Kulturscheune in Salzgitter am 25.02.2011
(Fotos by Chris)
Was ist Glück? Schwierig zu beschreiben, denn für jeden bedeutet Glück etwas anderes. Der Eine ist glücklich, wenn er in Talern baden kann, der Andere ist glücklich, wenn die Kinder sich entwickeln, und ein Dritter, wenn er sich bei Sonnenschein die Natur anguckt. Diese Liste darf jetzt auch jeder für sich ganz individuell ergänzen.
Ich möchte mich auch als glücklich bezeichnen, denn welcher Kerl hat die Möglichkeit, innerhalb von drei Wochen drei Liveshows zu sehen, die einen schlichtweg umhauen?
So unterschiedlich die BLACK SPACE RIDERS, MR. IRISH BASTARD und THE DOORS OF PERCEPTION auch sind, alle drei Bands sorgen bei Freunden der echten, unverfälschten und handgemachten Musik für Schauer und Shows, die man einfach nicht mehr vergisst.
Einmal habe ich THE DOORS OF PERCEPTION bereits sehen dürfen und es war sonnenklar, dass ich es wieder tun werde, wenn sich die Gelegenheit bietet. Diesmal haben Rouven und ich aber auch unsere „Miezen“ im Gepäck, um uns dann noch vor Ort mit Holger und Muckel zu treffen. „Vor Ort“ bedeutet die Kulturscheune in Salzgitter, die ein städtisches Veranstaltungszentrum ist. Die Scheune ist schön groß, ohne dass sie für einen solchen Anlass zu groß wäre, das Personal ist herzlich und (das möchte ich schon einmal vorweg nehmen) die hauseigene Soundanlage vom Allerfeinsten!
Was allerdings noch vom Allerfeinsten ist, tritt dann als THE DOORS OF PERCEPTION alias Marco, Torsten, Dirk und Tom auf die Bühne. Was dann passiert, kann ich als DOORS-Fan nur unheimlich schwer in Worte fassen. In der Spielzeit von gut zweieinhalb Stunden, die sich stilecht, wie damals üblich, in zwei Sets aufgliedert, bekommen wir eine Lehrstunde in Sachen Blues und Psychedelic-Sound der DOORS. Einzelne Songs hervorzuheben ist mir schlichtweg nicht möglich, und egal wie oft ich denke, dass ich mir „unbedingt merken muss, dass Torsten hier ein Hammersolo abgeliefert „, oder dass Dirk „dort einen wahnsinnigen Orgelpart hingelegt hat“…vergiss es! Es ist mir fast nicht möglich einen Livebericht wiederzugeben, der in allen Einzelheiten erklärt, wie die Show war. Die Songs sind alle so vollgepackt mit Energie und Feinheiten, dass sie über meine Wahrnehmungsfähigkeit hinausgehen. Dabei habe ich noch nicht einmal was getrunken. Völlig nüchtern und doch durch die Energie und den Sound völlig stoned. Meine Türen der Wahrnehmung haben mal kurz das „Geschlossen-Schild“ angebracht und dem Unterbewusstsein die Verantwortung übertragen.
Die Kunst, die die Band zweifellos beherrscht, ist die, dass sie den gleichen Drive in die Songs bringen kann, den die Originale auch hatten. Der Bass pumpt, das Schlagzeug sorgt für den Groove und der Song wird durch die Gitarre immer weiter getrieben, bis genügend Luft entsteht und Dirk einen Orgelpart improvisieren kann. Oder die Orgel treibt die Herde an, um Torsten eine der zahlreichen Möglichkeiten zu geben, mit seinen unglaublichen Soli die Menge einzufangen.
Ich glaube wahrhaftig daran, dass die Leute, die an diesem Abend in der Kulturscheune sind, sehen, wie eine Rock’n’Roll-Show sein muss. Nicht wie wir denken, dass sie sein sollte, nein, ich meine, die Seele der Liveshow an sich. Die ursprüngliche Schöpfungsidee der Live-Show. Den reinsten Grundgedanken der Live-Musik. Upps, ich habe mich in Rage geschrieben. Aber ich hoffe, ihr versteht, was ich meine.
