INTERVIEW, TOP THEMA

MANTAR :: Zwei Fischköppe im Gespräch

Zwei Bremer Jungs über dreieinhalb Meter große Übermenschen aus Gold, die Psychologie des Innenlebens einer Zweimannband und wie geil Nuclear Blast eigentlich wirklich ist und wie sehr sich die Sell Out-Schreier verpissen können!

Mantarlogo

AMBOSS: Moin Moin! Erstmal vielen Dank, dass es mit einem persönlichen Treffen für ein Interview geklappt hat. Wie geht es euch?
MANTAR:
Hanno:
Jo, ganz gut, und selbst?
Hendrik: Ja, bei mir ist auch alles klar!

AMBOSS: Mit welcher Intention habt ihr die Band gegründet? Ich habe gehört, dass ihr eigentlich nur ein paar Songs für ein paar Kumpel aufnehmen wolltet…
MANTAR:
Erinc:
Das Ziel war in erster Linie, einen Vertrag bei Nuclear Blast zu kriegen! Das war auf jeden Fall auf der „To-do-Liste“ ganz oben!
Hanno: Erinc und ich wollten einfach beide Mal in einer guten Band spielen. Nicht, dass wir das vorher nicht gemacht hätten, aber wir wussten beide sehr genau was wir wollen. Und da wir uns schon ewig kennen, wussten wir auch ganz genau was der andere kann. Und obwohl wir uns da schon 16 oder 17 Jahre kannten, haben wir es vorher nicht geschissen gekriegt, zusammen in einer Band zu spielen. Erinc hatte zu dem Zeitpunkt schon mehrere Jahre keine Musik mehr gemacht und ich war mit einer anderen Band unterwegs. Ich wollte aber was anderes als die Band und Erinc hatte halt Bock! Aber es gab keine definierten Ziele, wir wollten einfach nur gut sein. Wir haben dann viel und fleißig gearbeitet und hatten schnell Material was halt Demo werden sollte, haben aber dann eine Platte daraus gemacht, weil entsprechende Deals angeboten wurden.
Erinc: In den Bands, in denen wir vorher waren, haben wir glaube ich sehr viele Kompromisse gemacht. Und wir wollten einfach richtig harte Scheiße machen, da hatten wir eben Bock drauf.
Hanno: Und ich glaube wir waren auch abgeklärt genug das erste Mal eine Band zu gründen, mit der man keine abgesteckten Ziele hat. Das ist wahrscheinlich auch der Schlüssel, warum da jetzt mehr geht. Weil man das nicht so verkopft durchgeplant hat. Natürlich nehmen wir die Band sehr ernst und arbeiten hart. Ich glaube auch härter als manch andere Kapellen. Für uns selbst ist das überraschenderweise grad unser ganzer Lebensinhalt geworden. Aber es ging halt in erster Linie darum, keine Kompromisse zu machen. Nicht zu überlegen wem das eventuell gefallen könnte. Oder welche Zielgruppe man ansprechen möchte. Sondern einfach nur das machen, was man selber gut findet. Das ist glaube ich auch der einzige Weg, über den Leute einem das dann auch abnehmen. Sowohl in der Kredibilität, als auch abnehmen von Tonträgern.

AMBOSS: Wofür steht MANTAR? Was ist euch wichtig?
MANTAR:
Hanno:
Das wichtige sind Erinc und ich! Also wirklich Niemanden reinreden lassen, absolute Autonomie!  Und auch zu beweisen, dass man diese Autonomie wahren kann. Auch wenn wir jetzt mit Nuclear Blast große Strukturen im Rücken haben. Aber jeder, der uns kennt und der weiß wie diese Band arbeitet, weiß auch, dass das für uns nur eine Vertriebsgeschichte ist. Wir spielen halt weltweit und deswegen ist es auch wichtig, dass die Scheibe auf der ganzen Welt erhältlich ist. Und Nuclear Blast hat sich da bisher als sehr verlässlicher Partner erwiesen, ohne uns reinzureden.

