutes Highlight! Zum einen, weil der Song sich musikalisch etwas abhebt und zum zweiten, weil der Text einfach nur absolut grandios ist. Ein deprimierender Song, der zum nachdenken anregt und dabei so realistisch von Angel vorgetragen wird, dass ich wieder, wie damals auf dem ROTORMANIA, wo ich den Song zum ersten Mal hörte, eine Gänsehaut bekomme. Ganz starke Sache! Aber wo bleibt die von mir damals geforderte Veröffentlichung des Songs auf 7″?! Naja, egal.

Heute Abend ist die gesamte Band so richtig gut drauf, Angel rifft und singt sich die Seele aus dem Leib, Timo, den ich mal als Mischung aus Geezer Butler und Cliff Burton tituliert habe, ist permanent in Bewegung und seine Bassläufe sind einfach zum Niederknien. Aber Drummer Stevie verdient eine besondere Betrachtung. Es ist mir irgendwie ein Rätsel, wie so ein schmächtiges, schüchternes Kerlchen mit solcher Power die Drums verdreschen kann! Er spielt, als würde es um sein Leben gehen und sein Drumming ist so mächtig, dass MANOWAR ihn gerne als God of Thunder rekrutieren würden. Glaube ich. Nee, aber im Ernst: Drummer, die mit so viel Energie spielen und dabei einen so mörderischen Groove erzeugen, sind eine Seltenheit und mit Huldigungen zu überhäufen. Was ich hiermit getan haben möchte. In meiner kleinen Welt ist die Band die perfekte Symbiose aus drei hervorragenden Musikern.

Schlanke 60 Minuten lang gibt es feinsten Stonerpunk aus der Hauptstadt und eine extrem gute Stimmung im Publikum sorgt dafür, dass man diesen Gig lange im Gedächtnis behalten wird. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es dieses Jahr nur noch 3 Gigs geben wird (07.12.2013 in Bernau, 20.12.2013 in Dresden und am 21.12.2013 in Siegen) und dann ist Ruhe im Jahr 2014. Stille. Kein Stonerpunk. Kein DxBxSx live und verschwitzt auf den Bretten, die die Welt bedeuten. Wie sollen wir das überleben? Wollen wir das überhaupt? Ich möchte mich hiermit aber schon einmal für den furiosen Comeback-Gig im ausverkauften Berliner Olympiastadion anmelden!

Wir verbeugen uns ganz tief vor Angel, Timo, Stevie und dem Café Glocksee…es war ein geiler Abend mit euch und wir werden uns wiedersehen! (chris)