LIVEBERICHT

MR. IRISH BASTARD + THE BUTLERS :: Verkehrte Welt


Musikzentrum in Hannover am 18.02.2011
(Fotos by Chris)-

Die lustigen Bastarde mausern sich langsam aber sicher zu einer der Bands, die ich am häufigsten live gesehen habe: zum vierten Mal geben wir uns die Rabauken und dennoch sind die Vorzeichen eher mau: arschkaltes Wetter, Erkältung und irgendein Körperzustand zwischen Winterschlaf und Frühjahrsmüdigkeit macht uns etwas zu schaffen, aber dennoch cruisen Michi, Kathi und ich erst einmal zu Holger und Anett und machen uns dann Richtung Landeshauptstadt auf, wo wir dann im Verlauf des Abends auf Rouven und Sandra treffen.

Heute spielen im Vorprogramm THE BUTLERS aus Berlin. Ska ist nicht unbedingt meins und so bin ich als Kuttenträger mit breitgefächertem Musikgeschmack dennoch gespannt, was uns die Bande bringt. Als wir um 20.33h die Halle betreten spielt auch schon die Band. Ähm, Moment mal! Die sehen ja genau wie die Jungs und Mädels von MR. IRISH BASTARD aus! Witzig! Und die spielen auch noch „Irish Rover“, das ist ja mal untypisch für eine Berliner Ska-Band! Aber…häh?! Verdammich! Das SIND MR. IRISH BASTARD! Na, da haben sie wohl den Kürzeren gezogen oder beim Würfeln verloren?! Naja, es gibt im Leben immer Entscheidung, die Außenstehende nicht nachvollziehen können und das ist so eine.

Nun gut, ohne Wartezeit geht es also ins Getümmel. Aber was ist das denn? Kein Getümmel? Die Anwesenden halten respektvollen Abstand zur Bühne, so dass wir eigentlich mit dem Fiat Panda direkt vor der Bühne hätten einparken können, ohne jemanden zu anzurempeln. Aber MR. IRISH BASTARD wären nicht MR. IRISH BASTARD, wenn sie die Meute ab der zweiten Hälfte des Gigs, der insgesamt ca. 80 Minuten ging, nicht knacken würden! Allerdings muss der alte Showbusiness-Hund The Irish Bastard tief in die Trickkiste greifen, um das zu bewerkstelligen. Von da an geht es aber viel besser zur Sache, was das Publikum betrifft und es wird getanzt. Auch die reichlich eingebauten Mitmachspielchen entwickeln sich zu einem Eisbrecher und mir kommt es so vor, als dass die Leutchen alle lautstark mitsingen und schon hat man das Gefühl, einen würdigen Rahmen für eine MR. IRISH BASTARD-Show zu haben!

An der Mucke liegt es jedenfalls nicht, denn die haut dich live jedes Mal aus den Socken und vor allem eine Sache macht einen Gig der BASTARDS definitiv erlebenswert: der Spaß! Du siehst der Band in jeder einzelnen Sekunde den Spaß am Spielen an! Sie lachen, wirbeln über die Bühne, keiner steht still und die Energie überträgt sich dann logischer Weise auch auf Publikum. Sogar auf das Hannoveraner!
Wer es übrigens noch nicht vernommen hat: das aktuelle Album „A Fistful of Dirt“ ist ein Highlight! Es ist mein moderner Klassiker der Neuzeit. Ein Album, welches ich immer lieben werde. Dementsprechend bin ich froh, das eine oder andere Highlight von dem Album zu hören. Aber auch die älteren Songs und Covers knallen wie irischer Whiskey, den sich Gran E. Smith (banjo, mandoline) gerne genehmigt. Und ein anständiges Foto von Boeuf Strongenuff zu bekommen ist unmöglich, da er so schnell unterwegs ist, dass die Kamera ihn beim Spielen gar nicht einfangen kann. Verstärkt wird die Kernband (der auch Lady Lily (tinwhistle) und Trommeltier Ivo Knivo angehören) wieder von den „Travelling Bastards“ Itchy Quetchy am Akkordeon und Gitarrist P., ohne die eine ordentliche Show für mich gar nicht mehr denkbar wäre.
Ich könnte euch die Setlist jetzt vorlesen, aber das spare ich mir, denn egal welcher Song von welcher Scheibe: alles erlebst du so echt und hautnah, dass du auch einen Tag später noch lächelst, wenn du an den Gig denkst!
Auch wenn die Stimmung anfangs eher befremdlich war, hat sich der Gig prächtig entwickelt und man kann getrost davon ausgehen, dass die Leute, die nicht wegen der BASTARDS gekommen sind, danach selber als kleine Bastarde nach Hause gehen.


Nun gut, kommen wir kurz und schmerzlos zu THE BUTLERS. Eine Band, die sich 25 Jahre am Laufen hält, verdient Respekt, soviel ist sicher. Aber würde ich das Kleidungskonzept des Sängers aufgreifen wollen, würde es nur schwarz und weiß geben. Gut und böse, toll und schlecht… Schlecht ist da ein ganz passendes Stichwort. Die Mucke ist voll nicht mein Ding, nervt und der Sänger tobt zwar über die Bühne versprüht aber keinerlei Charisma. Wobei die Bläser und vor allem die Orgel mir Spaß bereiten könnten.

Michi und ich fragen zwar noch mal bei den BASTARDS nach, die ihren Merchstand übrigens selbst betreiben, ob die Chance besteht, dass man die Bühne noch mal entert und für Spaß sorgt, aber das wird wohl nichts mehr. Nun gut. Nach kurzer Zeit entschließen wir uns, wie überraschender Weise viele andere, den Weg nach Hause anzutreten. Und plötzlich macht die „Opener-Rolle“ von MR. IRISH BASTRD Sinn, denn so muss man sich nicht durch ein komplettes BUTLERS-Konzert quälen! Fette Idee der Konzertplaner! Schönen Dank!
Um kurz nach Elf sitzen wir schon wieder im Auto und auch wenn das heutige Konzert etwas kurz war und wir beinahe doppelt so lange auf der Straße, wie in der Konzerthalle waren, hat sich jede Sekunde gelohnt. Und falls es einen da draußen gibt, der meine Begeisterung nicht hat erlesen können: wenn MR. IRISH BASTARD eine Show in eurer Nähe spielt: geht verdammt noch mal hin, habt die besten anderthalb Stunden des Monats und geht glücklich nach Hause. Tourdaten und alles andere findet ihr am besten hier: www.mririshbastard.com.
Nicht nur mein, sondern unser aller Dank geht an Jan und den Rest der Bande! Danke! (chris).