LIVEBERICHT

KNOCK OUT FESTIVAL 2011 :: Geballte Metalerfahrung

Livebericht vom Knock Out Festival 2011 – Karlsruhe, Europahalle – 10.12.2011
(Photos und Bericht von Stefan Thiel – www.stefan-thiel.info

„Süßer die Gitarren nie klingen“ wird sich so mancher Metalfan beim Anblick des Lineups für die vierte Ausgabe des Knock Out Festivals gesagt haben. Wie auch in den vergangenen Jahren (2005, 2008 und 2009) setzten die Organisatoren auf die traditionellen Vertreter des Metal-Universums. So wunderte es auch nicht, dass bei sechs Bands locker über 130 Jahre Bandgeschichte zusammen kamen.


Einzig Voodoo Circle, die Opener an diesem Dezember Abend, schienen mit ihren gerade einmal zwei Jahren Bandgeschichte aus dem Treffen der Heavy Metal Dinosaurier herauszustechen. Auf den zweiten Blick jedoch relativierte sich dies schnell, ist Voodoo Circle doch ein Projekt der altbekannten Serientäter Alex Beyrodt (Sinner), Mat Sinner (Sinner, Primal Fear) und David Readman (Pink Cream 69). Dementsprechend bekamen die Besucher auch soliden und sauber gespielten Hardrock geliefert, allerdings auch nicht viel mehr.


Bei Grave Digger kam dann schon etwas Wallung in die Menge. Wen wundert es,  in den gut dreißig Jahren seit Gründung haben die Gladbecker schon den ein oder anderen Hit abgeliefert. So durften in der Setlist Klassiker wie „Rebellion“, „The Last Supper“ und „Heavy Metal Breakdown“ nicht fehlen. Frontröhre Chris Boltendahl hat zwischenzeitlich zwar komplett weiße Haare bekommen, agierte aber immer noch genauso agil auf der Bühne wie in den Achtzigern.

Setlist Grave Digger
Scotland United
Hammer Of The Scots
Ballad Of A Hangman
The Last Supper
Excalibur
Highland Farewell
Rebellion (The Clans Are Marching)
Heavy Metal Breakdown


Die nachfolgenden Stratovarius hatten erst einmal mit Soundproblemen zu kämpfen, bei denen sicher der hauseigene Gremlin den Soundmenschen mal wieder in die Kabel gebissen hatte. Irgendwann hatten die finnischen Powermetaller aber doch vernünftigen Sound, um dann auch gleich mit einer schlechten Nachricht um die Ecke zu kommen. Für den langjährigen Drummer Jörg Michel war es die letzte Show auf deutschem Boden, bevor er Ende Januar endgültig aus der Band ausscheidet. Tränen wurden keine vergossen, dafür gab es einen amtlichen Auftritt der stilvoll mit „Hunting High And Low“ abgeschlossen wurde.

Setlist Stratovarius
Under Flaming Skies
Eagleheart
Deep Unknown
Speed Of Light
The Kiss Of Judas
Darkest Hours
Winter Skies
Black Diamond
Hunting High And Low


Mit Dragonforce enterte nun eine Band die Bühne in der Europahalle, die nach ihrem Auftritt mit Sicherheit komplett unter ein Sauerstoffzelt musste. Posing vom feinsten und ein Hin- und Hergerenne auf der Bühne, dass jeder Langstreckenläufer neidisch wurde, boten schon einmal die optische Vollbedienung. Aber auch technisch sind die Engländer, insbesondere die Saitenfraktion, eine Bank. Vielleicht war es einigen im Publikum zu schnell, denn Dragonforce wurden bei weiten nicht so abgefeiert wie sie es eigentlich verdient hätten.

Setlist Dragonforce
Heroes Of Our Time
Operation Ground And Pound
Cry Thunder
My Spirit Will Go On
Lost Fallen World
The Last Journey Home
Through The Fire And Flames
In der nun folgenden Umbaupause wurden zwei Epiphone Firebird Gitarren an den Gewinner eines Preisausschreibens des Heavy Magazins und einen glücklichen VIP-Ticket Inhaber vergeben. Was danach kam, hätte man sich allerdings sparen können, Radiocomedian Boris Meinzer, alias „Der Dummfrager“ hatte einen Überraschungsauftritt. Garniert mit ein paar launigen Ansagen wurden einige seiner Radiosketche den  perplexen Metalheads vorgespielt. So etwas kann zwar durchaus funktionieren wie Bülent Ceylan auf dem Summer Breeze und in  Wacken gezeigt hat, da sind aber auch gute Ideen und Niveau seitens des Comedians vorhanden. Beim Knock Out Festival nahmen glücklicherweise irgendwann die Buhrufe überhand und nachdem massiert Trinkbecher gen Bühne flogen, fand dieses flache Schauspiel glücklicherweise auch bald ein Ende.


Nur böse Zungen würden behaupten, dass es eine kleine Racheaktion am Publikum war, dass die Co-Headliner Saxon im Anschluss an den Dummfrager mit einer bestialischen Lautstärke starteten. Wahrscheinlich war es nur der bereits erwähnte Ton-Gremlin der hier seine Krallen im Spiel hatte, denn irgendwann hatten die Vertreter des NWOBHM wieder eine vernünftige Lautstärke.

Mit 35 Jahren Bühnenerfahrung gab es natürlich auch beim Auftritt  der Engländer nichts besonderes mehr zu vermelden, außer dass der gute Biff konditionell etwas angeschlagen wirkte.  Hits wie „Rock The Nations“, „Solid Ball Of Rock“ und „Denim And Leather“ runterspielen, die eh schon angeheizte Menge noch ein bisschen motiveren klappte allerdings problemlos.

Setlist Saxon
Heavy Metal Thunder
Hammer Of The Gods
Never Surrender
Chasing The Bullet
Motorcycle Man
Back In ’79
Solid Ball Of Rock
To Hell And Back Again
Call To Arms
Rock The Nations
Drum Solo
Demon Sweeney Todd
Denim And Leather
Power And The Glory
Wheels Of Steel
Princess Of The Night


Wer jetzt ging hatte selber Schuld und verpasste die grandios aufspielenden Blind Guardian. Neben ein paar Vertretern aus dem aktuellen Album „At The Edge Of Time“ wurde mächtig in der Discografie gewühlt und einige Perlen zu Tage gefördert. „Majesty“, „Bright Eyes“, „Lord Of The Rings“ und natürlich beide Teile des frenetisch mitgesungenen „Bard’s Song“ ließen keine Wünsche mehr offen. Beide Daumen hoch für die Krefelder, die eine echt gute Show abgeliefert haben.

Setlist Blind Guardian
Sacred Worlds
Welcome To Dying
Nightfall
Time Stands Still
Turn The Page
Majesty
Bright Eyes
Ride Into Obsession
Lord Of The Rings
Valhalla
Tanelorn (Into The Void)
Imaginations From The Other Side
The Bard’s Song – In The Forest
The Bard’s Song – The Hobbit
Mirror Mirror

Bezüglich der Organisation muss man anmerken, dass der Veranstalter tatsächlich aus der Kritik der Vergangenheit gelernt hat und es z.B. bei den Bier- und Essensständen signifikante Änderungen gab. Die langen Schlangen des letzten Jahres waren, vermutllich dank neuem Betreiber,  passé. Die Eingangssituation wurde auch entzerrt, so dass auch hier kaum Wartezeiten anfielen. Warum es allerdings unterschiedlich bepreiste Tickets für Steh- und Sitzplätze gab, bleibt nachwievor ein Rätsel, da beide Bereiche nicht voneinander getrennt wurden (www.knockout-festival.de).