Bei „Light my Fire“ wirst du Zeuge: drei Individuen (Marko ist bei dem langen Instrumentalpart sicherlich erst mal was essen gegangen) transformieren sich in einen perfekten Organismus, der zwar aus drei Personen besteht, aber im Grunde nur als Ganzes erfasst werden kann. Man sieht, wie Dirk komplett durchdreht und alles aus seinem Orgelpart rausholt was geht, angetrieben von den Blicken und Gesten von Tom und Torsten, die sichtlichen Spaß daran haben, den sonst so introvertiert erscheinenden Dirk völlig aus sich herausgehen zu sehen. Das Solo von Torsten im Gegenzug mündet neben tollen Riffs und Licks in eine Verzerrerorgie (so nenn ich es mal als Laie), die dich einfach verdammt weit wegbeamt. Das Solo ist auch der beste Beleg, warum sie eine Tribut-Band und keine simple Cover-Combo sind: neben den altbekannten Trademarks des Gitarrenparts in diesem Song, die wir alle (hoffentlich) von hunderten Bootlegs und Liveveröffentlichungen kennen, tobt sich Torsten nach allen Regeln der Kunst aus, kreiert auf der Bühne etwas, was seine Version der DOORS ist. Und das ist so authentisch, dass man wirklich glaubt, 1967 irgendwo im „Matrix“ zu sitzen und eine heiße, junge Band zu erleben. Wie oft habe ich mich dabei erwischt, mit geschlossenen Augen dem Sound der Band zu folgen. Traumhaft.
Andere Highlight sind an diesem Abend sicherlich noch Tracks wie „Little Red Rooster“, „Not to touch the Earth“, „Roadhouse Blues“ und natürlich die Tracks des „L.A. Woman“-Albums wie den famosen Titeltrack, „Love her madly“ oder das mit Gänsehautgarantie gespielte „Riders on the Storm“, bei dem die ganze Band sich schlichtweg selbst übertrifft.
Des Weiteren werden noch viele Songs gespielt, die in andere Songs münden und ich bin gar nicht in der Lage zu erkennen, inwieweit das geprobt oder improvisiert ist, aber manchmal erkennt man an kleinen Gesten der Musiker, dass das Improvisieren beendet und nun mit dem „regulären“ Teil weitergemacht wird. Diese Interaktion, die den einzelnen Musikern viel Freiheiten erlaubt, hat man heute doch nur noch ganz selten und dann weiß man aber auch, dass man es mit Vollblutmusikern zu tun hat, die nicht nur einen starr einstudierten 90 Minuten-Set beherrschen, sondern bereit sind, mit Improvisationen auf der Bühne etwas magisches zu kreieren.
Ich weiß ja, dass CD-Veröffentlichungen einer Tribut-Band wenig Sinn machen, aber wenn man mich mal fragen würde, würde ich vorschlagen, eine Art „Official Bootleg“-Möglichkeit einzurichten und Shows auf diese Weise zugänglich zu machen, denn ich weiß ganz genau, dass heute Abend Magie greifbar war und man diese Momente einfach teilen muss.
Ich kann euch nur eines sagen: wenn die THE DOORS OF PERCEPTION bei euch spielen, müsst ihr hin, wenn euch was an THE DOORS und gutem, authentischem Psychedelic-Rock liegt.
Ich bedanke mich bei Torsten und der ganzen Band für diesen unglaublichen Abend, bei der Stadt Salzgitter, die beweist, das in den Kommunen auch mal gerockt wird und bei den beiden Miezen, weil sie mir nicht ins Auto gegöbelt haben. Checkt unbedingt die Webseite www.myspace.com/doorslive, damit ihr sie nicht verpasst! (chris)