Dieses Jahr, zu unserem 10-jährigen Jubiläums-Party.San, gönnten wir uns den Luxus schon am Mittwoch anzureisen. Das war eine der besten Entscheidungen der letzten Jahre. Kein Stress beim Zeltaufbau um die erste Band erwischen zu können und danach auch kein Stress beim Grillen um sich zwischen Band 1 und 2 den Hunger der Autofahrt schnell wegzufuttern. Gut gelaunt erreichten wir den Flugplatz in Obermehler ohne große Staus, bauten alles auf und genossen den ersten Festivaltag mit Bier, Gesprächen und entspannter Stimmung. Dieses Jahr mit einer großen Truppe auf dem Zeltplatz verabredet, ergatterten wir auch den langersehnten Platz auf dem VIP-Camping! Und jedes Jahr steigt die Zahl derer, die wir aus den Jahren vorher kennen. Das birgt allerdings auch die Möglichkeit des Freizeitstresses auf dem Festival, was ja eigentlich der Quasiurlaub im eigenen zweiten Wohnzimmer darstellt!
DONNERSTAG
OUR SURVIVAL DEPENDS ON US kannte ich im Vorfeld gar nicht. Durch die Banddichte, die zurzeit im Metal vorhanden ist, wird man als Reviewer und Fan manchmal auch wirklich überfahren. Die Bühne ist ausreichend mit Geweihen und Fellen geschmückt und fängt mich direkt mit einer natürlichen Atmosphäre. Die proggige Mischung aus Metal und Folk mit Hammondorgel(!) fällt leider den Soundproblemen zum Opfer und kann mich live nicht vollends packen. Dennoch stehen etliche Fans vor der Bühne und feiern die Band verdientermaßen ab. Nach dem Party.San liefen sie noch einige Male auf meiner Anlage und ich bin im Nachhinein etwas enttäuscht, dass ich die Band live nicht komplett genießen konnte. Ich hoffe dass ich sie noch einmal mit besserem Sound erleben darf.
Ich erinnere mich wie ich den GRUESOME Auftritt auf dem Party.San 2016 in höchsten Tönen gelobt hatte, aber dieses Jahr konnte der Funke trotz instrumentaler Perfektion nicht überspringen. Klar sind GRUESOME, laut eigener Aussage, immer noch als Death-Tribute Band zu verstehen, aber mir fehlt da mittlerweile irgendwie die Abwechslung. Meiner Meinung nach wurde sich genug in Richtung Death verneigt, dennoch strotzten alle Musiker vor Spielfreude. Trotz meckern auf hohem Niveau ein komplett grundsolider Auftritt, der dennoch Lust auf das just erschienene Album „Twisted Prayers“ gemacht hat. Nächstes Mal darf Matt gerne wieder mit Exhumed auftreten.
UNANIMATED wurden mir im Jahre 2008 von meinem Kollegen Hendrik wärmstens ans Herz gelegt und so genossen wir den Reunion Gig und gleichzeitig ersten Auftritt der Bandgeschichte in Deutschland in Bad Berka. Groß war der Abend und danach liefen die drei Alben der Band bei mir rauf und runter. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen für dieses Jahr. Leider wurden diese nicht erfüllt. Soundprobleme und meiner Meinung nach etwas hölzerne Musiker und Ansagen trübten den Auftritt etwas. Doch zum Ende des Auftritts tauten sie mehr und mehr auf, was die letzten 2-3 Songs an alte Größe erinnern lässt. Ich wünsche mir, dass ich UNANIMATED auch demnächst mal auf einer Clubtour erwische, da ich denke, dass sie die Atmosphäre einer kleinen Bühne besser ausfüllen können.
Auf GRIM VAN DOOM war ich im Vorfeld schon sehr gespannt. Ich durfte die Doom/Sludge/HC Dampfwalze aus Wuppertal vor dem Party.San schon einige Male live erleben und sie hatten mich noch nie enttäuscht. Umso größer war die Vorfreude die Truppe endlich mal auf einer größeren Bühne im Zelt des Party.Sans zu sehen und sie lieferten auf ganzer Linie ab. Scheiß die Wand an, war das ein fetter Auftritt. Groovig, fies, keifend, brachial… kompletter Abriss. Davon in Zukunft gerne mehr auf dem Party.San. Es muss nicht immer Blastbeat sein!
