LIVEBERICHT

STEEL HELD HIGH FESTIVAL 2018 :: Heavy Metal Deluxe

Live im B58 in Braunschweig am 03.03.2018
u.a. mit SACRED STEEL, ATTIC, BOOZE CONTROL, SHADOWBANE, ERASEMENT
Text & Fotos © Chris
Fotogalerie: a Face in the Crowd

Im letzten Jahr stellte das erste STEEL HELD HIGH-Festival eine wirkliche Überraschung und gleichzeitig ein kleines Highlight dar und umso erfreuter war ich, dass es 2018 eine Neuauflage geben sollte. Aufgrund der mitunter prekären Lage am Konzertmarkt dürfte das keine Selbstverständlichkeit sein. Wenn sich allerdings ein Haufen Idealisten zusammenfindet, der seine Zeit und ihren Enthusiasmus auf ein gemeinsames Ziel richtet, kann man das gut wuppen. Dieses Jahr haben das wieder BOOZE CONTROL und Hotel666, zusammen mit dem B58 und vielen, mir unbekannten Helferlein geschafft und nicht nur ein zweites STEEL HELD HIGH auf die Beine gestellt, sondern gleich noch ein Billing gebucht, bei dem meine Vorfreude extrem groß war.

Die Band WANTED, INC. hat kurz vor dem Festival ihre Teilnahme krankheitsbedingt absagen müssen (Gute Besserung!), aber mit ERASEMENT aus Bad Lauterberg hat man zügig Ersatz gefunden. Aber so oder so … wir kommen erst mitten im Gig von SHADOWBANE ins B58.

SHADOWBANE hinterlassen allerdings bereits in der ersten Sekunde einen verdammt starken Eindruck, denn als wir vor der Bühne Stellung beziehen, hauen sie ein grandioses Solo raus und glänzen mit fantastischen Gitarrenharmonien. Zuneigung auf den ersten Ton, würde ich sagen. Leider fehlen mir die Infos, welcher Song das war, aber das weckt in mir den Ehrgeiz, mich auch nach dem Gig tiefer mit der Band zu beschäftigen. Das, was ich gesehen und gehört habe, zeugt allerdings von Können und Hingabe und besonders Sänger Stefan kann mit seiner starken Stimme bei mir punkten.


Als Gimmick verteilt der Radiation-Man während des Gigs kleine Reagenzgläser mit Schnappes an die Band und das Publikum und sowas zieht halt immer, hehe. Starker Gig.

In BOOZE CONTROL hatte ich mich damals schon beim ersten Hördurchlauf von „The Lizard Rider“ schwerstens verliebt und diese Liebe hält noch immer an. Daher freue ich mich tierisch auf den Gig und werde auch nicht enttäuscht, auch wenn das neue Album leider noch beim Mixer liegt und ich mein Taschengeld nicht in „Forgotten Lands“ investieren darf. Als Entschädigung präsentieren uns die Jungs allerdings drei neue Songs und auch wenn es schwierig ist, sie beim ersten Hören in einer Livesituation entsprechend einzuordnen, darf ich sagen, dass sie dem Material von „The Lizard Rider“ in Nichts nachstehen … was meine Vorfreude auf das Album noch steigert.

Der Liveauftritt der Band ist, wie immer, grandios. Spielfreude, Können und Hingabe, gepaart mit exzellenten Songs gehen Hand in Hand und die 60 Minuten vergehen wie im Fluge. David singt großartig und auch die Gitarrenfraktion (ebenfalls David und Jendrik) nagelt die Riffs und Leads hervorragend raus und das einzige Manko, aber wie alles im Leben ist das rein subjektiv, ist die Tatsache, dass mir die Soli etwas zu leise gemsicht zu sein scheinen. Steffen (Bass) und Lore (Schlagzeug) legen das Fundament gewohnt souverän und schon haben wir alle Zutaten für einen gelungenen Gig zusammen. Für mich sind und bleiben BOOZE CONTROL eine der stärksten, jungen Bands, wenn es um klassischen Heavy Metal aus deutschen Landen geht.

Songs des Abends (laut Setlist):
„The Wizard“, „Fury Road“, „Attack of the Axemen“, „Outlaw“, „Vile Temptress“, „Strike the Earth“, „Forgotten Lands“, „Metal Frenzy“, „Thunder Child“, „Playing with fire“, „Gravelord“, „Booze Control“.

Eine der schönsten Traditionen des STEEL HELD HIGH ist der All-Star-Auftritt, bei dem man mit einer buntgemischten Bandbesetzung diverse Metal-Klassiker zum Besten gibt.

