LIVEBERICHT

MIGHTY SOUNDS No.9 :: Ein Familienurlaubsbericht


Summer Ska Punk Rock’n’Roll Explosion, 19. – 21. 7. 2013, Tabor (CZ)
Text: Ludwig, © Fotos: Peter Hartmann, Vojta Florian, Pavel Moser & Michal Vaclavik
www.mightysounds.cz

Central Europe’s Legendary Festival“… Dass ich diesem Slogan der Veranstalter von vornherein nur zustimmen kann oder sogar muss, war mir im Angesicht des finalen Line-Ups von 110 Bands auf mittlerweile vier Bühnen sowie (ungezählten) zusätzlichen DJ-Acts und weiterem Live-/Rahmen-Showprogramm ohnehin schon im Vorfeld bewusst. Somit stellte sich für mich die Frage, ob man 2013 denn wieder nach Tabor fahren solle, von Anfang an nicht, der Besuch der mittlerweile neunten Ausgabe dieses Festivals war fixer Bestandteil meines Sommerplanes. Gesagt ,getan.

So ging es wie jedes Jahr bereits am Donnerstagmittag in Begleitung von drei guten Freunden, allesamt wie ich selbst Mitglieder der Army of Zombies, des offiziellen BZFOS-Fanclubs, ab durch das idyllische Waldviertel in Richtung Tabor. Ich hatte die zuversichtliche Hoffnung, beim nachmittäglichen Eintreffen am Ziel das schon aus den vergangenen Jahren bestens vertraute Bild eines noch beinahe jungfräulichen Festivalgeländes anzutreffen und somit ein – zugegeben extrem neugieriger – Augenzeuge des technischen Aufbaus von Bühnen und Gelände werden zu können. Weit gefehlt! Bei unserer Ankunft standen schon alle vier Bühnen komplett fertig vor uns, und auch die übrige Festival-Infrastruktur schien weitestgehend „Ready for Take Off“ zu sein… Klar, an der einen oder anderen kleineren Merch-Bude wurde schon noch geschraubt, aber das konnte meine technische Neugier natürlich nicht einmal im Geringsten befriedigen. Dennoch zu diesem Punkt mein Kompliment an die Veranstalter HPK-Productions s.r.o., die offensichtlich auch hinsichtlich der Aufbauplanung 2013 einen weiteren Schritt in die richtige, nämliche professionelle, Richtung getan haben. Respekt!

Da heuer im Vergleich zum Vorjahr schon viel mehr Festivalfans bereits am Donnerstag angereist waren – nach bescheidener Meinung des Autoren etwa doppelt so viele Donnerstag-Anreisende als im Vorjahr – braucht man auch über die am Donnerstag übliche „Mighty Sounds Warm Up – Party“ im einzigen, schon offenen Bierzelt wohl nur wenige Worte zu verlieren: Wie gesagt, annähernd doppelt so viele Personen stürmten das Partyzelt, es wurde ausgelassen abgefeiert bis in die frühen Morgenstunden, man tanzte auf den Tischen – und ja, so mancher Partybesucher „ließ schon am Donnerstagabend die Festivalhosen herunter“ und bekundete damit seinen offensichtlichen Feierwillen, obwohl das Festival offiziell noch nicht mal begonnen hatte. Ganz besonders freute mich, an diesem Abend auch schon Kay Natush zu treffen, unseren Pressebetreuer, da man so die allfälligen offiziellen Belange und Angelegenheiten gleich gemütlich beim ersten gemeinsamen Bierchen abklären konnte. Meinen Gruß an Kay an dieser Stelle!

Infolge der doch etwas länger andauernden Donnerstagnacht begann der Freitag nach viel zu kurzem Schlaf erst einmal sehr entspannt und gelassen im Backstage-Camp. Mittlerweile hatte sich auch Kay unserem Zeltlager im Bandbereich angeschlossen, und wie es sich geziemt, machte ich mich nach dem Aufstehen bei unseren unmittelbaren Zeltplatz-Nachbarn vorstellig, die sich als sehr sympathische und entspannte Camper entpuppten und gleich mal zu Kaffee und „Exquisitem Tafelwein im Tetra-Pack“ luden. Einen fetten Gruß an Sabine und Ingo nach Mannheim, es war mir ein Volxfest mit Euch! Ein paar Zelte weiter waren inzwischen auch unsere Prager Freunde von den ROCKET DOGZ am Backstage-Campingplatz eingeschlagen, sodass die ersten Freitagsstunden wie im Flug vergingen und eigentlich viel zu kurz waren. Nach einem Kaffee im Catering-Bereich und einer darauf folgenden ausgiebigen Stärkung durch Böhmische Küche am Festival-Gelände ging es dann auch schon zu den DISCOBALLS, der tschechischen Ska Band unseres PR-Betreuers Vitek Cernik, die als einheimische Band am Freitagnachmittag den Start-Slot auf einer der zwei Hauptbühnen bekommen hatten. Zumeist ein eher undankbarer Job, lösten die DISCOBALLS diese Aufgabe jedoch mit Bravour und brachten das mittlerweile doch allmählich eintrudelnde und immer zahlreicher vor den Bühnen erscheinende Publikum gleich mal in die richtige Partystimmung für das Wochenende.

Die Discoballs heizten dem allmählich eintreffenden Publikum gleich mal ordentlich ein.

Durch die Show der DISCOBALLS gepusht und guter Dinge ging es dann erst einmal wieder backstage, um ein paar Worte mit Vitek und der Band zu wechseln, mit den Bühnenmanagern und Verantwortlichen zu plaudern, die Securities zu begrüßen, sprich den von mir alljährlich so geschätzten Backstage-Smalltalk zu eröffnen – und natürlich auch um im Bandbierzelt die eine oder andere „Abkühlungs-Halbe“ zu genießen. Budweiser war ja auch dieses Jahr wieder einer der Hauptpartner der Veranstalter, meiner Meinung nach sehr begrüßenswert!