AMBOSS: Wo liegen für euch die Vor- und Nachteile einer 2-Mann-Band?
MANTAR:
Erinc:
Ich sehe da im Moment eigentlich nur Vorteile. Früher haben wir mal gesagt, Zweimannband ist schön unkompliziert. Nur wenn du unterwegs bist, da bist du halt beim Ein- und Ausladen schon echt unterbesetzt. Ist aber auch nicht so das Problem, da wir ja mindestens mit 4 Leuten unterwegs sind. Mit unserem Mercher und unserer Mischerin. Die packen ja auch was mit an, ist also machbar. Ich hab mich da schon so dran gewöhnt, ich wüsste zum Beispiel nicht, wie lange der Soundcheck sonst so dauern könnte.
Hanno: Das ist echt krass, wir kommen beim Change Over mit unserer Zeit manchmal grad ebenso hin. Andererseits muss man ja sagen, dass wir genauso viele Instrumente bedienen wie andere auch. Wir haben 2x Gesang, 2 Gitarren, einen Bass und ein Schlagzeug. Da muss kanalmäßig genauso viel gecheckt werden.
Das andere ist, dass Erinc und ich uns manchmal nicht aus dem Weg gehen können. Das muss nicht mal eine Konfliktsituation sein. Jeder ist gerne mal alleine, aber bei uns geht das dann halt nicht. Ich ertrage das z.B. leichter, wenn wir jetzt wie letztens in den USA sind oder wie grad eben nach Russland fliegen, dann macht mir diese Zweisamkeit überhaupt nichts aus. Da ist es dann ja auch noch so ein bisschen Abenteuer. Ich persönlich finde es anstrengender, wenn die Gruppe ein bisschen größer ist als 2, wenn man sich dann nicht aus dem Weg gehen kann. Manche Bands haben halt 5 Mitglieder, da kannst du dann mal mit dem einen und dann mit dem anderen rumhängen. Das hat dann ja auch nichts damit zu tun, dass man sich nicht abkann. Aber ich glaube, es ist egal wie gut man befreundet ist. Wenn man morgens um 6 Uhr aufstehen muss, so wie wir morgen früh, um nach München zu fahren und dann vielleicht 8, 9 oder 10 Stunden Auto fährt. Dann Ausladen und eine Show spielen muss, bei der man 100%ig abliefern muss, um dann wieder Einzuladen und wieder die halbe Strecke zurück fahren muss, dann gibt es halt nichts schöneres, als wenn man sagen kann: Ok, tschüss bis morgen. Aber dann musst du dir halt auch noch ein Zimmer teilen.
Das erste was ich machen würde, wenn wir uns das echt mal erlauben können, sonst finde ich das immer tierisch dekadent das Musiker Einzelzimmer haben wollen, aber jetzt verstehe ich das. Einzelzimmer nehmen. Es geht ja gar nicht darum alleine zu sein. DOCH! Es geht genau darum alleine zu sein, aber eben nicht im Sinne von „von den anderen weg zu sein“. Sondern man muss einfach mal kurz atmen können.
Erinc: Das ist übrigens ganz interessant mal zu erwähnen. Das ist eine Parallele zu dem.
Lange unterwegs sein, auf Tour sein, viele Konzerte spielen, damit man auch auf der Bühne besser und eingespielter wird. Auch der Umgang miteinander. Man lernt immer mehr und wir haben das jetzt glaube ich perfektioniert, wie man miteinander umgeht. Ein Außenstehender denkt wahrscheinlich, wir kacken uns nur an oder können uns überhaupt nicht leiden.
Hanno: Manchmal geht es aber auch darum die Kommunikation auf ein Minimum zu reduzieren, damit das Ankacken halt eben nicht passiert.
Erinc: Es ist aber ebenso, Nein heißt Nein. Oder „Gib mal das“ heißt eben „Gib mal das“.
Hanno: „Geht grad nicht“ ist dann halt auch so.
Erinc: Das läuft halt, das ist unser Ergebnis.
Hanno: In einer 5-Mann-Band hast du halt eher Grüppchenbildung. Bei uns ist das aber halt echt wie eine Ehe. Das ist die meiste Zeit geil, aber manchmal muss man sich halt auch eben gegenseitig Luft geben. Wir feiern das halt, wenn wir von einer mehrmonatigen Tour wiederkommen uns halt auch mal nicht sehen zu müssen. Aber wenn dann mal wirklich eine Zeit lang keine Konzerte anstehen, denke ich gleich wie geil das jetzt wäre mit Erinc in eine Kneipe zu gehen. Es gibt halt einfach keine Freizeit mehr für uns als Freunde. Deswegen finde ich es ganz geil, wenn man sich ab und zu einfach mal auf ein Bier trifft. Dann ist das Zusammensein einfach viel geiler. Eben wieder genauso wie vor 19 Jahren.