Heute singt zum Beispiel Lore souverän „Breaking the Law“, während sich David an die Drums setzt. Dieses Jahr ist der Auftritt nicht so gut durchgetaktet, wie im letzten Jahr, was sicherlich auch an dem Ausfall von WANTED INC. liegt. Spätestens bei „Necropolis“ von MANILLA ROAD macht sich das bemerkbar und man rekrutiert kurzerhand einen Gastsänger aus dem Publikum und Leon verdient ganz klar eine Runde Extra-Applaus für seine mächtigen Cojones. Bei „Powerslave“ kommt u.a. Stefan von SHADOWBANE auf die Bühne und und zu „Battle Cry“ versammelt sich die gesamte SACRED STEEL-Combo auf der Bühne und bringt diesen Song zusammen mit David.
Mein größter Wunsch des Tages, nämlich dass Meister Cagliostro sich auf der Bühne einfindet, um uns mit „Corpse without Soul“ zu verwöhnen, bleibt leider unerfüllt, aber so oder so ist das ein geiler Auftritt, der einfach nur Spaß macht.

Songs des Abends laut Gedächtnisprotokoll: „Breaking the law“, „Children of the Grave“, „Powerslave“, „King of the Kill“, „Necropolis“, „Battle Cry“.

Die Stimmung ändert sich, als ATTIC ihre Bühne in ihr Reich verwandeln. Altar, Schädel, Kirchenmöbel und ein umgedrehtes Kreuz, welches Meister Cagliostro beim Intro platziert, sind Indizien für die Ernsthaftigkeit, mit der die Band ihre Rituale praktiziert.

75 Minuten lang bekommen wir nun die volle ATTIC-Dröhnung und aufgrund des starken Songmaterials vom selbstbetitelten Demo, „The Invocation“ und „Sanctimonious“ gibt es zu keiner Sekunde einen Hänger und ich muss ganz klar bekennen, dass ich vom Meister zutiefst beeindruckt bin. Ich denke, dass seine Art zu singen ziemlich anstrengend sein dürfte, aber er lässt heute keinen Zweifel aufkommen, dass er sein Metier beinahe perfekt beherrscht und neben dem typischen KING DIAMOND-Falsett auch in tiefen Lagen eine absolut großartige Figur abgibt. Durch die Variabilität seiner Stimme transportiert er immer die richtige Stimmung des Songs. Aber was nützt der beste Sänger, wenn er keine starke Band hinter sich weiß? Nüschte. Aber auch hier gibt es keinen Grund, auch nur ansatzweise enttäuscht zu sein, denn der Auftritt ist beinahe erschreckend perfekt und man merkt der Band an, dass sie ihre Kunst mit Leidenschaft auslebt. Die Lichtshow unterstreicht die Atmosphäre sehr ansprechend und der Sound ist, wie bei allen Bands, absolut top.
Dass man fast gänzlich auf Ansagen verzichtet finde ich bei der Art von Musik angemessen und lässt genügend Zeit, ein Highlight nach dem anderen aufzuführen.

Songs des Abends laut Setlist:
„Sanctimonious“, „A Serpent in the Pulpit“, „The Invocation“, „Join the Coven“, „Die Engelmacherin“, „The Hound of Heaven“, „Dark Hosanna“, „Born from Sin“, „Funeral in the Woods“, „There is no God“, „Die for my Sins“, „The Headless Horseman“

Als letzte Band des Abends betritt SACRED STEEL die Bühne im B58 und auch hier erleben wir einen großartigen Gig. Sänger Gerrit Mutz taut im Laufe des Gigs merklich auf und präsentiert uns seine Entertainer-Qualitäten mit witzigen, sarkastischen Ansagen und einer durch die Bank weg tollen Gesangsperformance. Körperhaltung (und in eingeschränkter Weise auch die Optik) erinnert mich immer an Rob Halford und da gibt es schlimmeres, wie ich denke.

Die Band ist gut eingespielt und wieder bekommen wir 75 Minuten lang feinsten Heavy Metal auf die Ohren. Besonders freue ich mich, dass mein Lieblingssong der Band, „Let there be Steel“, ebenfalls zu Live-Ehren kommt. Aber es ist nicht das einzige Highlight, denn zum wiederholten Male gibt es keinen Hänger im Set und der gesamte Auftritt gleicht einer großen Party, auch wenn ich Rückenschmerzen-geplagt den Gig vom Barhocker verfolgen muss / kann / darf.
Die Bodenständigkeit der Band und von Gerrit ist ein großer Pluspunkt und es war mir ein Pläsier, die Band endlich mal Live erlebt haben zu dürfen.

Songs des Abends laut Setlist:
„(Intro) Glory Ride“, „Heavy Metal Sacrifice“, „Battle Angel“, „Maniacs of Speed“, „The Sign of the Skull“, „No God / No Religion“, „Broken Rites“, „Sacred Bloody Steel“, „Dark Forces“, „Sword of the King“, „Banner of Blasphemy“, „Let there be Steel“, „Hail the Godz of War“, „Carnage rules the Fields of Death“, „Heavy Metal to the End“, („Battle Cry“), „Metal is War“, „Wargods of Metal“

Fazit:
Man kommt nicht umhin, die Gläser auf alle Bands, Veranstalter, Organisatoren und Fans zu erheben, denn es war ein großartiger Abend mit famosen Bands, einer tollen Organisation und einer tollen Stimmung unter den Besuchern. Auf die Art und Weise wird der Stahl noch lange Jahre hochgehalten! Ich freu mich schon auf die 2019er Auflage! (chris)