Die verbleibende Stunde Überbrückungszeit bis zum ersten Highlight am Freitag verkürzten uns THE MENZINGERS mit ihrem satten Punkrock aus den Vereinigten Staaten und dann war es endlich soweit…

THE CREEPSHOW, für mich der Haupt-Act des Freitags! Bei der kanadischen Punk’n’Roll Band war ich im Vorfeld etwas skeptisch gewesen, da ich meine Zweifel hatte, ob der Abgang von „Sarah Sin“ (Singer/Songwriterin Sarah Blackwood), nicht ein zu großes Loch in der Formation hinterlassen hätte, das eine neue Sängerin wohl nur schwer füllen könnte. Um mir eine wertfreie, unbelastete Meinung bilden zu können, hatte ich bewusst darauf verzichtet, mir allfällige Audio-Beispiele der „neuen“ CREEPSHOW vorweg anzuhören. Ich wollte die aktuelle Frontfrau „Kenda“, Kendalyn Legaspi, einfach das erste Mal live in der Runde ihrer kanadischen Jungs sehen und vor allem auch hören, um mir so mein Urteil zu bilden. — Und das war gut so! Ich sollte nicht enttäuscht werden: Bereits vor dem Gig, beim gemeinsamen Bier hinter der Bühne, konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Kenda irgendwie perfekt in die Runde passte, ja diese sogar noch sehr ausgewogen und im richtigen Maß ergänzte. Die gesamte Band als Gruppe von Menschen, die zusammen Musik machen, hinterließ bei mir ein äußerst ausgeglichenes, harmonisch rundes Bild; ein Umstand, der wahrscheinlich auch zu einem Gutteil dazu beitrug, dass das Mädel und die Jungs sich bestens gelaunt und spielfreudig präsentierten.

The Creepshow, bereits vor dem Gig bestens gelaunt. Nicht im Bild: Paddy McGinty, der schon ganz ‚hibbelig’ am Bühnenaufgang wartete.

Auf meine, aus privater Neugier gestellte, Frage, ob denn Kenda nicht ein wenig Angst habe, in die bekanntermaßen großen Fußstapfen, die Sarah hinterlassen hatte, zu treten, grinsten mich die vier Jungs nur an, während Kenda antwortete, ich sei bei Weitem nicht der Erste, der diese Frage stellen würde, und sie könne mir – wie allen anderen zuvor – nur versichern, dieser Gedanke sei gar nie aufgekommen, da sie von Anfang an nicht im Sinn hatte, Sarah „nur“ zu ersetzen, sondern schon mit dem Vorhaben in die Band gekommen sei, ihr persönliches, ganz eigenes Ding durchzuziehen, was auch ganz gut klappen würde, sehr zur Zufriedenheit der ganzen Truppe. Eine sehr positive Ansage, wie ich finde.

Beim Konzert sollte sich mir dann diese Ansage auch tatsächlich bestätigen: Unglaublich, was dieses kleine Energiebündel da, gleich einem Bühnen-Wirbelwind, auf die Besucher los ließ! Begleitet, umspielt und getrieben von top motivierten Bandkollegen sah man Kenda zwischendurch singend einen der vier Stützmasten des Bühnendaches hochklettern, um sie gleich darauf wieder am Absperrgitter des Pressegrabens vorzufinden, um so dem Publikum aus nächster Nähe einzuheizen, oder den Security ein wenig zu irritieren… Quod erat demonsdrandum: Hier ein ganz besonderes

Foto. Es stammt aus Kendas privatem Handy, wurde während des Auftrittes von einem Freund von ihr geschossen und auf Instagram von Kenda selbst mit folgender Aussage untertitelt: „The stage is my play place… And I always have fun!!“ Wie wahr! – Kenda, I really appreciate your permission to use the pic! Thx a lot!

Picture: Courtesy of Kenda Legaspie, with kind permission.

Dass die Kanadier mit ihrem Auftritt ab dem ersten Song das Publikum in ihren Bann gezogen hatten und für beste Stimmung im Auditorium sorgten, brauche ich dabei wohl nicht extra anzumerken, denke ich. Für mich sicherlich eines der Highlights des ganzen Festivals, unbestritten! Insgesamt kann man THE CREEPSHOW nur eine absolute Vollgas-Show attestieren, mit einer Vollgas-Frontfrau, und ihnen zur jetzigen Formation gratulieren – die im Übrigen auch durch Lead- Gitarrist Daniel Flamm, seit Kurzem full time member der Band, durchaus bereichert wird. Im Eindruck dieser Live-Show darf man sich auch auf das, jetzt im Herbst erscheinende, neue Studio-Album „Live After Death“ von THE CREEPSHOW freuen, so ganz nebenbei.

Eigentlich wären am Freitagabend unbedingt noch BOB WAYNE (Punkabilly, USA) und die UNHOLY PREACHERS (Punk/Rock’n’Roll, CZ) sowie gegebenenfalls PETER AND THE TEST TUBE BABYS (Punk, UK), THE SUBWAYS (Garage Punk, UK) und SMOKEY BASTARD (Celtic Punk, UK) auf meinem Plan gestanden, aber die ausgelassene Stimmung und das Abfeiern bei und mit THE CREEPSHOW und vor allem die Pit der unmittelbar folgenden kanadischen Hardcore Truppe COMEBACK KID ließen mich dann doch realistisch die Grenzen meines Alters erkennen, sodass ich mich stattdessen lieber gemütlich ins Bandbierzelt zurückzog. Soweit ich jedoch am nächsten Morgen von meinen Reisebegleitern Peter, Daniel und Werner in Erfahrung bringen konnte, waren alle oben erwähnten Bands bzw. deren Shows am Freitag durchaus sehenswert gewesen. Doch mehr dazu vielleicht an anderer Stelle in diesem Theater.

Die Pit bei Comeback Kid hat mir nach dem Abfeiern mit The Creepshow den Rest gegeben. Picture © by Vojta Florian.


Der Samstag begann für mich, bedingt durch die solchermaßen doch recht „sittsame“ Freitagnacht, relativ frisch und ausgeschlafen im Vergleich zu meinen Campingkollegen, die sich anscheinend nach den Konzerten die Nacht noch bis in die frühen Morgenstunden im Rude Boy Bierzelt um die Ohren geschlagen hatten. So blieb mir auch genug Zeit und Gelegenheit, bis die Burschen fit für neue Untaten waren, im mittlerweile ziemlich vollen Bandcamp umherzustreifen und dem nachzugehen, was ich bei derartigen Festivitäten beinahe am Liebsten mache: Backstage Smalltalk und Plaudereien mit diversen – in dem Fall hauptsächlich tschechischen, aber auch einigen internationalen – Bands, Bandmitgliedern, Supportern und Veranstaltern zu führen… Oder, um den Zwara, meinen Vize und Stellvertreter in der Army of Zombies, zu zitieren… „Social Networking auf Präsi Art“. Zugegebenermaßen ein kleines Steckenpferdchen von mir. Natürlich durfte dabei auch das eine oder andere Anstoßen, der eine oder andere Schluck Bier nicht fehlen, um freundschaftliche Bande zu stärken und diverse Vereinbarungen zu besiegeln. Ganz klar. Nachdem inzwischen auch meine Lagerkumpane wieder „frisch wie die junge FA“ waren, ging es bereits in den Mittagsstunden wieder hinter die Bühnen, da ich im Vorfeld des Festivals mit Vasilis Nikolos von den GANGNAILS aus Prag und Ati Edge von THE SILVER SHINE aus Ungarn ein Backstage-Bierchen vereinbart hatte. Beide Bands hatten ja auf derselben Bühne unmittelbar hintereinander Slots in den Nachmittagsstunden bekommen, also hieß es, dementsprechend früh im Bandbierzelt auf der Matte zu stehen. Doch selbst die relativ „unchristliche“ Uhrzeit konnte beiden, gleichzeitig eintreffenden Truppen nichts anhaben und deren offensichtlich gute Laune trüben, wie ich gleich beim Begrüßen feststellen durfte. Schön so, da schmeckt das gemeinsame Budweiser gleich noch besser.