DEAD CONGREGATION aus Griechenland wissen wie man einen Sturm beschwört. Hartes Geballer mit einem Tier am Schlagzeug schallt den Fans entgegen, das so böse klingt, dass sich der Himmel verdunkelt. Das Griechenland großartige Drummer hervorbringt, wissen wir spätestens seitdem George Kollias bei Nile völlig unmenschliche Drumgewitter aus seiner Ballerburg auf die Fans loslässt und dahinter muss sich V.V. von DEAD CONGREGATION nicht verstecken. Lupenreiner Death Metal mit sehr guter Gitarrenarbeit und tiefen gutturalem Gesang lässt die Herzen aller Fans höherschlagen. Ich hätte gerne noch mehr gesehen, aber leider wird der Auftritt mittendrin wegen einer Sturmwarnung abgesagt und das Festivalgelände wird komplett für einige Zeit geräumt.
Der Sturm, den ihr unten sehen könnt, legte das Festival für ca. 1 Stunde lahm. Auch wir, die wir uns schon alle an unseren Pavillon verzogen hatten, gaben nach gefühlten 20 Minuten, den Kampf um unseren Pavillon und gegen den Sturm auf. Unseren Zeltplatz haben wir dann anderweitig regensicher gemacht. Ein Riesenlob an das Team vom Party.San, dass das Festival nach so kurzer Zeit weiterlaufen konnte und durch ihr besonnenes Handeln nicht mehr Schäden, vor allem an Personen entstanden sind!
GUTRECTOMY sind ein weiterer Vertreter der Slam-Death-Metal Szene. Was die Jungs und Mädels auf der Bühne instrumentell und gesanglich abreißen macht echt was her und den Fans vor der Bühne tierischen Spaß. Die Stimmung ist wirklich gut und die Band hat auf jeden Fall Bock auf den Gig. Ich persönlich kann mit dem Gequieke und Gegroove leider wenig anfangen und von übersexualisierten Songtiteln wie „Midget Facefuck“ mag jeder halten was er möchte. Dem Publikum gefällts und ich schleiche mich klammheimlich Richtung Ausgang.
Auf ANAAL NATHRAKH freute ich mich ganz besonders. Nach der Zwangspause durch den Hurricane der Schlotheim kurzzeitig in Staub hüllte, verspäteten sich alle Bands und auch die beiden letzten Bands mussten ihre Slots tauschen. Nichtsdestotrotz überzeugten ANAAL NATHRAKH von der ersten Sekunde an. Es gibt selten Bands, die die Hörer so an ihre Grenzen bringen wie diese Ausgeburt der Hölle. Die Mischung aus Black Metal, Grindcore, Death Metal, Operngesang, Electro Beats und dämonischem Gekeife schockierten im Publikum definitiv den ein oder anderen Fan. Glücklich bemerkte Sänger Dave Hunt das neue Backdrop auf der Bühne, dass die Band als neue Anschaffung selbst noch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Die alten Songs konnten wie immer überzeugen aber auch die neuen Songs vom im Herbst erscheinenden Album „A New Kind Of Horror“ ballerten mir alles aus dem Gesicht. Besonders die gesampelte Maschinengewehrsalve im Song „Forward“ wurde live stimmungsvoll umgesetzt. Dieser Auftritt wird mir lange im Gedächtnis bleiben.
EVIL WARRIORS aus Leipzig spielen eine Mischung aus Black und Thrash und wissen von der ersten Sekunde an zu überzeugen. Das stimmige Licht und die tiefdüstere Atmosphäre ziehen die Fans schnell in den Bann und lassen die Zeit wie im Fluge verrinnen. Der Sound ist für Zeltverhältnisse relativ dumpf, das pendelt sich aber nach einiger Zeit ein und lässt die großartigen Gitarrenmelodien in vollem Glanz erstrahlen. Die Truppe wird auf jeden Fall noch öfter auf meinem Plattenteller landen.
TOXIC HOLOCAUST sind live einfach eine Macht. Ich höre die Thrash-Granate um Joel Grind zuhause fast nie, aber wenn ich sie auf einer Bühne erwischen kann, bin ich immer vorne mit dabei. Crust, Thrash und Drumgeknatter hüllen Schlotheim in ein postapokalyptisches Bombenangriff-Szenario. Das Gaspedal ist durchgängig durchgedrückt und schubst mich aus meiner anbahnenden Müdigkeit. Zu meiner langhaarigen Zeit hätte ich mir die Seele aus dem Kopf geheadbangt. Gerne wieder!
CRESCENT aus Ägypten wissen wie atmosphärischer, melodiöser, schneller Death Metal klingen muss. Starke Riffs, gepaart mit stimmigen Gegrunze und einem Schlagzeug, dass sich nicht hinter anderen Szenegrößen verstecken muss, reihen sich nebeneinander ein. Man denkt natürlich direkt an Nile, aber dieser Vergleich hinkt ein wenig. CRESCENT wissen auf eigene individuelle Weise zu überzeugen und erinnern mich musikalisch eher an polnische Genregenossen wie Behemoth oder Hate. Das diesjährig erschienene Album „The Order Of Amenti“ ist ein glasklarer Kauftipp.