AMBOSS: Ich habe mal gelesen, dass ihr nicht gerne als Sludge eingeordnet werden möchtet… Persönliche Abneigung oder wo liegt der Grund?
MANTAR:
Hanno:
Ich finde, dass ist eine nichtssagende Musikrichtung. Bedeutet das, eine Band spielt langsam? Bedeutet das, eine Band spielt hart? Ich habe nicht eine Eyehategod Platte. Ich habe nicht eine Crowbar Platte. Ich habe nicht eine Down Platte. Das sind alles gute Bands, aber das interessiert mich halt einfach nicht. Immer wenn ich höre „Ich spiele in einer Sludgeband“, denke ich, dass die Chance bei 99% liegt, dass ihr Kacke seid! Einfach weil ihr keine eigenen Ideen habt. Weil ihr alles macht, was jemand anders auch schon macht. Nicht, dass wir das Rad neu erfinden. Aber lieber kannst du sagen, Mantar ist eine Rock Band oder Mantar ist eine Metal Band. Oder nenne uns meinetwegen eine Punk Band. Aber Alter, was soll Sludge sein? Was sind das für Leute? Also jetzt nicht die, die es in den ´90ern in New Orleans erfunden haben, davon rede ich nicht. Wie kann man heutzutage sagen, lass uns mal eine Sludge Band gründen? Alter, ohne Scheiß, gääääähhhhnnnn! Das will mir nicht in den Kopf. Die sind sich vielleicht auch ihrer musikalischen Sozialisation nicht bewusst. Ich spiele gerne langsam, weil Erinc und ich früher viel Melvins gehört haben. Oder weil ich als Kind viel Black Sabbath gehört habe. Ich spiele aber auch gerne schnell, aber nicht weil ich als Kind viel Thrash Metal gehört habe. Aber ich denke, dass es für Fans, Konsumenten und auch Industrieleute wichtig ist, ein Label draufmachen zu können, zu katalogisieren. Wenn die uns eine Sludge Band nennen, ist mir das scheißegal, Hauptsache du kommst zu den Shows und du kaufst die Platten!

AMBOSS:
Das Deaf Forever hat euren Stil beim Review von „Ode To The Flame“ als Sludge-Punk-Doom-Black Metal-Eintopf  bezeichnet…
MANTAR:
Hanno:
Ja, das ist doch geil! Man hätte sich das aber Sludge sparen können, weil die anderen Worte schon das abdecken, was Sludge vermeintlich sein soll! Doom ist klar, weil wir manchmal langsam sind. Punk auch, weil wir manchmal schnell und rotzig sind. Black Metal genauso, weil es halt manchmal dunkel und böse ist. Und Sludge soll dann der Groove sein? Aber da denke ich mir, dass AC/DC halt auch grooven. Mehr als jede Sludge Band.