Den Anfang dieses Konzertpaketes machten – als einheimische Band war das wohl gar nicht anders denkbar – die GANGNAILS mit ihrem von mir sehr geschätzten und trotz der relativ frühen Stunde bereits sehr satten, energiegeladenen Gute-Laune- Punk’n’Roll. Da ich die Jungs mittlerweile seit Jahren kenne, hatte ich mir aber auch gar nichts anderes erwartet, genau das hatte ich mir erhofft. Die GANGNAILS brachten gleich mal ordentlich Stimmung in den Samstagnachmittag und waren mit ihrer Show die perfekten Anheizer für das stellenweise noch etwas unausgeschlafen wirkende Publikum. Spätestens mit dem zweiten oder dritten Song war auch der letzte Hang Over-Kandidat wieder grinsend der Meinung „Let The Party Begin!“. Im Zurückdenken an ihre Show schicke ich hiermit mit einem fetten Grinsen im Gesicht ein lautes, dreckiges „ROKKEN ROIH!“ an Vasilis, Adam und die Jungs in Prag! Es war eine Monster-Party mit Euch, jederzeit gerne wieder!!

Die Gangnails, immer Garanten für eine gute, mitreißende Show.

Eigentlich sollte man meinen, jede nachfolgende Band müsse beinahe automatisch in punkto „Mitreißen des Publikums“ am Vergleich mit den GANGNAILS scheitern. Nicht so THE SILVER SHINE. Obgleich nur zu dritt auf der Bühne, nahm das sympathische ungarische Psychobilly/Rockabilly Trio die Hürde mit links. Taktisch klug und selbst in bester Stimmung wurde das noch immer von den GANGNAILS aufgeputschte Publikum sofort gepackt und gleich wieder mit eigenen Songs derart mitgerissen, dass THE SILVER SHINE den Besuchern erst gar keine Chance ließen, aus dem Feiern herauszukommen und sich ein wenig zu beruhigen. Großartig. Bisweilen hat es auch durchaus seine Vorteile, wenn auf der Bühne ein Bandwechsel beinahe ohne Pause vollzogen wird. Und wenn sich die gerade auftretenden Musiker noch dazu so spielerisch blind verstehen wie

Krista Kat und Ati Edge im vorliegenden Fall und man ihnen deutlich anmerkt, wie viel Spaß und Freude sie zum Set mitbringen, dann kann man gar nicht anders, als selbst mitzujubeln, mitzugröhlen und mitzufeiern. Ich kann nur jedem Leser raten, sollte sich die Gelegenheit ergeben, THE SILVER SHINE live zu sehen, dann unbedingt hinzugehen.

The Silver Shine, verstehen sich ‚spielend’ blind und haben auch noch tierischen Spaß dabei.

Nach einem kurzen „nachbereitenden Plaudern“ mit dem ungarischen Trio hieß es dann auch schon Bühnenwechsel und rasch hinüber zur „Fabulous Lucky Hazzard Stage“ von Ivo Rafan Traxmandl. Die ROCKET DOGZ hatten mir am Freitagabend den Tipp gegeben, mir am Samstag im Lucky Hazzard unbedingt THE TWISTED ROD (Rock’n’Roll/Rockabilly, CZ) und SLAPDASH (Neo-Rockabilly, CZ) anzusehen. Und im Nachhinein bin ich ihnen dankbar für diesen Tipp. Es wäre echt schade gewesen, hätte ich diese beiden, mir bis dato unbekannten, Bands versäumt. Zwar war das Lucky Hazzard Zelt zu diesem Zeitpunkt nur etwa halb gefüllt, aber dennoch waren beide Bands in der

Lage, ordentlich Stimmung ins Publikum zu bringen. Resümierend kann ich sagen, dass ich hoffe, von beiden Bands in Zukunft mehr zu hören, und dass ich auf jeden Fall am Mighty 2014 wieder auf der Matte stehen werde, sollten THE TWISTED ROD und SLAPDASH wieder am Start sein. Und danke an die ROCKET DOGZ für diesen Tipp – Sometimes it pays to follow recommendations from friends.

The Twisted Rod brachten auch in ein halbvolles Zelt ordentlich gute Stimmung rein. Picture © by Pavel Moser.

Stress“ pur. Nach SLAPDASH hieß es, flott und kurz in die Monster Zone (DJ Area) zu schauen, da dort gerade Psychobilly aus der Dose angesagt war – quasi um sich kurz zu sammeln und ein wenig runter zu kommen; ich denke, ich bin nicht der Einzige, der von Live Musik einfach permanent enorm angetrieben wird. Da braucht es zwischendurch einfach ein wenig Steckdosenmusik, um den „Begeisterungskollaps“ zu vermeiden. Nach dieser kurzen Verschnaufpause ging es jedoch gleich wieder zurück zur Jan Zizka Bühne, eine der beiden Hauptbühnen, es war nämlich höchste Zeit für mein persönliches Highlight des Samstags…

