INTERVIEW, TOP THEMA

SAINT ASTRAY :: Dunkle Gedanken und ihre Taten

Die junge Band aus Nürnberg und Umgebung liefert mit ihrem Erstling ein wahres schwarzes Brett ab, welches Hand- und Mundwerklich sowie Songtechnisch zu überzeugen weiß. Hinzu kommt eine Frische und Unbeschwertheit, welche so eher selten im Dark Metal zu finden ist. Hinzufügt eine Melange aus melodischen Parts und aggressiver Härte, die nicht nur musikalisch perfekt ausbalanciert daherkommt, sondern auch die Texte mit einem Zwiespalt unterlegt, der die Zerrissenheit von Menschen thematisiert. Dabei spielen Gedanken eine wichtige Rolle, welche in ihrer Freiheit die bittersten Taten durchspielen können. Angesichts der, für ein Debüt überraschenden Klasse in allen prägnanten Maßstäben für ein komplexes Album ist es nur logisch, euch diese Band in Form eines Interviews näher zu bringen. (andreas)

Review

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Im September erschien euer erstes Album, wie seid ihr mit den ersten Reaktionen zufrieden und wie sind die ersten Live Auftritte gelaufen?
Die ersten Reaktionen waren durchweg sehr positiv. Gerade Insanity kommt in der unplugged Version sehr gut an. Aber auch auf Nightmare Lullaby und October 30th werden wir häufig angesprochen. Live reißen Fall Off Verzasca und Harrow You besonders mit. Wir haben in den vergangenen zwölf Monaten sehr viele Live-Konzerte gespielt, überwiegend mit Bands, die aus derselben Musikrichtung kommen, hin und wieder aber auch mit Gruppen aus anderen Bereichen des Metal und Gothic. Wir hatten immer sehr viel Spaß und wir haben erlebt, dass wir mit unserer Musik die Anhänger aller Richtungen begeistern können.

 

Lehnt sich euer Bandname an eine Literaturveröffentlichung an? Welche Bedeutung hat der Name im Bezug auf die Musik und gab es bzgl. der Namensgebung eine demokratische Abstimmung?
Ja, die Abstimmung war demokratisch. Der Bandname lehnt sich nicht an eine Literaturveröffentlichung an. Saint Astray steht für das, worum es in unseren Songs geht: Menschen, die innerlich zerrissen sind, die gut sein möchten, aber aufgrund schlimmer Ereignisse in ihrem Leben immer wieder vom Weg abkommen.

 

Gibt es eine bestimmte Philosophie, die sich in Texten und/oder Musik widerspiegelt?
Unsre Songs handeln häufig von Menschen, die zwischen Gut und Böse hin- und hergerissen sind. Die düsteren Melodien stehen für die dunklen Gedanken dieser Menschen. Die harten Parts stehen für ihre Taten, die Härte, mit der sie anderen begegnen. Die Geschichten sind ganz unterschiedlich, aber die Hauptcharaktere haben dieses fast immer gemein.

 

Wenn man sich mal die persönlichen musikalischen Vorlieben anschaut, fällt auf, dass die Saitenfraktion eher auf den härteren Heavy Metal Sound steht, während der Rest sich mehr zum Goth Rock/ Goth Metal hingezogen fühlt. Würdet ihr den Klangkosmos von Saint Astray als perfekte Symbiose beider Richtungen beschreiben?
Das ist prägend für die Musik von Saint Astray: Das harmonische Zusammenspiel der unterschiedlichen Musikrichtungen. Die Gitarren und die Rhythmusinstrumente verleihen den Songs die gewünschte Härte, die Keys und der Gesang sorgen für die düster-melodische Stimmung.

 

„October 13th“ ist vom Film „The Crow“ inspiriert. Ein Film, der ja auch durch den Tod von Darsteller Brandon Lee für reichlich Gesprächsstoff sorgte. Ihr schafft es, in dem Stück eine ähnliche atmosphärische Dichte zu integrieren. Wie würdet ihr die Umsetzung und den Text beschreiben?
Der Tod von Brandon Lee verleiht dem Film natürlich nochmal einen zusätzlichen dunklen Aspekt, vor allem die Art und Weise seines Todes. Daher war gerade bei diesem Song die düstere Atmosphäre sehr wichtig und ausschlaggebend.
October 30th beschreibt den Rachefeldzug des ermordeten Eric Draven, der auch im Grab nicht zur Ruhe kommt und selbst zum Mörder wird, aus seiner eigenen Sicht. Er spricht mit seinen Opfern, seinen Mördern, stellt ihnen anschaulich dar, was ihnen widerfahren wird und warum es ihnen widerfahren wird. Die schlimmste Art und Weise, wie man mit seinen Taten konfrontiert werden kann. Der Refrain ist bewusst ruhig gehalten, eine trügerische Ruhe.

 

Wie entstand die Idee in „Fall off Verzasca“ einen Bungeesprung mit negativem Ausgang zu vertonen. Gibt es auch hier eine filmische Interpretationsquelle?
Nein, die Inspiration stammt aus dem privaten Bereich. Ein guter Freund hat in unserer Gegenwart geäußert, dass er gerne einen Bungee-Sprung vom Verzasca-Staudamm machen würde, und wir haben ihm einen Gutschein geschenkt. Leider hat er den Gutschein nie eingelöst…! Das hat uns zum Schreiben dieses Songs inspiriert.