REVENGE waren mir vorher nur von Erzählungen ein Begriff, da ich aber auf stumpfe Bands stehe, habe ich mir einige Tage vorm Party.San mal einige Stücke angehört und war echt gespannt. Nach dem Motto Stumpf, Stumpfer, Revenge ging auch der Gig los. Die ersten 2-3 Songs hauen mich voll von den Socken, danach dümpelt es irgendwie relativ langweilig weiter. Hier wird live komplettes Armageddon zelebriert, dass aber leider den Spannungsbogen nicht über länger als 10-15 Minuten halten kann. Für eingefleischte Fans ist dies bestimmt eine Offenbarung, mich zieht es leider nach einiger Zeit wieder in ruhigere Gefilde an die Theke zum Biernachschub.
ENDSEEKER verfolgen mich in den letzten Monaten wo ich gehe und stehe. Im Internet, auf Konzerten und auch in Magazinen hört man immer wieder von der Truppe aus Hamburg. Angeschwedeter Todesblei walzt nach einer etwas zu langen Umbaupause auf mich zu und lässt mich in Nostalgie schwelgen, zu Zeiten, in denen ich fast ausschließlich Death Metal gehört habe. Ich war in den letzten Jahren von der wieder aufkommenden Welle von deutschen Death Metal Bands etwas genervt, aber ENDSEEKER machen Bock auf mehr. Das Songwriting ist grandios und nicht zu verkopft, der Sound ist granatenstark und fesselt mich komplett. Nach dem Auftritt gehe ich glücklich an die Theke.
EMPEROR und Master´s Hammer mussten aufgrund von weiteren Verpflichtungen und der verschobenen Spielzeiten die Slots tauschen. Das kam mir sehr gelegen, da ich schon ziemlich erschöpft von den hohen Temperaturen am Donnerstag war. EMPEROR durfte ich vorher schon zwei Mal live erleben, einmal auf dem Wackener Reunion Gig im Jahre 2006 und auf dem Wackener 20 Jahre „In The Nightside Eclipse“ Gig. Beide Male konnten sie mich persönlich überzeugen und das endete auf dem diesjährigen Party.San nicht. Man mag über die Songauswahl streiten, und „In the Nightside Eclipse“ ist zwar immer noch mein persönlicher Favorit, aber durch „I Am The Black Wizards“ kam ich auch da am Ende noch auf meine Kosten. Dennoch kam nach dem Party.San „Anthems To The Welkin At Dusk“, dass komplett dargeboten wurde, wieder öfter auf den Plattenteller und konnte mich mittlerweile auch packen. Der Sound war mittlerweile durch den abklingenden Sturm auch wieder im Rahmen und ich finde Ihsahn als Frontmann immer noch höchst sympathisch. In den cleanen Parts kam er stimmlich mittlerweile an seine Grenzen aber das machten die perfekte Instrumentalisierung um Längen wieder wett. Alles in allem ein solider Party.San-Gig ohne Überraschungen der vom Publikum mehr als positiv aufgenommen wurde.
MASTER´S HAMMER müssen wegen Sturmwarnung und Headliner Tausch leider auf den letzten Slot ausweichen. Kurz vor 1 Uhr nachts geht es dann los und die Tschechen betreten die Bühne. Sie haben ihr erstes Album bereits herausgebracht, als es die meisten anderen großen Black Metal Bands noch gar nicht gab. Nach Emperor waren wir allerdings so platt, dass wir von den Urgesteinen nur noch den Beginn mitbekamen. Die Bühne war jedoch wirklich geil hergerichtet und auch die Kleidung der Herren war zwar für Black Metal untypisch aber passte hervorragend zum Gesamteindruck. Wir wären gerne noch geblieben, aber unsere Körper verlangten nach einer Zahnbürste und einem Schlafsack um sich für den nächsten Tag auszuruhen.
Freitag
Party.San, Freitagmittag, Esmiralda hat schon zum Angriff geblasen, ein Stück Fleisch und mindestens 2 Becher Hochprozentiges wurden bereits geschluckt.
Dann folgt immer Geballer von der lustigen Sorte.
Dieses Jahr: GUINEAPIG.
T-Rex, Lauch, Seifenblasen und Konfetti ringen im Pit um Aufmerksamkeit und auf der Bühne wird über Bakterien, Krankheiten und Körperflüssigkeiten abgekotzt! Jedes Jahr wieder eine Freude und für die Truppe vom Amboss absolutes Pflichtprogramm, wunderschöner Einstieg in Tag 2 des Festivals!