BANANE METALIK mit ihrem, wie ich finde, einzigartigen Gore’n’Roll. Als ich zum Backstage Bereich kam, waren die, was ihre Bühnenoptik gar nicht vermuten ließe, sehr sympathischen Jungs aus Frankreich schon alle in voller Maske und harrten ihres Auftrittes. So blieb nur kurz Zeit, mit ihnen zu plaudern, sie nach ihrer Befindlichkeit zu fragen und sich von ihnen bestätigen zu lassen, wie begeistert sie von der Betreuung, der Planung und vom Mighty Sounds an sich waren. Dann ging es auch schon los. Nun weiß ich, über Geschmack lässt sich streiten und Gore’n’Roll mag nicht jedermanns Sache sein, zu viel Blut und Gedärme für manchen, ich für meinen Teil war wieder einmal schwerst begeistert, gleichermaßen von der Musik wie auch von der Show.
Unglaublich geil, wie die Franzosen abgingen! Der Sound von BANANE METALIK ging nicht nur voll ins Gedärm – wie passend und vielleicht sogar erwünscht von der Band – sondern gleichzeitig auch voll in die Psychobilly-Beine. Ganz unwillkürlich fing man an, mitzuwippen, und ertappte sich dabei, wie man im Takt nickend sehr zufrieden über das ganze Gesicht grinste… Und wie ich feststellen konnte, ging es nicht nur mir so, auch das zahlreiche Publikum (ein Headliner ist eben ein Headliner) war schwerst begeistert und ging voll ab. HELL YEAH, das war Festival-Samstagabend, das war Vollgas-Party, das war ROKKEN ROIH like hell! Spitzenmäßige Unterhaltung in Blutkultur! Guys, it was really Nice To Meat You!! And thx a lot for the bloody drumstick! 😉
Aus einem mir bis dato noch immer unerfindlichen Grund war leider der Pressegraben gesperrt (überhebliches Management?), weshalb ich zwar hinein durfte – die Jungs von der V.A.N. Security Group kennen mich mittlerweile über die Jahre bestens und wussten, dass ich weder etwas „anstellen“ noch selbst ein professionelles Foto schießen würde – aber allen Fotografen der Zutritt in den Pressegraben verweigert wurde. Deshalb müsst Ihr Euch an dieser Stelle leider mit einem Backstage-Foto und zwei „Sideshots“ zufrieden geben… Schade! Denn die Show von BANANE METALIK hätte es mehr als verdient, auch bildlich gewürdigt zu werden, mein Wort darauf!

Banane Metalik, sehr sympathische Jungs aus Frankreich mit einer Mörder Show.

Samstag war bandmäßig echt ein Großkampftag: Unmittelbar nach dem BANANE METALIK Gig blieb gerade noch Zeit, um kurz zu plaudern, mich für den „Bloody Drumstick“ zu bedanken und ein gemeinsames Bild mit BANANE METALIK und Jarda, Jaroslav Sturma, meinem „favourite personal security“, zu machen – an dieser Stelle einen Gruß an die gesamte Mannschaft der V.A.N. Security Group, Ihr habt dieses Jahr wieder einen ganz hervorragenden Job gemacht! – und schon hieß es, auf schnellstem Wege wieder zurück zu kehren zur Lucky Hazzard Stage. Dort hatten sich auf der Bühne schon die SEWER RATS aus Köln eingefunden, die ich keinesfalls versäumen wollte. Zu Recht: Mit ihrer erfreulich erfrischenden Mischung aus Punk, Rockabilly und Rock’n’Roll und ihrer heftigen, alle Grenzen verachtenden und die eigene Gesundheit ignorierenden Vollgas-Liveshow hatten sie mich – und wie ich meine, das ganze Zelt-Publikum – sofort auf ihrer Seite. Herrlich anzusehen, wie die Jungs „ohne Rücksicht auf Leib und Leben“ (wie es so schön heißt) einen Kracher nach dem Anderen losließen und so richtig Party ohne Ende machten. Ich habe die SEWER RATS das erste Mal live gesehen, zugegeben, aber die Jungs haben mich am Mighty Sounds dermaßen überzeugt, dass ich sie mir sicher jederzeit gerne wieder ansehen werde. Ein fettes ROKKEN ROIH nach Köln!

Leider habe ich kein Foto gefunden, dass aussagekräftig genug Tempo und Stimmung der Show der Sewer Rats widergeben könnte, daher habe ich es hier mal mit einem Standbild von ihrem Tour-Tagebuch-Video versucht. Dementsprechend ist leider die Qualität, SORRY! Video-Still © by The Sewer Rats.

Nach den SEWER RATS hieß es erstmal, den ausgelaugten Körper zu stärken und einen kleinen Mitternachtssnack zu sich zu nehmen. Schließlich galt es, sich noch einmal aufzuraffen, um eine weitere Band zu feiern. Für mich die absolut positive Überraschung des ganzen Festivals: Die MOONSHINE HOWLERS! Und zwar deshalb, weil sie im Programm des Mighty Sounds simple mit Country angekündigt sind… Vielleicht hätte ich mich im Vorfeld schon ein wenig schlau machen sollen, da ich im Normalfall mit klassischem Country überhaupt nix anfangen kann, aber ich dachte, da in dem Fall einige Freunde von tschechischen Bands dabei sind, die ich sehr schätze (wie etwa Ivo Rafan Traxmandl von den QUEENS OF EVERYTHING, in dem Fall am Banjo, oder Adam Schiller von den ROCKET DOGZ am Kontrabass), könne ja nicht viel schief gehen und ich würde mir halt eben mal eine Stunde Country gönnen. Hätte ich jedoch auf die Band-Info der MOONSHINE HOWLERS auf Facebook gesehen, wäre mir sicher aufgefallen, dass dort als Musikstil „Outlaw Country“ steht, und dann wäre mir wahrscheinlich klar gewesen, dass das mit klassischem Country eher wenig zu tun haben würde. So war ich jedenfalls zutiefst positiv überrascht und begeistert vom Gig der MOONSHINE HOWLERS, da ich ihren Stil dann frei doch eher mit „Outlaw Country-Billy from Hell with Double Bass and Punk Attitudes“ bezeichnen würde – und das ist ein Ding genau nach meinem Geschmack! Da zuckt sofort das Knie mit, man kann gar nicht anders, als abzufeiern und immer wieder laut begeistert „JAWOOOOOHL! ROKKEN ROIH!“ zu rufen, selbst die Violine passt hier hervorragend dazu und brachte zusammen mit Rafan am Banjo so richtig verpunktes Hillbilly-Feeling auf – na ja, und auf die Banjo-Solos von Rafan steh ich sowieso, Hell Yeah! Ich hoffe und würde es den MOONSHINE HOWLERS sehr gönnen, wenn sie mit ihrem Outlaw Country (-Punkabilly, Ergänzung des Autoren *g*) irgendwann auch über die tschechischen Landesgrenzen hinaus bekannt würden! – Mylady and Guys, you rock!

