Live am 10.03.2018 in der Musikkantine in Augsburg
(Text & Bilder von Stefan)
Jerome Reuter ist ein Ausnahmekünstler. Ich kenne kaum einen anderen Musiker, der in so kurzer Zeit so viele hörenswerte CDs veröffentlicht hat. Und auch live beweist ROME, dass Qualität und Quantität keine Gegensätze sein müssen. Tatsächlich ist ROME seit Jahren live sehr aktiv – und ein schlechtes Konzert habe ich bislang noch nicht erlebt.
Zurzeit ist ROME anlässlich des neuen Albums „Hall Of Thatch“ auf Tournee. Auf dem Album verarbeitet Reuter religiöse Erfahrungen, die er bei einer Vietnamreise mit dem Zen-Buddhismus gemacht hat. Heute Abend gastiert Reuter wieder einmal in Augsburg. Schön, dass ROME die Stadt am Lech so häufig besucht. Letztes Jahr trat man als Duo auf, heute Abend soll es als Trio zur Sache gehen.
Um 21Uhr betritt die Band unter reichlich Applaus die Bühne. Gestartet wird mit „Clemency“ – einem besonders starken Song des neuen Albums. Auch live verbreitet dieses schleppende Lied eine wundervolle, sogartige Atmosphäre. Dass „Clemency“ eine grandiose, sich langsam zuspitzende Dramatik besitzt, liegt natürlich vor allem an dem hochgradig beschwörend wirkenden Gesang Reuters.
Nach diesem tollen Auftakt dauert es nicht lange, bis zwei besonders packende und dynamische Lieder des Albums „The Hyperion Machine“ direkt hintereinander gespielt werden: „The Secret Germany“ und dann „Celine in Jerusalem“ – was für ein fulminanter Doppelschlag! Auch beim letztjährigen Konzert in Augsburg haben mich beide Songs sehr begeistert, obwohl damals auf jegliche Perkussion verzichtet wurde. Klasse, dass ich nun dank der Schlagzeugunterstützung auch live die druckvolle Seite beider Songs erleben kann!
Vom aktuellen Album werden noch zwei Lieder gespielt: „Blighter“ und „Slaver“ – eine gute Wahl, denn mir scheint, dass diese Songs gemeinsam mit „Clemency“ die besten neuen Tracks sind. In der Studioversion von „Slaver“ hört man im Hintergrund gelegentlich lautmalerische Singstimmen, die wie buddhistische Chorgesänge klingen. Heute Abend berücksichtigt Reuter dieses atmosphärische Klangbild, indem er seine Stimme zwischen den Strophen lautmalerisch einsetzt. Die einfühlsame Behutsamkeit, mit der er dies tut, ist überaus faszinierend. Gerade auch derartige Details zeigen, mit was für einer besonderen Hingabe Reuter seine Lieder live präsentiert. Es ist immer wieder schön, zu sehen, wenn ein Mensch wirklich liebt, was er tut!
Zwei Gitarristen, ein Schlagzeuger – in dieser Besetzung werden heute Abend die meisten Songs gespielt. Bei ein paar Songs wechselt Reuter von der Gitarre an die Trommel, dann agiert das Trio mit zwei Schlagzeugern und einem Gitarristen. Von den besonders schlagzeuglastigen Stücken begeistert mich das treibende „Sons Of Aeeth“ am meisten. Die Studioversion des Lieds ist für mich einer der Höhepunkte der Trilogie „Die Ästhetik der Herrschaftsfreiheit“. Und auch live ist „Sons Of Aeeth“ ein echter Knaller!
ROME spielt auch einige sehr ruhige Stücke. Beispielsweise wird das Publikum mit den faszinierenden Klassikern „Hope Dies Painless“ und „The Torture Detachment“ umgarnt. Zum Abschluss des regulären Sets präsentiert das Trio „Seeds Of Liberation“. Dieses Lied klingt auch live sehr feierlich und optimistisch. Tatsächlich verbreitet „Seeds Of Liberation“ eine wundervolle Aufbruchsstimmung. Kein Wunder, dass das Publikum danach voller Inbrunst eine Zugabe fordert.
Nach wenigen Minuten kehrt die Band auf die Bühne zurück. Gestartet wird mit „Skirmishes For Diotima“ – einem sehr ruhigen und gefühlvollen Track des Albums „The Hyperion Machine“. Im weiteren Verlauf kann man unter anderem noch das herrlich dynamisch klingende „One Fire“ genießen. Die insgesamt vier Lieder umfassende Zugabe findet ihren krönenden Abschluss, indem das Kleinod „Neue Erinnerung“ gespielt wird. Dann verlässt ROME erneut unter starkem Applaus die Bühne.
Der Jubel hält an – und schließlich kehrt die Band noch einmal für eine Zugabe zurück. Sie besteht aus einem Song: „Das Feuerordal“. Vor knapp 10 Jahren habe ich dieses Lied das erste Mal gehört – und ich muss sagen, dass es mich noch immer sehr berührt. Als ROME schließlich um 22.20 Uhr die Bühne endgültig verlässt, bin ich mir sicher: Beiden, der Band und dem Publikum, hat das Konzert sehr gut gefallen. Ich schätze, dass etwa 300 Leute anwesend waren. Der Saal war zwar nicht vollends ausgefüllt, aber gut belebt.
ROME hat mich einmal mehr live vollständig überzeugt. Die Musiker harmonierten bestens miteinander. Die Soundqualität war hervorragend. Die Setlist bot einen tollen Wechsel zwischen ruhigen und dynamischen, alten und neuen Songs. Was will man mehr?! Von mir aus kann es mit ROME bis in alle Ewigkeit so weitergehen! (stefan)