Als zweite Band des Tages entern THE COMMITTEE die Bühne. Der Auftritt wird mit einer von Hand betriebenen Sirene eingeleitet und dann geht das Double-Bass-Gewitter auch schon los. Der doomige Black Metal wird von sehr atmosphärischen Gitarren getragen während der Sänger Parolen gegen den Kapitalismus und andere Ungerechtigkeiten von seinem Rednerpult krächzt. Der Bassist streut immer wieder interessante Soli ein. Die uniformierte Truppe, sie tragen Sturmhauben, schwarze Hemden und schwere Stiefel, kommen beim Publikum sehr gut an. Das macht sich auch beim Merch-Verkauf bemerkbar. So schaffe ich es nicht, mein leider in der falschen Größe gekauftes Longsleeve ein wenig später gegen die richtige Größe zu tauschen, weil einfach alles weg ist. Wenigstens sind die Verkäufer so nett und nehmen das Longsleeve zurück und geben mir mein Geld zurück. Ein Lob hierfür! Diese Band war ein echter Volltreffer, Sieg auf ganzer Linie würde ich sagen.
Die Franzosen von BENIGHTED, die im Black Metal starteten, aber jetzt im Deathgrind zu Hause sind als Nummer 3 auf der Tagesliste. Gegurgel und Gekeife über Groove aber auch rücksichtslose Blastbeats lässt viele Herzen höher schlagen und Matten rotieren. Richtig viel Freude kam bei dem Sepultura-Cover „Biotech Is Godzilla“ auf.
PILLORIAN durfte ich bereits in Münster vor 2-3 Jahren live erleben und da haben sie mich echt überzeugt. Diesmal muss ich sagen, dass die Atmosphäre durch die Spielzeit einfach nicht überspringen will. Es ist hell, warm und der Sound ist aufgrund des Windes weit mehr als schlecht. Man hört weder die starken Gitarrenriffs noch den Gesang ordentlich heraus. Aufgrund aktueller Umstände kann man auch getrost sagen, dass ich in Zukunft keine Konzerte von Personen mehr besuchen möchte, die Antisemitismus witzig finden, aber die Band hat sich ja eh aufgelöst, aufgrund von Frontmann John Haughms offensichtlicher Dummheit.
Die Japaner COFFINS können in 22 Jahren 4 Alben, unschlagbare 21 Splits und andere Veröffentlichung vorweisen. Sie verbinden Death und Doom zu einer massiven Walze. Die Probleme mit der Gitarre bzw. ihrem Sound bringt die sympathischen Jungs nicht aus der Ruhe und sie ziehen ihren Gig einfach weiter durch. Kult!
Danach gibt es dann Kontrastprogramm. RAM aus Schweden schnallen sich ihre Nieten um und überzeugen dann mit Posing und klassischem Heavy Metal. Eine „richtige“ Heavy Metal Band ist ja auch immer dabei und RAM wissen diesen Spot sehr gut zu füllen. Sie kommen gut an und präsentieren Songs von allen Alben, aber spätestens bei „Gulag“ vom aktuellen „Rod“ ist auch das weiter entfernte Publikum infiziert. Man konnte nicht so überzeugen wie Night Demon es damals geschafft haben, aber trotzdem Respekt!
Die Black/Deather GOATH aus Nürnberg lassen gar nichts anbrennen. Da wird geballert bis Satans Hausarzt kommt. Verschnaufpausen gibt es kaum in dem Hochgeschwindgkeitsrausch, der gerne mal an Bands wie z.B. Belphegor erinnern mag. Für mich kein Dauerbrenner, aber das war definitiv ein amtlicher Abriss, inklusive Raserei und Blut!
Ich bin seit eh und je THE BLACK DAHLIA MURDER Fan. Seit „Unhallowed“ lassen sie mich einfach nicht mehr los und haben meiner Meinung nach immer konstant, mal etwas mehr, mal etwas weniger, gute Alben veröffentlicht. Ich habe sie schon einige Male live gesehen und es war mir immer ein Fest. Also freute ich mich ganz besonders auf diesen Auftritt. Im Vorfeld des Auftritts hörte ich immer mal wieder Sachen wie „Bäh, geh mir wech mit Black Dahlia Murder. Scheiss Metalcore“ und ähnliches. Zu blöd, dass ihnen das immer noch nachhängt, da sie vor Jahren oft mit solchen Bands unterwegs waren. Dabei ist das totaler Quatsch. Während des Auftritts werden dann aber auch die größten Zweifler eines besseren belehrt. Der melodische, pfeilschnelle, schwedisch angehauchte und arschtight gezockte Death Metal trifft voll ins Schwarze. Sänger Trevor animiert wild gestikulierend die Menge, der Saitenabteilung sieht man die Spielfreude förmlich an, der Drummer, welcher soweit ich weiß mittlerweile der fünfte ist, feuert aus der Schießbude, dass Esmeralda neidisch wird. Hier bleibt kein Stein auf dem anderen, die Matten fliegen in den vorderen Reihen als gäbe es kein Morgen und so mancher Fan guckt seinen Nachbarn entgeistert an als wollte er sagen: „Scheisse alter! Wie geil sind die denn?“ Wiedermal ein richtig guter Auftritt der Symphatiebolzen um Trevor Strnad und ich sag’s nur ungern, aber: Hab ich doch gewusst!