Für mich die positivste Überraschung des ganzen Festivals… The Moonshine Howlers mit ihrem Outlaw Country! Pictures © by Vojta Florian

Von den MOONSHINE HOWLERS dermaßen aufgeputscht und nach deren Gig in absoluter Feierstimmung, gab es natürlich für mich noch kein Ende des Abends. Das Ganze musste unbedingt mit allen tschechischen Freunden im Bandbierzelt nachgefeiert werden. – Und dort ging im wahrsten Sinne des Wortes die Party-Post ab LIKE HELL. Es waren in der Samstagnach so gegen 02:30h morgens eigentlich alle Bands der letzten beiden Tage im Bandbierzelt vertreten – und schon einige Partien, die noch auf ihren Auftritt am Sonntag harrten, aber deshalb nicht weniger feierten – und die Stimmung war, wie ich meine aufgrund der zwei so erfolgreichen vergangenen Konzerttage, ausgelassen bis zum Abwinken. Es wurde bei bunt durchmischter DJ-Musik abgetanzt, dass der Holzboden nur so zitterte und die Bier-Zapfsäule knapp einen halben Meter links und rechts schwankte! Der tapfere Schankbursche dürfte Derartiges jedoch schon öfter erlebt haben und ging automatisch mit dem Bierbecher den Weg des Zapfhahnes mit, was zur Folge hatte, dass ich bei einem halbvollen Becher in der Hand nach oben(!) mehr Bier verschüttete als der Schankprofi beim Einschenken. Für diesen Teil der Nacht kann wahrhaft nur ein Satz wirklich bezeichnend sein: Die Szene feierte sich selbst wie Hölle – sehr schön, dass ich da dabei war! 😉 Dass dieses Abfeiern bis weit in den frühen Morgen hinein dauerte und man erst bei Tagesanbruch ins Zeltlager kam, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen, oder?

Damit war der Sonntag auch anfangs ein wenig „schaumgebremst“, ganz klar. Ab ca. 11h war es dann unter der knallenden Sonne im Zelt doch nicht mehr auszuhalten, an Schlaf war in Anbetracht der Uhrzeit ohnehin nicht zu denken. Daher wurde erst einmal mit den ganzen Lagergenossen gemütlich und in Ruhe ein Kaffee zu sich genommen und dann neuerlich, kurz nach Mittag war es wieder mal, auf das Festivalareal geschaut, um einige Freunde zu treffen – es waren ja neben meinen drei Reisebegleitern Peter, Flash und Werner auch noch einige andere Mitglieder der Army of Zombies erschienen, ich grüße an dieser Stelle „Maria Pfarr“ und Weimar an der Lahn. Miteinander schmeckt das Sonntagsbier einfach besser. Auch wenn man aufgrund der mittlerweile doch schon lange andauernden, beinahe durchgehenden Feierei anscheinend schon ein wenig Schwierigkeiten hat, pünktlich zu allen vereinbarten Terminen an Ort und Stelle zu sein, da die Knochen dann doch schon etwas müde sind. Aus diesem Grund hatte ich auch beschlossen, am Sonntag das bewusste Hören/Ansehen der Live-Gigs ein wenig runterzuschrauben und stattdessen mehr auf die „Bierseligkeit“ in den diversen Zelten vor und hinter den Bühnen zu setzen. So sah ich mir am Sonntagnachmittag nur eine Band an, doch die hatte es gleich wieder gehörig in sich. THE QUEENS OF EVERYTHING mit ihrem „Horns Driven Rock’n’Roll“ (Eigendefinition der Band), quasi eine Mischung irgendwo aus Ska/Ska-Einschlag, Punkrock und Rock’n’Roll, musste ich mir einfach gönnen. Und ich muss sagen, das hat mir gut getan: Selbst zur nachmittäglichen Stunde an einem Sonntag(!) schafften es die QUEENS OF EVERYTHING mit ihrer Musik und Bühnenpräsenz, in mir eine heiter bis sonnige Stimmung aufkommen zu lassen und mich, ja beinahe „dämlich zufrieden“, breit grinsend in der ersten Reihe stehen zu sehen. Spätestens ab dem dritten Song war es dann auch so weit, dass ich den neben mir stehenden Flash bitten musste, aufgrund meiner Begeisterung an meiner Stelle ein lautes „ROKKEN ROIH!“ in Richtung Bühne zu schreien (Und das will was heißen!), da ich meine Stimme anscheinend bei der Bandbierparty am Vorabend irgendwo vergessen hatte. Obgleich ich im Vorjahr noch nicht zu hundert Prozent von ihnen begeistert war, konnten mich die QUEENS OF EVERYTHING 2013 definitiv absolut überzeugen.

Die Queens Of Everything schafften es sogar, mich am Mighty Sonntagnachmittag in heiter-ausgelassene Stimmung zu versetzen. Picture © by Michal Vaclavik.

Nach dem Konzert der QUEENS OF EVERYTHING – wie gesagt, die Knochen waren doch schon etwas müde, da der Sonntag ja, die Pre-Party am Donnerstag miteingerechnet, schon der vierte Tag war, an dem es zu feiern galt – beschloss ich, erstmal noch einen spätnachmittäglichen Happen der leckeren Böhmischen Küche zu genießen und dann erst mal in Ruhe im Bandbierzelt abzusitzen, zumal in den nächsten zwei bis drei Stunden ohnehin keine Bands am Plan standen, die ich unbedingt sehen musste. Für mich war wichtig, spätestens kurz vor 22:00h wieder top motiviert und „frisch wie die junge FA“ auf der Matte der Lucky Hazzard Stage zu stehen, denn dann kam die Band, auf die ich mich schon das ganze Festival gefreut hatte: THE ROCKET DOGZ!