AMBOSS: Ihr habt einen ziemlich ungewöhnlichen Bühnenaufbau? Gibt es dafür einen praktikablen Grund oder macht ihr das einfach so?
MANTAR:
Erinc:
Das ist gut, da kann man besser aufeinander reagieren. Und wir haben immer so geprobt!
Hanno:
Und viele Songs sind im Proberaum aus einem Jam heraus entstanden. Die Band haben wir erst seit kurzer Zeit, aber das erste Mal zusammen Musik gemacht, da war ich glaube ich 15. Und ich weiß genau wie er als Schlagzeuger tickt und er weiß genau wie ich als Gitarrist oder Bassist agiere. Und deswegen passiert bei uns ganz wenig über Absprache aber eben viel über Augenkontakt. Deswegen haben wir wohl so geprobt und so ist dann auch die Dynamik der Band entstanden. Da gab es dann auch irgendwie keine Diskussionen, sondern wir haben uns auf der Bühne dann anfangs einfach eben auch so aufgebaut. Beim ersten Konzert waren wir ja noch nicht so abgewichst wie heute. Heute kannst du uns morgens wecken und sagen: „Konzert!“ Und dann läuft das. So war es am Anfang ja nicht. Da waren wir aufgeregt. Und deswegen brauchten wir das. Außerdem mag ich diese gewisse Arroganz, die das mit sich bringt. Ich stehe nicht so auf Bands, die die ganze Zeit High Five machen und ständig fragen wie es dem Publikum geht. Wenn ich eine Band sehe, möchte ich das dort dreieinhalb Meter große Übermenschen aus Gold stehen. Ich stehe da nicht so auf die Punkattitüde, dass das Leute aus den eigenen Reihen sind, sondern ich möchte was Großes erleben.
Erinc: Und das auf der Bühne ist auch eine Show. Deswegen spielen wir auch keine Zugaben, weil das Ganze ein Gesamtpaket ist. So geben wir auch alles. Wir arbeiten miteinander und das Publikum kann teilhaben. Es ist schon eine Performance, aber wir machen das auch für uns. Wir machen das gerne. Aber was Hanno schon sagte mit High Five und ähnlichem. Das können wir gerne danach machen, aber lass uns auf der Bühne unser Bild!
Hanno: Wir sind ja Unterhaltungskünstler und wir bestimmen wann wir fertig sind! Es gibt ja auch Bands, die noch eine und noch eine Zugabe spielen, aber das wollte ich mir nie geben. Wenn wir 30 Minuten spielen kann ich dir versprechen, dass wir danach so im Arsch sind, dass wir eventuell kotzen müssen und 2 Kilo abgenommen haben durchs Schwitzen. Wenn wir eineinhalb Stunden spielen, kann ich dir dasselbe für die neunzigste Minute versprechen. Wir wissen wann die Show zu Ende ist und da stellen wir uns vorher drauf ein. Mental und vom Set.
Erinc (grinst): Das war mir gar nicht bewusst, das passiert einfach so.
Hanno: Ich will nicht sagen, dass das ein abgeschlossenes Ritual ist, das klingt zu abgedroschen. Aber deswegen stehen wir vielleicht nicht mit dem Gesicht zum Publikum. Die Leute könne uns zusehen, wie wir unser Ding machen. Wenn sie sich daran erfreuen und es ihnen Spaß macht sind sie herzlich eingeladen. Aber wir spielen nicht zwangsläufig für die Leute. Wir spielen für uns und wir genießen, dass wir die Möglichkeit haben quasi öffentlich zu spielen. Aber auch in einer öffentlichen Situation spielen wir am Ende des Tages trotzdem noch für uns. Aber habe in keinster Weise das Gefühl, dass ich den Leuten was schuldig bin oder was schuldig sein muss. Das einzige was wir versprechen ist, dass wir uns Mühe geben und bestmöglich spielen. Ich habe kein Bock auf „mach mal hier und mach mal so“. Das habe ich in den 1000 Punkbands vorher gemacht. Das hat auch Spaß gemacht, aber das passt nicht zu MANTAR! Das meine ich mit dieser gewissen Kälte und Distanz und Arroganz. Das ist halt nicht arrogant gemeint, aber ich möchte Herr der Zeremonie bleiben.

AMBOSS: VISBEK ROCKT OPEN AIR: Hattet ihr schon da schon vor dem Wechsel zu einem großen Label zugesagt oder spielt ihr auch jetzt noch gerne Jugendtreffs und kleine Festivals aus Überzeugung?
MANTAR:
Erinc:
Ich weiß gar nicht so genau!
Hanno: Ich glaube das haben wir erst hinterher zugesagt. Aber wir spielen alles wo wir Bock drauf haben, was uns sympathisch ist. Und die Jungs waren mega nett und hatten Bock auf uns als Band! Es gibt überhaupt keinen Grund so etwas nicht zu machen.
Hendrik: Na ich dachte, ob das Label da eventuell etwas vorschreibt!
Hanno: Die Leute haben total verquere Ideen, was es bedeutet mit einem Label wie Nuclear Blast zusammen zu arbeiten. Ich habe schon mit mehreren Bands mehrere Platten mit verschiedenen Labels gemacht und es gab noch kein Label, welches uns so in Ruhe gelassen hat wie Nuclear Blast. Wir machen die Platte wie wir wollen. Wir machen das Artwork wie wir wollen. Wir machen die Tracklist, die wir wollen. Und dann geben wir das ab. Ergo ist das 100%ige Kontrolle und das haben wir uns auch vertraglich zusichern lassen, weil uns das sehr wichtig war. Wir wollen ja auch nicht, dass irgendwelche Musik rauskommt, die wir nicht gut finden. Also haben wir die Platte erst fertig gemacht und allen Labels, die uns was angeboten haben gesagt, dass wir prinzipiell keine Demos raus schicken. Wir einigen uns mit euch oder eben nicht. Und wir haben mit Nuclear Blast was ausbaldowert, haben den Vertrag aber auch arroganter Weise erst unterschrieben, als wir die Platte fertig hatten. Wir wollten halt vermeiden, dass Musik herauskommt, die wir nur zu 80% gut finden. Weil die hätten das so oder so herausgebracht. Hätten wir die neue Platte nicht gut gefunden, hätte sie kein Label herausgebracht. Deswegen haben wir vor der Fertigstellung der Platte nirgendwo unterschrieben. Und wie gesagt, man lässt uns in Ruhe, großartig. Die haben halt verstanden, dass der beste und kürzeste Weg ein gutes Produkt zu erstellen ist, wenn man nicht ständig reinredet. Da sind wir auch zu Eigen. Wir lassen ungern jemand von außen am Schaffungsprozess teilhaben. Wir geben auch Freunden keine Demos.