 

Was steckt hinter „Harrow you“ und seinen Qualbeschreibungen?
Hier geht es um eine Freundschaft und um ihr Ende. Der Hintergangene stellt sich in Gedanken vor, wie er seinem ehemaligen guten Freund körperliche Qualen zufügt, in einer Intensität, wie er sie selbst seelisch erleiden muss. Ob er seine Gedanken am Ende in die Tat umsetzt, hängt wohl vom Charakter des Betroffenen ab und wird offen gelassen. Tatsächlich haben wahrscheinlich viele Menschen, die verletzt wurden, ähnliche Gedanken, um einiges harmloser natürlich. Glücklicherweise geben nur die wenigsten Menschen diesen Gedanken nach.

 

Auffällig sind die integrierten, harmonischen Melodielinien, wie z.B. in „Promised Land“, die fast konträr zu den Saitenattacken stehen. Wie funktioniert bei euch das Soundwriting? Wie wichtig sind die Keys für die Melodie?
Das Songwriting übernehmen mehrere Bandmitglieder. Am Anfang steht aber immer eine Geschichte, die man erzählen möchte. Daraus entsteht die Grundstimmung des Songs. Diese Idee arbeitet man aus, manchmal nur am eigenen Instrument, überwiegend schon mit Gesangslinie und Songtext. Das Rohmaterial wird der Band vorgestellt. Von diesem Moment an wird der Song gemeinsam erarbeitet. Jeder Musiker lässt eigene Ideen, eigene Parts mit einfließen, macht Vorschläge, was man anders oder besser machen könnte. Alle Vorschläge werden ausprobiert. Was für gut befunden wird, wird übernommen.
In dieser Phase entstehen oftmals sehr interessante Parts, die man anfänglich vielleicht gar nicht vorgesehen hatte, die dem Song aber letztendlich das gewisse Etwas verleihen.
Für die prägnante Melodie in einem Song sind überwiegend Keys und Gesang zuständig. Die Gitarren bestechen dagegen mit harten, markanten Riffs, bringen sich an besonderen Stellen aber auch mit melodischen Solo-Parts ein.

 

Überraschend ist das Unplugged-Schlussstück „Insanity“. Ist in dieser Richtung mehr geplant, evtl. ein Unplugged-Konzert? Welche Bedeutung hat das Stück fürs Gesamtalbum, welches doch sehr straight ausgerichtet daherkommt?
Insanity war ursprünglich nicht als Unplugged-Stück geplant. Live spielen wir es überwiegend als härtere Metal-Version. Beim Songwriting kamen wir aber nie ganz an der Vorstellung vorbei, dass der Song unplugged sein sollte, da sowohl der Text als auch das Klavier als dominierendes Element nichts anderes zulassen.
Wir haben es ausprobiert und als wir Insanity zum ersten Mal unplugged hörten, lief es uns kalt den Rücken hinunter. Da wussten wir, dass es richtig war.
Wir wollen nicht ausschließen, dass es weitere Unplugged-Songs oder sogar ein Unplugged-Konzert geben wird. Geplant ist es zum jetzigen Zeitpunkt aber nichts dergleichen.

 

Welchen Song aus dem Album würdet ihr nehmen, um die Musik von Saint Astray perfekt zu beschreiben und warum?
Musikalisch betrachtet Nightmare Lullaby und October 30th. Die entscheidenden Parts beider Songs entstammen nicht einer einzelnen Feder, sondern wurden von der Band gemeinsam erarbeitet. Somit vereinen beide Songs die Vorstellungen aller am besten.

 

Könnt ihr noch ein wenig zum Cover Artwork erzählen (Was hat es mit den Händen auf sich) ?
Das Artwork soll die innere Zerrissenheit widerspiegeln, bezugnehmend auf die Geschichten, die wir in unseren Stücken erzählen. Die eigenen Hände reißen den Boden auf, auf dem man steht. Man stürzt sich selbst ins Unglück.

 

Wie sieht es in Nürnberg und Umgebung mit Auftrittsmöglichkeiten aus? Gibt es befreundete Bands, mit denen ihr Auftritte organisiert?
In Nürnberg und Umgebung gibt es einige Locations, die Auftrittsmöglichkeiten bieten. Bars und Jungendclubs. Viele sind technisch sehr gut ausgestattet.
Die Konzerte organisieren wir überwiegend selbst. Für gewöhnlich werden zwei bis drei weitere Gruppen eingeladen. Durch die Konzerte lernt man verschiedene Musiker und Bands aus der Gegend kennen und man freundet sich auch an.
Unser Ziel ist es, den Radius für die Liveauftritte kontinuierlich zu erweitern.

 

Zum Schluß könnt ihr etwas loswerden, was euch schon immer unter den Nägeln brannte. Also los…
Das meiste sagen wir in unseren Songs. Eine Sache gibt es aber tatsächlich:
Wir investieren sehr viel Zeit und Arbeit in unsere Musik. Manche gehen an ihre Grenzen, manche sogar darüber hinaus. All das wäre nicht machbar ohne die Unterstützung unserer Familien und Freunde, ohne Euch! Wir danken Euch von ganzem Herzen!
Und unseren treusten Fans! Ihr verpasst keines unserer Konzerte, seid immer mit dabei! Ihr singt unsere Songs mit uns! … Das ist der Lohn! … Das ist das Beste!