Nachdem ich ja über das ganze Wochenende schon des Öfteren mit Woody, Gegen und Junior, den drei sympathischen Psychobillies aus Prag, unterwegs war und wir das eine oder andere Bandbierchen zusammen hatten, war ich schon irrsinnig gespannt auf ihre Live Show. Das letzte Mal hatte ich THE ROCKET DOGZ vor etwas mehr als einem halben Jahr live beim BZFOS Unholy Xmess Jamboree in Wien gesehen und war schon damals begeistert über den Orkan, den drei Menschen auf ein Publikum loslassen können. Als ich kurz vor 22h also zur Lucky Hazzard Stage kam, war das Zelt schon zum Bersten voll; nicht umsonst sind THE ROCKET DOGZ meiner Meinung nach derzeit Tschechiens beste und schärfste Psychobilly-Partie. Und das zahlreiche Publikum im Zelt wusste zu Recht, warum. Dann ging es los wie eine Rakete, und eine wahrhaft grandiose „Psychobilly-Hölle“ brach über das Auditorium herein. Einfach unglaublich, wie die drei Jungs Gas geben! Gegenüber ihrem Gig beim Jamboree hatten sie nochmal ein hochenergetisches Tempo-Scheit ins Psychobilly-Feuer geworfen, dass die Lucky Hazzard Stage und das ganze Zelt nur so erzitterten. Sofort und unmittelbar tobten die Fans, was Woody, Gegen und Junior nur zu noch mehr Vollgas veranlasste. Die Jungs gingen ab, so hab ich sie bis jetzt bei den vergangenen Konzerten noch nie erlebt. Jemand, der die ROCKET DOGZ nicht kennt, kann sich wahrscheinlich nur schwer vorstellen, dass drei Menschen so viel WELTKLASSE „Radau“ machen können… Und als dann irgendwann „Rebell Yell“ kam – derzeit meiner Meinung nach bei Weitem das beste Cover des Billy Idol-Krachers, das ich kenne – gingen bei mir sowieso vor lauter Begeisterung quasi die „Reporter-Lichter“ aus und das „private Knie“ zuckte LIKE HELL! Sehr geile Show, sehr geile Songs, unglaublich mitreißende, packende Bühnenpräsenz!!! Congrats and bloody greetings, my friends! Für mich – neben Creepshow, Banane Metalik und Mad Sin – sicherlich eines der Top Highlights am Festival und somit jedem nur schwerst zu empfehlen!

Unglaublich, wie die Rocket Dogz abgingen wie Hölle. Ein Festival-Highlight!

Irgendwann später fragte ich Woody im Bandbierzelt, was da grad vorher passiert sei, wie das zu erklären sei aus Sicht der Band, dass ein wahrhaft gewaltig furioses Psychobilly-Gewitter über die Fans hereingebrochen ist, wie das gehe… Woody grinste mich nur an und meinte in etwa: „Boah, Idon’t know… It was just like a massive rush and we had so much fun on stage… Great audience, great atmosphere… I don’t know… We just played ‘as normal’…“ – Na klar, „as normal“… Das hab ich nur zu gut aus erster Reihe mitbekommen! 😉

Nach den ROCKET DOGZ war ein sofortiger Wechsel zur Jan Zizka Stage angesagt, wo als Stage Closing Highlight des Festivals die Psychobilly-Urgesteine MAD SIN angesagt waren. Nun weiß man aus Erfahrung, dass gerade bei MAD SIN es durchaus auch mal passieren kann, dass sie einen weniger perfekten Tag erwischen, weshalb man im Vorfeld nie sicher sein kann, eine geile Show zu erleben… Dem Psychobilly-Gott sei Dank war es jedoch an diesem Abend bei Weitem nicht so. Schon als Köfte vor dem Auftritt hinter der Bühne zu mir meinte: „Großartiger Abend heute, nich’ wahr!?“ und Valle, der Kontrabassist anfügte: „Wollen mal sehen, ob heute nicht der 160er fällt!“, zur Erklärung, 160 bpm (beats per minute) sind am Kontrabass auch im Psychobilly-Bereich durchaus eine beachtliche Leistung, wusste ich, die Jungs waren heute gut drauf und es könne bei der Show wohl nur wenig schief gehen. So war es dann auch: MAD SIN zeigten sich spiel- und partyfreudig auf der Bühne, ließen einen Kracher nach dem anderen ab und hatten sichtlich selber Spaß daran, sonntagnachts in Tabor in Tschechien aufzutreten. Das merkten sicherlich auch die Zuschauermassen, die sich vor der Bühne trotz später Stunde versammelt hatten, denn das ganze Konzert glich einem einzigen Volksfest. Schön, wenn man von MAD SIN eine gute Show erlebt und so die ganzen Kritiker und Unken Lügen strafen kann! Respekt und Gruß an Köfte, Valle und die Jungs, war eine geile Show!

Mad Sin straften ihre Kritiker Lügen und boten eine ausgezeichnete Live-Show.

Dass nach den beiden absolut großartigen Konzerten von den ROCKET DOGZ und MAD SIN ans Schlafen gehen nicht zu denken war, versteht sich von selbst. Also wurde erst noch im Bandbierzelt ordentlich „Festivalschluss“ gefeiert, ehe es bis in die frühen Morgenstunden hinein (als gäbe es kein Morgen, mit Heimreise und so weiter!) noch ins Rude Boy Zelt ging, um bei Musik vom Plattenteller die letzten Vorräte an Budweiser zu vernichten. — Am Montagmittag traten wir, alle infolge der Abschiedsparty im Rude Boy Zelt nicht sonderlich frisch, die Heimreise nach Wien an. Mein Gruß und Dank geht zu allererst an Chris und die Jungs vom Amboss für das Ermöglichen dieses “Familienurlaubsberichtes”, an Peter Hartmann, Vojta Florian, Pavel Moser und Michal Vaclavik für die wie immer erstklassigen Fotos und an Kay Natush und Vitek Cernik für die ausgezeichnete Betreuung vor Ort! Wir sehen uns garantiert im nächsten Jahr beim 10-Jahres-Jubiläum des Mighty Sounds!

ROKKEN ROIH und Cheers aus Wien!
Ludwig

Bonuszuckerl:
Bei einem derart reichhaltigen Angebot wie am Mighty Sounds – ich spreche hier von 110 Bands auf vier Bühnen, die an drei Tagen und Nächten permanent simultan bespielt wurden – ist es auch dem flinkesten Fuß unter den fleißigsten Schreiberlingen absolut unmöglich, alle sehenswerten Konzerte zu erwischen. Daher haben wir uns heuer für Euch überlegt, uns die Konzerte (nach Möglichkeit bewusst den persönlichen Vorlieben entsprechend) irgendwie aufzuteilen, um so ein möglichst breit gefächertes Band-Spektrum für Euch abdecken zu können. Hiermit präsentiere ich… die… (Der geneigte Leser stelle sich nun bitte Fanfaren vor, er höre an dieser Stelle „Engels Trompeten und Teufels Posaunen“!) „Gastbeiträge der Familie“!