Mantar2015g

AMBOSS: Oft hat Nuclear Blast ja einen Ruf in der Szene, der für Ausverkauf steht, grade weil sie diese Aktionen mit viel limitiertem Vinyl in vielen Farben fahren? Das macht ihr dann wahrscheinlich nicht mit, oder?
MANTAR:
Hanno:
Das wurde uns natürlich auch angeboten, aber wir haben gesagt, dass wir da keinen Bock drauf haben, weil es ja immer die gleiche Musik ist. Wir haben eine 1000er Auflage in Gold für die Die Hard-Fans gemacht und den Rest in schwarz.
Aber dazu muss ich jetzt wirklich mal was sagen: Die ganzen Leute die so etwas behaupten sind auch einfach Wichser und Doppelmoralisten! Svart Records haben unsere Platte auch in Bronze, in Weiß und in Schwarz herausgebracht. Und Brutal Panda in Amerika in bierfarben mit Splatter. Und alle kaufen die. Teilweise doppelt, einmal eingeschweißt zur Wertsteigerung. Und kaum macht Nuclear Blast das, ist das Ausverkauf! Ich finde das allgemein nicht cool und mir ist das nicht wichtig. Aber wir bringen jetzt im Juni eine Live-Platte über Svart Records heraus und die wird es in zwei Farben geben und unsere Die Hard-Fans werden die alle kaufen. Aber laber mich nicht voll, von wegen Nuclear Blast bringt die jetzt in 4 Farben heraus. Das macht jedes verfickte Label. Und wir haben gesagt, dass wir das nicht wollen. Es gibt „Ode To The Flame“ in zwei Farben und Gold ist längst ausverkauft. Ich wollte den Die Hard-Fans halt einen Anreiz geben. Aber die Leute sollen jetzt auf keinen Fall so tun, als wäre das eine exklusive Idee von Nuclear Blast. Ist ja lächerlich!
Erinc: Die Leute beruhigen sich auch wieder. Erst schreien sie alle rum und es heißt aber trotzdem: Glückwunsch!
Hanno: Wie findest du denn jetzt die Platte?
Hendrik: Ich finde sie wirklich gut!
Hanno: Findest du Nuclear Blast hat dem Sound der Band Platte geschadet bei der zweiten Platte?
Hendrik: Nein, überhaupt nicht. Ich finde sogar, dass diese Platte besser klingt als die erste!
Erinc: Also wenn, dann sehe ich Nuclear Blast als Unterstützer unseres Schaffens! In einer Form von Vertrieb!
Hanno: Und unfassbar hilfsbereit!
Erinc: Sehr umgänglich. Wir können mit denen über alles sprechen! Über z.B. T-Shirt Designs, da können wir auch unsere Meinung klar anbringen und sagen auch, wenn uns etwas nicht gefällt!
Hanno: Die haben schon gefühlt 1000 Shirt Designs angeschleppt und wir haben immer nur NEIN gesagt!
Erinc: Und da heißt es dann auch nicht, dass wir uns irgendwann mal für etwas entscheiden müssen.
Hanno: Da hieß es dann „Ok, wenn es euch nicht gefällt“. Und dann haben sie wieder jemand anderes ein Shirt machen lassen. Wir machen eh 90% aller Merchsachen selbst, die gibt’s dann beim Konzert oder bei uns zu bestellen. Wir dürfen unsere Tapes selber rausbringen, wir dürfen unsere 7“ selber rausbringen. So ein Label musst du mir erstmal zeigen, welches das alles erlaubt! Sie sind selbstbewusst genug und freuen sich, dass wir mit ihnen zusammenarbeiten. Das machen wir ja auch gerne, da sie weltweit einfach einen super Job machen. Wir waren es leid, ständig E-Mails zu beantworten, warum man die Platte nicht in Australien kaufen kann oder warum man die in den USA nicht in einem normalen Plattenladen bekommt. Oder warum das Porto 30€ kostet. Wenn die Nachfrage da ist, muss man das irgendwann einfach als Geschenk sehen. Ich freue mich darüber und bin niemand der sich schämt, ein paar 1000 Platten zu verkaufen.