Setlist: Widowmaker, Of God And Serpent, Of Spectre And Snake, Matriarch, Nightbringers, Jars, Kings Of The Nightworld, Catacomb Hecatomb, As Good As Dead, The Lonely Deceased , On Stirring Seas Of Salted Blood, Everything Went Black, Statutory Ape, Deathmask Divine
Auf ULTRA SILVAM aus Schweden freute ich mich. Ihre Demo von 2017 konnte absolut punkten. Aktueller Black Metal mit viel oldschooligem Einschlag und auch experiementierfreudig. Das Tempo variiert aber trotzdem klingt immer alles ordentlich böse. Meiner Meinung nach sollte hier jeder mal ein Ohr riskieren. Mich hat es gepackt!
Die Thüringer Lokalmatadore von DESERTED FEAR durften nach 2015 Jahr erneut und damit bereits zum dritten Mal ran.
Auch dieses Mal verging ihnen das Grinsen nicht, das scheint die Band also einfach so drin zu haben. Dieses Mal gab es ordentlich Pyroffekte dazu, die zwar nicht immer auf den Punkt kamen, die Band aber dadurch noch sympathischer machte, da Sänger Manuel das Ganze mit: „Das war jetzt so aber nicht geplant. Guckt sich das noch einer an, oder muss ich heute sterben? Naja scheiß doch drauf, nächster Song!“ kommentierte. Der Sound war mega, die Jungs sind sowieso super und auch musikalisch wissen sie zumindest live jedes Mal zu überzeugen. Heißer Scheiß!
SKELETHAL aus Frankreich ließen wir uns aufgrund von einigen Dates mit alten Bekannten in Verbindung mit selbst gemachtem Eierlikör am Ambosscamp entgehen, was aufgrund des Massakers, welches vertont vom Zelt herüberschwappte, wohl nicht die allerbeste Idee gewesen ist. Aber auch das gehört zum Festival dazu, sich später ärgern, dass man gewisse Bands nicht gesehen hat.
Die Mitbegründer des groovigen Thrash, EXHORDER, haben sich mal wieder zusammengetan um ihre 2 Kultalben, die beinahe schon 30 Jahre auf dem Buckel haben, in die Menge zu prügeln. Das taten sie dann auch ohne Rücksicht auf Verluste. Ich persönlich konnte nicht so viel damit anfangen, aber das Publikum vor der Bühne sah sehr angetan aus.
Eine der Bands, auf die ich mich am meisten gefreut habe, waren die Senkrechtstarter von THE SPIRIT, deren Debüt 2017 bei mir voll eingeschlagen hat. Die Zeltbühne war fast durchgängig in rotes Licht gehüllt, nur weiß und lila/blau wollte konkurrieren. Das Album wurde bis auf einen Song komplett dargeboten und die Masse hat es gefeiert. Das mit dem Geheimtipp hat sich mit diesem Auftritt und der Tatsache, dass das Album über Nuclear Blast neu aufgelegt wurde definitiv erledigt. Ich war vom ersten bis zum letzten Song geflasht und so sah es auch in vielen anderen Gesichtern aus. Abgeliefert… THE END IS NEAR!
UNLEASHED sind eine Band, die mich meine gesamte Festivalkarriere begleitet. Ich habe sie schon einige Male gesehen und kann sie jedem Fan von Old-School Schweden Death ans Herz legen. Es ist aber so, dass es natürlich auch Tagesform abhängig ist und hier macht sich bei mir einfach keine Begeisterung breit. Dies liegt definitiv nicht an den Schweden, da sie enthusiastisch und professionell ihre Songs herunterbolzen.
BLOOD INCANTATION wurde mir im Vorfeld einige Male ans Herz gelegt und so stand ich schon 10 Minuten vor Beginn des Sets sehr weit vorne. Oft werden große Erwartungen ja enttäuscht, aber in diesem Fall nicht. Geiler Sound, geile Atmosphäre und geile Songs. Ich weiß bis heute nicht, wie eine Band es schafft einen über 15-Minuten Death Metal Song zu schreiben, der in keiner Sekunde langweilig wird. Hier muss wirklich jeder Death Metal Fan einfach nur abfeiern. Ganz großes Kino!
