LIVEBERICHT

PHILLIP BOA & THE VOODOOCLUB :: Independent Klassiker ohne Ende


Phillip Boa & the Voodooclub Live in der Musa Göttingen 20.04.2012
support by DONKEY PILOTS
(Pictures by Caro / Words by Michi)

www.phillipboa.de
www.donkeypilots.com
www.musa.de

Bereits im vergangenen Jahre 2011 hat PHILLIP BOA mit seinem VOODOOCLUB eine Tour bestritten, bei der er hauptsächlich von seinen beiden wegweisenden Alben „Helios“ von 1991 und „Boaphenia“ von 1993 gespielt hat. Tja und da der Erfolg dieser Tour so erfolgreich war, stehen nun für 2012 weitere 15 sogenannte „Best Of“ Konzerte in Deutschland an, um dieses Erfolgsrezept weiterzuführen. Einer dieser Termine findet am heutigen Abend in der Göttinger Musa statt und wenn denn schon einer der wichtigsten Musiker der deutschen Independent Szene quasi vor der Haustür spielt, bin ich natürlich gern dabei.Keine Ahnung wann ich PHILLIP BOA & THE VOODOOCLUB letztmalig gesehen habe… irgendwann „unter ferner liefen…“ auf’m M’ERA LUNA Festival, aber ich würde lügen, wenn ich darüber etwas zu berichten hätte.

Beim Eintreffen an der Musa wird sofort ersichtlich, dass PHILLIP BOA nichts von seiner Anziehungskraft verloren hat, denn das Gelände um den Veranstaltungsort ist rappel voll und die Parkplatzsuche erfordert ein bisschen Phantasie und Improvisationsgeschick.

Auch die Halle der Musa ist schon sehr gut gefüllt, sodass sich auch schon die Support Band des heutigen Abends DONKEY PILOTS über zahlreiche Zuschauer erfreuen kann. Die aus dem Raum Hannover stammende 4-köpfige Band um Sänger und Gitarrist Hector Pascal lässt auch nicht lang auf sich warten. Die DONKEY PILOTS zeigen einen von Beginn an engagierten Auftritt, der vom klassischen Rock mit jeder Menge Psychedelic-Einflüssen bis hin zum Grunge einiges zu bieten hat. Auch die Interaktion mit den Zuschauern ist der Band nicht fremd, vor allem der scheinbar recht gut angetrunkene Gitarrist hat so manch lustige Ansprache bereit. Musikalisch ist alles ganz ok, auch wenn es mich nicht wirklich begeistern kann. Vor allem beim Gesang ist doch zu merken, dass gerade die langen Töne nicht ganz sicher gehalten werden können, ist aber kein Beinbruch. So vergeht eine etwa 30 minütige Rockshow, die ganz nett ist, aber auch keinen Grund bietet, um den nun anstehenden Auftritt von PHILLIP BOA weiter hinauszuzögern.
Jetzt ist ein reges Auf- und Abbauen auf der Bühne zu beobachten, das aber zum Glück recht zügig von statten geht, denn etwa eine halbe Stunde später wird schon Nebel auf die Bühne gepumpt, der das Konzert vom heutigen Hauptakt ankündigt.


Unter bemerkenswert lauten Beifallsbekundungen wird das Erscheinen der Musiker des VOODOOCLUBs auf der Bühne gefeiert. Als dann PHILLIP BOA seinen Platz auf der Stage einnimmt, ist die Halle der Musa bis zum Anschlag gefüllt und vom ersten Klang an sind alle voll mit dabei und zur bekannten Melodie des Openers „Fine Art In Silver“ wird bemerkenswert stark mitgemacht. Der Meister hinterm Mikro ist so, wie man ihn kennt. Seine Stimme erkennt man unter hundert Anderen auf Anhieb und auch an seinen auffälligen Gestiken hat sich nichts geändert, die fast wirken wie ein ziemlich verrückter Dirigent. Ab dem zweiten Song ist dann auch die zweite charakterstarke Stimme mit auf der Bühne, denn was wäre der VOODOOCLUB ohne seine Sängerin Pia Lund, die auch heute noch mit ihrer auffällig hellen Stimme eine ganz besondere Ausstrahlung erzeugt. Es sind dann Stücke wie der Klassiker „This Is Michael“ oder „Get Terminated“, die die Zuschauer vollends in die Extase treiben, denn die vordere Hälfte der Besucher hüpft bei diesen Stücken hemmungslos, was das Zeug hält, und die Textsicherheit ist ebenso beeindruckend wie bemerkenswert. Vor allem die Parts, in denen Boas und Lunds Stimme im Duett erklingen, sind die ganz besonderen Momente im Sound dieser Combo. Aber auch die anderen Akteure bekommen immer wieder ausreichend Zeit, um ihr Können unter Beweis zu stellen, denn immer wieder erschallen Keyboard- und Drum Soli, die so in den Studioversionen der Lieder nicht zu hören sind und in der Gänze natürlich das besondere Liveerlebnis ausmachen. Natürlich werden zwischen den bekannten Hits auch einige ruhigere und auch neue nicht jedem bekannte Songs eingebunden. Aber es sind halt die Klassiker wie „So What“ oder „Container Love“, die jeder hören möchte und die gerade die doch zumeist jenseits der 30 Jahre alten Zuschauer sogar zum Pogen bewegen. Nach etwa 70 Minuten Spielzeit muss zum ersten Mal nach einer Zugabe gebettelt werden.

Diese gibt es natürlich, denn so mancher unverzichtbare Hit fehlte ja noch in der Playlist. So zum Beispiel „Albert Is A Headbanger“, ein Stück welches doch in die noch etwas wildere Schaffensphase der Band gehört und auch heute die Menge mächtig in Wallung bringt, auch weil Mr. Boa seine Gitarre an dessen Leistungsgrenze bringt. Ganz anders ist den Zuschauern bei der Ballade „Rome In The Rain“ zumute, bei dem sogar vereinzelte Feuerzeuge und Taschentücher als optische Untermalung der Emotionen dienen. Dass auch „Love On Sale“ oder „And Then She Kissed Her“ nicht fehlen dürfen, ist klar und wird das auch entsprechend von der Menge gehuldigt. Mit allen Zugaben kommt das Konzert insgesamt auf fast 2 Stunden. Da sollten sich so manche Chartstürmer mal ein Beispiel dran nehmen, aber es ist heute auch jederzeit spürbar gewesen, dass Zuschauer und Band einfach zusammen harmoniert haben.

Was bleibt zu sagen? PHILLIP BOA & THE VOODOOCLUB sind Live immer einen Besuch wert, vor allem wenn eine Best-Of Show ansteht, denn die Fülle an Hits die eigentlich jeder kennt ist enorm. Auch den Zuschauern muss heute ein großes Lob ausgesprochen werden, denn diese Energieleistung und Begeisterung ist aller Ehren wert. So endet dann also ein Abend mit begeisterten Zuschauern, einer zufriedenen Band und auch der Berichterstatter kann diesen Abend nur mit einem positiven Fazit unterstreichen. (michi)