Erinc: Wenn jemand so eine Frage stellt, sagt man dem ja auch nicht, dass er die Platte halt einfach bei Amazon bestellen soll. Du willst als Band ja auch irgendwie deine Musik an diese Leute weitergeben. Und bist halt selber irgendwie überfordert, wenn das halt nicht geht. Ich hätte z.B. kein Bock 30€ Versand für eine Platte auszugeben. Die sind ja nicht alle Krösus.
Hanno: Man sollte das aber auch alles nicht zu ernst nehmen. Wir diskutieren ja hier über die Band, woher wir kommen, wohin wir gehen. Was wir machen, mit wem wir zusammen arbeiten. Das was die Leute an MANTAR glaube ich schätzen ist, dass wir es nicht zu ernst nehmen. Wir nehmen die Band SEHR ernst, deswegen ist uns auch diese Autonomie sehr, sehr wichtig. Aber dieser ganze Die Hard- Kram, diese Mucker Polizei, diese Szenepolizisten, das liegt Erinc und mir so sehr fern. Wenn euch MANTAR gefällt, finde ich das cool. Wenn nicht, lässt mich das hart kalt! Vor 10 Jahren wäre das anders gewesen. Aber jetzt ist das glaube ich genau der Punkt, weshalb Leute MANTAR mögen. Weil wir uns nicht verstellen. Ich freue mich halt über jeden. Deswegen finde ich auch das MANTAR im Gegensatz zu einigen anderen Bands sich halt eben nicht arrogant gibt. Über einen 17-jährigen, der bei Rockavaria, wo wir morgen spielen, im Slipknot-Shirt am Rand steht und dem man ernsthaft ansieht, dass er MANTAR grad echt abfeiert, freue ich mich ganz genauso wie über einen Szenetypen, der mit Jutebeutel und riesigem Bart kopfnickend in New York in der zweiten Reihe steht. Ich freue mich über beide gleich. Wenn du unbedingt ein gewisses Genreklientel bedienen willst, bist du für mich bis zu einem gewissen Grad auch ein Feigling, weil du es dir einfach machst. Weil du sagst „Die Fans sind cooler, die Fans sind besser.“ Das sind dann aber genau die Fans, die bei mehr als 500 verkauften Platten SELLOUT schreien. Und sagen, dass die Band jetzt bei Nuclear Blast voll kacke klingt. Um jetzt mal ein Strich unter das Nuclear Blast Thema zu ziehen möchte ich sagen, dass ich froh bin mit der zweiten Platte beweisen zu können, dass wir uns nicht verändert haben. Vielleicht sogar noch krasser, noch dunkler geworden sind.
Auch wenn du uns jetzt live siehst, kannst du einfach nicht sagen „Die Band war nicht gut!“. Klingt vielleicht arrogant, aber wir haben jetzt so viel live gespielt, Alter! Du kannst sagen „Die Musik hat mir nicht gefallen.“ Das wäre ok. Aber wenn wir einen guten Tag haben, dann sind wir unfickbar! Das glaube ich wirklich!
Erinc (lacht): Wir sind manchmal schlecht, aber wir sind immer noch unfickbar!
Hanno: Für unsere Verhältnisse sind wir manchmal schlecht und wir verzocken uns auch. Aber diese Stärke und diese Kompromisslosigkeit und diese positive Anspannung die ich spüre wenn ich mit Erinc auf die Bühne gehe, das ist halt ein echt geiles Gefühl. Wie kurz vor der Klopperei!
Hendrik:
Pures Adrenalin!
Hanno:  Ja, genau das! Mit unfickbar meine ich jetzt auch nicht, dass wir absolute Götter an unseren Instrumenten sind. Vielleicht ist das auch ein Grund, der sich auf das bezieht, was wir am Anfang gesagt haben. Wir spielen halt für uns. Wir animieren die Leute halt auch nicht zu irgendwas, so nach dem Motto: „Hey, es wäre supinett, wenn ihr uns mit einem T-Shirt Kauf unterstützen könntet.“  Wenn du es nicht aus freien Stücken machst, dann verpiss´ dich halt. Ist mir sowas von egal! Ich bitte dich doch nicht darum. Tiefer kann man als Band ja nun wirklich nicht sinken, als darum zu bitten Merchandise zu kaufen. Das ist ja fast so, als wenn du eine Frau ins Bett bettelst, obwohl sie eigentlich nicht will. Aber was ist das denn für ein Gefühl, wenn sie es dann trotzdem tut. Du weißt schon wie ich das meine!