2018 sollte den 5. Party.San-Auftritt der amerikanischen Hackschnitzelfabrik DYING FETUS darstellen. Ich sehe mir die Truppe immer wieder gerne live an, um mich von solch einer Wand einer 3-Mann-Combo wegblasen zu lassen. Allerdings kann ich die grenzenlose Begeisterung meines Cousins jedes Mal wieder nicht 100%ig nachvollziehen. Der Sound drückt wie eh und je, die Truppe spielt technisch einwandfrei und die alten Songs wie “Kill Your Mother, Rape Your Dog” packen auch mich. Aber das neue Material bringt mich immer an meine Grenzen. Vor der Bühne ist es aber wie immer rappelvoll und die Meute feiert die Band. Zu Recht, auch wenn es nicht so ganz mein Ding ist.
VENOM werden neben Bathory und Celtic Frost/Hellhammer immer als eine der größten Bands der 1. Wave of Black Metal gezählt. Das schraubte meine Erwartungen an diesen Auftritt natürlich sehr hoch. Grade die ersten drei Alben höre ich zu Hause oft und gerne. Der Auftritt geht gut los und man hat das Gefühl alle Musiker haben Bock auf das Konzert. Das Bühnenbild mit Licht und Pyros gefällt mir gut. Doch dann wird das Konzert unterbrochen und der Schlagzeuger erzählt gefühlt 2 Stunden lang, dass er verletzt ist und sein Techniker für ihn einspringen muss. Danach spielen sie gefühlt nur noch neuere Songs, was ja auch ok ist, aber dass ist nicht was ich von einem „Special Set“ erwartet hatte. Die Zugabe bekomme ich dann nur noch vom Zelt aus mit. Schade!
Setlist: Black Metal, Welcome To Hell, Bloodlust, 100 Miles To Hell, We The Loud, Long Haired Punks, The Death Of Rock ‚N‘ Roll, Smoke, Buried Alive, The Evil One, Countess Bathory, In Nomine Satanas, Pedal To The Metal, Hammerhead, Warhead, Zugabe: Rise, In League With Satan, Witching Hour
Samstag
GORILLA MONSOON waren mir schon lange ein Begriff, habe sie aber bis zum Party.San 2019 nie live erleben dürfen. Mich wunderte ihre Spielzeit etwas, da morgens eher „seichtere“ Kost a la Cashley, Cowboy Bob oder Asomvel präsentiert wird, zum „Wachwerden“ sozusagen. Aber GORILLA MONSOON funktionierten auch neben den echt geilen „Wachmacher“-Bands die letzten Jahre sehr gut. Doom, Stoner und eine gewisse Prise Räudigkeit im positiven Sinne packten mich direkt und ließen mir das erste Bier direkt viel besser schmecken. Wird auf jeden Fall auch zuhause öfter gehört werden!
Nachdem der morgendliche Gruß von der Zeltbühne verklungen war, gab es dann wieder Gegurgel und Party von der Hauptbühne. RAZORRAPE aus Schweden waren sonst immer selbst als Gäste auf dem Party.San, aber dieses Mal standen sie dann auf der Bühne und durften den dritten Tag eröffnen. Eine Mischung aus Death Metal und Goregrind versüßte uns die Mittagsstunde und stimmte uns auf den letzten Tag des Festivals ein. Tanzen, lachen und den Pegel hocharbeiten war angesagt.
Zwei Jahre nach ihrem Party.San-Debüt durften GRAVEYARD aus Spanien dann auf der Hauptbühne ran. Gut dargebotener Old School Death, der eigentlich zünden müsste, wusste heute die Masse nicht so ganz zu packen. War zumindest mein Gefühl, auch wenn die Jungs wirklich alles gaben und mehr Applaus verdient hätten.
Auf WOLFHEART hatte ich mich eigentlich gefreut, aber da sich grad wirklich tolle Gespräche entwickelt hatten, mit Leuten, die wir lange nicht gesehen haben, ließen wir gleich auch noch, die für uns nicht packenden HARAKIRI FOR THE SKY zugunsten dieser Gespräche sausen und hörten uns das Ganze vom Zeltplatz aus an. Nachher habe ich mich ein bisschen geärgert WOLFHEART nicht gesehen zu haben, aber unsere Runde und die Gespräche waren es wert.
