Originaltitel: Lo strano vizio della Signora Wardh
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1971
Wertung: Empfehlung
Regie: Sergio Martino
Darsteller: George Hilton, Edwige Fenech, Ivan Rassimov uvm.
FSK: ab 18 Jahren
Studio: filmArt
Genre: Giallo
Inhalt:
Die Ehe der attraktiven Julie Wardh (Edwige Fenech) steht kurz vor dem Aus. Gemeinsam mit ihrem Mann Neil (Alberto de Mendoza), einem älteren Börsenmakler, macht sie sich auf den Weg nach Wien, da dort wichtige Geschäftstermine anstehen.
In ihrer Heimatstadt angekommen trifft Julie auf ihre alte Freundin Carol und lernt auf einer Party den Frauenschwarm George (George Hilton) kennen. Julie kann ihre Zuneigung zu George nicht lange unterbinden und sieht in ihm weit mehr als nur einen unbedeutenden Flirt. George scheint ein neuer Lichtblick in Julies Leben zu sein, abseits vom langweiligen Geschäfts-und Eheleben ihres Mannes. Während Julie und George ihre Affäre in vollen Zügen genießen taucht unerwartet Julies Ex-Liebhaber Jean (Ivan Rassimov) auf. Trotz der dunklen Vergangenheit beider, konnte sich Jean nie ganz von Julie lösen und umwirbt sie wo es nur geht. Die Nettigkeiten von Jean nehmen zu und umso mehr grauenvolle Gedanken an ihr damaliges sadomasochistisches Verhältnis kehren bei Julie zurück.
Zur selben Zeit werden in Wien vermehrt hübsche Frauen von einem vermummten Serienkiller mit Rasiermesser getötet und auch Julie fällt in das Raster des scheinbar unaufhaltsamen Schlitzers.
Wer ist der mysteriöse Killer? Ist es Jean? Julies Ehemann, der wegen dem Seitensprung seiner Frau durchdreht? Oder George, der Julie konkurrenzlos für sich alleine haben möchte?
Sergio Martino hat mit „Der Killer von Wien“ einen frühen und sehr wichtigen Giallo geschaffen, der ruhigen Gewissens mit Genreperlen wie „Blutige Seide“ genannt werden darf. Der Aufbau des Filmes ist ruhig und entspannt, und steigert sich zu einem Hitchcockschen Suspense-Thriller der feinsten Sorte. Die Morde, die stilecht mit Rasiermesser und schwarzen Lederhandschuhen begangen werden, sind nicht zu blutig und exzessiv zur Schau gestellt, befriedigen die Giallo-Gelüste allerdings vollends. George Hilton, mein Held des italienischen Kinos, liefert sehr sauber ab und Edwige Fenech spielt die geheimnisvolle Signora Wardh ganz hervorragend. Kommt es nur mir so vor oder wird Signora Wardh im Laufe des Filmes immer schöner?!
Die Optik des Filmes ist nicht ganz ein Argento, aber in den Szenen, in denen Jean seine masochistischen Züge auslebt und sein Gesicht das einzige ist, was man vor dem schwarzen Hintergrund sieht oder die zersplitternde Flasche in wunderschöne Slow Motion, ist das schon Kunst.
Die Geschichte bietet alles, was man sich wünscht. Eine verworrene Geschichte, die erst ganz am Ende aufgelöst wird, einige Morde, schöne Frauen und einen ordentlichen Schlenker am Ende, der den Connoisseur vor Wonne mit der Zunge schnalzen lässt.
Das Bild scheint mir nach einem Selbsttest mit der Koch Media-DVD identisch zu sein und das war ja schon ziemlich gut. Die zusätzliche Kinofassung kann da nicht ganz mithalten, aber es ist gut, dass es sie gibt.
Der Ton liegt in der italienischen und deutschen Originalfassung vor; aber auch in einer neuen Abtastung, bei der man zwischen einer gefilterten und ungefilterten Variante wählen kann. Der Unterschied ist allerdings bestenfalls marginal, aber es zeugt mal wieder von dem Willen der filmArt-Jungs, das absolute Optimum aus dem Schatz herauszuholen.
Das Booklet von Pelle Felsch ist wieder einmal absolut lesenwert; diesmal wird man ausführlich in die morbide Faszination Wiens eingeführt und der Autor ist nicht ganz unschuldig daran, dass wir unsere Urlaubspläne kurzfristig in Richtung Österreich / Wien geändert haben.
Die Extras sind üppig: die von der Koch Media-Veröffentlichung bekannte Doku „Dark Fears behind the Door“, eine Sergio Martino-Interview von 2013, eine Bildergalerie, der italienische Trailer und eine filmArt Giallo Edition-Trailershow, die bereits einen Einblick in die kommenden Veröffentlichungen gibt. Grandios ist auch die Tatsache, dass man als zweite Disc die deutsche Kinofassung in der bestmöglichen Qualität beigelegt hat! Da es aber keine gelben Amaray-Hüllen gibt, die zwei DVDs halten, hat man eine Kunststoffhülle eingeklebt und schon hat die Extra-Disc hat seinen Platz. Allerdings gibt das Problemchen, dass die zweite Disc irgendwie verkratzt ist, aber keine Panik: sie lässt sich einwandfrei abspielen und sorgt für den Genuss, den man von filmArt-Veröffentlichungen gewöhnt ist.
Alle, die gut aufgepasst haben: ja, „Der Killer von Wien“ ist der vierte Teil der „filmArt Giallo Edition“ und wer den dritten Teil vermisst: der kommt noch! Wie immer kann man filmArt nur Lob in höchsten Tönen aussprechen, denn auch die Entscheidung, die gelbe Amaray-Hülle zugunsten der einheitlichen Optik zu behalten, ist absolut korrekt. (chris)