AMBOSS: Was war euer geilster Auftritt bis jetzt? Und was war so das geilste Erlebnis auf Tour oder einem Konzert?
MANTAR:
Hanno:
Da gibt es verschiedene Meinungen, ich bin jetzt gespannt was Erinc sagt!
Erinc: Ich muss da nochmal anknüpfen. Wir verzocken uns nicht oft, aber es kommt nun mal vor. Diese Auftritte wo wir perfekt spielen, sind nicht immer die besten. Wir hatten einige Auftritte, wo das Feeling einfach super war, die Leute auch gut abgegangen sind. Das eine war dieses Jahr in London, Desertfest.
Hanno: Das war krass!
Erinc: Der Gig gehört definitiv zu den Top 3 all unserer Auftritte.
Hanno: Das war unnormal, wo der Schweiß von der Decke geregnet ist. Komplett voll der Laden!
Erinc: Und auch Paris dieses Jahr! Aber das sind so viele! Ich finde auch unsere Bremen Shows immer sehr emotional. Und auch letztes Jahr Maryland Deathfest.
Hanno: Wir haben halt auch Shows, wo gar nicht so viele Leute da waren, aber wir dann von der Bühne gehen und völlig überzeugt sind. Z.B. in Philadelphia. Das waren vielleicht 25 Leute. Da haben die uns um 19:15 gesagt, dass wir jetzt auf die Bühne müssen und wir sind auf die Straße gegangen und haben den Leuten Bescheid gegeben, dass wir jetzt anfangen. Da haben wir aber richtig regiert, vielleicht auch weil es die letzte Show der Tour war. Das muss halt nicht jedes Mal so total übertrieben sein. Party.San war aber auch krass, das war richtig heftig. Wacken war auch gut. Emotional am krassesten war 2014, wir haben erst 2014 so richtig angefangen live zu spielen, Ende 2013 haben wir nur so ein paar Test Gigs gemacht und 2014 dann erst angefangen so richtig zu touren. Gleich nach einem halben Jahr haben wir eine Show in Florida mit den Melvins gespielt. Das war bei weitem ganz bestimmt nicht unsere beste Show, aber das war für mich krass. Alter, du bist hier mit einem Flugzeug hergeflogen und du spielst jetzt vor den Melvins in Florida, in Amerika. Das war so: „Ey, willst du mich verarschen?“ Da war ich echt fertig mit der Welt. Und in Austin auf dem South by Southwest, das war auch eine derbe kranke Show.
Erinc: Glücklicherweise beim wichtigsten Gig richtig derbe abgeliefert.
Hanno: Auch voll hoch gepokert und dicke Fresse gehabt. Jetzt kommen so zwei deutsche! Und am nächsten Tag dann auf der Frontseite bei der größten Zeitung in der Onlineausgabe: „Wer sind diese zwei Vögel?“ Das war halt voll geil! Amerika hat mich wirklich hart geflasht.
Erinc: Trotzdem muss ich noch sagen, dieser erste Solo Gig in Bremen, Lagerhaus. Nachholgig für ein kostenloses Festival, was wettertechnisch ausgefallen war. Da wussten wir nicht was uns da erwartet. „Hoffentlich wird es nicht zu leer sein!“
Hanno: Und dann waren irgendwie 400 da und sie mussten 100 wieder nach Hause schicken. Und das gleich im ersten Jahr der Liveexistenz dieser Band, das war schon krass.
Auch wenn man zum ersten Mal Läden ausverkauft. In Nürnberg z.B. wo wir grad vom Essen vom Hotel kamen und dann war da eine 100 Meter lange Schlange. Das tut mir dann immer echt Leid, für die die nach Hause gehen dürfen. Wir gehen dann meist zu den ersten 10 in der Reihe, die nicht reinkamen und lassen die dann auf unsere Gästeliste schreiben. Weil wir nie Gäste haben, weil wir halt keine Freunde haben!
Aber das ist ein geiles Gefühl. Nicht weil man ausverkauft hat, sondern weil man weiß, dass die Leute Bock haben. Dann hat die Band Bock und dadurch werden das meistens dann auch intensive Shows.
Schwierig wird es, wenn einem vom Publikum kein Respekt entgegengebracht wird, so nach dem Motto: „Ja, dann spielt halt!“ Dann kann ich halt auch mit Erinc in eine Kneipe gehen. Wenn das Publikum so eine Scheißegalhaltung hat, finde ich das nervig. Dann macht es weder Spaß für uns, noch für die Leute.