Während ich meine Aufmerksamkeit – was für eine Überraschung – auf den „Billy“-Bereich richtete (ihr wisst schon, alle Spielarten, von klassischem Rock’n’Roll angefangen, über Rockabilly, Neo-Rockabilly, Psychobilly, Punkabilly bis hin zu Punk’n’Roll und Gore’n’Roll… schlicht und einfach „Billy“ eben.), hat sich mein Fotograf und Co-Autor Peter Hartmann am Mighty Sounds 2013 vornehmlich um die klassisch-härteren Partien und Punkbands gekümmert, hier seine persönlichen Highlights:

Das Mighty Sounds 2013 liegt schon einige Zeit hinter uns, jedoch erinnert man sich, als wär es gestern gewesen. Super Musik, super Bands und ein super Publikum. Es gab viele Highlights, und wir könnten noch mehr schreiben, als es bisher getan wurde, doch möchte ich nun meine Eindrücke vom Festival festhalten. Es war ein Festival für die Fans, und es gab nicht eine Band, die nicht den Kontakt mit den Fans gesucht hat.
Schon am Freitagabend haben THE SUBWAYS das Publikum mit einer unglaublichen Energie in ihren Bann gezogen, wie ich es mir nicht vorstellen hätte können. Charlotte Cooper, die Bassistin, war wie ein Wirbelwind, der es nicht geschafft hat, einmal ruhig zu stehen, und auch Billy Lunn konnte nicht widerstehen, sich ins Publikum fallen zu lassen.

Charlotte Cooper von den Subways ging auf der Bühne ab wie ein Wirbelwind.

Auch die alten Herren von den UK SUBS standen den Jungen in nichts nach und haben am Samstag eine Punkshow wie aus guten, alten Zeiten zum Besten gegeben, sofern ich das mit meinen jungen Jahren behaupten darf.

Die UK Subs mit einer Punkshow wie aus guten, alten Zeiten.

Auch PETER AND THE TEST TUBE BABIES haben eine, für ihr Alter beachtliche, fünfzigminütige Show ohne Pause geboten, was ihnen das Publikum im Zelt auch sichtlich dankte. Allerdings war für PETER die mitteleuropäische Zeit ungewohnt, was zur Folge hatte, dass er seine Uhr nicht umstellte und den Auftritt somit fast verschlafen hätte. –

Während auf der etwas kleineren Bühne der Jan Rohac Stage sogar so bekannte Acts wie BOB WAYNE oder eben auch PETER AND THE TEST TUBE BABIES spielten, gab es eine junge Garage Band aus der Schweiz, die locker gezeigt haben, dass sie sich auch auf der großen Bühne beweisen können. Die DELILAHS haben eine energiegeladene Show dargeboten und hatten den einen oder anderen Punkklassiker in petto.

Zu den älteren Herren kann man wohl ebenfalls auch schon die Punkrocker von ANTI FLAG zählen, die das letzte Konzert ihrer Europa-Tour (anlässlich des zwanzigjährigen Bandbestehens) am Mighty Sounds spielten. Von Anfang waren die Jungs außer Kontrolle, man hat ihnen angesehen, dass sie Spaß haben und die Show genießen. Nicht nur die Band kam auf ihre Kosten, auch ihr Tontechniker durfte an der Show teilhaben und von der Menge zur Bühne und wieder zurück getragen werden. Die anfangs im Artikel bereits erwähnte Nähe zum Publikum zeigte sich bei diesem Auftritt noch mal deutlich. Und somit gab es nicht nur Stage Diving von Chris Barker, nein, auch das Schlagzeug wurde während der Show mitten in der Publikumsmenge aufgebaut und für zwei Songs dort auch gespielt. Zum Ende der Show sind ANTI FLAG runter von der Bühne und haben fleißig Autogramme verteilt und den einen oder anderen Fan mit backstage genommen.

Anti Flag nahmen den Begriff Publikumsnähe beim Gig sehr ernst und hatten deutlich Spaß daran.

Auch SUICIDAL TENDENCIES zeigten keine Berührungsängste zu ihren Fans: Zwar haben sie niemanden mit backstage genommen, aber dafür haben sie gut dreißig Fans auf die Bühne geholt, um mit ihnen am letzten Abend noch einmal so richtig Vollgas zu geben.

Suicidal Tendencies standen sichtlich drauf, Zuschauer auf die Bühne zu holen und die Show im Bad der Menge fortzusetzen.

[Peter Hartmann]

Unser Reisebegleiter und treues AoZ-Member Daniel „Flash“ Freithofer war, warum auch, immer, aber Rock’n’Roll-Gott sei Dank, ein wenig frischer und motivierter als ich selbst und hat es tatsächlich geschafft, sich BOB WAYNE im Zirkuszelt anzuhören, während ich mich auf das Bandbierzelt „reduzierte“, und hat seine Eindrücke von diesem Konzert für Euch festgehalten: Von tschechischem Bier und der Erinnerung an das grandiose Konzert einige Wochen zuvor in Wien angetrieben, fand ich mich viel zu früh im Zirkuszelt der Jan Roháč Stage ein, um keinesfalls etwas von BOB WAYNE AND THE OUTLAW CARNIES zu verpassen. Und auch diesmal wurde ich alles Andere als enttäuscht. Auch wenn das Set festivalbedingt natürlich nicht extrem lang ausfiel, war am Auftritt ansonsten nichts auszusetzen. Das grandiose Rock’n’Roll-Hillbilly Feeling, das BOB WAYNE durch Musik und Bühnenpräsenz ausdrückt, kam völlig zur Geltung. Trotz, oder vielleicht gerade wegen, des starken Countryflairs der Performance ging es innerhalb kürzester Zeit rund im Publikum. Die Band gab einen Querschnitt ihrer besten Songs, egal, ob ruhig oder mit stampfendem Drive, und mit der immer noch vorherrschenden Hitze kam durchaus eine schöne Südstaatenstimmung zu Tragen. Ein durchaus verstörender und gleichzeitig erheiternder Moment war, als ich Bob hinter der Bühne die Hand gab, um ihm zu dem enorm gelungenen Auftritt zu gratulieren, und er mich zuerst mit fast erschreckt aufgerissenen Augen ansah, bevor er doch ruhig „Danke!“ sagte und weiter gen Bierzelt ging. Ich nehme an, der Leitsatz „Everything’s legal in Alabama!” gilt wohl auch für seinen Tourbus…
[Daniel Freithofer]

Und schließlich und endlich – und das ist mir eine ganz besondere Ehre und Freude – hat sich unser Pressebetreuer Kay Natush bereit erklärt, für uns, oder besser für Euch, die SKA-Sektion des Festivals nicht aus den Augen zu lassen und Euch infolge auch daran ein wenig teilhaben zu lassen:

Es ist mir ein inneres Fest, in einem so ausführlichen Bericht einen kurzen Überblick über einen fundamentalen Teil des Mighty Sounds Festivals geben zu können. Es ist meiner Meinung nach das musikalisch am Besten zusammengestellte Festival, das ich je besuchen konnte. Die folgenden Zeilen sollen sich also mit den Genres Ska, Rocksteady und Reggae beschäftigen. Allein mit dem Line-Up der Ska-Bands am Freitag, dem ersten Tag des Festivals, hätte man sicher ein erstklassiges zweitägiges Ska-Festival organisieren können.