CARPATHIAN FOREST hingegen waren eine absolute Pflichtveranstaltung. Sie boten mit einer Coverversion von Turbonegro und einer von The Cure plus viel Black´N´Roll zwar etwas anderes, als ich erwartet habe, aber die Jungs waren so wunderbar ANTI, dass es schon wieder Spaß gemacht hat. Oh sorry, darf man bei Black Metal natürlich nicht sagen…
Die Kluttruppe EXCITER aus Kanada sollte ein besonderes Set vorbereitet haben. Die Setlist bestand aus Songs ihrer ersten 3 Alben. „Heavy Metal Maniac“, „Violence And Force“ und „Long Live The Loud“, alle in der ersten Hälfte der ´80er erschienen. Irgendwie komisch eine Truppe zu sehen, die ihre Alben kurz nach dem eigenen Geburtstag veröffentlich hat, aber die Band muss man mal gesehen haben, auch wenn ich dadurch jetzt nicht ein Fan von ´80er Speedmetal geworden bin. Das die Jungs in die Jahre gekommen sind konnte man sehen und hören, aber das tat dem Gig keinen Abbruch!
HIEROPHANT habe ich vor einigen Jahren mal im Bremer Tower gesehen und war von der starken Mischung aus Crust, Death Metal und Chaos direkt überzeugt. Umso mehr freute ich mich auf den Gig auf dem Party.San. Musikalisch war der Gig auch genau meine Baustelle, musste nur mit Enttäuschung feststellen, dass deren sehr charismatischer Sänger leider nicht mehr Teil der Band war. Schade. Alles in Allem aber trotzdem ein starker Auftritt, der besonders auf der Zeltbühne gut funktionierte!
Das die Amis von SADISTIC INTENT nie so richtig groß wurden, obwohl sie im Underground schon lang Kult sind, könnte daran liegen, dass sie in ihren „lediglich“ 31 Jahren kein Album veröffentlicht haben. Ich allerdings finde ich diesen Umstand total geil und der Underground würdigt sie ausreichend. Die Truppe, die für ihre Live-Auftritte bekannt ist, legte dann auch eine Meuchelei auf die Bretter, die sich sehen lassen konnte. Wundert mich, dass die Jungs noch nicht früher gebucht wurden.
Im Zelt gab es dann auch Old School Death Metal. Diesmal aus der Türkei von ENGULFED.
Da konnten wir nicht so gepackt werden und freuten uns über einen weiteren Becher hochprozentiges und selbstgemachten Eierlikör am heimischen Zelt!
PESTILENCE sind Kult und ja, Martin van Drunen war auch mal dabei. Jetzt ist seit Ewigkeiten natürlich schon der Pferdeschwanz-Irokese und das letzte Originalmitglied Patrick Mameli mit seiner seltsam anmutenden Gitarre am Mikro. Und den Spagat zwischen markanten Growls und Griffbrettgewichse bekommt er auch wunderbar hin. Der gute Sound trägt dazu bei, dass das Publikum kräftig auf den Death/Thrash abgeht. Guter Gig!
OBSCENITY aus Oldenburg, feiern bald ihren 30. Geburtstag und gehören damit zu Deutschlands ältesten Todesbleikombos. Da Oldenburg um die Ecke liegt und ihr neuer Sänger, Manuel, der auf dem aktuellen Album seinen Einstand gegeben hat, quasi fast in der Nachbarschaft wohnt, war die Zeltbühne Pflicht! Die Band war anscheinend auch für viele andere, auf ihrer Liste markiert, denn als wir das Zelt betraten, war schon kein Durchkommen mehr nach vorne. Und das auch völlig zu Recht. Alter, was für eine Walze! Guter Sound mit viel Druck und der recht technischer Death, welcher aber auch simple Punkte aufweisen kann, passten super zusammen. Ich wurde wirklich überfahren!
Auf TRIBULATION war ich gespannt. Ihr letzter Auftritt auf dem Party.San hat mir die Band extrem schmackhaft gemacht. Auch wenn ich mir ihren Vampire Rock auf Platte eher schwer geben kann, halte ich sie live für eine wirklich große Band. Das Vampirthema wird auch in der Schminke umgesetzt. Der theatralische Ausdruckstanz des Gitarristen ist immer eine Freude und die Abwechslung zum Geballer tut auch immer gut. Leider waren dieses Mal Tonprobleme beim ersten Song zu verzeichnen, die das Ganze aber nicht trüben konnten. Wunderbar zum Hinhören, toll zu fotografieren. Live immer wieder gerne auf dem Party.San!
Da unsere Kräfte langsam schwanden, setzten wir bei ESSENZ kurz aus, um für den Rest des Festivals etwas Kraft zu tanken, aber auch den Pegel wieder etwas nach oben zu schrauben. Die Berliner Mischung aus Black und Doom schien aber gut angenommen zu werden, zumindest klang positive Publikumsrückmeldung von der Zeltbühne an unsere Ohren!