AMBOSS: Nochmal eine Frage zu dem Merchandise, welches ihr selber so tragt. Ich sehe öfter mal AC/DC oder auch Manowar blitzen. Was ist euch an den alten Helden heute noch wichtig und wie beeinflussen sie MANTAR?
MANTAR:
Hanno:
(zeigt mir das AC/DC-Logo auf seinen Handgelenken) Seit über 20 Jahren höre ich AC/DC fast jeden Tag. Es gibt für mich keine andere Band, die auch nur annähernd in dem Kosmos spielt, wie AC/DC. Ich würde fast so weit gehen, dass ich Sachen daran messe, die mit Musik gar nichts zu tun haben. „Wie schmeckt das Essen?“ „AC/DC klingt besser, als das Essen schmeckt!“ Das ist für mich alles, auf jeden Fall! Alte Helden? Naja, ich glaube wir sind relativ uninteressiert, also nicht arrogant gemeint. Ich lese keine Musikmagazine. Ich gehe auch auf keine Shows, weil ich solche Menschenansammlungen einfach nicht mag.
Erinc: Ich hör ganz ehrlich gesagt überhaupt keine Musik mehr. Weil ich schon alles gehört habe, was mich so interessiert. Ich glaube, in die neue Melvins werde ich vielleicht mal reinhören.

AMBOSS: Und was sagt ihr zur angekündigten Abschiedstournee von Manowar? Wird das ein Abschied?
MANTAR:
Hanno:
Immer wenn ich irgendwo mit meiner Manowar-Cap aufkreuze, fragen die Leute mich immer was ich hier und dazu sage. Mir ist das mega egal. Die Typen sind absolute Wichser und menschlicher Abfall. Aber darum geht es ja gar nicht!
Hendrik: Nee, es geht ja um die Musik!
Hanno: Ja, genau. Ich höre halt die Musik. Die ist cool und ich finde halt auch dieses ganze Puppentheater Drumherum unterhaltsam. Deshalb ist das stolze Tragen einer Manowar-Cap auch ein Statement. „Verpisst euch mit eurer ganzen Szenepolizei, eurem HAIL und CVLT! Irgendwo ist auch mal ein Punkt zu setzen. Manowar, Digger!“ Deswegen auch scheiß drauf ob wir Punk oder Doom oder Sludge spielen. Ich habe ein AC/DC Tattoo und eine Manowar-Cap und den Rest bekommst du auf der Bühne mit, das muss reichen! Wir klingen natürlich kein Stück wie AC/DC oder Manowar, aber es geht um die Attitüde.

AMBOSS: Ok, vielen Dank für das Gespräch! Die letzten Worte gehören euch…
MANTAR:
Hanno:
Vielen Dank für dein Interesse. Wir können dir noch ein warmes Flens anbieten!
Hendrik: Ja, ich stehe natürlich total auf warmes Flens! (hendrik)