Bereits die Opener DISCOBALLS und GREEN SMATROLL aus der Tschechischen Republik haben jedem Ska-Liebhaber eine Freudenträne ins Auge zaubern können. Doch danach fing der eigentliche Marathon der Ska-Giganten erst so richtig an. Wer bis zu diesem Zeitpunkt stillgestanden hatte, sollte von nun an nicht mehr zur Ruhe kommen. Schon um 17:10h mischten SKARFACE aus Frankreich die tobende Masse ihrer Fans vor der Jan Hus Stage ordentlich auf. Für sie war es fast unmöglich, nur ein Bein am Boden zu lassen. Gefolgt von der 2Tone-Legende THE TOASTERS aus den USA, war das Publikum angehalten, Ausdauer zu beweisen. Parallel spielten auf der Jan Rohac Stage die unglaublichen THE TALKS aus England und auf der Jan Zizka Stage die Tschechischen Ska-Heros STO ZVIRAT, die wahrscheinlich bekannteste Ska-Band in ganz Tschechien. Um 20:00h kam das NEW YORK SKA JAZZ ENSEMBLE gemeinsam mit MR. T-BONE auf die Bühne. Mit ihrem perfekt gespielten Set überzeugten sie selbst jeden Ska-Kritiker von ihrem Können und zwangen ihn dazu, Maulaffen feil zu halten. Das ganze Gegenteil gaben die legendären BAD MANNERS zum Besten. Einige Musiker der Band fanden leider erst zur Hälfte des Konzertesauf die Bühne, und mir kam es so vor, als wenn Buster auch nicht seinen besten Tag erwischt hatte. Bei ihnen war an diesem Abend wohl der Wurm drin?!

Die Bad Manners hatten vielleicht nicht ganz ihren besten Tag erwischt. Picture © by Vojta Florian.

Beendet wurde der unglaubliche Festivalabend vom Reggae- und Dancehall-Prediger MACKA B, einem Mann der alten Schule. Die Tschechischen Ska-Kings FAST FOOD ORCHESTRA und DR. KARY holten auch noch die letzte Energie aus dem völlig begeisterten Publikum. Auch der Samstag wurde von einer erstklassigen Rocksteady-Band mit dem Namen THE STEADYTONES eröffnet. Sie gaben der Mittagshitze das richtige Flair. Wem das zu warm war, konnte sich entweder von dem übers Festivalgelände fahrenden Feuerwehrfahrzeug erfrischen oder sich im Zelt vor der Jan Rohac Stage von den Deutschen SPICY ROOTS in Tanzlaune bringen lassen. Um 17:00h wurde die Hitze langsam erträglicher und einer meiner diesjährigen Highlights ging auf die Bühne: JAYA THE CAT!

Jaya The Cat, im Reggae-Ska-Punk Bereich eines der Festival-Highlights. Picture © by Vojta Florian.

Eine weitere, mir bisher unbekannte, Tschechische Reggae/Dancehall-Band mit dem Namen UNITED FLAVOUR überzeugten nicht nur mich mit ihrer göttlichen Musik, und die feurige Sängerin brachte die Massen zum Ausflippen. Nach ihnen hatten alle Besucher des Mighty Sounds Festivals die Gelegenheit, einen jamaikanischen Rocksteady-Star der ersten Stunde aus den 60er Jahren zu bewundern, STRANGER COLE kam auf die Bühne. Seine alten Hymnen begeisterten nicht nur die Rude-Boys im Publikum, auch alle anderen waren wie verzaubert, denn es blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich in den Bann des Rocksteady´s ziehen zu lassen.

Stranger Cole, ein Mann der ersten Stunde verzauberte mit seinen Rocksteady-Hymnen. Picture © by Vojta Florian.

Der Tag sollte weiterhin voller Überraschungen stecken, denn kurz vor Mitternacht konnte ich zum ersten Mal ein Konzert der Ska-Punk-Cracks RANDOM HAND miterleben. Ich war überwältigt von ihrer unglaublich energetischen und knalligen Show. Zur gleichen Zeit brachte der Allstar DR. RING DING mit seiner Solo-Performance auf der Radio 1 Stage das Zelt so zum Kochen, dass es vor Feierwütigen fast aus allen Nähten platzte.

Am Sonntag eines so abwechslungsreichen Festivals lässt die eigene Energie oft langsam nach, was man vom Line-Up jedoch nicht behaupten konnte. Zur Mittagszeit sollte ein Tag voller Punk-Rock, Hardcore, Hip Hop, Reggae und Ska beginnen. Im Bereich Ska und Reggae wurde das Publikum vom Marley-Sohn KY-MANI MARLEY mit seiner erstklassigen Backingband verwöhnt. Des Weiteren brachten die polnischen VAVAMUFFIN auf der Jan Zizka Stage alle Dancehall-Freaks zum Ausrasten. Die Ska-Urgesteine POLEMIC aus der Slowakei versorgten alle Ska-Fans mit der richtigen Brise an Offbeats und ließen sie damit in den Sonnenuntergang skanken. Mein Highlight am Sonntag war SKINDRED. Die Engländer verzauberten ihr Publikum mit einer exzellenten, Kombination, einem musikalischen Spagat zwischen Reggae und Hardcore. Eigentlich unvorstellbar, aber diese Jungs wissen was sie tun. Ganz besonders der Sänger der Band, denn er duldete es nicht, dass auch nur eine Person im Publikum teilnahmslos herum stand.

Skindred überzeugten mit einem gekonnten Spagat zwischen Reggae und Hardcore. Picture © by Vojta Florian.

Selbstverständlich könnte ich jetzt noch über unzählige großartige Erlebnisse aus der Offbeatwelt beim Mighty Sounds Festival erzählen. Ich denke aber, das sollte doch eher jeder selbst herausfinden und im nächsten Jahr zum 10. Jubiläum des Mighty Sounds Festival seine eigenen Erfahrungen sammeln. In diesem Sinn…Wir sehen uns 2014!!!

[Kay Natush]