Die bekloppten „Mexikaner“ von BRUJERIA habe ich ja nun schon einige Mal live sehen dürfen und ich muss definitiv sagen, dass mich bis jetzt jeder Gig gekickt hat. Auf Platte gebe ich mir die „Supergroup“ eher selten, aber live ist die Mischung aus Death Metal und Grindcore plus das Image einfach immer wieder ein totaler Brainfuck! Die harten Gitarren und der groovige Anteil, packen mich dann immer total. Da ich absolut nicht mehr nüchtern war, lief ich noch während der Show direkt zum Merch und rief anscheinend verständlich genug, dass ich jetzt sofort so ein Scheiß-Shirt brauche. Zumindest habe ich eins mitgebracht!
Geiler Sound, gute Stimmung und der passende Moment machten auch diesen Auftritt zu einem Freudenmoment für mich.
Auch POSSESSION aus Belgien waren eine Band auf die ich mich schwer gefreut habe. Und dann durften sie noch als Headliner im Zelt das Festival in jenem beschließen. Völlig zu Recht wie sich herausstellte. Ich habe selten eine so geil dekorierte Bühne gesehen. Alles voller Kerzen und Räucherwerks. Ein Tisch der wie ein Altar mit Kerzenständern, Räucherkram und Tierschädeln dekoriert war. Genau mein Ding. Dann kam die Band noch blutverschmiert auf die Bühne und zack, war ich totally in love with POSSESSION! Musikalisch an alte Darkthrone angelehnt kann man bei mir natürlich auch nichts falsch machen und schon war ich mitten drin in einem der besten Auftritte des Festivals! Der Sound und das Licht passten super und die Musik in Verbindung mit der Bühne war perfekt! Wer die Band noch nicht kennt sollte unbedingt ihr Debüt „Exorkizein“ von 2017 testen! Mega!
TANKARD sind eine der Bands, die ich nie zu Hause höre und von denen ich auch weder Merch noch Tonträger besitze, ich aber live immer wieder überrascht wie flott und thrashig sie unterwegs sind. Durch das ganze Alkohol-Party Image, denke ich irgendwie immer an so blöde Bands wie J.B.O., das tut Tankard aber einfach großes Unrecht. Live sind sie einfach eine super 80er Thrashkanone, die sehr viel Spaß macht.
WATAIN konnten mich damals in Wacken auf der kleinen Zeltbühne völlig umblasen. Alle Auftritte danach konnten irgendwie nicht zünden, aber 2018 auf dem Party.San sollte es dann wieder soweit sein! Das aktuelle „Trident Wolf Eclipse“ hatte mich schon völlig angefixt und ich wusste im Vorfeld, dass ich dieses Mal bedient werden würde. Das Album war dann mit 3 Tracks natürlich auch am stärksten vertreten. „Lawless Darkness” war mit 2 Stücken dabei und alle anderen Alben wurden auch mit jeweils einem Lied bedacht. Wer WATAIN noch nicht gesehen hat, dem sei gesagt, dass es im Black Metal kaum eine geilere Ausstaffierung der Bühne gibt. Viel Feuer, umgedrehte Kreuze, Blut und viel rotes Licht. Das Konzert wird wie eine Messe mit Feuer eingeleitet und auch zelebriert. Absolut sehenswert! Der Sound passte, ich war endlich wieder gepackt und auch die meisten anderen konnte man ansehen, dass sie berührt waren. Die Band hat sich mit dem Album und dem Auftritt wieder tief in mein Herz befördert. Das war der perfekte Abschluss für ein tolles Festival!
Setlist: Stellarvore, Devil’s Blood, Malfeitor, Nuclear Alchemy, Furor Diabolicus, Outlaw, Sacred Damnation, On Horns Impaled, Waters Of Ain
Fazit
Was soll man da noch sagen, eigentlich wissen wir immer im Vorraus, vom Party.San nicht enttäuscht zu werden. Unser 10. Besuch hat sich wieder mehr als gelohnt. Tolles Festival, tolle Leute, tolle Stimmung! Abgrundtief geile Auftritte von kleinen und großen Bands auf beiden Bühnen. Hier stimmt für uns einfach alles. Einstellung, Preise, Musikrichtung, Stimmung, Größe der Veranstaltung! Hier nochmal ein Extralob an den Superumgang wir dem Sturm. Andere Festivals hätten damit sicherlich ein größeres Problem gehabt! Wir freuen uns riesig auf die 25. Ausgabe des Party.San in 2019. Wir sind auf jeden Fall dabei!